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aus sie angeschaut werden können. »Solche Einheiten über den Dingen sind die Begriffe« (S. 49). Diese »hängen ganz allein von der Sprache ab und entspringen aus ihr aber wie? Das wollen wir später sehen. Hier sei nur bemerkt: wie kann der Laut den Begriff erzeugen, da er doch nach Geiger weiter nichts als Erinnerung bewirkt, und diese wohl die Tätigkeit des Bewusstseins möglich macht, aber nicht selbst diese Tätigkeit ist.

Wie wichtig die Sprache ist, soll nach Geiger schon daraus hervorgehen, dass ohne sie das Tier und das sprachlose Kind nur unbewusst empfinden (S. 52). Auch urteilt das Tier nicht: denn Urteil ist bewusste Empfindung, Erwartung oder Erinnerung; das Tier aber hat keine Erinnerung und nur unbewusste Empfindung und unbewusste Erwartung. Geiger sagt's, aus Erfahrung natürlich. Gerade das Höchste, was ein Tier tut, meint er, geschieht bewusstlos und mechanisch, aus Instinct.

So bestimmt nun Geiger (S. 58) das Wesen der Sprache im Allgemeinen dahin: »Das stille Denken ist im vollsten Sinne ein innerliches Sprechen«. »Was wir Denken nennen, ist ein in Folge vieltausendjähriger Uebung unmerklich in den Centralteilen verlaufender Sprachprocess, welcher indessen nur eine gewisse Stärke annehmen muss, um auf die Organe überzuspringen«. Wir haben hier nur den alten Becker. Nach diesem Sprachphilosophen ist ja Denken nur die innere Seite desselben Processes, dessen äußere Seite der Laut ist. Man gestattet mir wohl hier die Klage: was ich im Jahre 1855 gründlich widerlegt habe, wird von Geiger im Jahre 1868 wieder aufgestellt (und leider auch von andern Sprachforschern als neue Weisheit ausposaunt)!

Uebrigens ist es Geiger gegenüber wesentlich, hier noch daran zu erinnern, wie wir nach seiner Darlegung wohl von Empfindung durch die Sprache zu Anschauung und Begriff gelangen, dass er aber völlig unterlassen hat zu zeigen, was er doch versprochen hat (S. 37, vgl. oben S. 220), eine Veränderung in der »Empfindungsweise« aufzuzeigen.

Steinthal, Ursprung. 3. Aufl.

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Die Darlegung des »gewaltigen Abstandes, welchen die Fähigkeit zu denken zwischen Menschen und Tieren herstellt<< (S. 59-78), ist eine rhetorische Aufgabe, die uns nicht zur Kritik reizen kann. Uebrigens hat Geiger sie geistreich gelöst; und wie man bei ihm immer so nebenbei etwas Neues erfährt, so hören wir auch S. 68, dass die Sittlichkeit des Menschen ihre Triebfeder nicht in der Vernunft habe (vgl. oben S. 191 f.), sondern dass der Mensch, wie er durch seinen ausgezeichneten Gesichtssinn vor dem Tier bevorzugt sei, so auch »zugleich nach anderer Seite hin in bevorzugtem Grade entwickelt<< sei. Nur ist die von dem Sprachreize abhängige Vernunft die notwendige Vorbedingung auch der ethischen Handlungen. Denn sowohl Selbstbewusstsein, wie Zurechnungsfähigkeit setzen Sprache voraus auch letztere denn sie erfordert »Wahl durch Willensfreiheit, das ist das Vermögen, durch einen fremden Willen bestimmt zu werden<< (S. 71. Das Gesperrte hat Geiger gesperrt), wozu es der Sprache bedarf.

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Natürlich hebt Geiger auch die Wichtigkeit des Gesichtssinnes für die Vernunft hervor. Ohne ihn »ist keine Wahrnehmung des Ursachenverhältnisses möglich« (S. 73), und von ihm hängt das Bewusstsein vom Raume ab (S. 74).

Nach dem Abstande zwischen Menschen und Tier dürfen aber auch die Uebergänge zwischen beiden nicht außer Augen gelassen werden; denn nicht »eine unüberbrückbare Kluft << besteht zwischen beiden, sondern »eine aus Entwicklung sehr wohl erklärliche, stufenweise Verschiedenheit« (S. 79).

Zunächst begegnen wir hier dem Kinde. Indessen hier wirkt allemal das Anhören der Sprache schon mit zu der Ueberlegenheit, die es dem Tiere gegenüber zeigt. Ferner meint Geiger, dass unser heutiges Kind auch an sich einen weit höhern Grad von Verstandesfähigkeit besitze als der sprachlose Mensch der Urzeit: »denn es wird mit der Anlage, die die frühern Geschlechter erst entwickeln mussten, geboren, die Organe sind für die Auffassung eben der Gestalten, die die Sprache zu Begriffen ausgeprägt hat, vorgebildet, und es

bedarf oft nur eines schwachen Anhaltspunktes um etwas dem sprachlichen Denken in seinen Folgen Analoges hervorzurufen<«<. So erklärt sich, dass der von Geburt Taube Sichtbares statt der Sprache als Stütze des Denkens verwendet, und sogar der Blindgeborene andrerseits ohne Anschauung bloß durch Sprache Vernunft entwickelt. Wenn ich mich also (Grammatik und Psychologie S. 279, Einleitung S. 339) auf die Vernunft der Laura Bridgman berufen habe, die ohne Gesicht, Gehör, Geruch und Geschmack eine gebildete Dame geworden ist: so würde dies für Geiger nur die Vollständigkeit der Vererbung der Culturfähigkeit beweisen.

Wie andrerseits das Tier sich dem Menschen nähert, ist insofern schon erwähnt, als wir der Gesichtswarnehmungen der Tiere gedacht haben. Besonders wäre noch auf die gezähmten Tiere zu verweisen.

Von der oben S. 226 gelobten Darstellung des Abstandes zwischen Menschen und Tier müssen wir aber, um ehrlich zu sein, das ausnehmen, was er (S. 72 ff.) von dem wissenschaftlichen Denken und Erkennen sagt. Denn hier finden wir bloß phrasenhafte Panegyrik. Durch die Wissenschaft, sagt Geiger, gelangen wir »zu Urteilen, die sich zwar nicht der Form nach, aber desto mehr in ihrem Inhalte von der gewöhnlichen unterscheiden«. Er meint also, dass die astronomischen Urteile gerade so wie der Satz heute Abend scheint der Mond Nomen und Verbum gebrauchen; also ist hier und dort die Form gleich!

Wie steht es nun schließlich mit dem Ursprung der Menschheit? Geiger sagt (S. 84): »Ich brauche wohl nicht hinzuzufügen, dass es keineswegs meine Meinung ist, als sei der Mensch jemals Affe oder irgend ein anderes der Gattung nach von ihm verschiedenes Tier gewesen; aber dass der Mensch aus einem Geisteszustande hervorgegangen ist, in welchem er sich von dem andrer Tiere tatsächlich nicht unterschied, dieses glaube ich allerdings, oder vielmehr, ich glaube es zu wissen«<. Ich aber muss dem gegenüber erklären, dass ich mich durchaus nicht entschließen kann, ein

animalisches Wesen, das zwar der Gattung nach von jedem Tier verschieden sein soll (wenn ich nur sähe, wie?), das aber kaum eine Stirn hat, kaum Nase und Kinn, kaum aufrechten Gang, dagegen vier Hände und eine hervorstehende Schnauze, und das mit allen Vieren und der Schnauze im Moder wühlt ein solches Wesen Mensch zu nennen!

b) Entwicklung der Sprache.

Es war zwar nicht zu vermeiden, dass schon bei der Entstehung der Sprache aus einem tierischen Urschrei der Entwicklung gedacht wurde; wir müssen jedoch nun erst näher betrachten, wie sich Geiger diese Entwicklung vorstellte.

