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X.

(Gehalten am Sonntage Septuagefimá, 1844.)

Thue uns kund den Weg, Herr, darauf wir gehen sol

len, denn uns verlangt nach Dir! Amen.

Vater Unser u. s. w.

Text:

1. Cor. 9, 24-27: Wisset ihr nicht, daß die, so in den Schranken laufen, die laufen Alle, aber Einer erlanget das Kleinod? Laufet nun also, daß ihr es ergreifet. Ein Jeglicher aber, der da kämpfet, enthält sich alles Dinges; Jene also, daß sie eine vergängliche Krone empfanBen; wir aber eine unvergängliche. Ich laufe aber also, nicht als auf's Ungewisse; ich fechte also, nicht als der in die Luft streichet. Sondern ich betäube meinen Leib, und zähme ihn, daß ich nicht den Anderen predige, und selbst verwerflich werde".

Wir sind zusammengekommen, daß wir uns noch einmal zu des Propheten Füßen sehten, und seinem drit= ten und lehten Lehrstück zuhorchten. Denn Noth ist's uns gewiß, wie den andern Lehrstücken so auch diesem zu horchen. Wohl hat uns der Herr auf den Schaden unserer Seele hingewiesen, daß wir haben beichten und vor Seinem richtenden Worte Ja sagen müssen. Auch hat er uns danach Sich selber gezeigt als den Arzt unferer Seelen, daß wir unsere Arme nach Seiner Hülfe

ausgestreckt haben. Aber wies nicht dieses selbe Wort uns hin auf die Thatsache, daß nicht Alle durch Ihn heil werden, obwohl Er Alle heil machen will? hat's uns nicht damit erinnert, daß es dabei auch auf unser Verhalten, auf unser Thun, auf die Stellung unseres Herzens ankommt? und hat's uns so nicht die Frage aufge= nöthigt: Was denn wir zu thun haben, daß wir aus unserer Krankheit zu Ihm dem Arzt und seiner Heilung kommen?

Wir sind also heute hier der Kranke vom Teiche Bethesda, der das heilende Wasser vor sich sieht, aber es fehlt der noch, der ihn hineinlasse; wir sind der Schriftgelehrte, der den Herrn fragte: „was muß ich thun, daß ich das ewige Leben ererbe?" wir sind der Jüngerkreis, der den Herrn fragt durch den Mund des Petrus: „Herr, wo sollen wir hingehen?" Aber der Herr ist auch hier, der Worte des ewigen Lebens hat, der uns in das hei= lende Wasser hineinverseht, und uns sagt: was wir thun sollen; denn sehen wir das Evangelium des heutigen Lages an, so erzählt es uns, wie der Herr uns zu Arbeitern in seinen Weinberg miethet, damit Er uns auch Seinen Lohn gebe zu seiner Zeit; und sehen wir wieder unseren Text an, so faßt der Inhalt desselben sich in dem Worte zusammen: „Laufet aber also, daß ihr's ergrei= fet". Daran schon mögen wir spüren, daß der Herr mit diefem Seinen Wort uns sagen will:

Was wir thun müssen, daß wir durch Ihn heil werden?

als sein drittes nnd lehtes Lehrstück. Und ich will Dir im Voraus die einzelnen Säße dieses Lehrstücks, die ein= zelnen Worte dieser Antwort nennen: daß dies unser Thun ein Lassen ist, und zwar ein gedoppeltes Lassen, ein von der Welt lassen, und ein Sich dem Herrn

laffen. Daß Alles, was uns zu thun befohlen ist, sich in einem gelassenen Herzen begreift, wirst Du selber fin= den, wenn wir nur näher in den Text eingehen.

I.

Kennst Du wohl jene Erzählung der Schrift, da ein Schriftgelehrter den Herrn antrat mit dem Wort: „Herr, ich will dir folgen, wo du auch hingehst“? der Herr aber antwortete ihm bedeutsam: „die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Rester, aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege". Oder kennst Du wohl das Wort des Herrn: „ich muß wirken die Werke deß, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, da Niemand wirken kann"? Oder kennst Du jenes andere Wort, das Er von Sich selber sprach: des Menschen Sohn muß viel leiden"? Und wahrlich: „der Jünger ist nicht über seinen Meister, noch der Knecht über den Herrn“, sondern wie Er unser Herr gewesen ist, so sollen wir seine Diener auch sein. Sich' nur unser heutiges Evangelium an, wo der Herr uns fragt: Was steht Ihr hier den ganzen Tag müßig?" und miethet uns als Arbeiter" in Seinen Weinberg; oder sich' Dir unsern Text an, der immerfort von dem Laufen, von dem Kämpfen, von dem Fechten und Streiten spricht, welches Noth sei, um die Krone des ewigen Lebens zu erlangen. Oder lies Dich durch die Schrift hindurch vom ersten bis zum letzten Blatte: ob sie nicht den Frieden nur denen zuspricht, welche den Frieden suchen? ob sie je einen Lohn für die trägen Herzen und für den lässigen Sinn hat? ob sie die Genossen des Himmelreichs je anders nennt als Streiter des Herrn, als Arbeiter in Seinem Dienst, als Kämpfer um Seinen Lohn? Das Alles aber soll Dich vor allen Dingen an

