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erträumte Güter vor die unbefriedigte Seele und jagen ihnen mit glühenden Sohlen nach in dem Hunger unseres Herzens; und wenn sie dann nicht kommen, da weinen wir oder zürnen auch um die zersprungenen Wasser= blasen; oder wenn sie ja kommen, da finden wir doch keine Ruhe und Genüge darin, sondern jagen weiter anderen, neuen Truggestalten nach; oder wir keuchen auch hinter den neckenden Gestalten her, bis wir am Ende und sie mit uns in die Erde begraben werden, von der wir genommen sind. Wir wollen uns doch von diesem unserem eigenen armen Leben lehren lassen, das lehren lassen, daß das nicht außer uns liegt, was uns zufrieden oder unzufrieden macht; sondern was uns die Schmerzen und die Unruhe in der Seele schafft, das liegt in uns ganz allein, und alles Aeußere ist höchstens die Veranlassung nur. All dies Weh, das die Welt durchzieht, ist nur der Fersenstich der alten Schlange, welcher sich an jedem wiederholt, der auf das Wort der alten Schlange hört; alle die Schläge, die je unser Herz treffen, sind nur die Schwertstreiche, mit denen der Cherub uns noch immerfort aus dem Paradiese treibt; und darum: all dies zerrissene We= sen in Deinem Herzen ist der Fingerzeig, der Dich hin= weist auf Deine Sünde und Schuld.

Wir wollen nicht zurücktreten vor diesem Worte: Sünd' und Schuld! Es ist ja wohl in uns Allen Etwas, das sich von diesem Worte abwendet, und wir mögen's von uns nicht hören. Wir nehmen's dem Worte Gottes nicht gut, wenn es uns davon spricht; und wir nehmen's den Menschen nicht gut, wenn sie uns das sagen, und wir nehmen's dem Schicksal nicht gut, wenn es uns darauf weist. Und wenn wir's einmal anerkennen müssen, daß doch Sünde und Schuld an uns ist, da geben wir dem Dinge andere und mildere Namen und nennen's lieber Schwäche und Mängel und Irrung. Es

ist das ja wohl natürlich und verzeihlich genug, weil das rechte Wort so hart und bitter ist; nur sollten wir nie vergessen, wohin wir uns selber weisen, wenn wir uns auch nur schwach und mängelvoll nennen. Denn wenn unsere Seele schwach ist, so ist sie doch gewiß der zarten Rebe gleich, die den Stamm des Kreuzes und eine Kirchenmauer braucht, um sich daran zu halten; und wenn fie mancher Mängel voll ist, so ist sie ja gewiß hungrig und arm und durftig, und bedarf's recht sehr, daß ein reicher Mann sie zu Tische sehe und fülle ihre Leere mit den Almosen seiner Gnade; und wenn sie wieder in so mancher Irrung ist, da schaut sie ja wohl recht sehnsüchtig nach einem treuen Hirten aus, der sie suche in ihrer Verlorenheit, und sie herumhole, und sie wieder weide auf grüner Aue. Und wir geben ja so mit dem Einen Geständniß bloß unserer Schwäche auch das zu: daß unsere Seele eines Helfers, eines Erlösers, eines Retters, daß sie des Herrn wartet, von dem unser Text sagt: „er wird kommen".

Wenn wir aber das zugeben, daß unsere Seele ei= nes Heilands braucht in jedem Fall, da wollen wir doch den ganzen Gang unserer Gedanken noch einmal zurückmessen, und wollen's nun Alles mit ganz anderen Augen ansehen. Wir wollen's zuerst unserem armen Leben danken, daß es so voll ist von zerrissenen Traumgebilden und von zerfallenen Kartenhäusern und von nie erreichten Wünschen, weil's uns doch damit lehrt, daß unser Glück und unser Elend nicht außer uns, sondern in uns wurzeln. Und wenn wir wieder diese Schmerzen unseres innern Menschen ansehen, da wollen wir diese Schmerzen segnen und wollen's ihnen danken, daß sie mit Gewissensangst uns wieder aus uns heraustreiben, und lehren uns knieen und beten, und lehren uns Gnade suchen mit Thränen. So wollen wir uns weinend über das Wort beu

gen: daß wir durch viel Trübsal müssen in das Reich Gottes eingehen." Und wenn ich mir hier wohl man= chen Gefährten suchen könnte, der mit mir von einem schweren Herzeleid und von einer bangen Sorge zu sa= gen wüßte, welche er mit sich in diesen Neujahrsmorgen des Herrn hereingetragen; und wenn wir auch Alle in einer Zeit leben, in deren Herzen wenig Ruhe aber viel Sorge, wenig Freude aber viel Schmerzen wohnen, nun so wollen wir doch nicht klagen noch murren, sondern wollen durch die Thränen lächeln und wollen `uns herzlich freuen, daß das der Ruf des Herrn an diese Zeit und an uns, und daß es die erste Spur von des Herrn Nähe ist.

