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vorgelesen und im Juni und Juli, da noch immer etwas zu retouchieren war, actweise an den Verleger abgesandt werden konnte. Lasso erschien zuerst im Frühjahr 1790 im sechsten Bande von Goethes Schriften bei Göschen in Leipzig.

Goethe hatte sich die Darstellung des Mißverhältnisses zwischen Talent und Leben, zwischen Dichtertalent und Hofleben, zur Aufgabe gestellt und lieferte im Tasso, von den Zügen, welche der gewählte Stoff bedingte, abgesehen, eine Darstellung seiner eigenen, aus der zufälligen Wirklichkeit in die poetische Wahrheit emporgehobenen Erfahrungen. Nicht, als ob er wie Tasso sich in eine Fürstin verliebt, gegen einen Hofmann den Degen gezogen, wie Tasso Gefangenschaft erlitten oder nach dem Dienste eines andern Hofes gestrebt und erst in Vereinsamung erkannt hätte, wie das Talent sich mit dem Leben in Einklang zu bringen habe; aber alles was Taffo erlebte, was ihn in Leid und Jubel, in Leidenschaft und Wehmuth bewegte, hatte Goethe innerlich und zum Theil auch äußerlich durchlebt. Ihm war die Gunst der Frauen und der Fürsten zu Theil geworden, während ihn die Welt- und Geschäftsleute, die nicht einmal die Bildung Antonios hatten, glaubten übersehen und zur Seite schieben zu können; er hatte den inneren Zwiespalt des Welt- und Geschäftsmannes mit dem Dichter an sich selbst erfahren, das strenge, nicht links oder rechts blickende thätige Vorwärtsstreben, neben der Seligkeit des inneren Glücks, das die Welt mit rauher Hand zerstört; die kleinen Listen, Ränke und Fallstride des Hoflebens bei aller Glätte der Formen; die tiefsten Dissonanzen der Charaktere, die sich hinter lächelnden Mienen verbergen; die Kälte gegen die Person bei aller Wärme für die Leistungen des Dichters und ebenso die schwärmerische Verehrung des Menschen neben der entschiedensten Gleichgültigkeit gegen seine Schöpfungen. Er tannte wie Tasso die Unruhe des Gemüths, die sich bei allem Glück der Nähe nach träumerischen Fernen sehnt und wenn das Scheiden droht, die Stätte ihres Glücks nicht verlassen mag; das tiefe Selbstgefühl neben der Ueberschäzung fremder Vorzüge; das flackernde Feuer des Herzens, das in einem Worte der Güte ein Geständniß der Liebe, in einer auffallenden Redewendung einen weitreichenden Anschlag zu erblicken wähnt, aus der Unruhe eine Qual, aus der Qual ein tödtliches Leiden schafft, sich stürmisch übereilt, um selbst= quälerisch zu bereuen. Er kannte die wechselnden Wallungen eines Dichterherzens, kannte die festen unausweichlichen Formen des Hoflebens und kannte ihre Conflicte.

Mit diesen Erfahrungen des Dichters und des Weltmannes gieng er an die dramatische Gestaltung einer Hauptepoche aus dem Leben des unglücklichen Tasso, die Liebe zu Eleonoren von Este und die Enttäuschung. Er verwahrte sich gegen die Deutung seines Schauspiels, das, obwohl es viel Deutendes über seine Person enthalte, durch einen solchen Versuh gänzlich würde verschoben werden. Diese Ablehnung konnte sich aber nur auf die Ausdeutung auf bestimmte Personen und Begebenheiten beziehen, wie er es überhaupt nicht billigte, wenn die Menge das vom Dichter zum Bilde verwandelte Leben aus dem Bilde wieder zum Stoff zu erniedrigen

strebte. Und wenn auch das Stoffliche nicht in Goethes Leben hinein zu verfolgen ist, obgleich in den Briefen an Frau v. Stein viele Stellen innig mit den Reden Tassos verwandt sind, so wurzelt doch alles, was die Personen im Tasso denken und empfinden, tief im Leben des Dichters, der hier, ohn erheblichen Aufwand von äußern Begebenheiten, lediglich durch die Entwicklung der fest gezeichneten Charaktere und durch ihre Conflicte eine stets fortschreitende lebendige Handlung sich verwirren und entwirren läßt und seinen Gestalten bei aller inneren Verschiedenheit eine gleichmäßig gebildete und doch für alle Schwingungen der Seele ausgiebige Sprache leiht, wie sie leichter, fließender und fesselnder selbst in der Jphigenie nicht geredet wird. Dabei läßt der Dichter seine Personen eine Fülle von Sägen in der schönsten reinsten Form sprechen, die im Charakter des Individuums und der Situation richtig und treffend und auch von beiden abgelöst allgemein gültig sind, wie es allgemein ausgedrückte Sprüche ächter Bildung immer sein werden.

Dem kunstvollen sichern Bau der Handlung im Einzelnen zu folgen würde für diesen Raum zu weit führen, da oft und fast in der Regel aus Gedanken und Empfindungen, die mehr angedeutet als ausgesprochen werden, sich neue entscheidende und nach der Eigenthümlichkeit der Charaktere folgerechte Wendungen ergeben. Von der schönen Form der gefälligen Rede entkleidet würde der einfache Stoff dürftig und spröde, fast roh erscheinen; der schwankende Charakter Tassos, den Goethe mit sichrer Hand zeichnet, würde sich, ohne die kleinen und großen Einwirkungen der übrigen ebenso fest und sicher angelegten und ausgeführten Charaktere im Einzelnen zu zergliedern, nicht deutlich machen lassen, und jeder aufmerksame Leser sieht ohnehin an jeder Stelle, wie Handlung aus Handlung, wie die eine Willensbestimmung aus der andern sich entwickelt, und wird ihre strenge Nothwendigkeit nicht verkennen, wenn er die Charaktere, wie sie im Verlauf des ganzen Stückes dargestellt erscheinen, im Zusammenhange auffaßt: die Prinzessin, die Schülerin der platonischen Philosophie, deren Huld und Liebe eine durchaus andre ist, als die ihrer für Ariost schwärmenden Freundin oder des jugendlich leidenschaftlichen Tasso, der in den Worten beider nur das hört, was er zu hören wünscht und dann, als er sieht, daß er sich getäuscht hat, leidenschaftlich aufwallt, als ob er getäuscht sei. Bei der Beurtheilung des Charakters, den Antonio zeigt, ist zwischen Neid gegen fremde Auszeichnung und Unmuth über nicht ge= nügende eigne Anerkennung schwer zu unterscheiden, und dennoch bewegt sich dieser Charakter auf der feinen unentschiedenen Grenze zwischen beiden. Beim ersten Begegnen bemerkt er unmuthig den Kranz auf des Dichters Locken und vermag, da er lange vom Hofe fern gewesen, nicht zu ermessen, wie weit Tasso, den er früher obenhin, fast wie einen lächerlichen Sonderling angesehen, ihm in der Gunst des Fürsten und der Frauen gleichgekommen oder vorausgeeilt ist. Als er gewiß geworden, daß ihm der Dichter nicht im Wege steht, daß die Gesinnungen des Fürsten ihm noch unverändert gehören, tritt er, zumal da Alphons es wünscht, dem Dichter wohlwollend und helfend nahe. Daß Goethe diesen Charakter, in

dem er seine Gegner abspiegeln mußte, nicht als mustergültig aufstellen wollte, hat er durch die Situationen und durch den Mund der übrigen Personen deutlich genug zu erkennen gegeben. Viele Züge im Charakter Tassos werden verständlicher, wenn man sich erinnert, daß Tasso, wie ihn die Geschichte kennt, späterhin einem tiefen Trübfinn verfiel, und daß unser Dichter, der dieses spätere Schicksal allerdings nicht anzudeuten und vorzubereiten brauchte, da er ihn auf dem Punkte verläßt, wo er sich an der weltklugen Erfahrenheit mit dem Leben in Einklang zu bringen scheint, vielleicht unabsichtlich mehr als nöthig erscheinen mag, fich von der Kenntniß, die er von Tassos späterem Leben hatte, bestimmen ließ, die Keime seines Unglücks schon in dieser Epoche seines Lebens kenntlich zu machen. R. Goedete.

Personen.

Alphons der Zweite, Herzog von Ferrara.
Leonore von Este, Schwester des Herzogs.
Leonore Sanvitale, Gräfin von Scandiano.
Torquato Tasso.

Antonio Montecatino, Staatssecretär.

Der Schauplatz ist auf Belriguardo, einem Luftschloffe.

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