Gartenplak, mit Hermen der epischen Dichter geziert. Vorn an der Scene zur Rechten Virgil, zur Linken Ariost.
Du siehst mich lächelnd an, Eleonore, Du siehst dich selber an und lächelst wieder. Was hast du? Laß es eine Freundin wissen! Du scheinst bedenklich, doch du scheinst vergnügt. Leonore.
Ja, meine Fürstin, mit Vergnügen seh' ich Uns beide hier so ländlich ausgeschmückt. Wir scheinen recht beglückte Schäferinnen Und find auch wie die Glücklichen beschäftigt, Wir winden Kränze. Dieser, bunt von Blumen, Schwillt immer mehr und mehr in meiner Hand; Sinn und größerm Herzen
Den zarten schlanken Lorbeer dir gewählt.
Die Zweige, die ich in Gedanken flocht,
Sie haben gleich ein würdig Haupt gefunden, Ich seße sie Virgilen dankbar auf.
(Sie kränzt die Herme Virgils.)
So drück' ich meinen vollen frohen Kranz Dem Meister Ludwig auf die hohe Stirne. (Sie kränzt Ariostens Herme.)
Er, dessen Scherze nie verblühen, habe Gleich von dem neuen Frühling seinen Theil.
Mein Bruder ist gefällig, daß er uns In diesen Tagen schon aufs Land gebracht; Wir können unser sein und stundenlang Uns in die goldne Zeit der Dichter träumen. Ich liebe Belriguardo, denn ich habe Hier manchen Tag der Jugend froh durchlebt, Und dieses neue Grün und diese Sonne Bringt das Gefühl mir jener Zeit zurück.
Ja, es umgiebt uns eine neue Welt! Der Schatten dieser immer grünen Bäume Wird schon erfreulich. Schon erquickt uns wieder Das Rauschen dieser Brunnen, schwankend wiegen Im Morgenwinde sich die jungen Zweige. Die Blumen von den Beeten schauen uns Mit ihren Kinderaugen freundlich an. Der Gärtner deckt getrost das Winterhaus Schon der Citronen und Orangen ab, Der blaue Himmel ruhet über uns, Und an dem Horizonte löst der Schnee Der fernen Berge sich in leisen Duft.
Es wäre mir der Frühling sehr willkommen, Wenn er nicht meine Freundin mir entführte.
Erinnre mich in diesen holden Stunden, O Fürstin, nicht, wie bald ich scheiden soll. Prinzessin.
Was du verlassen magst, das findest du In jener großen Stadt gedoppelt wieder. Leonore.
Es ruft die Pflicht, es ruft die Liebe mich Zu dem Gemahl, der mich so lang' entbehrt. Ich bring' ihm seinen Sohn, der dieses Jahr So schnell gewachsen, schnell sich ausgebildet, Und theile seine väterliche Freude.
Groß ist Florenz und herrlich, doch der Werth Von allen seinen aufgehäuften Schäßen Reicht an Ferrara's Edelsteine nicht.
Das Volk hat jene Stadt zur Stadt gemacht, Ferrara ward durch seine Fürsten groß.
Mehr durch die guten Menschen, die sich hier Durch Zufall trafen und zum Glück verbanden. Leonore.
Sehr leicht zerstreut der Zufall, was er sammelt. Ein edler Mensch zieht edle Menschen an Und weiß sie fest zu halten, wie ihr thut. Um deinen Bruder und um dich verbinden Gemüther sich, die euer würdig sind, Und ihr seid eurer großen Väter werth. Hier zündete sich froh das schöne Licht Der Wissenschaft, des freien Denkens an, Als noch die Barbarei mit schwerer Dämmrung Die Welt umher verbarg. Mir klang als Kind Der Name Herkules von Este schon,
Schon Hippolyt von Este voll ins Ohr.
Ferrara ward mit Rom und mit Florenz Von meinem Vater viel gepriesen! Oft Hab' ich mich hingesehnt; nun bin ich da. Hier ward Petrarch bewirthet, hier gepflegt, Und Ariost fand seine Muster hier. Italien nennt keinen großen Namen, Den dieses Haus nicht seinen Gast genannt. Und es ist vortheilhaft, den Genius Bewirthen giebst du ihm ein Gastgeschenk, So läßt er dir ein schöneres zurück. Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, Ist eingeweiht; nach hundert Jahren klingt Sein Wort und seine That dem Enkel wieder. Prinzessin.
Dem Enkel, wenn er lebhaft fühlt wie du. Gar oft beneid' ich dich um dieses Glück. Leonore.
Das du, wie wenig andre, still und rein Genießest. Drängt mich doch das volle Herz, Sogleich zu sagen, was ich lebhaft fühle; Du fühlst es besser, fühlst es tief und Dich blendet nicht der Schein des Augenblicks, Der Wig besticht dich nicht, die Schmeichelei Schmiegt sich vergebens künstlich an dein Ohr; Fest bleibt dein Sinn und richtig dein Geschmack, Dein Urtheil grad, stets ist dein Antheil groß Am Großen, das du wie dich selbst erkennst. Prinzessin.
Du solltest dieser höchsten Schmeichelei
Nicht das Gewand vertrauter Freundschaft leihen. Leonore.
Die Freundschaft ist gerecht, sie kann allein Den ganzen Umfang deines Werths erkennen.
Und laß mich der Gelegenheit, dem Glück Auch seinen Theil an deiner Bildung geben, Du hast sie doch, und bist's am Ende doch, Und dich mit deiner Schwester ehrt die Welt Vor allen großen Frauen eurer Zeit.
Mich kann das, Leonore, wenig rühren, Wenn ich bedenke, wie man wenig ist,
Und was man ist, das blieb man Andern schuldig. Die Kenntniß alter Sprachen und des Besten, Was uns die Vorwelt ließ, dank' ich der Mutter; Doch war an Wissenschaft, an rechtem Sinn Ihr keine beider Töchter jemals gleich; Und soll sich eine ja mit ihr vergleichen, So hat Lucretia gewiß das Recht. Auch, kann ich dir versichern, hab' ich nie Als Rang und als Besiß betrachtet, was Mir die Natur, was mir das Glück verlieh. Ich freue mich, wenn kluge Männer sprechen, Daß ich verstehen kann, wie sie es meinen. Es sei ein Urtheil über einen Mann
Der alten Zeit und seiner Thaten Werth; Es sei von einer Wissenschaft die Rede, Die, durch Erfahrung weiter ausgebreitet, Dem Menschen nüßt, indem sie ihn erhebt; Wohin sich das Gespräch der Edlen lenkt, Ich folge gern, denn mir wird leicht zu folgen. Ich höre gern dem Streit der Klugen zu, Wenn um die Kräfte, die des Menschen Brust So freundlich und so fürchterlich bewegen, Mit Grazie die Rednerlippe spielt;
Gern, wenn die fürstliche Begier des Ruhms, Des ausgebreiteten Besizes Stoff
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