ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

einen Maaßstab für die Wahrheit jener haben. Mit Ei= nem Worte: wenn's wieder besser in unserer Welt und Zeit werden soll, da wird's eben nur durch eine Rückkehr zu Gottes Wort, durch eine Neubelebung christlichen Wesens geschehen können; und die Häuser, die Kirche, die Stände, die jezt von den Wirkungen jener falschen Propheten durchzogen sind, werden wieder eine Heimath für das Wort und für das Gebet und für die fromme Uebung werden müssen. Und wenn wir das nur erst an= fangen, wenn wir's nur erst recht wünschen, wenn wir die Noth des Dinges nur erst begreifen; da wird's auch da sein! Der Same des Unkrauts, den die falschen Pro= pheten säen, geht auf und wächst und reift in Einer Nacht, aber schneller als das Wort der Menschen fliegt das Wort Gottes über die Oerter und Länder der Erde, und schneidet tiefer, und lohnt trefflicher an den Herzen. Noch hat kein Mensch und keine Zeit vergeblich um des Herrn Wort gebetet; noch ist das Wort ewig mächtiger als der Mund der falschen Propheten gewesen; und Er, der aus Finsterniß Licht macht, wird auch uns von der Macht des Wahnes und von der Nacht des Truges, von unserer Blindheit und von unserer Sünde helfen. Das ist unsere Hoffnung! Amen.

XXX.

(Gehalten am 10ten Sonntage nach Trinitatis, 1843.)

Herr,

err, lehre uns thun nach Deinem Wohlgefallen, denn Du bist unser Gott! Amen.

Vater Unser u. s. w.

Text:

Luc. 19, 41-48: Und als er nahe hinzu kam, sahe er die Stadt an, und weinte über sie. Und sprach, wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient. Aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ängstigen; und werden dich schleifen, und keinen Stein auf dem andern lassen; darum, daß du nicht erkannt haft die Zeit, darinnen du heimgesucht bist. Und er ging in den Tempel, und fing an auszutreiben, die darinnen verkauften und kauften, und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: mein Haus ist ein Bethaus; Ihr aber habt es gemacht zur Mördergrube. Und er lehrte täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und die Vornehmsten im Volk trachteten ihm nach, daß sie ihn umbrächten; und fanden nicht, wie sie ihm thun sollten; denn alles Volk hing ihm an und hörte ihn."

"Der Heiland sahe die Stadt an, und weinete über fie." Es ist ein eignes Ding um Thränen, daß sie anstecken, und daß man nicht recht gut fröhlich bleiben kann,

wenn man Andere weinen sieht. Und wenn's nun gar ein festes Männerauge ist, dem ein paar glühende Tropfen von der Schwere des Schmerzes abgezwungen wer= den, denn sonst öffnet sich seine ausgetrocknete Quelle nicht mehr; und wenn's denn vollends das Auge unseres Heilandes und Herrn ist, von dem wohl geschrieben steht, daß er zwei Mal geweint habe, aber daß er gelacht habe, steht nirgends geschrieben; gewiß, da wird es Etwas mit solcher Thräne zu sagen haben, und wir werden nicht an ihr ohne eigne Bewegung vorüber kommen können, sondern wir werden solche Thräne ansehen und nach ihrem Grunde fragen müssen, bis wir sie auch mit fühlen und selber mit weinen.

Es ist aber ein eignes Ding um den Grund dieser Heilandsthräne. Der Heiland hat wohl geweint, aber er hat nie um sich selber, nie um seine eignen Leiden und Schmerzen geweint. Es steht wohl geschrieben, daß er rang in Todesangst und sein Schweiß ward wie Blutstropfen, aber geweint hat er nicht; es steht wohl geschrieben, daß er gehöhnt, gespottet und geschlagen ward, aber geweint hat er nicht; es steht wohl geschrieben, daß er am Kreuze gehangen hat, ein Haupt voll Blut und Wunden, aber geweint hat er auch da nicht, auch nicht mit den brechenden Augen. Der Herr ist nämlich nicht gewesen, wie wir in unserer Selbstsucht sind, daß wir mit Nichts so viel Mitleid als mit uns selber haben, und daß wir allermeist nur von uns selber gerührt werden. Sondern, wo der Herr geweint hat, hat's dem fremden Elend gegolten; alle seine Thränen sind Thränen der Liebe, des Mitleids und der Barmherzigkeit gewesen; und die Thräne, von der unser Text erzählt, ist ja auch eine Thräne der Barmherzigkeit gewesen. Sagt uns das nicht, daß wir auch sollen gesinnet sein, wie Je

sus Christus auch war? und liegt uns nicht in solcher Thräne, daß wir hingehen sollen und thun desgleichen?

