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Karl Wilhelm Freiherr von Humboldt,

ein ausgezeichneter Sprachforscher und Humanist, der Freund Schiller's und ein begabter Forscher im Reiche der Wissenschaft, der sich auch in der lyrischen Kunst versucht hat, wurde am 22. Juni 1767 zu Potsdam geboren, zwei Jahre früher als sein gleichberühmter und gleichverdienter Bruder Alexander, welcher am 14. September 1769 das Licht erblickte. Was die Familie anlangt, welcher die beiden Heroen entsproßten, war sie seit Jahrhunderten in Pommern angesessen und ihre Mitglieder pflegten als Soldaten oder Beamte ihrem Landesherrn zu dienen. Auch der Vater des Paars war Major und im siebenjährigen Kriege Adjutant des Herzogs von Braunschweig gewesen; nach dem Friedensschlusse vermählte er sich (1766) mit der Wittwe eines Baron von Holwede, seinen Aufenthalt theils zu Berlin nehmend, theils auf seinem drei Stunden von der Hauptstadt entfernten Schlosse Tegel. In den alterthümlichen Räumen des lettern wurden die beiden Söhne gemeinschaftlich erzogen; ihr erster Lehrer war der vortreffliche Jugendschriftsteller Joachim Heinrich Campe, ihr zweiter Christian Kunth, ein Mann von ebenso vorurtheilslosem als umsichtigem Charakter, welchem die Mutter, nach dem schon 1779 erfolgten Hingange des Vaters, das Geschäft der Erziehung in allen wesentlichen Stücken zur selbstständigen Regelung übergab. Wilhelm bewies schon damals Vorliebe für die alten Sprachen, während Alexander größere Neigung für das Studium der Natur verrieth. Nachdem die Gebrüder ihre weitere Vorbildung zu Berlin genossen hatten, wohin sie der Hülfsmittel wegen mit dem Jahre 1783 übergesiedelt waren, bezogen sie im Herbst 1787 die Universität Frankfurt a. d. D., der ältere, um Jurisprudenz, der jüngere, um Kameralwissenschaften zu studiren. Von dort wandten sie sich im Frühjahr 1789 nach der Hochschule Göttingen, an welcher der Philolog Heyne und der gefeierte Naturforscher Blumenbach wirkten;

mit beiden Gelehrten seßten die Jünglinge sich in den einflußreichsten Wechselverkehr, wie verschieden auch das Interesse sein mochte, das ihre persönliche Neigung zu leiten schien. Denn bereits durch Kunth war es ihnen klar geworden, daß sie, um dermaleinst Außergewöhnliches zu leisten, nicht einseitig auf ein Fach sich abschließen, sondern nach einer möglichst umfassenden Bildung streben mußten. Man darf wohl sagen, daß der eine Bruder gegenseitig den andern für dasjenige, was dem Einzelnen besonders am Herzen lag, zu gewinnen wußte, und daß sie auf diese Weise einander ergänzten, förderten und für erhabene Ziele begeisterten. Mit dem nächsten Frühjahre (1790) trennten sich zum ersten Male die Wege der Brüder äußerlich: Alexander trat an der Seite des Weltumseglers Georg Forster, der Heyne's Schwiegersohn war, seine erste wissenschaftliche Reise an, die ihn nach dem Rheine führte, während Wilhelm fortan denjenigen Sternen folgte, die der von ihm gewählten Laufbahn leuchteten. Aber wie sie seither in engster Gemeinschaft ihren jugendlichen Studien gelebt hatten, so blieben sie auch als innigverwandte Geister für die Fortdauer ihres Lebens in seltenster Liebe mit einander verbunden, bis der Tod sie trennte.

Nach seiner Vermählung, die im Jahre 1791 mit Karoline von Dacheröden stattfand, weilte Wilhelm von Humboldt zunächst eine Zeit lang auf den Gütern seiner Gattin in einer den Musen geweihten Einsamkeit; aber nicht länger als bis zum Anbruch des Jahres 1794 vermochte er sich der Anziehungskraft zu entwinden, welche die mit der seinigen so übereinstimmende Natur, Denkweise und Richtung des damals ruhmvoll hervorgetretenen Schiller auf ihn ausübte. Er eilte nach Jena, um diesem Dichter in persönlicher Freundschaft nahe zu rücken und mit ihm, wie er nachmals selber sich ausgedrückt hat, seine ideenreichsten Tage zuzubringen“. Denn eine nicht lange Unterbrechung abgerechnet, sette er bis zum Jahre 1797 den täglichen Umgang mit Schiller fort, und am Schlusse dieses Zeitraums führte in ihren Bund ein günstiger Genius auch Alexander von Humboldt ein, der, für eine große Weltfahrt sich rüstend, zu verschiedenen Malen in Jena und Weimar vorsprach. Die Lehren von Kant und Fichte bildeten neben altklassischen und poetischen Beschäftigungen den Hauptstoff für wissenschaftliche Betrachtung. Goethe zugleich erhöhte den Reiz ihres Zusammenlebens, und daß die Anregung mancher anderer Talente hinzutrat, ließ sich von der glücklichen Sonne erwarten, die zu jener Zeit über dieser deutschen Provinz strahlte.

Nach solcher Vorbereitung, wie man den Jenaer Aufenthalt wohl nennen darf, begab sich Wilhelm von Humboldt, zur Erweiterung seines Weltblicks, von 1797 bis 1799 nach Paris, machte alsdann eine Reise durch Spanien und trat

Mindwiß, Parnas.

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mit dem Jahre 1801 in preußische Staatsdienste ein. Anfangs übertrug ihm der König Friedrich Wilhelm III. die Stelle eines Ministerresidenten, später (1806) eines bevollmächtigten Ministers in Rom. Da man aber daheim seiner Erfahrung bedurfte, wurde er im Jahre 1808 als geheimer Staatsrath in's Ministerium des Innern nach Berlin zurückberufen. Als solcher nahm er vorzüglichen Antheil an der Gründung einer Universität in dieser Stadt und an den Maßregeln für ,,Preußens Wiedergeburt"; ward dann hintereinander Minister des Cultus, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister bei verschiedenen Höfen und Congressen, als Napoleon endlich gestürzt war, und ließ sich im Jahre 1819 sogar zur Verwaltung des Ministeriums des Innern bereit finden. Allein da er so viel staatsmännischen Vorausblick besaß, um das politische System seines Collegen Fürsten Hardenberg verwerfen zu müssen, welches den Volkszuständen und Anforderungen der Zeit nicht Rechnung trug, zog er sich noch in dem nämlichen Jahre aus dem öffentlichen Leben in die Stille seines Landsizes Tegel zurück, fernerhin ämsiger als je den Musen huldigend, die ihn selbst im Weltgeräusch nie verlassen hatten. Nur kurze Zeit betheiligte er sich nochmals an den Sizungen des Staatsraths, als das Jahr 1830 in Europa neue Wirren und Warnungen brachte: seine Vorschläge für einen heilsamen Umschwung der öffentlichen Verhältnisse, damit späteren Unwettern vorgebeugt werde, fanden ebensowenig Anklang wie früher. Ueber das Fehlschlagen edler Wünsche, die der große Mann in seiner echtdeutsch gesinnten Brust hegte, half ihn jezt sein Bruder Alexander trösten, der inzwischen von seinen Weltreifen zurückgekehrt war und seit dem letztgenannten Jahre seinen gewöhnlichen Wohnsitz zu Berlin aufgeschlagen hatte; in den Armen desselben verschied er zu Tegel am 8. April 1835.

Abgesehen von dem Nutzen seiner genialen allgemeinen Sprachforschungen, gründet sich Wilhelm von Humboldt's klassische Bedeutung für unsere Litteratur auf das große Verdienst, daß er das griechische Muster für unsere Kunstpoesie beobachtet wissen wollte, obgleich er diese Richtung nur durch die Uebersetzung des Aeschyleïschen Agamemnon mit Entschiedenheit vertreten hat. Dieser fleißige Versuch indessen, der ihn Jahre lang beschäftigte, wurde neben den Aristophanischen Nachbildungen des ausgezeichneten Humanisten F. A. Wolf für den Weg und den Fortschritt unserer Poesie maßgebend. Ihnen schloß sich als dritter im Bunde bald darauf Friedrich Thiersch durch seine Uebertragung des Pindar an. Diese drei Männer erhielten nämlich durch ihr Beispiel die hohe Aufgabe, deren sich Klopstock zuerst nachdrücklich unterzogen hatte, für spätere Meisterhände lebendig; was F. H. Voß und A. W. Schlegel allein schwerlich vermocht hätten, ward durch sie ausgerichtet. Platen erschien, um den Schlußstein der Kunst auf die seitherigen Bemühungen folgen zu lassen. Allerdings waren Humboldt, Wolf und Thiersch nicht eben weit über den Standpunkt von Voß hinausgegangen; aber sie waren vermöge ihres Wollens und Strebens gleichsam die eigentlichen

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