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Dieser Spur aber wollen wir folgen durch die ganze Woche hindurch, und wollen in rechter Wartestimmung auf jeden Klageton lauschen, der in uns auffeufzt zu dem Manne aller Kraft, daß, wenn der Herr in nächster Stunde uns in Seinem Worte naht, dann nicht mehr anklopfend bloß, sondern schon einkehrend in unser Herz, dann nicht mehr Schmerzen schaffend, sondern Schmerzen stillend mit Seines Wortes Balsam, Er uns dann finde in der rechten Bereitschaft, die mit David betet: Herr, ich bin ein Gast auf Erden, aber laß mir Deine Gnade widerfahren, daß ich mich auf Dein Wort verlasse; meine Seele liegt im Staube, aber erquicke Du mich nach Deinem Wort; ich gräme mich, daß mir das Herz verschmachtet, aber stärke Du mich nach Deinem ewigen, starken Wort! Amen.

II.

(Gehalten am 2ten Sonntage des Advents, 1843.)

Dein Wort ist die rechte Lehre. Erhalt' uns, Herr,

bei Deinem Wort! Amen.

Vater Unser u. s. w.

Text:

Röm. 15, 1-13: „Wir aber, die wir stark find, sollen der Schwachen Gebrechlichkeit tragen, und nicht Gefallen an uns selber haben. Es stelle sich aber ein Jeglicher unter uns also, daß er seinem Nächsten gefalle zum Guten, zur Besserung. Denn auch Christus nicht an sich selber Gefallen hatte, sondern wie geschrieben steht: die Schmach derer, die dich schmähen, ist über mich gefallen. Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir, durch Geduld und Trost der Schrift, Hoffnung haben. Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr einerlei gesinnt seid unter einander, nach Jesu Christo; auf daß ihr einmüthiglich mit Einem Munde lobet Gott und den Vater unseres Herren Jesu Christi. Darum nehmet Euch unter einander auf, gleichwie Euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe. Ich sage aber, daß Jesus Christus sei ein Diener gewesen der Beschneidung, um der Wahrheit willen Gottes, zu bestätigen die Verheißung, den Vätern geschehen. Daß die Heiden aber Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht: darum will ich dich loben unter den Heiden, und deinem Namen fingen. Und abermal spricht er: Freuet euch, ihr Heiden, mit seinem Volk. Und abermal: Lobet den Herrn, alle Heiden, und preiset ihn alle Völker. Und abermal spricht Jesaias: Es wird sein die Wurzel Jessa, und der auferstehen wird zu herr

schen über die Heiden, auf den werden die Heiden hoffen. Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, daß ihr völlige Hoffnung habt durch die Kraft des heiligen Geistes".

Wie schieden in der lezten Gottesdienststunde von einander mit dem Entschluß: daß wir Alle, Jeder seine Noth, Jeder seine Erdenklage, diesen Antheil, den Jeder unter uns an der inneren Zerrissenheit und Friedlosigkeit dieser Tage hat, wollten auf dem Herzen tragen. Das wollten wir im Gemüthe bewegen nicht als die Murrenden, nicht als die Widerstrebenden, nicht als die Verzagten; sondern so wollten wir's thun, daß wir diese Lazarusgestalt, die wir Alle an uns haben, an= schauten als das Bettlerkleid, welches der Herr selber uns angezogen hat, zwar mit Recht, weil wir ja vor Ihm Bettler nur und arme Geister und arme Sünder sind, aber auch eben so gewiß aus Barmherzigkeit und Gnaden, damit Er uns von dieser Armuth auf unsere innere Krankheit und von unserer Krankheit auf Sich selber als auf den Arzt weise. Darum wollten wir diese Schmerzen der Zeit und unsere Schmerzen preisen, sie über uns nehmen, und sie segnen als das erste Pfand vom Herrn, daß Er uns wieder heimsuchen will, als Seiner Zukunft und Nähe erstes Zeichen. So wollten wir's nehmen; so wollten wir durch die vergangene Woche gehen!

Freilich konnten wir uns das vornehmen und konn= ten das thun, nur indem wir schon im Voraus auf das Wort dieser Stunde hinblickten: „Was aber zuvor ge= schrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir, durch Geduld und Trost der Schrift, Hoffnung haben". Ganz gewiß, wenn wir dies Wort, dies Wort des Troftes und der Hoffnung nicht auch hätten neben den Schmerzen dieser Zeit als den anderen Schah dieser

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