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haben, noch eine Menge Irrthümer aus der Schrift. widerlegen. Das könnte freilich geschehen. Allein wäre es gut? Immer bliebe doch das Bekenntniß nur temporell; immer würden Mängel zum Vorschein kommen, und die Nachkommen wenigstens, wenn auch nicht die Mitwelt (wiewohl das noch sehr zweifelhaft wäre) würden Unrichtiges, Schwans kendes, Ueberflüssiges eben so gut finden, als man es in der Augsburgischen Confession gefunden haben will. Man würde dann eben so gut zum Aeußers sten der Buchstabenverehrung, als zur Verachtung des Bekenntnisses gelangen; es würden sich viele Streitigkeiten entspinnen; es würden für neue Kes hereien und Secten keine Bestimmungen darin liegen.

Dazu fragt es sich: wer sollte ein sol ches Bekenntniß machen? Viele der jezigen Theologen gehören entgegengesezten Parteien an. Manche schwanken zwischen beiden, bilden aber öfters durch eine seltsame Mischung des Wahren und Falschen eine dritte, wenn gleich weniger charakteristische Partei. Wenn nun ein Bekenntniß von einer Partei gefertigt werden könnte, so würde es nicht nur den andern Theilen nicht gefallen, sondern vielleicht neue Spaltungen und neue Kirchen erzeugen. Ein Bekenntniß aber, das keiner Partei widerspräche, würde so mager ausfallen, daß man, wo nicht alles positive Christenthum daraus verwischt sehen müßte, doch, wie Harms irgendwo zu behaupten wagte, die Lehren, welche

alle Protestanten allgemein bekennen, auf eis nen Nagel am Finger schreiben könnte. Diese harte Rede zeugt, wie weit man von der Wahrheit abirren kann, wenn man nicht an der heiligen Schrift mit Glauben festhält.

Ferner: wer sollte einem neuen Bes kenntniß Achtung verschaffen? Schon die Concordienformel schuf statt Eintracht Zwietracht, und wurde von mehreren Fürsten und Städe ten nicht angenommen. Wie würde es heut zu Lage gehen, wo die kirchlichen Angelegenheiten der Protestanten in jedem Staate besonders betrachtet und geordnet werden, wo die Theologen nicht mehr die politische Wichtigkeit haben, die sie im Zeitalter der Kirchenverbesserung erhielten, wo öfters die Consistorien, die jeßt die oberste Kir: chenbehörde eines Landes ausmachen, in ihren Ansichten unter sich sehr verschieden, oder aus unglei chen Kräften zusammengesezt sind, oder mit dem gelehrten Stande der Theologen, oder mit der prak tischen Geistlichkeit im Widerspruche stehen können? Wo kein kirchliches Band die geistlichen Behörden in Deutschland vereinigt?

Oder sollte jedes Reich für sich ein Bekenntniß entwerfen lassen? Etwa auf den Ges neralsynoden? Allein die protestantische Kirche ist. nicht an politische Verhältnisse gebunden; sie ist im Staate, aber hört nicht auf, wenn der Staat aufhört, so wenig als sie durch den Staat hervorges gerufen ist. Wie entwürdigend wäre es für den

Protestantismus, wenn er seinen Namen von einem besonderen Staate entlehnte! Wie unzählig würz den die Spaltungen werden! Wie groß wäre die Gefahr, im Strome der Zeit kirchlich unterzugehen!

Mit einem neuen Bekenntniß wäre mithin nichts zu gewinnen, aber sehr viel zu verlieren.

Schon daraus würde sich die Nothwendigkeit ergeben, daß wir bei der Augsburgischen Confess sion bleiben, weil, wie oben dargethan worden, eine äußere Kirche ohne ein Bekenntniß nicht bes stehen kann. Allein wir haben Gründe genug, aus denen sich ergiebt, daß wir stolz seyn dürfen, die Augsburgische Confession behalten zu können, und daß wir fast thörigt wären, wenn wir sie zu vertauschen wagten.

Alle Bücher, an die sich große Erinnerungen knüpfen, haben größeren Werth, als ohne dieselben. Nun ist die Augsburgische Confession die erste Bekenntnißschrift und älteste öffentliche Urkunde des Glaubens der Protestanten; sie ist sowohl durch die Geschichte der Kirchenverbesserung, d.i. durch die ganze Geschichte der neueren Jahrhunderte, als durch ihren merkwürdigen Inhalt welthistorisch geworden; sie ist die Grundlage der wichtigs sten Friedensschlüsse und Religions edicte für die Protestanten; sie ist der in der ganzen christlichen Welt gefeßlich und geschichtlich aners kannte Name für die deutschen Bekenner. Buch, und wenn es von Männern geschrieben würs

Kein

de, die in Gelehrsamkeit Luther'n und Melanchthon weit überstrahlen könnten, würde diese Anerkennung und diesen Werth von nun an finden, und sich viel weniger als die Confession im Struz del einer mehr unkirchlichen, als kirchlichen Zeit erhalten. Und was würden in der Hauptsache die jezigen Gelehrten Anderes bringen, wenn sie wirks lich etwas Gutes brächten, als dieselben Grundwahrheiten der Augsburgischen Confession? Denn die christliche Wahrheit ist ewig dieselbe; sie kann keinem Zeitalter besonders vorbehalten seyn, auch keinem besondern Stande. Sonst wäre das Christenthum keine Universalreligion; auch müßte die Bibel nicht Geschichte enthalten und oft in Gleichnissen reden, denen man eine beliebige Deutung nicht zu geben vermag. Daher ist nach dem Zeugnisse der Kirchengeschichte die christliche Wahrheit von allen Frommen aller Jahrhunderte in der Hauptsache gleichmäßig aufgefaßt worden, wenn auch immer in den einzelnen Dogmen, besonders in sols chen, wo die Bibel undeutlich redet, oder wo ein mehrfacher Sinn zulässig ist und zum Ganzen paßt, oder wo man falsch interpretirte, oder wo man, durch die Zeitphilosophie und vom menschlis chen Hochmuthe irre geleitet, die biblische Einfachheit und Tiefe übersah, eine Abweichung zu erz kennen war. Ueberdieß haben die Reformatoren etwas vorausgehabt, das uns abgeht, nämlich die mehr als je für das Göttliche und Ewige aufgeregte und kämpfende Zeit. Sie haben dabei an sich

selbst die Wahrheit des Evangeliums erfahren; sie haben den Glauben geübt und in dem Glauben gesiegt. Wenn also auch Einzelnes besser vers standen werden mag, so ist es nur Einzelnes. Aber die Grundwahrheiten von Gott, von Der Sünde und Erlösung, und von den Gnadenmitteln werden nie aus der Schrift richtiger entwis delt werden können. Die Confession fäßt das Christenthum in seinem innersten Wesen auf, weist dem Menschen sein wahres Bedürfniß nach, und zeigt nur die einfachen, biblischen Mittel, um zur Gnade zu gelangen.

Wenn nun noch hinzukommt, daß unter allen streitenden Parteien der protestantischen Kirche diese Schrift die größte Verehrung findet, daß man in allen Lehrbüchern des Glaubens von ihr redet, daß die Niederen, wie die Hohen ihre Lehrsäße verstehen und sich daran erbauen, daß die Schulweisheit aus ihr entfernt ist, und das eins fache Wort Gottes fast ohne menschliche Erklärung in ihr gelesen wird, daß seit dreihundert Jahren Millionen Christen mit Dank und Freude auf die ses Bekenntniß starben und der heilige Geist es auch ferner wirksam machen kann wer sollte dann noch wünschen mögen, daß es der Vergessenheit übergeben, daß den Glaubenshelden unserer Kirche mit Undank gelohnt, und ein Buch voll neuer Zerwürfnisse dafür erstritten werde? Selbst die Sprache, diese alte, kräftige, der Bibel entnommene, wer mag sie gegen unsere moderne vers

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