das Wort erinnern: „das Himmelreich leidet Gewalt und die Gewalt thun, die reißen es an sich", und soll Dich sofort vor dem Sinne warnen, der niemals taugt, das Heil zu finden, vor dem Sinne nämlich, der da meint so in aller seiner Bequemlichkeit, mit allen seinen Sünden, und in aller seiner Schuld nur so gradezu und ohne Weiteres in das Himmelreich hinein gehen zu können; und vor dem Leichtsinn, der sein Herz heute mit Diesem und morgen mit Dem erlustigt, und weiß nicht, daß jeder Tag und jede Stunde ein Schritt näher zu dem Herrn hin sein muß oder man hat ihrer einen ewigen Schaden; und vor dem Stumpffinn, der sich gemüthlich in den Genüssen seines Reichthums, und in der Bequemlichkeit seines Leibes niederseht und keine Ahnung davon hat, daß der Mensch mehr zu thun hat, als sich's wohl sein zu lassen; und vor dem weichlichen Sinn, der sich feige vor jedem ernsten Gedanken, vor jedem kräftigen Wort, vor jeder klaren Besinnung verkriecht, welche ihn einmal aus seinem Nichts wecken könnten; und vor dem zerstreuten Sinn, der über die Arbeit der Erde die Arbeit an sich selber, und über dem Streite mit der Welt den Kampf und das Himmelreich vergißt. Denn alles Dieses, diese schlaffe Gemüthlichkeit, und diese wilde Zerstreutheit, dieser ganze, falsche Friede, der in diesen Tagen so viel tausend Geifter gefangen hält der soll Dir vor Allem zu Schanden werden an dem Wort des Herrn: „ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert". Du sollst's keinem Menschen glauben, und Deinem eignen bösen Herzen nicht, wenn sie Dich mit der Predigt eines falschen Friedens zur Ruhe sprechen wollen. Sondern wenn Du heil werden willst, da sollst Du wissen, daß dazu zuerst ein ruhelos jagendes Herz gehört, ein Haupt, daß sich nie zum Schlafe lege, und ein Fuß, der

nimmer raste; daß dazu gehört ein Sinn, der niemals mit der Welt und mit sich selbst zufrieden wird und sich nie in Nichts beruhigt; daß dazu ein zehrender Eifer und ein rastlos Suchen, ein Arbeiten ohne Feierabend und ein Laufen ohne Aufhalt gehört; Das zunächst und vor Allem!

Doch sollst Du dazu gleich das weitere Wort unseres Textes hinzunehmen: „es laufen Alle, aber nicht Alle erlangen das Kleinod“, sollst weiter jene andere Reihe von Schriftstellern hinzunehmen: „es liegt nicht an Iemandes Wollen noch Laufen", und: zum Laufen hilft nicht schnell sein, und zum Streiten hilft nicht stark sein“, und vor allen Dingen sollst Du hinzunehmen jene Erzählung, da der Herr mit Maria und Martha zusammen war, und nur der ersten zusprach, daß sie das rechte Theil erwählt hätte. Es ist ein schlimmes Ding, wenn der Mensch sich so in das Schaffen und Raffen der Erde verliert, nur das tägliche Brod und den Gewinn der Erde sucht und keine Sorge mehr für seine Seele, und keine Stunde mehr für's Gotteshaus, und keine Lust mehr für Christi Werke hat. Aber es ist eben so schlimm, und ist wahrlich ein eben so falscher Weg, macht auch gewiß das Herz nicht heil, wenn ein Mensch meint, sich das Himmelreich mit allerlei äußerlichen Werken erarbeiten, es bloß mit dem Kirchgehen und mit dem Bibellesen und mit dem Thun der äußeren Christenwerke erzwingen zu können, und verfällt darüber in solch unstätes und unruhiges Marthawesen. Das sind wohl Alles recht feine, und gar nothwendige Dinge; und wer die versäumt und gelassen hat, ist gewiß noch nie in's Reich Gottes eingegangen. Aber eben so gewiß ist das Andere, daß das Reich Gottes nicht steht in äußeren Geberden, son= dern daß es ist inwendig in Euch". Darum, gelehrt

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