Wir wissen schon (vgl. oben S. 161 f.), dass Geiger nicht daran denkt, Gesetze der Entwicklung aufzustellen. Demgemäß heißt es im Anfange des ersten Buches (S. 105): »Die sprachliche Einzeldarstellung der Begriffsentwicklung<< (die Einzeldarstellung der sprachlichen Begriffsentwicklung), »deren wunderbar gesetzmäßiger Verlauf, wie die Natur überhaupt, und insbesondere das Wachstum in ihr, durch in Worten ausgesprochene Gesetze nicht zu erschöpfen, sondern kaum in den rohesten Zügen zu umschreiben ist . . .« Welche Verwirrung! >>In Worten ausgesprochene Gesetze<< - und wenn sie nun nicht in Worten, sondern in einer mathematischen Formel ausgedrückt werden? Und haben denn Gesetze jemals die Bestimmung Entwicklungen darzustellen?

Wie also ist es nach Geiger mit der Entwicklung des Wortes? >> Wie alle Entwicklung die Dinge zunächst aus ihnen ähnlichen unmerklich, alsbald aber, wenn sich die Reihe viele Glieder hindurch fortsetzt, bis zu gänzlicher Verschiedenheit verändert: so durchlebt ein jeder Laut für sich, unabhängig von jedem Zweck des Bezeichnens, Schilderns oder Aeußerns, eine rein lautliche und körperliche Generationenkette von Verwandlungen, in welchen sich Vernunft und Geistestätigkeit so wenig wie bei dem Wachstum der Tierund Pflanzenkörper wirksam zeigen«.

Wenn nun aber der Lautwandel ganz unabhängig von

der Bedeutung ist, was veranlasst die Vervielfältigung des ursprünglichen einen Lautes, die Generationenkette seiner Verwandlungen? Nach der Darstellung des eigentlichsten Anfangs der Sprache in dem ersten Grinsen, fährt er fort (Ursprung der Spr. S. 166): »Aber schon mit diesem ersten Augenblicke trat Differenzirung, Sprachgebrauch und Begriffsentwicklung mit ganz ähnlichen Folgen in das Leben, wie sie in der Sprache aller Zeiten zum Vorschein kommen. Der Laut erfolgte bei Gelegenheit einer etwas andern Gebärde, für deren Verschiedenheit noch kein Sinn vorhanden war. Auch der Laut selbst veränderte und vervielfältigte sich, jedoch ohne von Anfang an auf verschiedene Objecte verteilt zu sein. Diese Verteilung erfolgte erst, wenn bei hinlänglicher Unterscheidbarkeit der Objecte sich ein numerisches Uebergewicht für einen der Laute zufällig hergestellt hatte«<. Also auch der erste Laut, obwohl es uns Geiger tausendmal versichert hat, entfaltet, differenzirt sich nicht; sondern es findet ein Fortschritt statt, und hat man beim ersten Grinsen beispielsweise hi gerufen, so schreit man beim zweiten modificirten, d. h. andern Grinsen bei ganz anderer Gelegenheit hu. Und so erzeugt man fortschreitend immer neue Laute. Also der Laut entwickelt sich nicht, sondern zum ersten Laut der ersten Gebärde treten neue Gebärden mit neuen Lauten hinzu. Während aber der erste Laut >>mit seinem Object zusammenfiel und ebenso wirkte wie das Dargestellte«, soll das mit den folgenden nicht der Fall gewesen. sein. Darum ward zwar jener erste Schrei unmittelbar verstanden; aber die folgenden nicht, sie wurden erst später auf unterdessen entstandene Objecte verteilt; und »da alle diese Vorgänge gemeinsam waren, so wurde das Verständnis niemals unterbrochen«. Warum war denn aber nicht sogleich beim Ursprung jeder andern Gebärde und jedes andern Lautes ein Sinn vorhanden? nämlich das Object, das diese Gebärde mit diesem Laute veranlasste? Jetzt grinste man mit einem Affen, dann mit einem Hund, dann mit einem rollenden Baumstumpf u. s. w. So waren drei Laute mit

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