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ist, dem liebeglühenden Eduard Ottilien, und dem Hauptmanne Eduards rechtmäßige Gattin zugetheilt, er brauchte nur den Männern die ihm anvertrauten Zauber - Aepfel zu reichen; aber er muß sich einer höhern Fügung unterwerfen, er weiß darinn die Vorsehung, in der Schranke das heilige Gesez und seine ewige Wahrheit zu verehren, und die Hand zu küssen, welche schlägt. Andererseits sollte er auch erfahren, was an dunkeln Gefühlen, blinden Naturzügen und zwingenden Wahlverwandtschaften wahr und falsch ist, wie sie durch die Leidenschaft immer tiefer in die Natur herabgezogen werden, während sie, von einer höheren Nothwendigkeit zurückgewiesen, über die Nas tur hinausweisen sollten.

Bergeblich frohlocket auch Klärchen nach ihrem zu hohen Geliebten, himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt; umsonst seufzt Tasso nach der schwindelnden Höhe der Prinzessin, die Blüthe seines Lebens ist schon geknickt, indem er ausruft: Ich bin mir selbst entwandt, denn sie ist's mir. Dagegen hat Wilhelm Meister zwar endlich das Königreich der Liebe gefunden; aber kaum ist er Bräuti gam, so sehen wir ihn auch schon in der Entsagung auf der Wanderschaft unter den wunderlichsten Regeln und Duälereyen herumirren.

und muß nicht Paris selbst, mit einer derben Dhre feige ausgestattet, nach den ersten herzhaften Küssen sein kriegslustiges, niedliches Mädchen auf immer verlassen? Indessen bleibt ihm doch ihr munterer Geist, und der kräftige Kuß, und die fühlbare Ohrfeige mit allen ihren Rachwehen, und vielen, reichen Lebensfreuden, wohl er sich Angesichts der vielen Unbilden und Quälerehen des Lebens auch wieder so weit vergessen konnte,

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wie

seinem Werther noch nach 50 Jahren in dag Grab nach zurufen:

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Zum Bleiben ich, zum Scheiden Du geboren Gingst Du voran, und haft nicht Biel verloren!: alg Aber es war eben seine Aufgabe diese Unbilden zu tragen, und wie er sich in das Schicksal seiner schönen Aepfel finden mußte, so mußte er auch selbst entsagen ler nen, denn ihm war kein Apfel zugefallen, und wenn auch der Knabe auf seinen Fingern zur guten Stunde die fröhliche Alerte konnte tanzen lassen, so durfte der Mann sie doch nicht mit in's Haus nehmen.

Zwar schien sich mehr als einmal ein füßes, zärtes Liebesglück zu nahen, und wie auf die Dauer einzurichten, aber es kam nur, um desto ferner zu entfliehen; oder es kam auf Stunden, um Tage und Jahre damit auszufüllen. So sehen wir im Traume zarte Lichtwesen herännahen, aber indem wir die Hand ausstrecken sie zu ergreifen und fest zuhalten, sind sie schon entschwunden. Wer erinnerte sich nicht des Mariagespiels, welches der Jüngling auch mit spielte? Der Handel mit Alerten war das erste Mariagespiel, aber nicht das lezte. Scherz und Spiel wurden mehr als einmal ernsthaft, aber der Jüngling mußte weiter: es galt kein Weilen, kein Zaudern. Wohl sieht er ganz nahë am Wege ein Blümlein stehen, er fah im Leben nichts lieber, and mußte doch vorüber gehu.

In, 54.

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Weil er weiter mußte, dürfte er sich nicht zurückhalten lassen. Und wir wollen's ihm noch übel nehmen, daß er sich's nicht so bequem und behaglich im Leben gemacht, als es Andere haben? So sollten auch Gretchen, Friedes rike, 'und selbst Lilli so schnell als hold vorüberziehen, und hellen Stunden trübe und heiße Tage folgen; sie hatten

geledt und geliebet. So durfte sich auch der Dichter der Liebe erfreuen, an entbehren zu lernen; er mußte entbehren, um zur innersten Freude zu gelangen.

Hiermit ist die höchste Aufgabe seines Lebens bezeich net, an welche alle diejenigen nicht glauben wollen, die den leichtfertigen Freund und Feind Alertens nur von außen in guten Tagen einmal gesehen haben. Es ist die Aufgabe der höheren Fügung sich zu unterwerfen, zu ges horchen, zu entbehren und zu entsagen, um fret zu werden, um mit dieser Unterwerfung unter das höhere Walten des Geistes die Herrschaft über das Niedrigere, über die Natur, zu erlangen. Das ganze Leben des Menschen bestehet nach seiner Bestimmung in jener Unter werfung und in dieser Herrschaft, in der Gegens wart und in der Zukunft, zu warten in Geduld und in der zuversichtlichen Aussicht auf endliche Ausgleichung und Erneuerung aller Dinge. İk

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Es gilt, dem Gesche und dem Nothwendigen mit fröhlichem Gemüthe zu dienen, nicht allein, weil es noth wendig ist, sondern auch, weil das Nothwendige für uns das Beste ist: es gilt, unter der ruhig klaren, heiter hels len Macht des Geistes die unklare und dunkle Mässe der Gefühle gefangen zu nehmen: es gilt, geduldig zu warten und freudig zu hoffen.

Das ist der innerste Grundton aller seiner Dichtun

"gen, die tiefste Wahrheit seines Strebens und Wirkens. In dieser Aussicht nimmt er auch die Verhältnisse und die Menschen, wie sie sind, und er ladet sie selbst zur offenen Tafel, in Hoffnung, daß es mit der Zeit werde besser werden.,,Es irrt der Mensch, so lang er strebt.“ Wir figen wirklich alle selbst an dieser offenen Tafel des Weltalls.

Und der Dichter sigt auch mit daran, so wie er ist: er giebt sich auch schon als Knabe, wie er ist, ohne seine Gebrechen zu verhehlen. Wir sehen zwar, wie er seine erste Probe im Ganzen rühmlich und siegreich besteht: aber es geht auch nicht ohne Buße ab, er kommt nicht unges stäupt davon, Auf die Ohrfeige des Mädchens folgt zwar ein verwegner Kuß, denu der gehört dazu; aber auf den Kuß folgte auch wieder mehr als eine Dhrfeige.

Der Dichter hat auch selbst auf den ersten Theil seines Lebens geschrieben: Kein Mensch wird ohne Prüs gel groß gezogen." Auch der Knabe verschweigt nicht die empfindlichen Beschämungen, die er hat erfahren müssen; und wir sehen ihn hier nicht zum legtenmale auf dem fchlüpfrigen Boden des Lebens ausgleiten und fallen, um wieder aufzustehen. Wir sehen auch, wie er darüber aus seinem Paradiese vertrieben wird, wie ihn die goldenen Speere aussperren, wie die fleine Schlange darüber lacht, wie sich das Kind seiner Nacktheit zu schämen anfängt, und den Wunsch befeunet, sich wo nicht verbergen, doch verhüllen zu können.

Es wäre möglich, daß ein sittlicher oder religiöser Rigorismus in diesen Beziehungen und Anspielungen den Erust vermißte, welcher so wichtigen, leider die gesammte Menschheit betreffenden Ereignissen allerdings gebührt. Aber

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wer so richten wollte, würde ganz vergessen, mit wem er es zu thun hat; es ist ein munterer Knabe, der mit hellen Augen in die Welt hineinsieht, alle fünftigen Freus den und Leiden im rosenfarbenen Lichte der Poesie auffaßt, und in seiner Lust am Leben auch dem bevorste henden Schmerze mit knabenhaftem Stoizismus" entge gengeht. Die harmlose Freude an diesem knabenhaften Troße eines frohen Muthes ist mit der Thräne der Rührung begleitet, die uns unwillkührlich das Kind ablockt, das halbunbewußt im Scherze dem fünftigen Schmerze ents gegeneilt, und damit spielt, bis er trifft. So hat auch unser Knabe seine Lust und Schuld oft schwer bü ßen, seine Scherze theuer entgelten, und mit Wilhelm Meister noch vieles Lehrgeld bezahlen, mit so vielen Entsagenden in der Fremde lange Wanderschaft halten müssen, um nach vielen Entbehrungen, noch vielen ernst- und scherzs baften Lebensabenteuern endlich wieder heimzukehren.

Außerdem dürfen wir aber auch nicht außer Acht lassen, daß der Knabe selbst das Pförtchen mit dem hohen Spigbogen nicht wieder finden fonnte: und wenn er dann alles anders fand, als zuvor, da konnte ihm wohl die Frage nahe liegen, ob die erste Erscheinung, oder die zweyte, die wir Wirklichkeit zu nennen pflegen, oder beides nur ein Traum gewesen, oder worinn in Beziehung auf Realität Traum und Wirklichkeit unterschieden sind. Kurz hinter der Mauer fand er das nicht wieder, was er dort gesehen hatte, was sich ihm zum heiligen Pfingstfeste das selbst offenbart hatte. Das Paradies war nicht sowohl vers schlossen, als verschwunden, wie wohl er auch wieder zur rech ten Stunde auf Momente freyen Eintritt gefunden haben mag. Und was er da gesehen, das hat er uns mitgetheilt, so weit

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