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noch ein Hauch von Poesie liegt. Ihre Gesichtszüge sind bestimmter und regelmäßiger und tragen den Stempel ausgeprägter Individualitäten. Sie kommen aus dem Norden, von Tientsin und andern Orten. Ich habe unter ihnen einen Mann von so kräftigem Wuchs und so frischem und freiem Aussehen bemerkt, wie man nur immer unter den markigen Söhnen Schottlands finden mag. Ganz anders im Tiefland, wo Alle nur darauf bedacht sind, reich zu werden, und man Allen die traurige Gewohnheit anfieht, unaufhörlich ihren Gewinn und Verlust zu berechnen, und jede Person, die ihnen begegnet, nach dem Stand ihrer Börse zu schäßen.

Ohne Kenntniß der chinesischen Sprache ist es natürlich unmöglich, das Volk recht kennen zu lernen oder auch nur es mit wahrer Theilnahme zu beobachten. Eine Menge Fremder kommen und gehen ohne einen einzigen chinesischen Sat verstehen und gebrauchen zu lernen, und sie schelten dann die Chinesen dumm und tråg u. s. f. Um fie aber billig zu beurtheilen, müßte man ihre Sprache verstehen, in ihre Familien Zutritt haben, und ihre Freuden und Leiden theilen. Könnte dieß geschehen, so bin ich überzeugt, daß eine unparteische Feder sie im Ganzen als ein höchst interessantes Volk schildern müßte. Mir scheint, schon seine in's graue Alterthum hinaufreichende Geschichte und seine reiche eigenthümliche Literatur gebe China ein Recht auf die Achtung anderer Länder, wenn es auch nicht so lebensfrisch und thatkräftig ist, wie diese.

Müßte ich nicht zum Schluß eilen, so bliebe mir noch von seiner reichen tropischen Vegetation, seinen dunkeln, undurchdringlichen Wäldern, seinen lieblichen Seen und herrlichen Strömen zu erzählen, auf denen sich mit Reis, Obst, Porcellan, Seide und Thee beladene Boote drängen, und endlich von dem blauen Ocean, der auf einer Strecke von 1000 Stunden seine Ostküste bespült und ihm die Flotten der Welt zuträgt.

Wie ist doch das arme China durch innere und äußere Feinde bedrängt! Im Norden sind die Truppen gelandet, eine große Armee unter Sin-koling-siang sammelt sich, ihnen zu begegnen. Das Volk aber ist wie gelähmt und durchaus unfähig, dem Evangelium jezt ein Ohr zu leihen. Oft durchläuft die Stadt das Geflüster, die Rebellen nahen. Wir sind auf ihren Empfang gerüstet, hoffen aber zuversichtlich, sie werden nicht so thöricht sein zu kommen, nachdem die Westmächte erklärt haben, sie werden die Stadt schüßen. Wir

find hier sicher, beschüßt von 2000 englischen Soldaten, und wohl geborgen unter dem starken Arm Dessen, der Alles wohl macht. Zuweilen ist's ja süß, ein wenig in Gefahr zu sein, weil das so mächtig zu unserem himmlischen Vater zieht; doch fürchten und fühlen wir jest teine.

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12. Weiteres über die Rebellen.

September 1860.

Es ist jest Alles still und ruhig in Schanghai. Vorige Woche war es nicht so. Da erdröhnte der Donner der Kanonen und das Krachen der Bomben, mit denen die Rebellen empfangen wurden. Sie begegneten den Fremden mit großer Achtung. Mehrere Meilen von uns drangen sie in einige Häuser ein; sobald sie aber bemerkten, daß die Bewohner derselben Schangti (Gott) anbeteten, waren sie mild und höflich und klebten ein Plakat an die Thüre an, daß Jeder, der sich gegen dieses Haus Gewaltthätigkeiten erlaube, der strengsten Strafe verfalle. Sie erwiederten unser Feuer nicht, augenscheinlich verwundert über den ungnädigen Empfang, behaupteten aber ihre Stellung 3-4 Tage. Montag Nacht, nachdem das fürchterlich e Getöse verstummt war, zogen sie sich ein wenig zurück, und Dienstag begannen Unterhandlungen, die mit dem Abzug der Rebellen endeten. Der Tschangwang warf den Franzosen insbesondere ihr Benehmen ver; und nicht ohne Grund, denn sie haben die Vorstädte verbrannt und dort schrecklich gehaust. Ob die Taipings wieder kommen werden läßt sich nicht vorausbestimmen, wahrscheinlich ist es aber nicht; namentlich wenn sie hören, daß in wenigen Tagen 9000 Mann aus dem Norden hier landen sollen. Es war eine rechte Prüfungszeit für unsern Glauben; doch wurden wir wunderbar gestärkt. Viele flohen auf die Schiffe, als sie den blutigen Kampf herannahen sahen. In unserer Mission blieben Alle zu Hause mit Ausnahme einer einzigen Frau. Mich hätte man schon gar nicht fortbringen können, so krank war ich in jenen Lagen. War der Herr nicht unaussprechlich freundlich, mich vor aller Furcht zu bewahren? - Obgleich noch sehr schwach, war ich die lezten drei Tage wieder außer Bett, um meinen kranken Mann zu pflegen, der sich mit den Rebellen fast zu viel abgemüht hat. Gestern und heute fühlt er sich Gottlob wieder etwas besser, und wir dürfen hoffen, daß er sich auf dem Wege der

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Genesung befindet. Im Norden sind die Festungen gefallen, so muthig auch die Chinesen sie vertheidigten; wohl 5000 von ihnen sind gefallen gegen zwanzig Lodte der Alliirten!

13. Fahrt nach Haung-kong.

Jm Boot, 18. September 1860. Wir haben wieder einen Ausflug auf's Land gemacht. Früh morgens verließen wir Schanghai, begünstigt von Wind und Fluth. Wie fröhlich schaukelte sich unser Boot in den nächsten sechs Stunden auf den kühlen Fluthen des Wampu; wie labten sich unsere Herzen an dem frischen Grün der Felder! An einer unerwarteten Krümmung des Flusses begegnete uns die kaiserliche Flotte von Dschonken, die der „Favatai“ hersandte, um das Volk vor den Rebellen zu schüßen. Von Mast, Bug und Steuer flatterten stolze Fahnen, während eine Anzahl verkommen aussehender Chinesen nachlässig auf dem Verdeck herumlungerte. Bald hatten wir sie überholt, denn „Wind und Fluth warten auf Niemand". Als der Abend kam, ankerte unfer Boot in einer kleinen Bucht.

Wir giengen ein wenig an's Land. Nicht sern von dem Plaß, auf dem wir uns befanden, hatte einen Monat zuvor eine Schlacht mit den Rebellen stattgefunden, in welcher 500 erschlagen wurden. Das ist nur eine der traurigen Geschichten, die das Volk zu erzählen weiß. Welch' dunkle Seiten würden sie füllen, wenn sie alle bekannt wären! Wir hoffen und beten, daß aus dieser Rebellenbewegung viel Gutes komme; aber das Herz blutet, wenn man die Stätten besucht, wo der Krieg wüthete und die traurigen Spuren seiner Verheerungen zurückließ.

Am andern Morgen wollte mein Mann einen alten Bekannten in dieser Gegend. besuchen. Begleitet von Missionar Burdon, machten wir uns auf den Weg. Eine Weile schritt ich ganz leicht und rüstig einher, bald aber gieng es langsamer, und als wir etwa 34 Stunden von unserem Boot entfernt waren, war mein und meines Mannes Kraft zu Ende. Glücklicherweise erreichten wir ein Dörflein, wo wir uns in einem Laden niederließen und mit wohl 40 Chinesen Thee tranken, des Haufens nicht zu gedenken, der sich außerhalb des Ladens um uns sammelte. Durch freundliche Worte gelang es uns, ein Boot von ihnen zu erhalten; und während dieses gereinigt und in

Bereitschaft gesetzt wird, will ich versuchen, Euch den Theeladen zu beschreiben.

Denkt Euch zwölf Lische auf beiden Seiten eines langen, langen, schmutigen Zimmers, dessen Boden die Erde ist, und an jedem der Tische vier schwerfällige, schmierige Chinesen mit schläfrigen Augen. Wir saßen hart an der Thüre, von wo ich mir Alles gut besehen konnte. Am entgegengeseßten Ende des Saals konnte ich dann und wann zwei geschäftige Köche unterscheiden, wenn gerade der Dampf, der sie gewöhnlich umgab, sich ein wenig zertheilte. Wir aber waren das Wunder Aller, und jedes Auge und jeder Mund schien zu fragen, was für Geschöpfe wir seien. Ein gewaltiger Stoß an die Thüre, und herein trat das Haupt des Dorses, offenbar ein Mann von Bedeutung; denn alle Lippen verstummten, sobald er sprach. Wie soll ich doch seine Haltung beschreiben? Jedenfalls lag darin für einen Chinesen etwas ungewöhnlich Charakteristisches. Er nahm ein Buch aus unserem Vorrath und las uns daraus sehr schnell das Geschlechtsregister des Heilands vor, in jenem affektirten und wegwerfenden Lon, der den chinesischen Gelehrten eigen ist. Wir hörten ihm in ziemlich komischer Stimmung eine Weile zu; dann aber knüpften mein Mann und Missionar Burdon ein ernstes Gespräch mit ihm an, das Gott für seine Seele segnen wolle. Wir ließen ihm ein Buch zurück mit der Bitte, es den Leuten vorzulesen, wünschten ihm guten Abend, und giengen auf unser Boot zu. Ein schmußiges Kleines Ding. Doch in China darf man nicht wählerisch sein, und nach Allem waren wir noch froh, ein Ruhepläßlein für unsere müden Glieder zu haben. Wir ruderten durch einige hübsche, schattige Buchten, in denen kleine Knaben fischten, und hatten bald das Dorf erfragt, in welchem der Freund meines Mannes, ein reicher Chinese, wohnte. Welcher Zusammenlauf und Jubel der Ortsjugend aber, als wir landeten, und sie die Barbaren gewahrte! Immer größer wurde die Menge, die sich hinter uns herwälzte, immer betäubender ihr Geschrei und Gelächter. Wir erreichten endlich das bezeichnete Haus, aber auf Ruhe und Stille hatten wir vergeblich gehofft, denn der ganze Haufe stürzte uns nach. Anfangs wurde er mit Gewalt zurückgedrängt, aber sein ungestümes Pochen an der Thüre ließ wohl erwarten, daß er nicht gesonnen sei, zu weichen. Unterdessen sah ich mich in den zwei schönsten chinesischen Zimmern um, die ich seither betreten hatte. Sie waren groß und luftig, und mit hochlehnigen

Stühlen von Ebenholz und einem Tisch in der Mitte möblirt. Zu unserem Unglück war der Hausherr krank, und während wir warteten, ob mein Mann ihn nicht doch vielleicht sprechen könne, sprang die Thüre auf und herein wogte der ganze Strom. Schon waren die niedern Verandah's mit ihren grünen Blumentöpfen mit Menschen überfüllt, und immer noch rückten Andere nach. Sie drangen in das Zimmer, in dessen Mitte ich mit meinem Manne und Missionar Burdon an einem viereckigen Tische saß, und hastig einige seltsame chinesische Speisen verschlang, Thee trank und Nüsse knackte. Mit den Eßstäbchen wußten wir, oder vielmehr ich, nicht umzugehen, und so gebrauchte ich (entsezet Euch nicht allzusehr!) statt Löffel und Gabel meine wirklichen, leibhaftigen Finger. Hungrig wie ich war, hatte ich mich einige Augenblicke so eifrig in dieses Geschäft vertieft, daß ich nicht bemerkte, was um mich her vorgieng. Welches Schauspiel aber, als ich wieder aufsah! Kopf an Kopf und Reihe hinter Reihe hatte sich um uns ein Kreis von Zuschauern gebildet, aus dem hoch oben auch niedliche Kindergesichtchen hervorglänzten. Wie sie so in die Höhe kamen, kann ich nicht sagen; ohne Zweifel mußten Stühle das ihrige dabei thun. Wir fühlten, daß das Gedränge zunahm, je länger wir blieben, und so brachte Herr Burdon mich, als den Hauptgegenstand der Neugierde, in's Boot zurück, während mein Mann unangefochten bei seinem Freunde verweilte. Einmal im Boot, machte ich meinen Schirm auf und verbarg mein Gesicht so gut es gieng. Sie aber knieten am Ufer nieder und guten unter meinem Hut und Schirm hinauf. Ich wandte mich auf die andere Seite, doch auch dort sahen dußendweise neugierige Köpfe zwischen dem Schilf und dem Gebüsche hervor. Jede Bewegung, die ich machte, erregte ein schallendes Gelächter. Mußte ich nießen, so wurde der Lärm so groß, daß auch von einer etwas entfernteren Gruppe, die sich auf einer alten Brücke aufgestellt hatte, ein Echo herübertönte. Dieß mochte ungefähr eine Stunde gedauert haben, als mein Mann endlich zurückkehrte und wir weiterfahren konnten. Eine Zeitlang liefen noch Viele am Ufer neben uns her; bald aber wurden sie's müde, und nach einer Stunde hatten wir glücklich unser eigenes Boot erreicht, das uns gegen Abend nach Saung-kong, dem Ziel unseres dießmaligen Ausflugs brachte. Es ist mir immer eine große Freude, diese Station zu besuchen. Kürzlich hausten da die Rebellen, aber nur zwei Christen geriethen in Gefangenschaft; sonst wurden Alle verschont.

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