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quinta essentia, vermutete, würde durch das künstliche Experiment ebenso in die mannigfachen Sonderstosse verwandelt werden können, wie diese aus jenem abgeleitet werden könnten. Aber auch ohne dieses lezte Ziel der Naturbeherrschung erreichbar zu machen, gewährt der Begriff der Materie ein beruhigendes Gefühl der Vereinfachung; er ist in seiner Art ein Leytes, über das hinauszudenken kein Verlangen entstehen zu können scheint. Die konkreten Begriffe zerfallen in Eigennamen, Gattungsnamen, Sammelnamen, Stoffnamen; nur den letzten eignet der Charakter der ungeteilten Einheitlichkeit. Die nomina propria bezeichnen räumlich vereinzelte Individuen innerhalb des großen Ganzen; jede Leibnizsche Monade, ja jedes Atom in bezug auf seine Lage im Universum kann als solch ein Individuum gedacht werden. Die nomina appellativa bezeichnen die Individuen als isolierbare Exemplare innerhalb einer unendlich zahlreich gedachten Fülle von Möglichkeiten von Existenzen der gleichen Gattung; hier ist die Vereinzelung (z. B. der Mensch als solcher, nicht dieser Mensch; aliquis, nicht quidam) nur eine gedachte, deren Kehrseite die ebenso notwendig zu denkende Mannigfaltigkeit gleicher Konkreta ist. Die nomina collectiva heben den Gedanken der Isolierung völlig auf; das Zusammensein ist das Wesen des Sammeldaseins: das Individuum hat für sich keine Existenz, sondern wird als Gruppenteil gedacht, als Glied der Herde, wie etwa die menschlichen Individuen, auch die blaublütigsten Präadamiten, durch die erst künstlich zu durchschneidenden Nabelschnüre alle miteinander auch räumlich-physisch zusammenhängen, oder wie ein Atom nirgend isoliert, sondern nur als Glied des Moleküls vorkommt. Aber alle diese sprachlich-logischen Anordnungen sind oberflächlich und unbefriedigend. Denn das Verhältnis von Einheit und Vielheit bleibt unbestimmt, und die eigentlich wissenschaftliche Anschauung, die genetische, kommt dabei nur nebensächlich zur Geltung. Fragen wir aber: woher die Individuen, woher die Gruppen, die Gattungen, so verschwindet das unklare Verhältnis von Vielheit und Einheit, sobald wir in der numerischen Vielheit eine bloß formale

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Differenzierung, hingegen in der wesentlichen Einheit, der substanziellen Identität, das genetische Prius, den Ursprung der Individuen und die Möglichkeit ihrer Zusammenordnung in Gruppen und Gattungen erkannt haben (das Ganze ist früher als der Teil). Die Substanz oder der Stoff, die Materie, ist das Erste und Wesentliche; sie erfüllt das ganze raumzeitliche Universum, dessen Differenzierung zur zahlenmäßigen Vielheit, zur Pluralität, nur die Wirkung der uns unentbehrlichen, durch das Apriori unserer Sinnes- und Verstandesorganisation bedingten Formen des Raumes und der Zeit ist: Prinzip der Spezifikation, Individuation, Artikulation, kurz: der Differenzierung*). Und wie das Daseyn der gleichen Elementarstoffe, die unsere Erde mit all ihrem Lebensinhalt bilden, auch auf entlegenen Weltkörpern mittels der Spektralanalyse nachweisbar und demgemäß auf allen wahrscheinlich ist, so entspricht es der Hypothese von der Entstehung unseres Planetensystems, welche nach Kant und Laplace benannt wird, daß alles organische und anorganische Daseyn einem und demselben unendlich produktiven Urstoffe entstammt.

Schwieriger wird diese verhältnismäßig einfache Be= trachtung, wenn wir bedenken, daß neben den konkreten Begriffen auch abstrakte gegeben sind**), und daß, was besonders Herbart betont hat, die leßte punktuelle Einheit (im materiellen Teilchen) selbst nicht durch gedankliches Experiment, geschweige auf konkretem Wege, jemals zu erreichen ist. Vielmehr sind sowohl Einheit als Vielheit, sowohl Differenzierung

*) James zeigt in seiner „Psychologie“ an einem einleuchtenden Beispiel, daß das arithmetische Zählen nicht lediglich aus empirischer Beobachtung stammt: jedesmal, wenn wir einen Tropfen Wasser zu einem andern fügen, erhalten wir nicht zwei, sondern einen; jedesmal wenn wir einen Tropfen Quecksilber auf einen andern träufeln, erhalten wir ein Dußend und mehr. Und doch zweifeln wir nicht, daß 1+1 = 2 ist.

**) über den Unterschied zwischen konkret und abstrakt hat auch Husserl (Philos. Monatsh. 1894) noch nicht das lezte Wort gesprochen. Jedes Ding als gedachte Einheit von Eigenschaften ist abstrakt; nicht bloß als gedachte Ab= straktion aus vielen Dingen (diese ist vielmehr Generalisation; vergl. Stumpf in der Berliner Akad. d. Wissensch. 1902). Jeder Gedanke als klarer Gedanke ist konkret; nicht bloß als Reflex unmittelbarer sinnlicher Wahrnehmung.

als Integration abstrakte Vorstellungen, die notwendig zusammengehören. Es fragt sich, ob das Eine im Vielen bloß ein Gedankending, das kleinste materielle Teilchen, das Atom, bloß eine Hilfskonstruktion, eine Arbeitshypothese ist. So wenig wir ein quantitativ Kleinstes auszudenken vermögen, so wenig befriedigt uns der Gedanke, daß die Elemente qualitativ verschieden sein sollen. Die Chemie beruht auf der Voraussetzung dieser qualitativen Differenz, die Physik muß mit der Möglichkeit rechnen, daß die Elemente auf einen einheitlichen Grundstoff zurückführbar seien, und die Naturphilosophie müht sich mit der Frage ab, ob es gelingen wird, den Grundstoff in unteilbare Urteilchen ohne Widerspruch zu zerlegen, ob die Atome an Zahl begrenzt oder unendlich sind, und ob sie den Raum ins Unendliche füllen, d. h. ins Unendlichgroße wie ins Unendlichkleine.

2. Materie und Atom.

Die Atomenlehre ist ein einstweilen unentbehrliches Hilfsmittel für die Physik und Chemie, die Erscheinungen in der materiellen Welt zu erklären. Aber sie führt über das Hypothetische des Versuchs nicht hinaus. Im Altertum von Demokrit und Leibniz zuerst aufgestellt, von Epikur und seiner Schule verwertet, lebte der Atomismus an der Schwelle der Neuzeit durch Gassendi und Bacon wieder auf und hat in fortschreitendem Maße eine Bedeutung gewonnen, die ein konsequentes Durchdenken auch dem Philosophen unerläßlich macht. Fechner hat in seiner Physikalischen und philosophischen Atomenlehre" (2. Aufl. 1864) die praktische Zweckmäßigkeit und die erkenntnistheoretischen Blößen der Hypothese eingehend erörtert; leßteres ist nachher in noch scharfsinnigerer Weise besonders von Eugen Dreher geschehen. Laßberg hat eine ausführliche Geschichte der Atomistik geliefert, und in Lothar Meyers Buch: „Die modernen Theorien der Chemie, I. Die Atome" wird die vorherrschende Auffassung klar entwickelt. Aber über den Hauptpunkt des Problems, ob die Atome als sehr kleine materielle Körperchen, oder ob sie, mit Boscovich, Ampère,

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Cauchy, W. Weber, Renouvier, in der Art der Herbartschen Realen“ als ausdehnungslose, diskontinuierliche und somit unkörperliche Kraftpunkte zu denken seien, ist Einigkeit nicht erzielt. Für die erstgenannte Anschauung, die Korpuskulartheorie, spricht die erkenntnistheoretische Unmöglichkeit, wirksame Kraft als von unwirklichen, bloß mathematischen Punkten ausgehend zu denken; denn wie sollte die bewegende, formgebende, umwandelnde Wirkung auf die ausgedehnte Materie ausgeübt werden von einer unausgedehnten, immateriellen, formlosen, folglich völlig heterogenen Ursache? Ja, der Begriff der Materie würde selbst aufgehoben, weil doch alle Materie aus Atomen bestehen soll, somit nicht bloß das auf sie Wirkende, sondern auch sie selbst, das materielle Objekt des Wirkens, punktuell-atomistisch sein müßte, die Materie, als ausgedehntes Etwas, mithin bloßer Gedanke, reiner Schein wäre. Auch hat schon Aristoteles (Phys. VI 10) gesagt, daß wir uns im leeren Raum einen isolierten mathematischen Punkt überhaupt nicht als bewegungsfähig denken können.

Aber andrerseits scheint auch die Annahme, daß die Atome korpuskular seien, ad absurdum zu führen.

Hier erwachsen große Schwierigkeiten aus der Unmöglichkeit, das Wirken der Materie zu erklären. Was gibt es denn vom physikalischen Standpunkt überhaupt außer den formalen Voraussetzungen des Raumes, der Zeit, der Bewegung und ihren Funktionen, nämlich bewegender Kraft (das „Dyn“, welches die Masseeinheit von 1 g in einer Sekunde um 1 cm fortbewegt, ein ganz förmaler Begriff), Geschwindigkeit, Beschleunigung und Richtung? Lediglich die Masse selbst, das quantum inertiae. Diese besteht in der raumfüllenden „Dichtigkeit“, multipliziert mit dem Volumen; das ausgedehnte Volumen bedeutet dabei nichts weiter als die Größe oder den Umfang der Raumerfüllung, welche von der Dichtigkeit relativ unabhängig ist. Gemeffen wird die Masse lediglich durch ihre Beziehung zu andern Massen; bei den kosmischen Körpern durch die Beobachtung der relativen Bewegungen, die als Produkt des Zusammenwirkens der Beharrung (Trägheit) und der Gravitation oder Anziehung erscheinen, auf der Erde, wo für verschiedene Körper am gleichen Orte die gleiche Anziehungskraft maßgebend ist, durch das „Gewicht". Gewicht ist ein reiner Beziehungsbegriff; da das Volumen für das Gewicht nicht ausschlaggebend ist, so auch nicht für die Masse; denn verschiedene Körper von gleichem Volumen haben verschiedenes Gewicht, und dieselbe

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Masse bei verschiedenem Volumen (z. B. Wasser in flüssigem und festem Aggregatzustand) hat das gleiche Gewicht*). Nicht das Volumen, die Ausdehnung der Körper, bleibt konstant, sondern nur die materielle Bestimmtheit ihrer Masse, deren substanziell Wesentliches, Beharrliches somit jener andere Faktor, die „Dichtigkeit“, sein muß. Aber nicht die Dichtigkeit im vulgären Sinne der mehr oder minder festen, harten, unbeweglichen Form, sondern in dem Sinne des (materiellen) Quantums (quantum inertiae). Dieses Quantum besteht, so nimmt man an, aus einer bestimmten Zahl von kleinsten Teilen. Was sind nun diese? Qualitäten? Oder nur quantitativ verschieden? Die Qualität spielt scheinbar in bezug auf das quantum inertiae teine Rolle. Denn nach dem 1811 von Avogadro entdeckten hypothetischen Gesetz“ gilt für sämtliche Elemente oder chemischen Grundstoffe, daß in einem gleichgroßen Raum, also bei gleichem Volumen, unter gleichem Druck und gleicher Temperatur im gasförmigen Zustande die kleinsten Teilchen in gleicher Anzahl vorhanden find. Warum? Weil u. a. die Volumgewichte stets proportional find der Gasdichte; folgt aber daraus, daß in gleichen Volumen aller Gase gleichviel kleinste Teilchen enthalten sind? Und wenn dies, daß alle Teilchen gleichtlein und gleichschwer sind? Oder wenigstens, daß sie entweder gleichklein oder gleichschwer? Die Annahme, die dabei gemacht wird, daß auch im Gase die kleinsten Teilchen nicht Atome, sondern Atom gruppen (Moleküle) sind, wird mit der contradictio in adiecto belastet, daß innerhalb der Gruppen die Atome diskret, in irgendwelcher variabeln Entfernung voneinander sein sollen, so daß jedes einzelne sich, wie die alten Germanen ihre Meierhöfe mit Ödland umgaben, mit einer neutralen Raumzone von wechselnder Breite umgibt. Diese Distanzen sollen nämlich nicht durchweg als gleich gedacht werden, sondern sogar im nichtgasförmigen Zustande (z. B. durch Elektrizität) veränderlich sein; neben die chemische Wahlverwandtschaft tritt die (jene vielleicht bedingende) physikalische Strebung der zwischen den Molekülen (von Elektrolyten) hin- und herwandeln= den (ióv) „Ionen“. Die von Grotthuß schon 1805 angebahnte, von Faraday entwickelte, von Hittorf (in Münster) 1853-1859

*) Das Gewicht bestimmt man als das Produkt aus Volumen und spezifischem Gewicht (pv. s), aber ob das spezifische Gewicht bloß durch die Dichtigkeit oder auch durch das Atomgewicht, das von dem spezifischen (und auch von dem molekularen) unterschieden werden muß, bestimmt wird, ist problematisch. Im ersten Falle wäre die Formel p = vs identisch mit jener m = v. d, d. h. Gewicht und Masse wären kongruent, und jede Differenz zwischen spezifischem und Atomgewicht beruhte nur auf der weiteren oder engeren Lagerung der Atom= verbindungen (oder Atome selbst), deren kleinste Teilchen in allen Elementen gleich schwer sein könnten. Im zweiten Falle wäre das Atomgewicht außer durch die Raumerfüllung durch absolute Gewichtsverschiedenheit, infolge qualita= tiver Unterschiede etwa, bedingt.

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