ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Egmont. Siehst du, Klärchen!

Laß mich sizen! (Er seht sich, sie kniet vor ihn auf einen Schemel, legt ihre Arme auf seinen Schooß und sieht ihn an.) Jener Egmont ist ein verdrießlicher, steifer, talter Egmont, der an sich halten, bald dieses, bald jenes Gesicht machen muß; geplagt, verkannt, verwickelt ist, wenn ihn die Leute für froh und fröhlich halten; geliebt von einem Volke, das nicht weiß, was es will; geehrt und in die Höhe getragen von einer Menge, mit der nichts anzufangen ist; umgeben von Freunden, denen er sich nicht überlassen darf; beobachtet von Menschen, die ihm auf alle Weise beikommen möchten; arbeitend und sich bemühend, oft ohne Zweck, meist ohne Lohn — o laß mich schweigen, wie es dem ergeht, wie es dem zu Muthe ist. Aber dieser, Klärchen, der ist ruhig, offen, glücklich, geliebt und gekannt von dem besten Herzen, das auch er ganz kennt und mit voller Liebe und Zutraun an das seine drückt. (Er umarmt sie.) Das ist dein Egmont!

Klärchen. So laß mich sterben! Die Welt hat keine Freuden auf diese!

Vierter Aufzug.

Straße.

Jetter. Zimmermeister.

Jetter. He! pst! he, Nachbar, ein Wort!
Bimmermeister. Geh deines Pfads, und sei ruhig.
Jetter. Nur ein Wort. Nichts Neues?

Bimmermeister. Nichts, als daß uns von Neuem zu reden verboten ist.

Jetter. Wie?

Bimmermeister. Tretet hier ans Haus an. Hütet euch! Der Herzog von Alba hat gleich bei seiner Ankunft einen Befehl ausgehen lassen, dadurch Zwei oder Drei, die auf der Straße zusammen sprechen, des Hochverraths ohne Untersuchung schuldig erklärt sind.

Jetter. weh!

Bimmermeister. Bei ewiger Gefangenschaft ist verboten, von Staatssachen zu reden.

Jetter. O unsre Freiheit!

Bimmermeister. Und bei Todesstrafe soll Niemand die Handlungen der Regierung mißbilligen.

Jetter. O unsre Köpfe!

Bimmermeißter. Und mit großem Versprechen werden Väter, Mütter, Kinder, Verwandte, Freunde, Dienstboten ein

geladen, was in dem Innersten des Hauses vorgeht, bei dem besonders niedergeseßten Gerichte zu offenbaren.

Jetter. Gehen wir nach Hause.

Bimmermeister. Und den Folgsamen ist versprochen, daß sie weder am Leibe, noch Ehre, noch Vermögen einige Kränkung erdulden sollen.

Jetter. Wie gnädig! War mir's doch gleich weh, wie der Herzog in die Stadt kam. Seit der Zeit ist mir's, als wäre der Himmel mit einem schwarzen Flor überzogen und hienge so tief herunter, daß man sich bücken müsse, um nicht dran zu stoßen.

Bimmermeister. Und wie haben dir seine Soldaten gefallen? Gelt! das ist eine andere Art von Krebsen, als wir sie sonst gewohnt waren.

Jetter. Pfui! Es schnürt einem das Herz ein, wenn man so einen Haufen die Gassen hinab marschiren sieht. Kerzengerad', mit unverwandtem Blick, Ein Tritt, so viel ihrer sind. Und wenn sie auf der Schildwache stehen, und du gehst an einem vorbei, ist's, als wenn er dich durch und durch sehen wollte, und sieht so steif und mürrisch aus, daß du auf allen Ecken einen Zuchtmeister zu sehen glaubst. Sie thun mir gar nicht wohl. Unfre Miliz war doch noch ein lustig Volk; sie nahmen sich was heraus, standen mit ausgegrätschten Beinen da, hatten den Hut überm Ohr, lebten und ließen leben; diese Kerle aber sind wie Maschinen, in denen ein Teufel sigt.

Bimmermeister. Wenn so Einer ruft: Halt!" und an schlägt, meinst du, man hielte?

Jetter. Ich wäre gleich des Todes.

Bimmermeister. Gehn wir nach Hause.

Jetter. Es wird nicht gut. Adieu.

Soest tritt dazu.

Socft. Freunde! Genossen!

Bimmermeister. Still! Laßt uns gehen!

Soeft. Wißt ihr?

Jetter. Nur zu viel!

Soest. Die Regentin ist weg.

Jetter. Nun gnad' uns Gott!

Bimmermeister. Die hielt uns noch.

Soef. Auf einmal und in der Stille. Sie konnte sich mit dem Herzog nicht vertragen; sie ließ dem Adel melden, sie komme wieder. Niemand glaubt's.

Bimmermeißer. Gott verzeih's dem Adel, daß er uns diese neue Geißel über den Hals gelassen hat. Sie hätten es abwenden können. Unfre Privilegien sind hin.

Jetter. Um Gottes willen nichts von Privilegien! Ich wittre den Geruch von einem Executionsmorgen; die Sonne will nicht hervor, die Nebel stinken.

Soeft. Oranien ist auch weg.

Bimmermeister. So sind wir denn ganz verlassen!
Socft. Graf Egmont ist noch da.

Jetter. Gott sei Dank! Stärken ihn alle Heiligen, daß er sein Bestes thut; der ist allein was vermögend.

Vansen tritt auf.

Vansen. Find' ich endlich ein Paar, die noch nicht unters gekrochen sind?

Jetter. Thut uns den Gefallen, und geht fürbaß.
Vansen. Ihr seid nicht höflich.

Bimmermeister. Es ist gar keine Zeit zu Komplimenten. Juct euch der Buckel wieder? Seid ihr schon durchgeheilt?

Vansen. Fragt einen Soldaten nach seinen Wunden! Wenn ich auf Schläge was gegeben hätte, wäre sein Lage nichts aus mir geworden.

Jetter. Es kann ernstlicher werden.

Vansen. Ihr spürt von dem Gewitter, das aufsteigt, eine erbärmliche Mattigkeit in den Gliedern, scheint's.

Bimmermeister. Deine Glieder werden sich bald wo anders eine Motion machen, wenn du nicht ruhst.

Vansen. Armselige Mäuse, die gleich verzweifeln, wenn der Hausherr eine neue Kaße anschafft! Nur ein Bißchen anders; aber wir treiben unser Wesen vor wie nach, seid nur ruhig.

Bimmermeister. Du bist ein verwegener Laugenichts. Vansen. Gevatter Tropf! Laß du den Herzog nur gewähren. Der alte Kater sieht aus, als wenn er Teufel statt Mäuse gefressen hätte und könnte sie nun nicht verdauen. Laßt ihn nur erst; er muß auch essen, trinken, schlafen wie andere Menschen. Es ist mir nicht bange, wenn wir unsere Zeit recht nehmen. Im Anfange geht's rasch; nachher wird er auch finden, daß in der Speisekammer unter den Speckseiten besser leben ist und des Nachts zu ruhen, als auf dem Fruchtboden einzelne Mäuschen zu erlisten. Geht nur, ich kenne die Statthalter.

Bimmermeißer. Was so einem Menschen Alles durchgeht! Wenn ich in meinem Leben so etwas gesagt hätte, hielt' ich mich teine Minute für sicher.

Vansen. Seid nur ruhig. Gott im Himmel erfährt nichts von euch Würmern, geschweige der Regent.

Jetter. Lästermaul!

Vansen. Ich weiß Andere, denen es besser wäre, sie hätten statt ihres Heldenmuths eine Schneiderader im Leibe. Bimmermeister. Was wollt ihr damit sagen?

vansen. Hm! den Grafen mein' ich.

Jetter. Egmont! Was soll der fürchten?

Vansen. Ich bin ein armer Teufel und könnte ein ganzes Jahr leben von dem, was er in Einem Abende verliert. Und doch könnt' er mir sein Einkommen eines ganzen Jahrs geben, wenn er meinen Kopf auf eine Viertelstunde hätte.

Jetter. Du denkst dich was rechts. Egmonts Haare find gescheidter als dein Hirn.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »