ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Regentin schuldig sind. Bekennen wir! Sie brachte durch ihr so fluges als tapferes Betragen die Aufrührer mit Gewalt und Ansehen, mit Ueberredung und List zur Ruhe und führte zum Erstaunen der Welt ein rebellisches Volk in wenigen Monaten zu seiner Pflicht zurück.

Alba. Jch läugne es nicht. Der Tumult ist gestillt, und Jeder scheint in die Gränzen des Gehorsams zurückgebannt. Aber hängt es nicht von eines Jeden Willkür ab, sie zu verlassen? Wer will das Volk hindern, loszubrechen? Wo ist die Macht, fie abzuhalten? Wer bürgt uns, daß sie sich ferner treu und unterthänig zeigen werden? Ihr guter Wille ist alles Pfand, das wir haben.

Egmont. Und ist der gute Wille eines Volks nicht das sicherste, das edelste Pfand? Bei Gott! Wann darf sich ein König sicherer halten, als wenn sie Alle für Einen, Einer für Alle stehn? Sicherer gegen innere und äußere Feinde?

Alba. Wir werden uns doch nicht überreden sollen, daß es jezt hier so steht?

Egmont. Der König schreibe einen General - Pardon aus, er beruhige die Gemüther; und bald wird man sehen, wie Treue und Liebe mit dem Zutrauen wieder zurückkehrt.

Alba. Und Jeder, der die Majestät des Königs, der das Heiligthum der Religion geschändet, gienge frei und ledig hin und wieder! Lebte den Andern zum bereiten Beispiel, daß ungeheure Verbrechen straflos sind!

Egmont. Und ist ein Verbrechen des Unsinns, der Trunkenheit nicht eher zu entschuldigen, als grausam zu bestrafen? Besonders wo so sichre Hoffnung, wo Gewißheit ist, daß die Uebel nicht wiederkehren werden? Waren Könige darum nicht sicherer? Werden sie nicht von Welt und Nachwelt gepriesen, die eine BeLeidigung ihrer Würde vergeben, bedauern, verachten konnten? Werden sie nicht eben deßwegen Gott gleich gehalten, der viel zu groß ist, als daß an ihn jede Lästerung reichen sollte?

Alba. Und eben darum soll der König für die Würde Gottes und der Religion, wir sollen für das Ansehen des Königs streiten. Was der Obere abzulehnen verschmäht, ist unsre Pflicht zu rächen. Ungestraft soll, wenn ich rathe, kein Schuldiger sich freuen.

Egmont. Glaubst du, daß du sie Alle erreichen wirst? Hört man nicht täglich, daß die Furcht sie hie- und dahin, sie aus dem Lande treibt? Die Reichsten werden ihre Güter, sich, ihre Kinder und Freunde flüchten, der Arme wird seine nüglichen Hände dem Nachbar zubringen.

Alba. Sie werden, wenn man sie nicht verhindern kann. Darum verlangt der König Rath und That von jedem Fürsten, Ernst von jedem Statthalter; nicht nur Erzählung, wie es ist, was werden könnte, wenn man Alles gehen ließe, wie's geht. Einem großen Uebel zusehen, sich mit Hoffnung schmeicheln, der Zeit vertrauen, etwa einmal drein schlagen, wie im Fastnachtsspiel, daß es klatscht und man doch etwas zu thun scheint, wenn man nichts thun möchte, heißt das nicht sich verdächtig machen, als sehe man dem Aufruhr mit Vergnügen zu, den man nicht erregen, wohl aber hegen möchte?

Egmont (im Begriff aufzufahren, nimmt sich zusammen und spricht nach einer kleinen Pause gesezt). Nicht jede Absicht ist offenbar, und manches Mannes Absicht ist zu mißdeuten. Muß man doch auch von allen Seiten hören: es sei des Königs Absicht weniger, die Provinzen nach einförmigen und klaren Geseßen zu regieren, die Majestät der Religion zu sichern und einen allgemeinen Frieden seinem Volke zu geben, als vielmehr sie unbedingt zu unterjochen, sie ihrer alten Rechte zu berauben, sich Meister von ihren Besißthümern zu machen, die schönen Rechte des Adels einzuschränken, um derentwillen der Edle allein ihm dienen, ihm Leib und Leben widmen mag. Die Religion, sagt man, sei nur ein prächtiger Teppich, hinter dem man jeden gefährlichen Anschlag nur desto leichter ausdenkt. Das Volk liegt auf den Knieen, betet die

[ocr errors]

heiligen gewirkten Zeichen an, und hinten lauscht der Vogelsteller, der sie berücken will.

Alba. Das muß ich von dir hören?

Egmont. Nicht meine Gesinnungen! Nur was bald hier, bald da, von Großen und von Kleinen', Klugen und Thoren gesprochen, laut verbreitet wird. Die Niederländer fürchten ein doppeltes Joch, und wer bürgt ihnen für ihre Freiheit?

[ocr errors]

Alba. Freiheit! Ein schönes Wort, wer's recht verstände. Was wollen sie für Freiheit? Was ist des Freiesten Freiheit? Recht zu thun! Und daran wird sie der König nicht hindern. Nein! nein! fie glauben sich nicht frei, wenn sie sich nicht selbst und Andern schaden können. Wäre es nicht besser, abzudanken, als ein solches Volk zu regieren? Wenn auswärtige Feinde drängen, an die kein Bürger denkt, der mit dem Nächsten nur beschäftigt ist, und der König verlangt Beistand, dann werden sie uneins unter sich und verschwören sich gleichsam mit ihren Feinden. Weit besser ist's, sie einzuengen, daß man sie wie Kinder halten, wie Kinder zu ihrem Besten leiten kann. Glaube nur, ein Volk wird nicht alt, nicht klug; ein Volk bleibt immer findisch.

