ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

ist ja für mich nur insofern da, als es von mir „perzipiert“ wird, meine Vorstellung, mein Wille, meine Empfindung (aïodnμa) ist. Daß dazu auch mein Gehirn, als ein bloßer Teil meines Körpers, gehört, ändert an der Sache nichts; diese unschöne Parzelle meiner Wahrnehmungswelt, die überdies richtiger meiner Vorstellungswelt subsumiert wird, da ich sie zwar (im krankhaften Zustande!) fühle, aber weder sehe, noch höre, noch schmecke, noch rieche, ist nicht identisch mit dem, was die physiologische und psychologische Ausdrucksweise als „Gehirnleben“ bezeichnet. Wenn Matthias Claudius von Goliath sagt, er hatte nur ein kleines Hirn, wenn weiland ein englischer Bewunderer in den Times eine Charakteristik der Rednerkunst Bismarcks mit den Worten einleitete: „Wenn dieses mächtige Gehirn arbeitet...", so reden beide nicht von einem anatomischen Sektionsbefunde, sondern von den geistigen Kräften eines menschlichen Individuums, welche dort unter-, hier übernormalen „Umfanges" waren, und welche in beiden Fällen nichts geringeres als die gesamte mikrokosmische Welt als Wille und Vorstellung" bedeuten. In sehr vielen Fällen läßt sich statt Geist, Seele, Bewußtsein, Ich, Person sprachlich einfach Gehirn, Nervenleben, Struktur des Organismus, Kopf, Schädel, Gestalt, Figur einsetzen; desgleichen umgekehrt: statt nobody (niemand, d. H. fein Körper") „keine Seele". Der spezifische Gegensatz liegt nicht in der Differenz zwischen Gehirn und Geist, Leib und Seele, Materie und Kraft, Welt (Wahrnehmungswelt) und Weltbewußtsein (Vorstellungswelt), auch nicht zwischen Weltbewußtsein und Selbstbewußtsein oder Welt und Ich, Objekt und Subjekt - denn diese Gegen= säße sind fließend und mehr sprachlich zufälliger oder willkürlicher Art; der spezifische Gegensatz liegt 1. in dem unvermittelten Wechsel von Wachen und Träumen, dessen Unfaßlichkeit neuerdings wieder zu der Annahme eines Doppel- Ich geführt hat. Aber die Wissenschaft, die wir treiben, gehört ganz dem wachenden Bewußtssein an; und zu der Wahrnehmungswelt, welche dessen Gegenstand ist, gehört nicht bloß die gesamte Erfahrung der wachen Selbstbeobachtung, sondern auch die gesamten Erinnerungen an die Welt des träumenden Ich. Der Gegensatz liegt 2. in der Differenz der spezifischen Sinnesenergien, deren wechselseitige Beziehungen durch Vererbung, Gewohnheit, Übung ein erstaunliches Maß erreichen können, so daß wir z. B. jedes gehörte Wort mittels leisen Mitempfindens zugleich in geschriebenen oder ge= druckten Buchstaben vor uns sehen*); höchstens noch 3. in dem Unterschiede zwischen dem bloßen Aggregat der empirischen Sinneswahrnehmungen, als einzelne Summanden gedacht, deren jeder Subjekt

=

*) Die französische Methode des Stenographierens sucht von diesem fatalen Banne des Alphabets, der uns tyrannisch beherrscht, zu emanzipieren; vergeblich. Das Phonetische wirkt, wenn es optisch fixiert werden soll, immer mittels der Vorstellung von gewohnten optischen Zeichen. Nur Kinder und Analphabeten sagen z. B. statt Seife „Weiße“, statt Wahrheit „Heiwahrt“.

und Objekt, Ideales und Reales, Bewußtsein und Bewußtes, Ich und Welt zugleich ist, und der sogenannten (intelligibeln) Einheit des Selbstbewußtseins, welche die Summe jener spezifischen Wahrnehmungsenergien als verschmelzende Gesamterfahrung erscheinen läßt und freilich auch ihrerseits (falls sie existiert) ebenso Subjekt wie Objekt, Ich und Welt, Gesamtvorstellung und Gesamtweltbild zugleich wäre. Genau genommen ist aber diese Identität des Ich (welches das Weltbewußtsein einschließt) mit sich selber, d. h. seine Fähigkeit, alle spezifischen Sinnesenergien auf sein Selbst zu beziehen und miteinander zu vermitteln, gerade ein Beweis dafür, daß der vermeintliche Gegensatz zwischen Geistigem und Sinnlichem, Idealem und Realem, Vernunft und Natur, Kraft und Stoff nicht im Wesen der Dinge begründet ist, sondern mehr sprachlich-rhetorischer, pädagogischmethodischer Art ist. Für die psychologische Propädeutik, für die praktische Ethik ist der Gegensatz von Geist und Sinnlichkeit von hohem Werte; er lehrt auf den Stufenunterschied des Wertvolleren und minder Wertvollen achten; für die metaphysische Betrachtung verschwindet er (reduziert sich auf einen sprachkritischen Dualismus) angesichts der Einsicht, daß es für den Denker Wertloses nicht gibt und daß der reife Intellekt auf die Gewohnheit, zwischen Außen und Innen, Welt und Selbst, Vielem und Einem, Erscheinung und Ding an sich anders als relativ zu unterscheiden, verzichten darf, ja verzichten können muß, will er nicht in spröder Isolierung dem liebevollen Eingehen in jede sprachlogisch mögliche Gedankenverbindung sich entziehen, ohne welches doch wahres Erkennen unmöglich wäre.

11. Einwand und Endergebnis.

Es ist so bequem, so faßlich und kindlich-anmutend, den Gegensinn von außen und innen, passiv und aktiv auch auf das höchste Problem zu übertragen. Alles, was ich wahrnehme und vorstelle, ist mir ein Außen, ein Passives; ich selber bin demgegenüber das Innere, das Aktive. Auch in den Dingen ist die Summe der Phänomena das Außen; ihr Innen ist die göttliche idea, der Gedanke des Demiurgen, der die Welt der Einzeldinge, und somit jedes Individuum, nach diesem ewigen Vernunftgedanken, dem λóyos, schuf. Im Mitmenschen nenne ich dieses Ding an sich etwa seine,,Seele", in mir nenne ich es etwa das „Ich“. Wenn ich nun beobachte, daß meine Vorstellung von der Seele des Mitmenschen auf dem Wege der Abstraktion an der Hand der Sprachgewohn= heit ganz natürlich zustande gekommen ist, und wenn ich

"

"

weiterhin schließe, daß es auch bei mir selbst ähnlich sich verhalten könne, so sträubt sich freilich in mir etwas dagegen: bin ich mir doch meiner selbst als eines von der Welt und sogar von meiner gesamten Leiblichkeit verschiedenen „Ich“ bewußt. Und doch muß ich zugeben, daß dieses Ich, wenn ich von ihm spreche und es analysierend beschreibe, ein Komplex von unzähligen Bewußtseinsfunktionen (Empfindungsinhalten, Willensregungen, Vorstellungsgewohnheiten) ist, deren sukzessive Eliminierung zur geistigen Verarmung, schließlich zum Blödsinn führen würde. Meine Jchmonade schließt vielmehr die ganze mir bekannte Welt, mit ihren Naturgeseßen, mit allen Möglichkeiten und Notwendigkeiten, in sich. Freilich: was sie zur Monade macht, ihre „organische Entelechie“, ihre ,,individuelle Vitalität", im Unterschiede vom bloßen Aggregat, muß das nicht doch ihr „Innerstes" sein? Oder vielleicht die umschließende Peripherie", also ihr Äußerstes", etwa die „zusammenfassende" Erinnerung, das Gedächtnis? Indessen - was ist im Ich innen, was außen? Es will uns oft bedünken, als set von dem Gesamteffekt einer sonst immerhin durchweg monistischen Weltperzeption wenigstens das eine ausgenommen, daß ich als Ich der Perzipierende bin, die schlechthinige Aktivität, die aristotelische végyeia des poietischen vous mit seiner reinen dewoía und des praktischen νοῦς mit feiner ἕξις προαιρετικὴ ἐνεργουμένη – δαπ Innerste des Inneren. Mich, den Wollend-denkenden, könne mein Denken willkürlich-wollend nie erfassen, das gedachte Ich sei schon nicht mehr (oder noch nicht) das denkende Ich. So scheint es. Aber das Ich, von dem ich in der Wissenschaft sprechen darf, ist eben stets ein gedachtes, auch die freieste Aktivität des Individualwillens ist vom Standpunkt des Universums ein Geseßtes, Gewordenes, Paffives, Gegebenes, und innerhalb der gedachten Welt ist somit für einen Dualismus kein Grund erfindlich.

Richtig ist, daß auch nach so gewonnener Einsicht der Schein der Zweiheit immer von neuem wieder entsteht. Aber warum? Weil wir der gewohnten sprachlichen Doppelbegriffe,

die uns jene Zweiheit nahelegen, nicht entraten können. Auch die Philosophen und Physiker, die zum erkenntniskritischen Monismus fortgeschritten sind, gestehen, daß sie dem Verstandestruge des Dualismus immer von neuem verfallen. Aber den wahren Grund deckt erst die Sprachpsychologie, speziell die Glottologik, auf. Aus Nachgiebigkeit gegen den Reiz des Mannigfaltigen, das in der Zweiheit liegt, — aus bequemer Anpassung an den sprachlichen Gegensinn von Außenwelt und Innenwelt bringt die auf Sprachgewohnheiten fußende Denkgewohnheit jene Differenzierung von Materie und Geist, Objekt und Subjekt, Realem und Idealem immer von neuem schaffend hervor. Spinoza hat den Gegensatz von Ausdehnung und Denken identifiziert mit dem der res und der ideae; beide sind für unseren menschlichen Intellekt notwendig gesonderte Attribute der an sich einen Substanz. Aber er hat richtig erkannt: ordo et connexio idearum idem est atque ordo et connexio rerum, ein Wort, das oft mißverstanden und, wenn richtig verstanden, meist unrichtig beurteilt wird. Es besagt (wie mir scheint): Die Vorstellungswelt und die Wahrnehmungswelt sind an sich kongruent, gehen restlos ineinander auf; nur unsere intellektuelle Gewohnheit, der wir nicht entweichen können, zwingt uns zur Unterschei= dung. Vom Standpunkt der philosophischen Weltbetrachtung

[ocr errors]

wofern man nur hinzusehen möchte: unsere Sprachgewohnheit vermittelt diesen Zwang — vollkommen richtig. Die Welt, welche meine Vorstellung ist, umfaßt sämtliche mir zugängliche Wahrnehmungen. Und umgekehrt. Auch das absurdeste Traum- und Wahngebilde gehört zur Welt der Dinge, die ich wahrnehme und mittels emsigster Forschung experimentell zu ergründen suche. Wenn aber A ganz zu B und B ganz zu A gehört, so folgt, daß beide völlig identisch sind *).

*) Zwar drängt sich selbst in diese einfache logisch-mathematische Erwägung ein Zweifel, und zwar wiederum vom sprachkritischen Standpunkt. Die Kreisfläche A fällt in die Kreisfläche B und umgekehrt; also vollkommene gegenseitige Subsumtion, mithin Identität. Aber hineinfallen“ ist ein anderes Bild als das obige „zugehören". Wenn zwei Liebende einander sagen: „Ich in dir und du in mir“, wenn sie einander „zugehören“, sind sie darum identisch? In dem

Man kann also geradezu sagen, die richtige Wahrnehmung ist ein ganz geistiger Akt, die Vorstellung ein ganz sinnlicher Akt. Die Wahrnehmung geschieht allemal durch die Sinne, wenn auch Gedächtnis, Verstand, Phantasie, Willensinnervation dabei mitwirken. Nur lehrt die Erfahrung, daß man zwischen der augenblicklichen Sinnesempfindung, welche die Gegenwärtigkeitsvorstellung einschließt (oder auslöst), und der reproduktiven Sinnesempfindung zu unterscheiden hat; und aus dem Zusammenwirken beider, dem Einfließen jener in diese, entsteht oftmals eine dritte Art, die divinatorischvisionäre [leben doch manche Menschen so sehr in der Zukunft, daß ihre Sinne für die Gegenwart unempfänglich scheinen, seien es nun Gottesmenschen, wie Paulus, 2. Kor. 4, 17f., oder Weltmenschen, wie der Heinesche Grenadier, der wie eine Schildwach' im Grabe des kommenden Kaisers harren will]. Immer aber sind auch die fernsichtigsten, sehnsüchtigsten Ideale, die allervergeistigtsten Ideen, also das „Innerste“ der Vorstellungswelt", irgendwie sinnlich vorgestellte Gebilde, Kombinationen aus sinnlichen Einzelwahrnehmungen der Vergangenheit. Selbst die abstraktesten Begriffe sind, wie die Etymologie der Wörter und die Psychologie des Denkens übereinstimmend lehren, ursprünglich sinnliche Gebilde, die aber im Lauf der Zeit zu unklaren Wortgebilden verblaßt sind und nur im Munde des Denkenden und Wissenden jene farbreiche Unmittelbarkeit des sinnlichen Ursprungs wiedererlangen. Die Begriffe sind nie fertig,

--

Eroszins, dem tóxos tov ảyadov έv tự xahợ, dem Sproß aus Überfluß und Mangel, werden sie eins sein, aber eine logische Identität ist das nicht; лóдоs und лεvía, als unausgeglichene Differenz, sind Bedingung des Fortbestandes der Wahlanziehung (Platons Symposion). und ein „Hineinfallen“ eines größeren Kreises in einen kleineren ist nach dem Gesetz der optischen Perspektive möglich, wenn bloß von phänomenaler „Größe“ die Rede ist. Nach den Axiomen der Geometrie ist es zwar nicht möglich, aber das steht ja bet unserm Problem eben in Frage, ob geistige Wahrheiten" lediglich nach mathematisch-naturwissenschaftlicher Methode zu beurteilen sind. Ich breche die Gedankenreihe hter ab; wer dem Texte gefolgt ist, wird sie unschwer ergänzen können. Zu vergleichen ist die äußerst wertvolle Erörterung von R. Hoppe, die die vorleßte Nummer unseres „Anhangs“ wiedergibt.

[ocr errors]
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »