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S. 136f.: Warum scheinen Körper vorhanden zu sein? Wie erklärt sich das Draußenlokalisieren? Vielleicht aus der Zweckmäßigkeit. Erschienen mir die Körper, wie sie sind, als bloße Vorstellungen, so würden sie, wie im dichterischen Phantasiebilde, leichter kollidieren, z. B. mein Körper mit einer Felswand, so daß als dritte Vorstellung „Zerschellen meines Körpers an der Felswand" einträte. Frühere Generationen wußten das vielleicht; somit auch, daß mit dem vorstellenden Subjekt auch die vorgestellten Objekte der eigene Körper, die Mitmenschen, alle Körper - verschwunden sein würden“. Das war eine unzweckmäßige Weltanschauung; die Seelchen starben daran (Schafe laufen ins Feuer; Kinder meinen, es sei jedem dunkel, wenn sie die Augen schließen]. Wer das Weltbild richtig sah, starb. Wer es unrichtig, illusorisch, so wie es nicht ist, sah, blieb am Leben (natural selection)".

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Rée fügt hinzu, das Gesagte enthalte Zutreffendes; ganz ernst sei es nicht gemeint. Warum Körper, wenn sie bloß Vorstellungen sind, nicht bloß Vorstellungen zu sein scheinen, wissen wir nicht. Scheinerklärungen seien das Verderben der Philosophie. Bevor das Buch gedruckt wurde, war inzwischen Rées Körper wirklich [absichtlich?] an einer Felswand in den Alpen zerschellt!

9. Dualismus und Monismus vom Standpunkt der
sprachkritischen Theorie.

Einen der möglichen Lösungsversuche hat die neuere Psychophysik unberücksichtigt gelassen, obwohl er mit einem Schlage manche Schwierigkeiten beseitigen könnte. Auch wenn man die gelindeste Form des Parallelismus, die von Höffding etwa oder jene von Mach, wählt, wonach es sich nur um Verschiedenheit der Beziehungsverhältnisse, verschiedene Auffassungsgewohnheiten, aber doch immerhin darum handelte, im (relativ passiven) Vorstellungsbilde das wahrgenommene Objekt, das aïodnμa, von dem ebenfalls wahrnehmbaren Subjekt, dem Komplex von Erfahrungen, welche wir Ich nennen, zu unterscheiden: so entsteht immer noch der Schein

einer unüberbrückbaren Zweiheit. Das Jch ist nicht die Welt, die Welt nicht das Jch, gleichviel, ob man den Leib zur Welt oder zum Ich rechnet. Wie aber, wenn man statt so unklarer Problemfassung auf das zweifellos Unterschiedene, die verschiedene Ausdrucksweise, zurückgriffe? Objekt und Subjekt, Passivum und Aktivum werden sprachlich tatsächlich allenthalben unterschieden, und dieser Differenzen können wir nicht entbehren, mögen wir auch noch so frei damit schalten; irgendwelcher analogen Differenzierung bedürfen wir stets, solange wir sprechende Vernunftwesen sind. Nicht im aïodnμa liegt die Differenz, sondern im sprachlichen Verhältnis zwischen dem aïodnμa und der aïodnois, dem Wahrgenommenen und dem Wahrnehmenden. Achtet man darauf nicht, so kann es, wie bei Mach, begegnen, daß gerade das physikalische Objekt, das Netzhautbild und der Nervenprozeß, als das Ich, das Subjektive, erscheint, während der psychische Empfindungskompler als das Objekt beurteilt wird. Liest man ein ganzes derart operierendes Buch, so kann man solches Verfahren wohl verstehen und allenfalls zustimmen; aber die bezügliche neue Terminologie ist gleichwohl ein Gewaltstreich gegen die Sprache. Ohne weise Anlehnung an die Sprachgewohnheiten und die überlieferten wissenschaftlichen Terminologien richtet auch der klarste Denker Verwirrung an. Erst wenn man grundsäßlich mit der didaktischmethodischen Pflicht, die Sprache weise zu handhaben, rechnet, erwirbt man das Recht, mit schöpferischer Freiheit neugestaltend auf die wissenschaftliche Terminologie einzuwirken. Man wird dann wahrnehmen, daß jedes Wort seinen Gegensinn hat, daß jedem Worte eine metaphorisch-bildliche Sondermitgift anhaftet, die den Begriff verdunkelt, daß aber durch zweckmäßige Wahl der Worte Mißverständnisse in demselben Grade, bis zu welchem Grade das Klarheitsbedürfnis entwickelt ist, tilgbar sind.

Im vorliegenden Falle wird man den sprachlichen Gegensatz zwischen Physis und Psyche mit jenem von Objekt und Subjekt, Welt und Jch, aloinua und aïodnois, aber auch mit dem von

aloðnua und vonua sowie zwischen aïodnois und vónois probeweise, experimentell identifizieren, solche Kongruentjeßung aber dann wieder fallen lassen, wenn der gewünschte Ertrag sichergestellt und fernerer nicht mehr aus ihr zu erwarten ist. Man wird sich vor dem glottopsychisch und glottologisch begründeten Dualismus nicht mehr scheuen, weil man eben seine relative Zweckmäßigkeit einsieht. Man wird aber auch vor dem Monismus nicht zurückschrecken und selbst das Experiment für gefahrlos halten, Materialismus und Idealismus für identisch zu erklären; denn konsequent durchgeführt, laufen beide, abgesehen von dem sprachlichen Unterschiede, auf dasselbe hinaus.

Dies würde gegenüber den bisherigen typischen Theorien eine neue Weltanschauung bedeuten. Der geistleugnende Materialismus und der stoffleugnende Jdealismus verfahren gewalttätig und blind; die Theorie der Wechselwirkung überträgt willkürlich auf ein sprachlich-dialektisches Verhältnis von zwei Auffassungsweisen Geseze, die verständigerweise nur innerhalb jeder der beiden für sich Gültigkeit haben. Der Parallelismus macht die Verschiedenheit der beiden Auffassungsweisen zu einem absoluten Rätsel und fällt auf Schritt und Tritt in eine der früheren Theorien zurück.*) Unsere,

*) In seiner Programmabhandlung über Gauß' Prinzip des kleinsten Zwanges (Berlin 1897) äußert Hollefreund seine Verwunderung darüber, „daß die freien Bewegungen, wenn sie mit den notwendigen Bedingungen nicht bestehen können, von der Natur auf dieselbe Art modifiziert werden, wie der rechnende Mathematiker nach der Methode der kleinsten Quadrate Erfahrungen ausgleicht, wobei jede Willkür ausgeschlossen ist; daß also die Naturvorgänge so ablaufen, daß dabei allen Bedingungen auf das gerechteste entsprochen wird“. Auf dem Standpunkt des Parallelismus wird die Übereinstimmung zwischen den subjektiven mathematischen und den objektiven physikalischen Gesezen allerdings merkwürdig erscheinen. Der naive Realist meint seine Verstandesgeseße der Physik zu entlehnen und wundert sich hernach, daß die mathematische Verstandesoperation auch aus sich selbst heraus richtige Resultate liefert. Der kritische Phänomenalismus (im Sinne Kants) wiederum lehrt, daß der Verstand seine Geseße der Physik vorschreibt; auch da erstaunt man, wie der Naturzusammenhang dem Verstandesgesetz gehorcht, als wäre er dessen „Regeln der Verknüpfung“ von vornherein durch eine prästabilierte Harmonie angepaßt. Erwägt man aber, daß der ganze Inbegriff unserer Weltkenntnis, mit Einschluß des empirischen Ich, einerseits materiale Sinnesempfindung, andrerseits durchweg formgebende Ordnung (Raum, Zeit, Kategorien) ist, und daß die Unter

die fünfte Ansicht vermeidet diese Fehler; ihr Gesichtskreis ist der weiteste, weil sie nicht bloß den Gedankenmodalitäten, die dort walteten, gerecht wird, sondern auch deren unablösbare Kehrseite, die oft genug deren Wurzel, meistens aber auch ihre Maske oder Tarnkappe ist, die Sprache, in das Licht des wissenschaftlichen Bewußtseins rückt.

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Ich habe vor einigen Jahren diese Forderung so for= muliert: Solange die völkerpsychologisch-sprachlichen Fragen nicht exakt beantwortet sind, wird man auch die Grundfrage der heutigen Philosophie in der Schwebe lassen müssen: ob zwischen geistigem und realem Seyn, zwischen Vorstellungsund Wahrnehmungswelt eine kausale Wechselwirkung an= zunehmen sei, oder ob lediglich zwei unumgänglich differierende Auffassungsweisen vorliegen, deren Dualität durch eine unübersteigliche Kluft getrennt bleibe, obwohl das Auftreten der einen Sphäre eine stete Begleiterscheinung der Verwirklichung der anderen sei. Es fragt sich eben vorher: ob nicht der ganze Schein der Zweiheit sich daraus erklärt, daß die auf Sprachgewohnheiten beruhende Denkgewohnheit aus

