Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht Wie in den Busen eines Freunds zu schau'n. Vor mir vorbei und lehrst mich meine Brüder Und Nachbarstämme quetschend niederstreift Und steigt vor meinem Blick der reine Mond Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch Faust I (Wald und Höhle), 1788? H. 12, 104. 146. Es ist mir sehr Ernst in allem, was die großen ewigen. Verhältnisse der Natur betrifft, und meine Freunde sollten über die Art, wie ich meine Erkenntnisse manchmal mittheile, einigermaßen nachsichtig werden. 147. An Knebel, den 28. Jan. 1789. Ich war völlig überzeugt, ein allgemeiner, durch Metamorphose sich erhebender Typus gehe durch die sämmtlichen organischen Geschöpfe hindurch, lasse sich in allen seinen Theilen auf gewissen mittleren Stufen gar wohl beobachten und müsse. auch da noch anerkannt werden, wo er sich auf der höchsten Stufe der Menschheit in's Verborgene bescheiden zurückzieht. Tages- und Jahreshefte von 1790, Abs. 24. H. 27, 11. - 148. Der Hylozoismus dem ich anhing und dessen tiefen Grund ich in seiner Würde und Heiligkeit unberührt ließ, machte mich unempfänglich, ja unleidsam gegen jene Denkweise, die eine todte, auf welche Art es auch sei, auf- und angeregte Materie als Glaubensbekenntniß aufstellte. Ich hatte mir aus Kant's Naturwissenschaft nicht entgehen lassen, daß Anziehungs- und Zurückstoßungskraft zum Wesen der Materie gehören und keine von der anderen im Begriff der Materie getrennt werden könne. Daraus ging mir die Urpolarität aller Wesen hervor, welche die unendliche Mannichfaltigkeit der Erscheinungen durchdringt und belebt. Campagne in Frankreich, Nov. 1792. H. 25, 132. 149. So ist auch jedes Geschöpf Zweck seiner selbst und, weil alle seine Theile in Wechselwirkung stehen, ein Verhältniß gegen. einander haben und dadurch den Kreis des Lebens immer erneuern, als physiologisch vollkommen anzusehen. Erster Entwurf einer allg. Einleit. in die Anatomie, IV, 1795. H. 33, 195. 150. Welche Verehrung verdient der Weltenschöpfer, der gnädig, 151. Xenie (1796). H. 3, 239. Alle Gestalten sind ähnlich und keine gleichet der andern. Ueberall siehst du sie dann, auch im veränderten Zug, Kriechend zaudre die Raupe, der Schmetterling eile geschäftig, Bildsam ändre der Mensch selbst die bestimmte Gestalt. Metamorph. der Thiere, 1798. H. 2, 230. 152. Geheimnißvoll am lichten Tag Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben, Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag, Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben. Faust I. 1. H. 12, 26. 153. Seitdem ich mich von der hergebrachten Art der Naturforschung losgerissen und wie eine Monade, auf mich selbst zurückgewiesen, in den geistigen Regionen der Wissenschaft umherschweben mußte, habe ich selten hier- oder dorthin einen Zug verspürt; zu Ihrer Lehre ist er entschieden. 154. An Schelling, den 27. Sept. 1800. Nun alles sich mit göttlichem Erkühnen Das Wasser will, das unfruchtbare, grünen Und so verdrängt mit liebevollem Streiten. Nun glühen schon des Paradieses Weiten In überbunter Pracht. Wie regt sich bald, ein holdes Licht zu schauen, Gestaltenreiche Schaar! Und ihr erstaunt auf den beglückten Auen Nun als das erste Paar. Und bald verlischt ein unbegrenztes Streben Und so empfangt mit Dank das schönste Leben 155. Weltseele, 1801-2 (?). H. 2, 225. Wenn die gesunde Natur des Menschen als ein Ganzes wirkt, wenn er sich in der Welt als in einem großen, schönen, würdigen und werthen Ganzen fühlt, wenn das harmonische Behagen ihm ein reines, freies Entzücken gewährt, dann würde das Weltall, wenn es sich selbst empfinden könnte, als an sein Ziel gelangt aufjauchzen und den Gipfel des eigenen Werdens und Wesens bewundern. Denn wozu dient all' der Aufwand von Sonnen und Planeten und Monden, von Sternen und Milchstraße, von Kometen und Nebelflecken, von gewordenen und werdenden Welten, wenn sich nicht zulezt ein glücklicher Mensch unbewußt seines Daseins erfreut? Winckelmann und sein Jahrh., 1805. H. 28, 199. 156. Wer das Höchste will, muß das Ganze wollen; wer vom Geiste handelt, muß die Natur, wer von der Natur spricht, muß den Geist vorausseßen oder im Stillen mit verstehen. Der Gedanke läßt sich nicht vom Gedachten, der Wille nicht vom Bewegten trennen. Biogr. Einzelh. 550i, 1805. H. 27, 322. 157. So im Kleinen ewig wie im Großen Theatervorspiel vom 19. Sept. 1807. H. 11, 94. 158. Soviel können wir sagen, daß aus einer kaum noch zu sondernden Verwandtschaft als Pflanzen und Thiere nach und nach hervortretende Geschöpfe nach zwei entgegengesezten Seiten sich vervollkommnen, so daß die Pflanze sich zuletzt im Baum dauernd und starr, das Thier im Menschen zur höchsten Beweglichkeit und Freiheit sich verherrlicht. Zur Morphologie ("Die Absicht eingeleitet'), 1807. H. 33, 10. 159. Wir nennen sie (gewisse Erscheinungen) Urphänomene, weil nichts in der Erscheinung über ihnen liegt, sie aber da gegen völlig geeignet sind, daß man stufenweise ... von ihnen herab bis zu dem gemeinsten Falle der täglichen Erfahrung niedersteigen kann . Der Naturforscher lasse die Urphänomene in ihrer ewigen Ruhe und Herrlichkeit dastehen. Entwurf einer Farbenlehre X. § 175. 177 (1808). H. 35, 135. 160. Mathematische Formeln lassen sich in vielen Fällen sehr bequem und glücklich anwenden, aber es bleibt ihnen immer etwas Steifes und Ungelenkes, und wir fühlen bald ihre Unzulänglichkeit, weil wir, selbst in Elementarfällen, sehr früh ein Incommensurables gewahr werden. - Mechanische Formeln... verwandeln das Lebendige in ein Todtes; sie tödten das innere Leben, um von außen ein unzulängliches heranzubringen. Vogel, Goethes Selbstzeugnisse. Ebendas. § 752. H. 35, 280. 3 161. Was helfen mir denn die Theile (der Natur), was ihre Namen? Wissen will ich, was jeden Theil im Universum so hoch begeistigt, daß er den anderen aufsucht, ihm entweder dient oder ihn beherrscht, je nachdem das allen ein- und angeborene Vernunftgesetz in einem höheren oder geringeren Grade den zu dieser, jenen zu jener Rolle befähigt. Aber gerade in diesem Punkte herrscht überall das tiefste Stillschweigen. 162. Gespr. mit Falk, S. 28 (1809?). Die Scheidung zwischen Geist und Körper, Seele und Leib, Gott und Welt war zu Stande gekommen. Sittenlehre und Religion fanden ihren Vortheil dabei; denn indem der Mensch seine Freiheit behaupten will, muß er sich der Natur entgegensezen; indem er sich zu Gott zu erheben strebt, muß er sie hinter sich lassen, und in beiden Fällen kann man ihm nicht verdenken, wenn er ihr so wenig als möglich zuschreibt, ja wenn er sie als etwas Feindseliges und Lästiges ansieht. Verfolgt wurden daher solche Männer, die (wie Spinoza) an eine Wiedervereinigung des Getrennten dachten. Gesch. der Farbenlehre (1810). H. 36, 201. 163. Als man die teleologische Erklärungsart verbannte, nahm man der Natur den Verstand; man hatte den Muth nicht, ihr Vernunft zuzuschreiben und sie blieb zulezt geistlos liegen. Was man von ihr verlangte, waren technische, mechanische Dienste, und man fand sie zulezt auch nur in diesem Sinne faßlich und begreiflich. 164. Ebendas. „Jacobi, Von den göttlichen Dingen" machte mir nicht wohl. Wie konnte mir das Buch eines so herzlich geliebten Freundes willkommen sein, worin ich die These durchgeführt sehen sollte: die Natur verberge Gott'. Mußte bei meiner reinen, tiefen, angebornen Anschauungsweise, die mich Gott in der Natur, die Natur in Gott zu sehen unverbrüchlich gelehrt hatte, mußte nicht ein so seltsamer, einseitiger, beschränkter Ausspruch mich dem Geiste nach von dem edelsten Manne, dessen Herz ich verehrend liebte, auf ewig entfernen? Doch ich hing meinem schmerzlichen Verdrusse nicht nach, ich rettete mich |