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Die Wichtigkeit der Frage um den Ursprung der Sprache

dürfte sich schon einfach aus der Tatsache entnehmen lassen, dass bei den Griechen von Demokrit an jedes philosophische System die Beantwortung derselben in den Kreis seiner Aufgaben zog. Die Lösung fiel aber sehr verschieden aus, und nur sehr unbestimmt ließe sich der Streitpunkt durch die beiden Schlagwörter 9σ und quσa angeben. Denn diese erhielten je nach der Eigentümlichkeit der Weltanschauung jedes Systems auch eine ganz eigentümliche Bedeutung, so dass in der wechselnden Auffassung derselben sich die ganze Entwicklung der griechischen Philosophie abspiegelt.*)

Von den Philosophen ging die Frage über auf die Grammatiker. Danach schleppte sie sich durch die späteren alexandrinischen und byzantinischen Jahrhunderte, ohne alles Leben, als ein altes totes Erbstück. Mit dem Wiedererwachen der Wissenschaften erwachte auch sie wieder. Wiewohl aber die grammatischen Bestrebungen schon von ganz andern Voraussetzungen ausgingen und andere Ziele verfolgten, als bei den Griechen der Fall war**): so blieb doch die seit Aristoteles herschend gewordene Grundansicht

*) Dies ist ausgeführt in meiner »Geschichte der Sprachwissenschaft bei den Griechen und Römern<«< 1863.

**) Die ins Einzelne gehende Ausführung der obigen Sätze behalte ich der Fortsetzung des eben genannten Werkes, nämlich der »Geschichte der Sprachwissenschaft bei den neuern Völkern« vor, die ich in den nächsten Jahren zu veröffentlichen gedenke.

Steinthal, Ursprung. 3. Aufl.

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invention

The Word ·Sign of the Jatea.

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auch jetzt noch feststehen, dass das Wort äußeres Zeichen der Vorstellung sei. Diese oberflächliche Ansicht, die noch von Hegel wiederholt wird, ließ keine wahrere Erkenntnis vom Wesen und Ursprung der Sprache aufkommen, trotz der mannichfachen Wendungen, die man versuchte, um den alten Streit zu schlichten.

Es ist nicht gerade eine neue Ansicht, dass die Sprache göttlichen Ursprungs sei. Schon Plato kennt sie (Kratylos p. 425. 438); sie findet aber bei ihm nur geringen Beifall und wird leicht beseitigt. Erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gelangt sie zur Anerkennung. Es war auch durchaus nicht bloße Frömmigkeit und Hinweisung auf den biblischen Bericht, durch welche man sie unterstützte. Vielmehr muss zugestanden werden, dass jetzt in tief fühlenden Gemütern, indem man die hohe Bedeutung der Sprache für menschliches, geistiges Wesen teils erkannte, teils ahnte, sich das entschiedene Bedürfnis geltend machte, die Sprache nicht als freie Menschenerfindung, sondern als höhern Ursprungs anzusehen der menschlichen Spracherfindung setzte man eine göttliche Sprachschöpfung entgegen.

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Wie lebhaft aber auch in jener Zeit der Kampf um die Weise der Entstehung der Sprache geführt wurde, es kam zu keinem gedeihlichen, befriedigenden Ergebnis. Dazu fehlte nicht weniger als alles. Zumal die psychologischen Ansichten der Zeit waren durchaus roh. Aber auch die Metaphysik überhaupt war trocken und starr, unfähig wirkliches Leben zu begreifen.

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts aber brach die wissenschaftliche Reformation aus, in welcher sich das Selbstbewusstsein der Menschheit so tief wie nie zuvor wissenschaftlich erfasste. Dieser Umschwung der wissenschaftlichen Anschauungsweise machte sich auch sogleich in der Philologie und insbesondere in der Sprachwissenschaft durch Erweiterung und Vertiefung ihrer Bestrebungen geltend.*)

*) Vgl. meinen »Abriss der Sprachw.« S. 74–77.

Trimme and Bopp

Gleichzeitig aber wie immer dem im Innern des Genies neu entzündeten Lichte neu entdeckte Tatsachen von außen her dienend zur Hülfe kommen ward die Kenntnis des Sanskrit in Europa verbreitet. So kam es, dass, wenn auf den übrigen Gebieten des Wissens doch nur umgestaltet und fortentwickelt ward, die Sprachforschung erst in unserem Jahrhundert als Wissenschaft neu begründet wurde. Dies gilt wenigstens dann unbedingt, wenn man, abgesehen von den Verdiensten der Philologen um die Syntax der griechischen und römischen Sprache, nur die Etymologie und die Metaphysik der Sprache berücksichtigt. Denn die Gründer der wissenschaftlichen Etymologie, Grimm und Bopp, und der Gründer der Metaphysik der Sprache, d. h. der Erforschung des Was, des Wesens oder des Begriffes der Sprache als dieser bestimmten Offenbarung des menschlichen Geistes im allgemeinen, wie der Ergründung der besondern realen Principien, welche die Erscheinungsformen der einzelnen Sprachen bestimmen der Gründer dieser in die Verhältnisse und die Geschichte des menschlichen Geistes so allseitig und tief eingreifenden Disciplin, Wilhelm von Humboldt sie alle drei gehörten unserm Jahrhundert an.

So scheint denn, wenn die Frage von dem Ursprunge der Sprache heute wieder zum Gegenstande der Erörterung werden soll, nichts natürlicher und notwendiger, als zuvor zu untersuchen, ob dies nach Wilhelm von Humboldts Auftreten noch nötig oder vielleicht auch erst wahrhaft möglich geworden ist. Denn es läßt sich wohl schon nach dem ungefähren Ueberschlag obiger allgemein anerkannter Tatsachen vermuten, dass durch Humboldts Wirksamkeit für die Sprachwissenschaft auch jene Frage eine wesentlich veränderte Bedeutung erhalten habe. Nicht Herder, noch sonst ein Mann des vorigen Jahrhunderts, sondern Wilhelm von Humboldt liefert den Boden, in welchem die Sprachwissenschaft Wurzeln zu schlagen und von dem aus sie sich zu erheben hat.

Dies zu beweisen, ist mein Streben in der gegenwärtigen Schrift und dann weiter, zu zeigen, wie in Humboldts Sinne die Aufgabe rücksichtlich des Ursprungs der Sprache sich gestalten, welche Richtung sie vorzeichnen, welches Bedürfnis der Sprachwissenschaft ihre Lösung befriedigen würde. Man wird, hoffe ich, hierin keine Anmaßung in irgend welcher Weise finden, sondern lediglich die reine Absicht erkennen, so viel an mir ist, die Sprachwissenschaft, die ich liebe, zu fördern.*)

*) So schrieb ich über Humboldt vor fast zwanzig Jahren. Inwiefern sich die Sachlage in dem letzten Jahrzehnt geändert hat, wird die folgende kritische Uebersicht ausführlich darstellen.

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