Mit meinen Augen hab' ich es gesehn, Das Urbild jeder Tugend, jeder Schöne; Was ich nach ihm gebildet, das wird bleiben: Tancredens Heldenliebe zu Chlorinden, Erminiens stille, nicht bemerkte Treue, Sophroniens Großheit und Olindens Noth Es sind nicht Schatten, die der Wahn erzeugte, Ich weiß es, sie sind ewig, denn sie sind. Und was hat mehr das Recht, Jahrhunderte Zu bleiben und im Stillen fortzuwirken, Als das Geheimniß einer edlen Liebe, Dem holden Lied bescheiden anvertraut? Prinzessin.
Und soll ich dir noch einen Vorzug sagen, Den unvermerkt sich dieses Lied erschleicht? Es lockt uns nach und nach, wir hören zu, Wir hören und wir glauben zu verstehn, Was wir verstehn, das können wir nicht tadeln, Und so gewinnt uns dieses Lied zulet.
Welch einen Himmel öffnest du vor mir,
Fürstin! Macht mich dieser Glanz nicht blind,
So seh' ich unverhofft ein ewig Glück Auf goldnen Strahlen herrlich niedersteigen. Prinzessin.
Nicht weiter, Tasso! Viele Dinge sind's, Die wir mit Heftigkeit ergreifen sollen: Doch andre können nur durch Mäßigung Und durch Entbehren unser eigen werden. So, sagt man, sei die Tugend, sei die Liebe, Die ihr verwandt ist. Das bedenke wohl!
Jst dir's erlaubt, die Augen aufzuschlagen? Wagst du's, umherzusehn? Du bist allein! Vernahmen diese Säulen, was sie sprach? Und hast du Zeugen, diese stummen Zeugen Des höchsten Glücks zu fürchten? Es erhebt Die Sonne sich des neuen Lebenstages, Der mit den vorigen sich nicht vergleicht. Hernieder steigend hebt die Göttin schnell Den Sterblichen hinauf. Welch neuer Kreis Entdeckt sich meinem Auge, welches Reich! Wie köstlich wird der heiße Wunsch belohnt! Ich träumte mich dem höchsten Glücke nah, Und dieses Glück ist über alle Träume. Der Blindgeborne denke sich das Licht, Die Farben, wie er will; erscheinet ihm Der neue Tag, ist's ihm ein neuer Sinn. Voll Muth und Ahnung, freudetrunken schwankend Betret' ich diese Bahn. Du giebst mir viel, Du giebst, wie Erd' und Himmel uns Geschenke Mit vollen Händen übermäßig reichen, Und forderst wieder, was von mir zu fordern Nur eine solche Gabe dich berechtigt.
Ich soll entbehren, soll mich mäßig zeigen, Und so verdienen, daß du mir vertraust. Was that ich je, daß sie mich wählen konnte? Was soll ich thun, um ihrer werth zu sein? Sie konnte dir vertraun, und dadurch bist du's. Ja, Fürstin, deinen Worten, deinen Blicken Sei ewig meine Seele ganz geweiht !
Ja, fordre, was du willst, denn ich bin dein!
Sie sende mich, Müh und Gefahr und Ruhm In fernen Landen aufzusuchen, reiche
Im stillen Hain die goldne Leier mir, Sie weihe mich der Ruh und ihrem Preis: Jhr bin ich, bildend soll sie mich besißen; Mein Herz bewahrte jeden Schaß für Sie. hätt' ein tausendfaches Werkzeug mir Ein Gott gegönnt, kaum drückt' ich dann genug Die unaussprechliche Verehrung aus.
Des Malers Pinsel und des Dichters Lippe, Die süßeste, die je von frühem Honig
Genährt war, wünscht' ich mir. Nein, künftig soll Nicht Tasso zwischen Bäumen, zwischen Menschen Sich einsam, schwach und trübgesinnt verlieren! Er ist nicht mehr allein, er ist mit dir.
daß die edelste der Thaten sich
Hier sichtbar vor mich stellte, rings umgeben Von gräßlicher Gefahr! Ich dränge zu
Und wagte gern das Leben, das ich nun Von ihren Händen habe
Die besten Menschen mir zu Freunden auf, Unmögliches mit einer edeln Schaar
Nach Ihrem Wink und Willen zu vollbringen. Voreiliger, warum verbarg dein Mund
Nicht das, was du empfandst, bis du dich werth Und werther ihr zu Füßen legen konntest? Das war dein Vorsaz, war dein kluger Wunsch. Doch sei es auch! Viel schöner ist es, rein Und unverdient ein solch Geschenk empfangen, Als halb und halb zu wähnen, daß man wohl Es habe fordern dürfen. Blicke freudig! Es ist so groß, so weit, was vor dir liegt; Und hoffnungsvolle Jugend lockt dich wieder
In unbekannte, lichte Zukunft hin.
Schwelle, Brust! Witterung des Glücks, Begünst'ge diese Pflanze doch einmal!
Sie strebt gen Himmel, tausend Zweige dringen Aus ihr hervor, entfalten sich zu Blüthen.
daß sie Frucht, o daß sie Freuden bringe! Daß eine liebe Hand den goldnen Schmuck Aus ihren frischen, reichen Aesten breche!
Dritter Auftritt.
Tasso. Antonio. Tasso.
Sei mir willkommen, den ich gleichsam jezt Zum ersten Mal erblicke! Schöner ward Kein Mann mir angekündigt. Sei willkommen! Dich kenn' ich nun und deinen ganzen Werth, Dir biet' ich ohne Zögern Herz und Hand Und hoffe, daß auch du mich nicht verschmähst. Antonio.
Freigebig bietest du mir schöne Gaben,
Und ihren Werth erkenn' ich, wie ich soll; Drum laß mich zögern, eh ich sie ergreife. Weiß ich doch nicht, ob ich dir auch dagegen Ein Gleiches geben kann. Ich möchte gern Nicht übereilt und nicht undankbar scheinen: Laß mich für beide klug und sorgsam sein. Tasso.
Wer wird die Klugheit tadeln? Jeder Schritt Des Lebens zeigt, wie sehr sie nöthig sei; Doch schöner ist's, wenn uns die Seele sagt, Wo wir der feinen Vorsicht nicht bedürfen.
Darüber frage Jeder sein Gemüth, Weil er den Fehler selbst zu büßen hat.
So sei's! Ich habe meine Pflicht gethan; Der Fürstin Wort, die uns zu Freunden wünscht, Hab' ich verehrt und mich dir vorgestellt.
Rückhalten durft' ich nicht, Antonio; doch gewiß, Zudringen will ich nicht. Es mag denn sein. Zeit und Bekanntschaft heißen dich vielleicht Die Gabe wärmer fordern, die du jezt So falt bei Seite lehnst und fast verschmähst. Antonio.
Der Mäßige wird öfters falt genannt
Von Menschen, die sich warm vor andern glauben, Weil sie die Hiße fliegend überfällt.
Du tadelst, was ich tadle, was ich meide. Auch ich verstehe wohl, so jung ich bin, Der Heftigkeit die Dauer vorzuziehn.
Sehr weislich! Bleibe stets auf diesem Sinne.
Du bist berechtigt, mir zu rathen, mich Zu warnen, denn es steht Erfahrung dir Als lang' erprobte Freundin an der Seite. Doch glaube nur, es horcht ein stilles Herz Auf jedes Tages, jeder Stunde Warnung Und übt sich ingeheim an jedem Guten, Das deine Strenge neu zu lehren glaubt. Antonio.
Es ist wohl angenehm, sich mit sich selbst Beschäft'gen, wenn es nur so nüßlich wäre.
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