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begriffs die Abweichungen desselben von dem damas ligen Katholicismus nicht genug zeigten, seinen Theos logen den Auftrag zu einer neuen umfassenderen Glaubensschrift gegeben. Auf den Grund der Tors gauer Artikel arbeitete an dieser Schrift der größte Gelehrte seiner Zeit, der zugleich immer darauf bedacht war, mit der zartesten Schonung und doch mit männlicher Festigkeit den Unterschied des wahren Christenthums von dem damaligen Katholicismus zu entwickeln.

Es war der große Wittenberger Professor, Philipp Melanchthon *), dessen hervorragende Gelehrsamkeit von einer eben so lieblichen als eindringenden Darstellungsgabe bes gleitet war, und dessen sanftes, friedliches Ges müth nur Versöhnung und Frieden zu bewirken strebte. Der helle Blick seines Geistes, vielfach geübt und gestärkt in klassischen Studien und in der demüthigen Erforschung der Lehre Jesu nach

*) Melanchthon (Schwarzerde) war geboren zu Bretten in der Pfalz am Rhein am 16. Februar 1497. Sein Vater war ein angesehener Waffenschmidt; dem berühmten Reuchlin verdankte er viel von seiner frühen Bildung in den Wissenschaften, die er zu Pforzheim im Badischen erhielt. Im zwölften Jahre gieng er auf die Universität; im vierzehnten wurde er Baccalaureus in der Philosophie, studirte dann in Tübingen Theologie, alte Literatur, Philosophie, Geschichte, ja selbst Jurisprudenz und Medicin. Im J. 1513 schrieb er eine griechische Grammatik, und 1518 trat er die Professur der griechischen Sprache in Wittenberg an. Von nun an war er ein unzertrennlicher Gefährte Luther's, und ein auserwähltes Rüstzeug zur Ausbreitung des reinen Evangeliums.

der heil. Schrift selbst, gab seiner Schriftauslegung eine seltene Tiefe und Klarheit, brachte in den gefammten Stoff der Religionswahrheiten eine bis dahin kaum gekannte Ordnung und Bestimmtheit ohne allen scholastischen Formelnkram, und dabei verbreitete er neben dem milden evangelischen Lichte, das allenthalben erleuchtete und wärmte, über Alles eine solche Anmuth, daß man nicht weiß, ob man den Geist, der eine solche Tiefe der Erkenntniß offenbarte, oder das Herz, das so liebevoll, anspruchslos, behutsam und schonend, und doch dabei so standhaft und wahrheitsliebend sich aussprach, mehr bewundern soll. Da man aber so gern diesen großen Mann verkleinert, um Luther'n, dessen Größe unbestreitbar ist, noch mehr zu erheben, so mag es gut seyn, das Urtheil eines großen Mannes über ihn zu lesen. „Er schien, sagt Mosheim in seiner Kirchengeschichte, gelind und nachgebend, so lange seine Gegner mit guten Worten und Versprechungen stritten, ward aber ein ganz anderer Mann, tapfer und muthig, und achtete Gut und Leben für nichts, wenn man ihn durch Furcht und Drohungen schrecken wollte; denn dieser große Mann bes besaß ein sanftes und zärtliches Herz, das aber mit einem hohen Grade von Redlichkeit und mit einem edlen und unbezwinglichen Eifer für die von ihm erkannte Wahrheit erfüllt war." Dieses richtige Urtheil über Melanchthon findet man von Luther, der die Nachgiebigkeit seiz nes Freundes am wenigsten billigte, oft bestä

tigt); aber wir werden selbst in dieser Geschichte Gelegenheit finden, Melanchthon's Gegner anders reden zu hören.

Es war übrigens nichts Geringes, Dinge vor dem Kaiser und der Reichsversammlung zu vers werfen, welche bisher als göttlich, heilig und gut erachtet waren, und an die man sich von Jugend auf gewöhnt hatte; es war dieß um so schwieriger, als die Gewalt der Bischöffe einen heftigen Stoß erleiden mußte. Die Bischöffe aber, die hier als Beklagte und Richter auftraten, wollten nichts von ihrer Pracht und ihrem Hofstaate verlieren.

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war ein kühnes Unternehmen, vor so großen und mächtigen Gegnern die Lehren von der Messe, von der Werkheiligkeit und dem Heiligendienste anzuz greifen; es war gefährlich, einen Mann und seine Lehren in Schutz zu nehmen, den der Kaiser in die Acht erklärt hatte.

Aber der hohe, heilige Zweck, dem es galt, schwebte Melanchthon stets vor der Seele. Denn man wollte, wie der Churfürst schon am 14. März an seine Theologen geschrieben hatte, eine Vorschrift über den Glauben und die Kirchengebräuche haben, auf der man mit Gottes Hülfe bestehen, oder worüber man sich auch einlassen, und wie weit man allenfalls nachgeben sollte;" dem Kaiser wollte man auf sein Ausschreiben erwies

*) Man vgl. Luther's Brief vom 25. Juni 1530, den wir unten §. 9. übersegt haben.

dern, worin die wahre und eigentliche Lehre bestehe, die in ihren Landen und Herrschaften öffentlich ge lehrt werde, oder wie es in der Augsburgischen Confession selbst heißt:,,was und welchergestalt fie aus Grunde göttlicher heiliger Schrift in unsern Landen, Fürstenthümern, Herrschaften, Städten und Gebieten predigen, lehren, halten und Unters richt thun.“ Denn nur auf diese Weise, meinte man, könnten die elenden Verleumdungen, die von den Gegnern allenthalben verbreitet wurden, in ihrer Blöße dargestellt, der kirchliche Friede erhalten, und dem Worte Gottes seine Ehre wiedergegeben werden.

Von diesen Gedanken erfüllt, nichts Anderes als die Wahrheit suchend, arbeitete Melanchthon mit den andern Theologen, die ihm zum Theile ähnliche Entwürfe *) mitgetheilt hatten, unablässig

*) Auch die Nürnbergischen Gesandten hatten ihm einen Entwurf zugestellt, den wahrscheinlich Doctor Epstein verfaßt hatte. Denn in einem Nachschreiben zum Briefe vom 17. Mai steht folgendes:,, deßgleichen haben wir uns hinwieder auf sein des Kanzlers Begehren aus Befehl des Churfürsten erboten, ihm E. W. Predigerrathschlag auch zuzustellen. Wie wir auch ihm wollen, und haben dem Kanzler dabei das Mehre gesagt, daß vielleicht E. W. Wohlgelehrte in diesem Handel auch etwas stellen möchten. So uns das zukomme, solle ihnen auch unverhalten bleiben, und diesen leztern Anhang von den Wohlgelehrten haben wir darum gemeldet, daß ich Kreß von Doctor Epstein selbst verstanden, daß er etwas in dieser Sache Er muß fast stellen wollte." Reichstags - Acta. Bl. 5. zu gleicher Zeit, als das Obige geschrieben wurde, in Augsburg eingelaufen seyn. Denn im Berichte vom 20. Mai

an dem Bekenntniß des reinen Evangeliums und der demselben entsprechenden kirchlichen Gebräuche, und brachte es dahin, daß der Churfürst schon am 11. Mai die neue, von den anwesenden Theologen vollkommen gebilligte, Glaubensschrift an Luther nach Coburg senden konnte. Auch dieser Mann Gottes gab seine Zustimmung zu dem Entwurfe, und bemerkte in seinem Rückschreiben vom 15. Mai: „Ich habe M. Philipsen Apologia (so nannte man damals die Confession, weil sie eine Schuhschrift seyn sollte) überlesen; die gefällt mir fast (sehr) wohl, und weiß nichts daran zu bessern, noch äns dern, würde sich auch nicht schicken, denn ich so sanft und leise nicht treten kann. Christus unser Herr helfe, daß sie viel und große Frucht schaffe, wie wir hoffen und bitten. Amen. *)“

· Aber Melanchthon war noch nicht damit zufrieden, er änderte fast bis zum Augenblicke der Uebergabe durch Zusäße und Weglassungen, durch Umarbeitung und Einschiebung ganz neuer Artikel, selbst durch Wahl der Worte, wieder Vieles, so

steht: Euer W. Predigerrathschlag, den wir vor wenig Tagen des Churfürsten Kanzler anstatt Sr. Churf. Gn. zugestellt, hat Philippus Melanchthon übersehen, und dazu gesagt, daß der dem ihren nicht widerwärtig, sondern fast dieselbe Meinung, allein daß ihr Rathschlag noch glimpflicher sei, weder E. W. Prediger. Reichstags - Acta. Bl. 6.

*) Bei de Wette. Th. 4. S. 17. Melanchthon selbst schrieb an Camerar pag. 137: Ego apologiam paravi scriptam summa verecundia, neque his de rebus dici mitius posse arbitror.

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