scheidungen zwischen aïodnua und aïovnois, Inhalt und Form, Objekt und Subjekt, Passiv und Aktiv, Material und Regel, Materie und Gesez, Zusammenseyn und Zusammenhang, Substanz und kausterender Kraft, sprachliche Phänomene sind: so lichtet sich das Dunkel. Materie ist so gut eine Kategorie wie Substanz; Kraft so gut wie Kausalität; Erscheinung so gut wie Qualität. An der Ätherwelle, der die Empfindung der roten Farbe entspricht, ist alles Raum, Zeit oder Kategorie: die Bewegung, die Masse, die Qualität, die Größe, die Intensität, und alles dies ist subjektiv bedingt. Das einzig „Objektive“ scheint also die subjektive Sinnesempfindung selbst zu sein, die Tatsache der Wahrnehmung; diese Tatsache des Wahrnehmens ist aber das Allersubjektivste, was überhaupt denkbar ist, und an diesem tatsächlichen Seyn, der Kategorie des Wirklichen, unterscheidet die Sprache wiederum aktives Wahrnehmen und passives Wahrgenommenes, das Ich und die Welt, das Subjekt und das Sujet. Die Sprache hält den Unterscheidungstrieb rege, dem sie teilweise entstammt, den sie aber ihrerseits noch fördert. Das Prinzip der Mannigfaltigkeit, das in der ganzen Natur waltet, beherrscht auch das Ich; ebenso das Prinzip der Einförmigkeit: durch Ausschaltung gewisser Erscheinungsreihen wird einseitige und dadurch deutlichere Einsicht erzielt. Die Mathematik beruht auf solcher Ausschaltung alles Qualitativen. Ohne diese wäre die ganze Natur mit dem ganzen Ich kongruent; ob dann das Ich seine Geseze aus der Natur schöpft oder dieselben in sie hineinschaut, ist lediglich sprachlicher Gleichniswechsel. In beiden Fällen muß das mathematisch Erkennbare in der Natur den mathematischen Erkenntnisformen des Ich entsprechen.

bequemer Anpassung (an den sprachlichen Gegensinn von Innenwelt und Außenwelt) jene Differenzierung von Subjekt und Objekt, Geist und Stoff, Idealem und Realem immer von neuem schaffend hervorbringt, vielleicht mit noch geringerer sachlicher Notwendigkeit, als wenn wir im Atomobjekt Quantität und Qualität, im Denksubjekt Wollen und Empfinden, Aktivität und Passivität zu unterscheiden gewohnt sind“*).

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Mit andern Worten: man hat keinen Grund mehr, den Versuch zu scheuen, die beiden Säße: „Alles ist Materie" und Alles ist Geist" identisch zu setzen, also den konsequenten Materialismus und den konsequenten Idealismus restlos als auf eins hinauslaufend zu beurteilen, und zwar ohne verschiedene Auffassungsweisen" dabei vorauszusetzen, mit Ausnahme derjenigen, welche in der Bildform der Sprache wurzeln. Die folgenden Erläuterungen werden. dies verständlich machen.

10. Der sprachkritische Dualismus mit dem metaphysischen Monismus vereinbar.

Ausführlich habe ich die These, daß das Problem „Geist und Stoff, Ideales und Reales“ durch die Sprache bedingt sei, in der Beilage zu Sprache und Religion" (1889) erörtert. Ich führe daraus, in freier Variation, folgendes an.

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*) Im Schlußwort meiner Neuausgabe von Deters Abriß der Geschichte der Philosophie (1901); ähnlich in meiner Rezension von E. v. Hartmanns Gesch. d. Psychologie, in der „Illustr. Zeitung“ u. ö. Auf diese nur aphoristischen Kundgebungen hin sind mir aus dem In- und Auslande Zuschriften und Anfragen zugegangen, welche den Standpunkt zwar überraschend, aber treffend finden. Aus Brüssel erhalte ich von Dr. A. Pelzer die Mitteilung, Prof. H. Bergson vertrete in Frankreich den nämlichen Standpunkt. Sollte das damit zusammenhängen, daß in den Verhandlungen der Philosophischen Gesellschaft 1884/85, wo ich zum ersten Mal meine Ideen ausführlich entwickelte, der greise Arzt Dr. Bergson in die Diskussion eingriff? Derselbe ist inzwischen längst verstorben. Vergl. „Die Bedeutung der Sprache für das Erkennen“, 1886 (die Debatte ist mit abgedruckt). Jener Bergson ist Professor am Collège de France und hat seit etwa zehn Jahren folgendes veröffentlicht: 1) Essai sur les données immédiates de la conscience. 2) Matière et mémoire. 3) Cours autographié de philosophie. 4) Introduction à la métaphysique (in der Revue de métaphysique et de morale, Jan. 1903). über ihn ebendaselbst März 1898 Jacob, La philosophie d'hier et d'aujourdhui.

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