Denn, an wem wir desgleichen thun, für wen wir solche Thräne der Barmherzigkeit haben sollen, das kann uns doch nicht zweifelhaft bleiben, wenn wir nur ein we-. nig tiefer in die Geschichte unseres Tertes hineinsehen! Der Herr hat geweint über Jerusalem; weil Jerusalem die Stadt war, welche die Verheißung Gottes hatte, eine Stadt des Friedens zu bleiben ewiglich, weil sie diese Verheißung verscherzt und von sich gestoßen hatte, indem sie Den von sich stieß, der diese Verheißung an ihr wahr machen sollte, und weil sie, von Gott abgefallen, nun auch äußerlich mit aller ihrer Schönheit, Zier und Herr= lichkeit dahin fallen mußte, daß auch kein Stein auf dem anderen blieb darum hat der Herr um die verwüstete Gottesstadt geweint. Haben aber wir nicht auch Solche, welche gleich sind dieser verwüsteten Gottesstadt? Solche, die auch berufen waren Tempel Gottes zu sein, denen's auch verheißen war das ewige Leben in Ihm zu haben ewiglich, aber die sich um die ewigen Schäße der Verheißung Gottes mit ihrem Wandel betrogen haben? und als sie sich um die ewigen Güter gebracht hatten, da sind auch die irdischen Güter von ihnen gewichen, daß an dem Bau ihres Lebens auch nicht ein Stein auf dem anderen geblieben ist haben wir nicht, daß wir ihnen eine Thräne der Barmherzigkeit opfern könnten, auch Solche in unseres eignen Lebens Mitte?

Wir haben in lehter Zeit zwei Mal von Barmherzigkeit geredet; und zwei Mal habe ich Euer Christenherz in Anspruch genommen. Zuerst habe ich geredet von den Kranken ohne Pflege, von den Hungrigen ohne Speise, von den Nackenden ohne Kleidung, von denen mit Einem Wort, die nicht haben, was der Leib begehrt,

[ocr errors]
[ocr errors]

und habe Euch mit des Apostels Wort gebeten: „aber wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht". Dann habe ich von denen geredet, die wohl gesund sind am Leibe, aber krank an der Seele, die wohl auswendig geschmückt sind zierlich und reichlich, aber den Rock der Gerechtig= keit haben sie nicht; von Denen habe ich geredet, die vielleicht im Leben Alles gefunden, aber an ihrem Christenthum Schiffbruch gelitten haben, und habe Euch ge= beten, weil sie in Euren Häusern wohnen und an Euren Tischen essen, weil Gott sie Euch an's Herz gelegt hat als die Eurigen, daß Ihr ihnen doch Christum predigen möchtet von den Dächern Eurer Häuser. Aber wir ha= ben ja noch Andere, die arm, krank, elend sind beides am Leibe und an der Seele, die den Rock nicht haben um des Leibes Blöße zu decken, aber den Rock der Gerech= tigkeit haben sie auch nicht um ihrer Seele Blöße zu decken, die aus der Noth des Leibes in die Noth der Seele gekommen sind und aus der Noth der Seele wieder tiefer in die Noth des Leibes. Solche, denen wir mit der Hand das Geschenk und mit dem Munde das Gebet bringen müssen zugleich, zu denen wir kommen müssen die Bibel in der einen und die Gabe in der anderen Hand, wenn ihnen noch geholfen werden soll. Solche haben wir ja auch. Und wäre es auch nur, damit sie einen Fürsprecher mehr hätten, muß ich Euch auch für diese bitten; und ich will Euch zuerst zeigen, wo ihr sie findet.

Denn freilich suchen müssen wir sie erst, ehe wir fie finden. Die gehen selten mehr durch die Gassen, wenn's Tag ist; höchstens schicken sie ihre Kinder hindurch, daß sie betteln; und ihr Name wird nicht mehr genannt in der Gesellschaft der Ehrlichen, oder wenn's einmal geschieht, so ist's in dem Tone der Verachtung.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »