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und Leichtsinn. Ich erhielt die schreckliche Botschaft, eben als ich, von vielen und ihm begleitet, aus der Kirche gieng. Jch hielt meinen Schmerz nicht an, ich beklagte mich laut und rief, indem ich mich zu ihm wendete: Seht, was in eurer Provinz entsteht! Das duldet ihr, Graf, von dem der König sich Alles versprach ?" Machiavell. Und was antwortete er?

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Regentin. Als wenn es nichts, als wenn es eine Nebensache wäre, verseßte er: Wären nur erst die Niederländer über ihre Verfassung beruhigt! Das Uebrige würde sich leicht geben.

Machiavell. Vielleicht hat er wahrer als klug und fromm gesprochen. Wie soll Zutrauen entstehen und bleiben, wenn der Niederländer sieht, daß es mehr um seine Besißthümer, als um sein Wohl, um seiner Seele Heil zu thun ist? Haben die neuen Bischöfe mehr Seelen gerettet, als fette Pfründen geschmaust, und sind es nicht meist Fremde? Noch werden alle Statthalterschaften mit Niederländern besegt; lassen sich es die Spanier nicht zu deutlich merken, daß sie die größte, unwiderstehlichste Begierde nach diesen Stellen empfinden? Will ein Volk nicht lieber nach seiner Art von den Seinigen regieret werden, als von Fremden, die erst im Lande sich wieder Besigthümer auf Unkosten Aller zu erwerben suchen, die einen fremden Maßstab mitbringen und unfreundlich und ohne Theilnehmung herrschen?

Regentin. Du stellst dich auf die Seite der Gegner. Machiavell. Mit dem Herzen gewiß nicht; und wollte, ich könnte mit dem Verstande ganz auf der unsrigen sein.

Regentin. Wenn du so willst, so thät' es noth, ich träte ihnen meine Regentschaft ab; denn Egmont und Oranien machten sich große Hoffnung, diesen Plaß einzunehmen. Damals waren sie Gegner; jezt sind sie gegen mich verbunden, sind Freunde, unzertrennliche Freunde geworden.

Machiavell. Ein gefährliches Paar.

Regentin. Soll ich aufrichtig reden; ich fürchte Oranien, und ich fürchte für Egmont. Oranien sinnt nichts Gutes, seine

Gedanken reichen in die Ferne, er ist heimlich, scheint Alles anzunehmen, widerspricht nie, und in tiefster Ehrfurcht, mit größter Vorsicht thut er, was ihm beliebt.

Machiavell. Recht im Gegentheil geht Egmont einen freien Schritt, als wenn die Welt ihm gehörte.

Regentin. Er trägt das Haupt so hoch, als wenn die Hand der Majestät nicht über ihm schwebte.

Machiavell. Die Augen des Volks sind alle nach ihm gerichtet, und die Herzen hängen an ihm.

Regentin. Nie hat er einen Schein vermieden, als wenn Niemand Rechenschaft von ihm zu fordern hätte. Noch trägt er den Namen Egmont. Graf Egmont, freut ihn, sich nennen zu hören; als wollte er nicht vergessen, daß seine Vorfahren Besizer von Geldern waren. Warum nennt er sich nicht Prinz von Gaure, wie es ihm zukommt? Warum thut er das? Will er erloschne Rechte wieder geltend machen?

Machiavell. Ich halte ihn für einen treuen Diener des

Königs.

Regentin. Wenn er wollte, wie verdient könnte er sich um die Regierung machen; anstatt daß er uns schon, ohne sich zu nußen, unsäglichen Verdruß gemacht hat. Seine Gesellschaften, Gastmahle und Gelage haben den Adel mehr verbunden und verknüpft, als die gefährlichsten heimlichen Zusammenkünfte. Mit seinen Gesundheiten haben die Gäste einen dauernden Rausch, einen nie sich verziehenden Schwindel geschöpft. Wie oft seßt er durch seine Scherzreden die Gemüther des Volks in Bewegung, und wie stußte der Pöbel über die neuen Livreen, über die thörichten Abzeichen der Bedienten!

Machiavell. Ich bin überzeugt, es war ohne Absicht.

Regentin. Schlimm genug. Wie ich sage: er schadet uns und nußt sich nicht. Er nimmt das Ernstliche scherzhaft, und wir, um nicht müßig und nachlässig zu scheinen, müssen das Scherzhafte ernstlich nehmen. So hezt Eins das Andre; und

was man abzuwenden sucht, das macht sich erst recht. Er ist gefährlicher, als ein entschiedenes Haupt einer Verschwörung; und ich müßte mich sehr irren, wenn man ihm bei Hofe nicht Alles gedenkt. Ich kann nicht läugnen, es vergeht wenig Zeit, daß er mich nicht empfindlich, sehr empfindlich macht.

Machiavell. Er scheint mir in Allem nach seinem Gewissen zu handeln.

Regentin. Sein Gewissen hat einen gefälligen Spiegel. Sein Betragen ist oft beleidigend. Er sieht oft aus, als wenn er in der völligen Ueberzeugung lebe, er sei Herr, und wolle es uns nur aus Gefälligkeit nicht fühlen lassen, wolle uns so gerade nicht zum Lande hinausjagen; es werde sich schon geben.

Machiavell. Ich bitte euch, legt seine Offenheit, sein glückliches Blut, das alles Wichtige leicht behandelt, nicht zu gefährlich aus. Ihr schadet nur ihm und euch.

Regentin. Ich lege nichts aus. Ich spreche nur von den unvermeidlichen Folgen, und ich kenne ihn. Sein niederländischer Adel und sein golden Vließ vor der Brust stärken sein Vertrauen, seine Kühnheit. Beides kann ihn vor einem schnellen, willkürlichen Unmuth des Königs schüßen. Untersuch' es genau; an dem ganzen Unglück, das Flandern trifft, ist er doch nur allein schuld. Er hat zuerst den fremden Lehrern nachgesehn, hat's so genau nicht genommen und vielleicht sich heimlich gefreut, daß wir etwas zu schaffen hatten. Laß mich nur! Was ich auf dem Herzen habe, soll bei dieser Gelegenheit davon. Und ich will die Pfeile nicht umsonst verschießen; ich weiß, wo er empfindlich ist. Er ist auch empfindlich.

Machiavell. Habt ihr den Rath zusammenberufen lassen? Kommt Oranien auch?

Regentin. Ich habe nach Antwerpen um ihn geschickt. Ich will ihnen die Last der Verantwortung nahe genug zuwälzen; sie sollen sich mit mir dem Uebel ernstlich entgegenseßen oder sich auch als Rebellen erklären. Eile, daß die Briefe fertig werden,

und bringe mir sie zur Unterschrift. Dann sende schnell den bewährten Vaska nach Madrid; er ist unermüdet und treu; daß mein Bruder zuerst durch ihn die Nachricht erfahre, daß der Ruf* ihn nicht übereile. Jch will ihn selbst noch sprechen, eh er abgeht. Machiavell. Eure Befehle sollen schnell und genau befolgt werden.

Bürgerhau s.

Klare. Klarens Mutter. Brackenburg.

Klare. Wollt ihr mir nicht das Garn halten, Brackenburg? Brackenburg. Ich bitt' euch, verschont mich, Klärchen. Klare. Was habt ihr wieder? Warum versagt ihr mir diesen kleinen Liebesdienst?

Brackenburg. Ihr bannt mich mit dem Zwirn so sest vor euch hin, ich kann euern Augen nicht ausweichen.

Klare. Grillen! kommt und haltet!

Mutter (im Sefsel strickend). Singt doch eins! Brackenburg sekundirt so hübsch. Sonst wart ihr lustig, und ich hatte immer was zu lachen.

Brackenburg. Sonst.

Klare. Wir wollen fingen.

Brackenburg. Was ihr wollt.

Klare. Nur hübsch munter und frisch weg! Es ist ein

Soldatenliedchen, mein Leibstück.

(Sie wickelt Garn und singt mit Brackenburg.)

Die Trommel gerühret!

Das Pfeifchen gespielt!

Mein Liebster gewaffnet

Dem Haufen befiehlt,
Die Lanze hoch führet,

Die Leute regieret.

Wie klopft mir das Herze!
Wie wallt mir das Blut!
O hätt' ich ein Wämslein Aş
Und Hosen und Hut!

Ich folgt' ihm zum Thor 'naus
Mit muthigem Schritt,

Gieng' durch die Provinzen,

Gieng' überall mit.

Die Feinde schon weichen,

Wir schießen darein.

Welch Glück sonder Gleichen,

Ein Mannsbild zu sein!

(Brackenburg hat unter dem Singen Klärchen oft angesehen; zulegt bleibt ihm die Stimme stocken, die Thränen kommen ihm in die Augen, er läßt den

Ska Strang fallen und geht ans Fenster. Klärchen singt das Lied allein aus, die Mutter winkt ihr halb unwillig, sie steht auf, geht einige Schritte nach ihm hin, kehrt halb unschlüssig wieder um und seßt sich.)

Mutter. Was giebt's auf der Gasse, Brackenburg? Ich höre marschiren.

Brackenburg. Es ist die Leibwache der Regentin.

Klare. Um diese Stunde? was soll das bedeuten? (Sie steht auf und geht an das Fenster zu Brackenburg.) Das ist nicht die tägliche Wache, das sind weit mehr! Fast alle ihre Haufen. O Brackenburg, geht! hört einmal, was es giebt? Es muß etwas Besonderes sein. Geht, guter Brackenburg, thut mir den Gefallen.

Brackenburg. Ich gehe! Ich bin gleich wieder da! (Er reicht ihr abgehend die Hand; sie giebt ihm die ihrige.)

Mutter. Du schickst ihn schon wieder weg.

Klare. Ich bin neugierig; und auch, verdenkt mir's nicht, seine Gegenwart thut mir weh. Ich weiß immer nicht, wie ich mich gegen ihn betragen soll. Ich habe Unrecht gegen ihn, und mich nagt's am Herzen, daß er es so lebendig fühlt. - Kann ich's doch nicht ändern!

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