Egmont. Wie selten kommt ein König zu Verstand! Und sollen sich Viele nicht lieber Vielen vertrauen als Einem? und nicht einmal dem Einen, sondern den Wenigen des Einen, dem Volke, das an den Blicken seines Herrn altert. Das hat wohl allein das Recht, klug zu werden.

Alba. Vielleicht eben darum, weil es sich nicht selbst überlassen ist.

Egmont. Und darum Niemand gern sich selbst überlassen möchte. Man thue, was man will; ich habe auf deine Frage geantwortet und wiederhole: Es geht nicht! Es kann nicht gehen! Ich kenne meine Landsleute. Es sind Männer, werth, Gottes Boden zu betreten; ein Jeder rund für sich, ein kleiner König, fest, rührig, fähig, treu, an alten Sitten hangend. Schwer ist's,

ihr Zutrauen zu verdienen; leicht, zu erhalten. Starr und fest! Zu drücken sind sie; nicht zu unterdrücken.

Alba (der sich indeß einigemale umgesehen hat). Solltest du das Alles in des Königs Gegenwart wiederholen?

Egmont. Desto schlimmer, wenn mich seine Gegenwart abschreckte! Desto besser für ihn, für sein Volk, wenn er mir Muth machte, wenn er mir Zutrauen einflößte, noch weit mehr zu sagen.

Alba. Was nüzlich ist, kann ich hören, wie er.

Egmont. Ich würde ihm sagen: Leicht kann der Hirt eine ganze Heerde Schafe vor sich hintreiben, der Stier zieht seinen Pflug ohne Widerstand; aber dem edeln Pferde, das du reiten willst, mußt du seine Gedanken ablernen, du mußt nichts Unkluges, nichts unklug von ihm verlangen. Darum wünscht der Bürger, seine alte Verfassung zu behalten, von seinen Landsleuten regiert zu sein, weil er weiß, wie er geführt wird, weil er von ihnen Uneigennuß, Theilnehmung an seinem Schicksal hoffen fann.

Alba. Und sollte der Regent nicht Macht haben, dieses alte Herkommen zu verändern? und sollte nicht eben dieß sein schönstes Vorrecht sein? Was ist bleibend auf dieser Welt? Und follte eine Staatseinrichtung bleiben können? Muß nicht in einer Zeitfolge jedes Verhältniß sich verändern und eben darum eine alte Verfassung die Ursache von tausend Uebeln werden, weil sie den gegenwärtigen Zustand des Volkes nicht umfaßt? Ich fürchte, diese alten Rechte sind darum so angenehm, weil sie Schlupfwinkel bilden, in welchen der Kluge, der Mächtige, zum Schaden des Volks, zum Schaden des Ganzen, sich verbergen oder durchschleichen kann.

Egmont. Und diese willkürlichen Veränderungen, diese unbeschränkten Eingriffe der höchsten Gewalt, sind sie nicht Vorboten, daß Einer thun will, was Tausende nicht thun sollen? Er will sich allein frei machen, um jeden seiner Wünsche befrie

digen, jeden seiner Gedanken ausführen zu können. Und wenn wir uns ihm, einem guten und weisen Könige, ganz vertrauten, sagt er uns für seine Nachkommen gut? daß keiner ohne Rücksicht, ohne Schonung regieren werde? Wer rettet uns alsdann von völliger Willkür, wenn er uns seine Diener, seine Nächsten sendet, die ohne Kenntniß des Landes und seiner Bedürfnisse nach Belieben schalten und walten, keinen Widerstand finden und sich von jeder Verantwortung frei wissen?

Alba (der fich indeß wieder umgesehen hat). Es ist nichts natürlicher, als daß ein König durch sich zu herrschen gedenkt und denen seine Befehle am liebsten aufträgt, die ihn am besten verstehen, verstehen wollen, die seinen Willen unbedingt ausrichten.

Egmont. Und eben so natürlich ist's; daß der Bürger von dem regiert sein will, der mit ihm geboren und erzogen ist, der gleichen Begriff mit ihm von Recht und Unrecht gefaßt hat, den er als seinen Bruder ansehen kann.

Alba. Und doch hat der Adel mit diesen seinen Brüdern sehr ungleich getheilt.

Egmont. Das ist vor Jahrhunderten geschehen und wird jezt ohne Neid geduldet. Würden aber neue Menschen ohne Noth gesendet, die sich zum zweitenmale auf Unkosten der Nation be reichern wollten, sähe man sich einer strengen, kühnen, unbedingten Habsucht ausgeseßt, das würde eine Gährung machen, die sich nicht leicht in sich selbst auflöste.

Alba. Du sagst mir, was ich nicht hören sollte; auch ich bin fremd.

Egmont. Daß ich dir's sage, zeigt dir, daß ich dich nicht

meine.

Alba. Und auch so wünscht' ich es nicht von dir zu hören. Der König sandte mich mit Hoffnung, daß ich hier den Beistand des Adels finden würde. Der König will seinen Willen. Der König hat nach tiefer Ueberlegung gesehen, was dem Volke frommt,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »