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durch diese unsere Lebenszeit in dem rechten Adventssinn gehen, in jener wartenden Stimmung, in jener Bereitschaft der Seele, welche das Jahr des Herrn in diesen Sonntagen vor den Festen predigt. Und wir können wohl kein Wort finden, das mehr sowohl in den Advent dieser Zeit als auch in diese Zeit des Advents hineingehörte, als wenn wir den Wegen nachfragen, auf denen der Herr in diesen Tagen zu uns kommt, als wenn wir uns die Spuren Seiner Nähe aufsuchen, als wenn wir den Fußtapfen Seines Kommens nachgehen. Denn wer da fucht, der wird finden. Wer aber nicht sucht, der wird auch nicht finden: ob auch der Herr mit Hammerschlägen an diese Zeit und ihre Herzen klopft, eingehen wird Er doch nur zu den Herzen, die Ihm aufthun; und wenn Er auch auf tausend Straßen in diese Welt und in ihre Häuser und an ihre Seelen kommt, aber selig werden durch Ihn doch nur die Häuser und die Seelen werden, welche Seines Kommens wachend warten. So bezeugt es unfer Text.

Damit wir denn wachen und warten, wollen wir in diesen Adventssonntagen reden

von der Nähe des Herrn in dieser Zeit, und wollen uns die ganze Reihe dieser Betrachtungen so zusammenordnen: Zuerst nemlich kommt uns der Herr in unserem eigenen Herzen, in jener unserer inneren Noth, die des Herrn bedarf, in jenen Schmerzen unserer Seele, die Seiner als des Arztes warten. Da kommt Er uns zuerst, so gewiß das ein innerer Zug des Verlangens nach Ihm, eine Weissagung auf Ihn, ein Zug des Vaters nach dem Sohne ist. Das also: die Nähe des Herrn in uns selber, soll unsere erste, heutige Betrachtung sein!

Aber die Noth unseres Herzens deutet wohl auf den Herrn, und doch kennt sie Ihn nicht eher, als bis Er's ihr sagt. Darum kommt der Herr weiter zu uns in die

sem Seinem Wort. Und wie weit in unseren Tagen dies Wort greift, und wie tief dies Wort wirkt daheim und an den Gränzen der Heiden, das finden wir erzählt in der Epistel des künftigen Sonntags. Das also, die Nähe des Herrn in Seinem Wort, soll unsere zweite Betrachtung sein. Das Wort des Herrn thut aber auch Etwas in dieser Welt und Zeit, und es hat einen köstlichen Geist des Fragens in den Menschen diefer Tage geweckt. Wie wir's in dem Evangelium des dritten Adventssonntages erzählt finden, daß die Zöllner und die Kriegsknechte und das Volk zu dem Täufer kommen, und Alle fragen: was follen wir denn thun?" Und wenn doch gewiß dieser Geist des Fragens auch ein Kommen des Herrn ist, da soll dies: die Nähe des Herrn in dem fragenden Geiste dieser Zeit, unsere dritte Betrachtung sein. In uns wollten wir heute Weissagungen auf den Herrn suchen; dem Propheten wollten wir horchen, der unser eignes Herz ist. Denn unser Herz ist ein Prophet. Das Wort unseres Textes: „seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten“, ist ein Befehlwort; aber darum will's uns auch nicht Etwas sagen, das wir nicht leisten könnten, sondern es will Etwas in uns wach rufen, das in uns ist. Ohne Zweifel: wer oder was oder wie wir auch sein mögen, wir sind auch wartende Seelen, wir sind auch harrende Herzen, all unser Fühlen und Leben ist durchklungen von Adventsstimmung; und das, dessen wir warten, wir mögen's erkennen oder verkennen, ist Jesus Christus; und wir haben in dem innersten Grunde unseres Herzens nur das Eine Verlangen, daß dieser Herr auch unser Herr werden möchte. Stelle mir das Kind her, das noch schla= fende, das noch unbewußte, das noch träumende, und schon an ihm will ich Dir das nennen, was in ihm den Herrn sucht, so gewiß doch schon in dem Kinde ein Etwas lebt,

das gemacht ist, und das darum auch begehrt, ein Mensch Gottes zu werden. Oder ganz entgegengesett, stelle mir den ganz verwilderten Menschen hin, den ganz Verruchten, den ganz Hartgewordenen, greif' mir die Versunkensten heraus aus der Schaar der Elenden und noch an solchem Menschen, wenn sein Herz nur noch überall einen Klang giebt, wenn er nur das noch kann, was außer dem Menschen kein Geschöpf kann, nemlich weinen, wenn nur noch so viel Menschliches in ihm ist, will ich Dir, an jedem Menschen will ich Dir noch die verwischten Züge des göttlichen Ebenbildes zeigen, das auch ihm einst angeschaffen ward, will Dir noch die paar Funken göttlichen Geistes aufweisen, die sich noch unter der Asche auf dem ausgebrannten Altar seines Herzens erhalten ha ben, will Dir in seinem Herzen den Pulsschlag und in seiner Seele die Regung zeigen, die in ihm noch um das verlorene Paradies weinen, und die ihn darum auch noch nach Dem hinziehen, der solch Paradies wiederbringt. Und das will ich auch an uns zeigen.

