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an die Treue, die Du Ihm deshalb schuldest. Wir Menfchen haben ein stumpfes und undankbares Herz, daß wir gerade die Gaben Gottes, die uns ohne Unterlaß nahe und bereit sind, unserer Augen Licht, unserer Glieder Gesundheit, unserer Sinne Klarheit, diese größesten unter allen, gerade am leichtesten danklos vergessen. Und gerade so machen wir's gern mit den Gaben ewigen Lebens, die uns der Herr geschenkt hat. Weil die uns immer nah sind, weil sie uns geboten werden am Morgen un= feres Lebens und weichen nicht von uns bis an seinen Abend, weil sie unsere tägliche Nahrung sind, dárum find sie uns alltägliche Dinge geworden. Wir sollten an jedem Morgen und an jedem Abend darum vor Gott knieen im Dankgebet, und wir sehen sie an als müßten sie so sein. Und damit wird denn die Liebe Christi in uns matt, und mit ihr wird unser christliches Streben, matt. Darum ist's hoch Noth, uns von Zeit zu Zeit bestimmt die Gaben ewigen Lebens in's Gedächtniß zu rufen, mit denen der Herr uns gesegnet hat. Und auch heute wollen wir diese Stunde, da wir Seiner Wohlthat an uns gedacht, nicht verlassen, ohne uns auf's Neue zu ermahnen zu Seiner Liebe, ohne Ihm auf's Neue unser Herz zu schenken, ohne Ihm auf's Reue unsere Treue zu geloben. Und Er wird's annehmen, und Er wird's fegnen! Amen.

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XXVIII.

(Gehalten am Sten Sonntage nach Trinitatis, 1844.)

Gelobet sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu

Christi, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum. Wie er uns denn erwählet hat durch denselben, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe; und hat uns verordnet zur Kindschaft gegen ihn selbst, durch Jesum Chriftum! Amen. Bater Unser u. s. w.

Text:

Röm. 8, 12-17: So find wir nun, liebe Brüder, Schuldner, nicht dem Fleisch, daß wir nach dem Fleisch leben. Denn wo ihr nach dem Fleisch lebet, so werdet ihr sterben müssen; wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tödtet, so werdet ihr leben. Denn welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtlichen Geist empfangen, daß ihr euch abermal fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater! Derselbe Geist giebt Zeugniß unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nemlich Gottes Erben, und Miterben Christi; so wir anders mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.“

Dieser Text führt uns weiter und faßt uns das zusammen, was wir in den lehten Stunden von den Ga

ben und von den Gnaden redeten, welche Gott uns gegeben hat in Christo Jesu. Wir haben da nacheinander von der Freiheit, von dem Frieden, von dem Leben ge= sprochen, die wir in Jesu haben. Dies Wort nennt uns als das Vierte die Kindschaft hinzu. Der Geist Christi, sagt das Wort, giebt Zeugniß unserem Geiste, daß wir Gottes Kinder find. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Jesu Christi, so wir anders mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden. Ueber dem Worte wollen wir heute finnen auch wieder zu unserem Trost, zu unserer Erweckung, und unserer Bestärkung.

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Es faßt sich ein großer Reichthum stiller Freude zusammen in dem Worte Kindschaft und in den Worten, die damit verwandt find, in den Worten Haus, und Heimath, und Väterschaft. Wenn das wilde Leben der spä= teren Jahre dém Menschen das Herz bricht, schauet er gar gerne in die Tage zurück, da er Kind war; da war doch noch Ruhe, da war doch noch Friede, da war noch Etwas, was wie Unschuld aussah; das ist im späteren Leben Alles, Alles verloren. Wenn's dem Jüngling öde wird in der weiten Welt, in der er sich umtrieb, denn das Weite ist das Leere, und das Leere ist das Kalte, und das Kalte ist der Tod da zieht's ihn aus der weiten Welt zurück an die Stätte, wo seine Väter wohnten und jezt schlafen; und da, wo seine Wiege stand, möchte er sich das eigne Haus und den eignen Heerd bauen, daß er eine neue Heimath und eine neue Ruhe darin fände. Wenn des Mannes Herz müde und wundgeschlagen wird von des Tages Last und von dem Streit der Welt, da flieht er heim unter das Dach seines Hauses, und in dem Blick, mit dem er sein Kind ansieht väterlich, und in dem Auge voll Liebe, das sein Kind

für ihn hat, findet er die Liebe wieder, die ihm die Welt versagt. Es ist der Ersak, den der Mensch sich im Kleinen sucht für das Große, das meist leer läßt; es ist die stille Stätte, da der Mensch von seiner Mühsal ausruht. Das ist der Segen, der in Haus und Heimath, in Kindschaft und Vaterschaft wohnt; und den Segen will Dir unser Text hinstellen als ein Vorbild des Segens, den Gott uns durch Jesum gemacht hat.

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Was uns Gott in Seinem Sohne gegeben hat, be= steht auch darin, daß Er uns durch Ihn eine neue Heimath bereitet und ein neues Haus gebaut hat, und Er selber ist der Vater in diesem Haus, und wir sind die Kinder darin, und unser Heiland ist unser Bruder darin; und in dem Haus ist auch ein Heerd, welcher ist der Altar Gottes, und auf dem Heerd brennt ein Feuer des Lebens, welches das Licht des Geistes Gottes 7 und das Licht leuchtet hinein in die Kammern des Hauses, welche unsere armen Herzen sind; und in dem Hause finden wir wirklich die verlorne Kindheit und ihren verlornen Frieden und ihre verlorne Unschuld wieder; das Haus ist eine wirkliche und wahrhafte und ewige Heimath, in dem Haus sind der Friede und die Ruhe wirklich zu suchen. Das ist mit wenig Worten beschrieben, was unser Text die Kindschaft nennt, die wir durch Jesum haben.

Du sollst aber nicht glauben, daß Du solche Kindschaft schon von selber hättest an Demjenigen, was die Erde davon Aehnliches bietet; Du sollst nicht meinen, wenn Du Deine irdische Heimath gefunden, wiedergefunden hast, daß Du daran die rechte Heimath hättest. Du sollst es nicht machen wie Tausende, daß sie sich auf Er= den ihre Hütten bauen, und Bande irdischer Liebe flechten, und dann meinen, sie hätten darinnen das ewige Leben. Wohl hat uns Gott das Leben gegeben, daß

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wir Seine Kinder sein sollten und sind schon von Natur, und hat uns diese Welt zur Wohnstatt zugerichtet, daß wir darin als in Seinem Hause leben sollen; und in diese Welt hat Er uns unsere Heimath und unser Haus hineingestellt, und hat's auch uns gegeben, unter einander Vaterliebe zu haben und Kindesliebe, daß wir daran ein Vorbild dessen hätten, was unser Gott uns sein will, und was wir Ihm sein sollen. Aber kannst Du nun wohl sagen, oder kann wohl irgend Einer sagen, daß wir in alle dem uns als die Kinder Gottes fühlten? Wo wäre denn das Haus der Menschen, in welchem bloß der Friede, niemals der Streit wohnte? Bist Du nie aus der Unruhe der Welt geflüchtet in Dein Haus, aber auch da fandest Du nur neue, tiefere Unruhe? Steigen denn von Deinem Heerde bloß Lobopfer und Dankopfer auf zu Gott, nicht auch einmal Bittopfer, die die quälende Noth hervortreibt? nicht auch einmal Schuldopfer, die sühnen möchten, was gefehlt ist? Hat Dir Dein Kind nie Sorge und Gram geschaffen? oder haft Du Deinen Kindern nie Last geschaffen? Gewiß, wenn's irgendwo mit Händen zu greifen ist, daß ein Riß durch die Menschheit hingegangen ist, und hat sie von ihrem Gott gerissen, und hat Alles in ihr zerrissen; wenn's ir= gendwo zu Lage liegt, daß der Mensch aus der Kindschaft Gottes gefallen, und aus dem Frieden vertrieben, und dem Streit verfallen ist da ist's das, daß er nicht einmal sein Haus, diese natürliche Stätte seiner Ruhe, hat vor der Unruhe schüßen können, daß ihm auch in das Heiligthum des Friedens der Streit gedrungen, daß es ihm in seiner Heimath selbst nicht mehr heimisch ist. Darum kann ihm Alles, was im irdischen Wesen Haus und Heimath und Kindschaft und Vaterschaft heißt, nie mehr eine Quelle voller Befriedigung sein, und nicht

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