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erfassen vermag. Metaphysik ist das, was der Logik, Ethik, Physik insofern gemeinsam ist, als es für alle drei sowie für das technische Können das Grundlegende ist; dies aber wird weder dem konkreten Einzeldaseyn noch den besonderen Formen der Gedanken- und Willenswelt spezifisch angehören; es wird das Seyn als Seyn betreffen, und zwar in der Form der allgemeinsten und abstraktesten Begriffsbildung. Metaphysische Fragen in diesem Sinne gibt es nicht allzu viele, aber je nach der weiteren oder engeren Fassung der Aufgabe läßt sich eine Reihe solcher Probleme zusammenstellen, und Aristoteles' System selbst verleugnet nicht eine gewisse Willfür in der Auswahl. Vor allem gehört dahin die Beziehung zwischen dem denkenden, handelnden Subjekt und dem gedachten, seienden Objekt; diese Beziehung ist die Möglichkeit alles Erkennens und Wirkens. Somit handelt es sich weiterhin um das Mögliche und sein Korrelat, das Notwendige, und um beider Verhältnis zum Wirklichen; also um den Unterschied des Dynamisch-möglichen vom Aktuell-wirklichen, und um den Unterschied der ursächlichen Notwendigkeit von der tatsächlichen Wirkung. Dem Ursachproblem reiht sich dann einerseits die Frage an, ob neben der kausalen Notwendigkeit eine freie, vernünftige Selbstbestimmung, ein wirkliches Fürsichsein, anzunehmen sei, andrerseits das Zweckproblem, wieweit planvolle Vernunft in der Natur, ein Formgebendes (eidos) im Stofflichen, ein Allgemeines im Individuellen, ein Wesentliches, Bleibendes im Zufälligen, Veränderlichen anzuerkennen sei. Gibt es nun außer diesen vier „Prinzipien“, nämlich „Stoff und Form“, „Ursache und Zweck", noch weitere elementare Kategorien? Sind nicht Raum und Zeit noch unentbehrlichere Voraussetzungen als die Materie und deren Formveränderung, die Bewegung? So kann man endlos fragen, und Aristoteles ist weder der erste gewesen, der ähnlich gefragt hat, noch kann die Reihe seiner Fragestellungen, weil sie eines zufälligen, eklektischen Charakters nicht entbehrt, maßgebende Bedeutung für alle Zeiten beanspruchen. Aber er ist gleichwohl der Schöpfer der systematischen Metaphysik,

und der mehr analytische als synthetische Charakter seines Lehrgebäudes erhöht dessen vorbildlichen Wert.

Schon Pierre Gassendi († 1655) vermutete, daß Andronicus Rhodius, der Ordner der aristotelischen Schriften (um 70 v. Chr.), Urheber des Wortes rà μerà quoixá gewesen sei. Vielleicht hat derselbe bloß die bibliothekarisch - lokalisierende Anordnung gemeint, wonach dieses Werk hinter der Physit, post physicas disciplinas, zu sehen sei, oder auch in dem Sinne, daß Aristoteles selbst diese Reihenfolge empfohlen habe. Man fönnte aber aus dem Titel лoáτη pilooopía das Gegenteil folgern, daß die Metaphysik der Physik vorangehen müsse. Mit der hieraus entstehenden Verlegenheit verhält es sich ähnlich wie mit dem mittelalterlichen Streit um die Gattungsbegriffe. Die Realisten sagten: universalia ante res, die Nominalisten: post res; die Begriffe sind aus den Dingen abstrahiert. Post bedeutet aber nicht sowohl die zeitliche Nachseßzung als die sekundäre Bestimmtheit, die existenzielle Minderwertigkeit, freilich auch die genetische Posteriorität in dem Sinne, daß die Allgemeinbegriffe bloß nachträglich" aus den wahrgenommenen Einzeldingen herausdestillierte Gedankenschemen seien. Aber troßdem konnte diesen hohlen Worten (flatus vocis) doch die Bedeutung einer logischen Überordnung nicht aberkannt werden, da die Einzeldinge darunter subsumiert werden. So kann axiologisch und logisch primär sein, was genetisch sekundär ist; auch in Sachen der Metaphysit. Was ich aus den gesicherten Ergebnissen der Logil, Ethik und_Naturerforschung_auf_induktivem Wege gewonnen habe, das genügt dem denkenden Geiste noch nicht: nun erst beginnen die spezifisch philosophischen Fragen, welche die späteren", die metaphysischen (metalogischen, metaethischen) heißen, nicht weil sie an Wert geringer, an Tragweite beschränkter wären, sondern weil sie methodisch bis zuletzt aufgespart werden mußten; den allgemeinsten Problemen vom Wesen der Welt, von den letzten Gründen des Wirklichen, vom Wert des Daseyns, vom Zweck des Lebens, vom Ziel aller Entwickelung gebührt die logische Priorität.

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Es ist, wie Rud. Eucken in seiner Geschichte und Kritik der Grundbegriffe der Gegenwart" (1878) dartut, der Neuplatoniker und Zeitgenosse Plotins, Herennius, gewesen, der zuerst dem

orte μετὰ φυσικά bie Deutung gab: ἅπερ φύσεως ὑπερῆρται καὶ ὑπὲρ αἰτίαν καὶ λόγον εἰσίν (ἐστίν). Was über die Natur hinausliegt und über Realgrund wie Vernunftgrund erhaben (also wie wir etwa sagen würden: sowohl transzendent als auch transszendental) ist. So braucht auch Kant das Wort trans physicam (VIII 576): das Hyperphysische. Schon seit dem 13. Jahrhundert nämlich wurde μerapvoixá als ein Wort, als femininum singularis gebraucht (la métaphysique). Daß nun ein solches, Mißverständnissen

ausgesetztes Wort, das noch dazu eine sprachliche Wandlung (nach Genus, Numerus, Komposition) erlebt hat, nicht durchweg geeignet erschien, als scharfe und klare Benennung für einen wichtigen Wissenschaftszweig zu gelten, darf nicht verwundern. Schon Joh. Clauberg, Lehrer zu Duisburg († 1665), ein Anhänger Descartes', schlug als Ersatz die Namen Ontosophie oder Ontologie vor, da es sich um die allgemeinen Bestimmungen des Seienden (rò ov, ens, oder rà ovra, entia) handele (Prolegomena zur Metaphyfit, De ente, [scientia] quae rectius ontosophia appellatur); ähnlich wie umgelehrt für den sog. „ontologischen Beweis" die Franzosen preuve métaphysique sagen. Indessen scharf und klar ist dieser Begriff ebensowenig wie jener, denn der bekannte Satz Häckels, daß in der Biologie die Metamorphosen der Ontogenie ein Licht werfen auf die Urformen der Phylogenie, besagt doch, daß die heutige embryonale Entstehung des Individuums als Schlüffel verwertet werden soll für die Einsicht in die prähistorische Entwickelung der animalischen Gattungen und weiterhin der gesamten organischen Lebensformen. Da wäre also Ontologie die Lehre vom wirklichen Einzelwesen, im Unterschiede von dem Allgemeinen, während Ontologie im Sinne von Metaphysik gerade das Allgemeine bedeuten würde.

Die Namen Ontologie, Ontosophie, Transzendentalphilosophie (philosophia transcendentalis neben ph. rationalis), philosophische Prinzipienlehre, Wissenschaftslehre, Identitätsphilosophie, Wissenschaft der logischen Idee, Dialektik, Weltschematik, Philosophie als Denken der Welt, Philosophie des sciences, Analysis der Wirklichkeit, und was man sonst als Ersatz vorgeschlagen hat, haben sich noch weniger allgemeine Anerkennung zu erringen vermocht als der immerhin doch durch eine zweitausendjährige Geschichte eingebürgerte Name Metaphysik, bei dessen Nennung jeder einigermaßen Kundige wenigstens so viel weiß oder doch fühlt und ahnt, daß es sich um ein grundlegendes philosophisches Fach handelt, das von Logik, Ethik, Ästhetik, Psychologie, Geschichtsphilosophie ebenso verschieden ist wie von den einzelnen Zweigen der Naturwissenschaft.

3. Die sachlichen Bedenken.

Wie steht es nun aber mit den drei noch nicht ge= nannten Kategorien philosophischer Wahrheitserforschung:

der Naturphilosophie, der Erkenntnistheorie und der Religionsphilosophie?

Hier ist die Abgrenzung schwierig. Naturphilosophie und Erkenntnistheorie erscheinen als gegeneinander flar ab= gegrenzt; sie verhalten sich wie Objekt und Subjekt, Seyn. und Denken, Reales und Ideales. Aber es scheint nur so; denn genau genommen verhalten sie sich bloß wie Inhalt und Form, wie Gegenstand und Methode des Forschens. Auf Schritt und Tritt drängt sich in die Untersuchung_natur= philosophischer Fragen, z. B. nach der wirklichen Beschaffenheit der wahrnehmbaren Eigenschaften eines Dinges, nach dem Verhältnis von Qualität und Quantität, nach der Berechtigung der Annahme eines zwingenden Gesezes von Ursache und Wirkung, nach dem Wesen des Raumes und der Zeit, die methodische Frage: Wie gelingt es uns, mit Hilfe unseres immerhin bedingten Erkenntnisvermögens alle solche Probleme zu lösen, wie weit „wird“ es uns gelingen, bei der Abhängigkeit unseres Denkens von den gewohnten und bildlich ge= arteten Mitteln der Sprache solche Probleme auch nur an= nähernd sachgemäß zu formulieren? Haben wir erst uns selbst erkannt, so wird es vielleicht nicht schwer sein, auch die Welt zu erkennen; aber das eben ist das Schwierige, die Leistungsfähigkeit unseres Wahrnehmens, Vorstellens, Denkens und das Verhältnis desselben zu der Welt der Objekte zu prüfen, die Grenzen unjeres Erkenntnisvermögens festzustellen. Und ebensowenig wie ich Naturphilosophie treiben kann ohne Erkenntnistheorie, so auch umgekehrt. Ein Denken über das Denken ohne Rücksicht auf den gesamten Umkreis der Gegenstände möglicher Erfahrung, die ich zu denken vermöchte, würde unausgesezt zu Fehlerquellen führen; der Grundfehler wäre eben schon die Annahme, als ob ein objektloses Denken überhaupt möglich sei. Wird aber beides wieder in- und miteinander betrieben, so schwindet die klare Bestimmtheit in der Abgrenzung, und wer trotzdem an dem wechselseitigen Bestreben, naturphilosophisch und erkenntnistheoretisch kombiniert zu forschen, festhalten will, der wird

eins von beiden bald in das andere verschwinden lassen. Und dahin ist es auch gekommen: die Naturphilosophie wird meist resorbiert in die Erkenntnistheorie; diese aber beschreitet nun selbst den naturwissenschaftlichen Weg und wird mehr und mehr durch Selbstzersetzung aufgelöst in die empirische Psychologie, die ihrerseits einfach als Zweig der exakten Naturwissenschaft aufgefaßt wird. (Über Religion und Metaphysik s. u. 5.)

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Die Entwidelung der Philosophie im 19. Jahrhundert hat dahin geführt, daß die Psychologie als das wertvollste Fach und ihre Methode als der aussichtsvollste Weg zur philosophischen Wahrheitserkenntnis angesehen wird. Selbst in den Staatsprüfungen wird neben der Geschichte der Philosophie und der Pädagogik hauptsächlich das Feld der Psychologie berücksichtigt. Daneben aber wird doch auch von den sleptischsten Fachvertretern wenigstens die „Kritik des Erfenntnisprozesses" als ein von der Psychologie unterschiedenes Ge= biet anerkannt *.) Denn das bloße Dasein der höheren psychischen Funktionen, des Denkenwollens, des Beobachtens, der Ideenassoziation, wenn ich solches auch noch so klar überschaue, ist noch kein methodisches Dentenkönnen; die psychologischen Analysen, welche die Psyche zum Objekt machen, lehren noch nicht, wie man sich zu schüßen habe wider die unwillkürlichen Fehler, die jeder Denkbewegung auf Schritt und Tritt drohen. Hier ist Schulung nötig; aber selbst diese kritische Schulung des Dentens verlangt weiterhin als Korrelat und Hilfs= mittel eine Kritik des geschulten Denkens selbst: eine Feststellung der Normen richtigen Denkens im Unterschiede vom zufälligen, natürlichen, spontanen Wahrnehmen, Vorstellen und Spekulieren; denn selbst in die Spekulation auch über die abstraktesten Fragen, und gerade hier, fließt so leicht willkürliche und unwillkürliche Phantasieschöpfung ein. Nun aber sagt man: was außer jener Psychologie und dieser Kritik des Erkenntnisprozesses noch gefordert werde an philosophischer Allgemeinerkenntnis, das sei entweder überflüssig, oder es sei nicht Philosophie. Überflüssig sei die Metaphysik, unphilosophisch sei die Religionsphilosophie. Mit der Religion möge sich die Theologie beschäftigen; hingegen die allgemeinen Probleme über den Ursprung der Welt, den Zwed des Daseyns, den Wert des Lebens, die Einheit von Geist und Natur in einer höchsten Monas, einem Absolutum, der causa sui oder Substanz des Spinoza, der Gottheit der Identitätsphilosophen, das sei weder Religion noch Philosophie, wofern die Philosophie Wissenschaft sein wolle. Denn das psychische Phänomen

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*) Alois Riehl, Der philosophische Kritizismus und seine Bedeutung für die positive Wissenschaft 1878-1887. (II, 2: Zur Wissenschaftstheorie und Metaphysik.) Laas, Idealismus und Positivismus, 1879-1882.

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