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zest und nit weitläufig, damit Ihr Maj. desto mehr Ursach haben möchte, zu Vertrag und Hinlegung dieses Irrthums zu handeln. Ihr Maj. hielt auch für das Fruchtbarst, die Sache in einer Enge und Stille fürzunehmen, und gar nit mit weitläufigem öffentlichem Verhör und Disputation; denn solche Verhöre und zänkisch Disputation gebähreten allein weitern Unwillen und kein Einigkeit.“ Me: lanchthon beschloß, mit den Theologen sich zu bes rathen, und die Gesinnung des Churfürsten zu erforschen. Man findet aber keine weitere Nach richt über diese Privatunterhandlung, woraus ers hellt, daß der Versuch fruchtlos war.

Auf Verlangen der Fürsten wurde Osiander nach Augsburg gerufen, wiewohl es den Nürnberger Gesandten, die den streitsüchtigen Mann kannten, nicht wünschenswerth schien. Er kam am 28. Jun. in Augsburg an. *)

*) Darüber klagen sie am 28. Jun: „Osiander wäre zu Ver. bútung eines neuen Wolfgeschreis über E. W., das doch den Handel nit bessern kann, auch wohl länger bis auf weitern Bescheid und Nothdurft daheim zu behalten gewest. E. W. sollen auch gewißlich dafür halten, wo wir wüßten, daß er nuß oder verträglich hier wäre, wir wollen ihn E. W. zu Gut, nit allein gern bei uns haben, sondern auch holen und unser Aufsehen auf ihr haben. Uns bedünkt aber, E. W. können dennoch wohl zumaßen, so sie also aufs einfältigst hinten nachgehen und die Fürsten vorfahren lasfen." Am 3. Jul. schrieben sie von ihm milder, daß er ihnen gute Gesellschaft leiste. Der Rath schickte hierauf den Coler und Baumgartner, welche den Gesandten mündlich die Heimsendung des Osiander anzeigen sollten. Sie mußten aber deßhalb am 6. Jul. berichten, der Rath

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Am 23. Jun. wurde das Glaubensbekennts niß den ersten protestantischen Ständen vorgelesen, von ihnen gebilligt, und vom Churfürsten Johann von Sachsen, vom Markgrafen Georg von Brans denburg, vom Herzoge Ernst von Lüneburg, vom Landgrafen Philipp von Hessen, vom Fürsten Wolfgang zu Anhalt und den Städten Nürn berg) und Reutlingen unterschrieben. Am 15. Julius unterzeichneten noch die Städte Kemps ten, Heilbronn, Windsheim und Weißenburg, deren Gesandten zum Theil einige Tage nach Ablesung des Bekenntnisses ankamen.

Es ist erhebend, den Glaubensmuth dieser evangelischen Zeugen, wie er in einigen Anekdos ten aufbewahrt ist, zu betrachten. Als der Fürst Wolfgang von Anhalt die Feder in die Hand nahm, sprach er **): „ich habe manchen schönen

möchte dem Osiander besonders darüber schreiben, weil es ihm in Augsburg gefiele, auch Andere seine Anwesenheit wünschten. Das Rathsschreiben erfolgte inzwischen, und die Gesandten trugen bei den Fürsten am 9. Jul. auf Ent. lassung Osiander's an. Er blieb aber bis zum 28. Jul. in Augsburg.

*) Es erregte diese Auszeichnung bei den übrigen Städten Neid; daher die Gesandren am 25. Jun. (Reichstags-Acta. Bl. 91) schrieben: daß sie sich aus dem Unwillen der Städte, wollen bedünken lassen, ihnen wolle grauen, so man sich gegen den Fürsten also hebe, daß sie sich vielleicht noch Beschwerlicheres besorgen." Dieser Aerger stieg, als Nürnberg und Reutlingen mit in den größeren Aus, schuß kamen. Bericht der Gef. vom 28. Jun. Reichstags - Acta. Bl. 98.

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Ritt Andern zu Gefallen gethan, warum sollte ich denn nicht, wenn es vonnöthen, auch meinem Herrn und Erlöser Jesu Christo zu Ehren und Gehorsam mein Pferd satteln, und mit Darsehung meines Leibes und Lebens zu dem ewigen Ehrenkränzlein in das himmlische Leben eilen? Und zu den Predigern sagte er: Ich will lieber Je mand dafür die Stiefel auswischen, Land und Leute verziehen, und an einem Stecken davon ge hen, als daß ich andere und falsche Lehre dulden oder annehmen sollte."

Am 24. Jun. konnte die Uebergabe des Glau bensbekenntnisses nicht erfolgen, weil der päbstliche Legat, sodann die östreichischen, kärnthnischen und krainischen Gesandten den Kaiser zu lange beschäf tigten, als daß er noch hinreichend Zeit gehabt hätte, die Protestanten anzuhören. Auf sein Begehren, ihm die Confession vorzulegen, damit er sie er: wägen könnte, beschloßen die Protestanten, nicht einzugehen, weil vorauszusehen war, daß das Glaubensbekenntniß bei dem Widerwillen der Geg ner, eine kegerische Lehre zu hören, hätte es einmal der Kaiser zur Hand genommen, nie mehr in der Reichsversammlung vorgelesen werden würde. Aber gerade daran lag den prote: stantischen Ständen sehr viel; sie wollten laut sagen, daß der Vorwurf der Keßerei und Empörung, den man ihnen beständig machte, sie keines: wegs träfe; sie wollten das vor den Tausenden der Fremden, die aus allen Ländern Europa's an

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wesend waren, aussprechen, damit den Feinden des Evangeliums und der verweltlichten Geistlich, keit auch wider ihren Willen die ewige Wahrheit in die Ohren schallen könnte.

Die Protestanten baten daher aufs Neue den Kaiser, sie anzuhören, oder so lange ihre Schrift ihnen in Händen zu lassen, bis sie öffentlich abs gelesen werden könnte. Endlich bewilligte der Kaiser ihre Bitte, und sehte den 25. Junius als den Tag der öffentlichen Ablesung des Glaubensbekenntnisses an. *)

*) Diejenigen, welche die Confession unterschrieben hatten, traten am 24. Jun. vor den Kaiser, und haben, durch eine Rede, so Doctor Brúc gethan, kais. Maj. aufs unterthänigst gebeten, dieselbe sammt Churfürsten, Fürsten und den andern Stånden deutsch lesen zu hören, mit Erbietung, die alsdann lateinisch und deutsch Ihrer Maj. dem beschehenen Ihrem Fürhalten gemäß zu Unterricht zu übergeben. Auf solches hat kais. Maj. nach gehabter Unterrede mit Churfürsten, Fürsten erstlich die Verzeich niß verlesen zulassen gar geweigert, sondern schlechts bes gehrt, die Ihrer Maj. zu überantworten. Und als die ansuchenden Fürsten ferner darum angeregt mit Meldung, daß es die Nothdurft höchlich erfordere, dieweil ihnen am Handel viel gelegen, und derselbige Jbre Seele, Ehre und Glimpf belanget, daß sie auch bei Ihrer Maj. und sonsten, wie sie glaublich anlanget, zum höchsten verun. glimpft; als ob sie unziemliche Lehre und Predigten in ihren Landen geduldeten, deßhalben ihre Verantwortung dagegen öffentlich zu hören vonnöthen wäre, hat Ihre Maj. zum andern Mal ihren Abschlag beharrt. Aber der Churfürst und Fürsten haben zum dritten Mal heftig angehalten, und zum unterthänigsten um Gottes wils len gebeten, die Unterricht allda vor mánniglich verlesen zu lassen; denn allein die hoch Nothdurft vergriffen und Niemand darin schmählich angriffen würde. Darauf Ihre

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Nicht ohne Feinheit handelten die katholischen Stände, daß sie nicht eben so wie die Protestans ten gemäß dem Ausschreiben des Kaisers ihr Glaus bensbekenntniß übergaben. Auf diese Weise was ren die Protestanten die Beklagten; ihre Kläger wurden aber zugleich ihre Richter. Auch stellten sie die katholische Religion nicht in Anklage stand, sondern schlugen sich nur um Feindes Ges biet. Der Churfürst schrieb darüber an Luther am 25. Jun., daß die Katholiken dem Kaiser sa gen wollten:,,sie hätten sich des Edicts gehalten

Maj. zum dritten Mal ihnen sagen lassen: Ihre Maj. wollte geneigt seyn, Ihrem Ansuchen Statt zu geben, aber dieweil es nun etwas spat, so wäre Ihrer Maj. Begeh rén, daß Ihre Churf. u. F. G. Jhrer Majestät die Unterricht übergeben, so wollt' Ihre Maj. auf heut zwei Stund Nachmittag dieselbe auf der Pfalz in Beiseyn Churfürsten, Fürsten und Stände verhören. Dagegen haben der Churfürst und Fürsten nochmals anzeigen lassen: sie wollten nichts lieber, denn daß Ihre Maj. und die Stände solche Unterricht hörten, und bitten das noch zum höchsten. Wo es aber Ihrer Maj. auf dasmal nicht gelegen, so ware doch ihre Bitte, daß Ihre Maj. auf heut um die Zeit, da sie es ohnedas auf der Pfalz zu hören sich erbóte, wieder auf dem Rathhaus erscheinen und die Verzeichniß verlesen lassen wollte. Und ihnen auch die Verzeichniß dieselbe Nacht bei Handen lassen, damit sie, die dieweil damit geeilet, recht übersehen und corrigiren möchten. Kais. Maj. hat endlich beharrt, die Verhöre auf der Pfalz zu thun, und doch dem Churfürsten und Fürsten die Verzeichniß bis zu derselben Stund bei Handen zu lassen gewilligt. Welches haben die Fürsten müssen annehmen." Bericht der Nürnb. Ges. vom 25. Jun. Reichstags Acta. Bl. 89

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*) Roos' Reformationsgeschichte. Th. 1. S. 591.

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