Suchen freilich müssen wir's erst, und recht behut= sam. Aus dem Herzen des Menschen kommen die gu= ten und auch die argen Gedanken; und wir wissen's Alle: in dem Munde, der da ausspricht, weß das Herz voll ist, in der Menschen Munde kann das Beten mit dem Murren, das Segnen mit dem Drohen wechseln. Daß wir denn aus den tausend unreinen Tönen, in welchen des Menschen Herz erklingt, gleich den rechten, reinen Glokkenton heraushören; daß wir gleich die Saite unseres inneren Lebens anschlagen, aus welcher allein der Herr sprechen kann, wenn Er überall aus uns spricht; daß wir die Frage gleich auffassen bei ihrem Grund frag' Dich einmal, sieh' Dich erst um in Dir und um Dich, und dann mit wahrhaftigem Munde frag' Dich einmal: Bist Du zufrieden? Schlage Alles an, was Du hast,

aber hast Du Alles? laß nichts ungerechnet, was Du gethan hast, aber hast Du Alles gethan? Und wenn Du zu Deinem Besitze auch Deine Mängel, und zu Deinen Tugenden auch Deine Fehler, und zu Deinen Thaten auch Deine Versäumnisse hinzugerechnet hast, und zwar mit allen Schmerzen und mit allen Schäden, welche sie Dir je geschaffen haben bist Du zufrieden? bist Du so, daß Dich Nichts schmerzte in Deiner Seele, daß Dich Nichts drückte in Deinem Leben, daß Dir Nichts Schwe= res läge hinter Dir oder vor Dir? bist Du zufrieden?

Nein, Du bist's nicht! Du liebe, arme, müde Seele, Du bist nicht zufrieden; und Du warst es auch noch nie; und Du wirst es auch nie werden, wenn's nicht von oben vom Herrn in Dich kommt. Die Gestalten sind in diesen Tagen selten zu schauen, jene stillen, ruhigen Gestalten von ehedem, welche zufrieden in Gott, und darum auch mit der Welt und in sich und im Leben zufrieden, ihre Jahre und ihre Straße so klar und fest herabschritten bis an den eben so klaren und festen Tod. Wo Du jest hinschaust, siehst Du nur aufgeregte Herzen, und tiefbewegte Seelen, und unruhige, wünschende, unstäte, jagende Menschen. All das Beste, was unsere Zeit hervorbringt in der Welt des Leibes und in der Welt des Geistes, kommt hervor aus diesem drängenden Geiste unserer Zeit; aber gewiß auch manches Elend und manche Thräne blieben diesen Tagen erspart und manche Sünden auch, wenn nicht solch ein Zug unzufriedenen, unbefriedigten, zerrissenen Wesens in den Herzen dieser Tage wäre. Und doch muß Jeder, der das Menschenherz kennt, seine rechte Freude haben gerade an dieser Unzufriedenheit unseres Sinnes, gerade an dieser Unruhe des Her= zens, von der wir auch unseren Theil haben; denn das gerade ist das erste Zeichen, daß der Herr dieser Zeit nahe ist, ist der rechte Zug, den wir nach Ihm empfin=

den; weil diese Unzufriedenheit unseres Herzens in ihrem Grunde nur eine Unzufriedenheit mit uns selbst ist, und wo ein Herz mit sich selber zerfällt, da klopft der Herr an bei ihm und ruft ihm!

Es ist freilich wahr genug, daß wir uns von dieser Unzufriedenheit des Sinnes oft nicht zu dem Herrn, sondern ganz anders wohin ziehen lassen. Wir armen, blinden Menschen meinen immer, wenn uns etwas drückt und quält und änstigt, daß wir den Grund davon außer uns suchen müssen. Wenn wir um Unglück zu weinen haben, da muß es das Schicksal entgelten; und wenn's das Unrecht war, da haben's die bösen Menschen verschuldet; und wenn's die eigenen Sünden waren, da sind's die lockenden Lagen des Lebens, die zwingenden gewesen. So suchen wir die Ursache unserer Nöthe, unserer Schmerzen, unserer Klagen immer außer uns. Dann freilich kann's nimmer zum Herrn führen. Denn kommt der Unfriede von außen her, da muß der Friede und die Ruhe, und die Genüge des Herzens auch außer uns zu finden sein, und wir müssen dann um unser Herz zufrieden zu stellen, wünschen, ringen nach den tausend Trugbildern des Glückes, die uns im äußeren Leben umgaukeln, wie wir's denn auch oft genug und ganz fruchtlos thun.

Aber gerade durch diese Fruchtlosigkeit kann und soll dieser Abweg uns zu einer neuen Schule des Lebens werden. Wir leben da ein Jahr nach dem anderen, ein Jahrzehend nach dem anderen herunter, und über jedem gewesenen klagen wir um die Täuschung, und von jedem kommenden hoffen wir die Besserung, um's, wenn's dann gekommen, auch zu beklagen, und um am Schlusse des lezten das ganze Leben zu beklagen. Wir bauen uns da Luftschlösser vor die wünschenden Sinne und träumen, wenn wir nur darin erft wohnten, da werde unser Herz gesunden; wir gaukeln uns Irrlichter von Wünschen und

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