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Die religiöse Vatervorstellung der Semiten hat sich also bereits in der ältesten Kulturperiode von einer physischen zu einer ethischen Auffassung entwickelt, wir müssen uns aber hüten in unhistorischer Weise die spätere christliche Auffassung des Gott-Vaters, sowie sie uns schon in den späteren Phasen der höheren nordsemitischen Kultur entgegentritt, in die altarabische Kulturwelt hineinzuprojizieren. Die Auffassung des Gott-Vaters war hier auf mehreren Punkten von der christlichen wesentlich verschieden.

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Die äussere Gestalt des Gottes hat sich allerdings im Laufe der Jahrtausende nicht viel geändert, aber das Verhältnis der Menschen zu diesem Gotte, die ethische und religiöse Auffassung des göttlichen Vaters, hat eine ganze Skala von verschiedenen Entwicklungsphasen durchgemacht, wenn wir sie durch die verschiedenen Kulturstufen historisch verfolgen. Der Kulturfortschritt vom primitiven arabischen Beduinenleben bis zur hochentwickelten nordsemitischen Weltkultur lässt sich auch an der Auffassung des GottVaters messen.

Abb. 11. Ägyptische Amulette.

Hauses und an deine Tore zu schreiben, Die altarabische Mondreligion, S. 191). d'après l'exploration récente, Paris 1907

Deut. 69, 1120 (D. Nielsen: Hugues Vincent: Canaan (Études Bibliques), Chap. 3

§ 1. Idoles et amulettes, S. 152-180, Pl. III und Fig. 122, 123. W. Schencke: Hvad Jorden gjemte, om Utgravningerne og Tekstfund i Palæstina og Nabolandene, Kristiania og København 1911, III Gude fabrikation og Menneskeofringer i det hellige Land, S. 61-62.

Zuerst darf der fundamentale Unterschied nicht vergessen werden, dass der altarabische und altsemitische Gott-Vater als Erzeuger der Menschen im wirklichen leiblichen, physischen Sinne der Vater der Menschen war, während der spätere nordsemitische Gott-Vater als Schöpfer der Menschen nur in übertragenem geistigem Sinne den Vater-Namen trägt. Die Vorstellung, dass Gott-Vater den Mensch physisch gezeugt hat, wird von einer höheren kultivierten Gottesauffassung als roh und kindisch empfunden und wird deshalb zu einer Schöpfung umgeformt.

Ferner war bei den alten Semiten die Gotteskindschaft nicht der gleichen Art wie im Christentum, wo das Verhältnis zwischen kleinen unerwachsenen Kindern und deren wirklichem Vater (im engsten Sinne des Wortes) auf das Gottesverhältnis übertragen wird1). Wir haben keine Belege dafür, dass der alte Araber, Hebräer, Phōnizier, Aramäer, Assyrer oder Babylonier sich dem göttlichen Vater gegenüber als minderjähriges Kind fühlte und den himmlischen Vater als einen solchen wirklichen Vater betrachtete. Gott-Vater ist bei den alten Semiten ein Vater als Urvater oder Stammvater, der » Vater ist

1) Mrk. 1013-16 (Mth. 1913-15, Luk. 1815-17): Und sie brachten Kindlein zu ihm, dass er sie anrührete; die Jünger aber fuhren die an, die sie trugen. Da es aber Jesus sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfähet als ein Kindlein, der wird nicht hinein kommen. Und er herzte sie, und legte die Hände auf sie, und segnete sie. Vgl. Math. 181-6. Dass die Jünger die Kinder fernhalten wollten, ist sicher eine echte historische Überlieferung, denn in der altsemitischen Religion wie im Judentum noch heutzutage wurde der öffentliche Kultus wie die politischen Rechte nur vom erwachsenen Mann, nicht von Weib und Kind ausgeübt. Auch im Gleichnis vom verlorenen Sohn, Luk. 1511-32, und in Mth. 79-11 wird das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern auf das religiöse Vatergefühl übertragen.

eine lange Reihe von Generationen vom Menschen entfernt und die Vaterschaft ist also als fernere Verwandtschaft zu verstehen (Vgl. S. 80). Auf der anderen Seite ist dieser Vater nicht wie im Ahnenkult eine längst verstorbene Person, die ich niemals gesehen habe, oder wie im Christentum eine geistige unsichtbare Macht, sondern als Naturgott ein noch heute lebendes Individ, eine reelle sichtbare Grösse, ein Gott der vom Himmel herab mein Tun beobachtet, der nicht immer sein Antlitz für mich verbirgt, sondern mir stets gegenwärtig und nahe ist, und zu dem ich deshalb mit voller Zuversicht beten kann.

Eine Religion, welche die Götter als Himmelskörper und physische Verwandte der Menschen auffasst, kann man wohl von unserm modernen Kulturstandpunkt als naiv und kindisch verspotten, aber man darf nicht vergessen, dass hier wie wir ja auch gesehen haben - Bedingungen für persönliche, ethische Religiösität in reichem Masze vorhanden sind und dass diese Religiösität durch keine nationale oder sonstige partikularistische Grenzen eingeengt wird. Da der Gott nicht eine unsichtbare geistige Macht, sondern eine sichtbare materielle Grösse ist, so liegt die Möglichkeit nicht vor, an der Existens des Gottes zu zweifeln, als Verwandter ist dieser Gott durch heilige Bande mit dem Menschen innig verbunden, und als Naturgott ist er nicht das Oberhaupt einer religiösen oder nationalen Partei sondern der Gott aller Menschen.

Dieser Individualismus und Universalismus, das individuelle, persönliche Verhältnis zu einem universellen Gott, wird aber von der primitiven, unvollkommenen politischen Organisation der alten Semiten fast illusorisch gemacht. Innerhalb des Stammes oder Volkes wird vielmehr der Individualismus zu einem unpersönlichen Ritualismus und Kollektivismus, ausserhalb dieser Organisa

tion wird der Universalismus zu wandelt.

Partikularismus ver

Die drei universellen Gottheiten werden nämlich zu nationalen Parteigöttern und als solche in die engen Schranken der altsemitischen Kleinstaaterei herabgezogen.

Es ist allgemein bekannt, dass die alten Semiten, wie vielfach die Araber noch heutzutage, den Stamm oder das Volk als eine Familie auffassten, wo die einzelnen Mitglieder in realem, physischem Sinne durch das Band des Blutes mit einander verwandt waren und von einem gemeinsamen Urvater abstammten. Es liegt aber auf der Hand, dass eine solche Verwandtschaft nicht in gewöhnlicher menschlicher oder profaner Weise verstanden werden kann. Der Stamm oder das Volk ist ein politischer Verband, in der alten Zeit zugleich eine religiöse Genossenschaft, aber keine Familie. Der Verband nimmt ständig neue Mitglieder auf, einzelne Personen durch Heirat, als Flüchtlinge und Schützlinge, ganze Abteilungen durch einen feierlichen religiösen Bund. Die Auffassung des Verbandes als einer Familie wird aber dennoch theoretisch festgehalten, sie ist nämlich von religiöser, mythologischer Natur, was schon dadurch hervorgeht, dass der Stammvater wie man längst vermutet hat kein gewöhnlicher Mensch ist, sondern ein Gott1).

1) Vgl. z. B. Ignaz Goldziher: Der Mythos bei den Hebräern, Leipzig 1876, Kap. 5. Die hervorragendsten Gestalten der hebräischen Mythologie, S. 107-241. Kap. 6. Der Culturmythos und die älteste Gestaltung der hebräischen Religion, S. 242-280. Bernhard Luther: Die israelitischen Stämme, in Zeitschr. für die alttestam. Wissensch.. 21. Jahrg., 1901, S. 62-76. Eduard Meyer: Die Israeliten und ihre Nachbarstämme, Alttestamentliche Untersuchungen, Halle a. S. 1906, Wesen und Ursprung der Patriarchen, S. 249-293, Gottesnamen und Stammnamen, S. 293-298. - Diese Vermutung haben die altarabischen Inschriften bestätigt. Die Sabäer leiten ihre Herkunft von ihrem Hauptgotte Ilmuķah ab, wie die Minäer vom minäischen Nationalgott

Es ist die mythologische Familie, die uns bisher beschäftigt hat, welche auf den kleinen politischen Verband eingeengt wird. Sie umfasst eigentlich alle Menschen der Erde, wird aber nun auf die engen Grenzen des Stammes oder Volkes beschränkt.

Der Vater des ganzen Menschengeschlechts wird in den altsemitischen Kultgenossenschaften unter einem besonderen nationalen Namen zum Vater des kleinen Stammes oder Volkes. Mein >> Bruder« ist nicht mehr jeder Mensch, sondern nur derjenige, der dem Verband angehört, demzufolge wird auch der himmlische »erstgeborene << Bruder als Stammes- oder Volksgenosse nationalisiert, und die Muttergöttin in nationalem, partikularistischem Sinne zur Mutter des Stammes oder Volkes.

Innerhalb der göttlichen Dreiheit wird jedoch nur der >>Vater<«< von diesem Verengerungs- und Nationalisierungsprozess wesentlich berührt. Theoretisch wird zwar auch der Gottessohn und die Muttergöttin in die engen Grenzen der Nation eingezwängt, aber in Praxis kümmerte sich der nationale öffentliche Kultus hauptsächlich um die Vatergestalt, während der Kultus des Gottessohnes und der Muttergöttin mehr von privater Natur war, so dass diese Gestalten ihren ursprünglichen internationalen Charakter besser bewahrten 1). Die henotheistische Ten

Wadd abstammen, und das katabanische Volk ihren Gott Amm als Stammvater betrachtet. Im gleichen Sinne ist Jahwe der Urvater der hebräischen Nation, wie die Moabiter Söhne und Töchter< des moabitischen Volksgottes Kemoš sind. Vgl. meine Abhandlung: Der sabäische Gott Ilmukah in Mitteil. der Vorderas. Gesellsch. 14. Jahrg. 1909, S. 69-70.

1) Dies geht schon daraus hervor, dass sie nicht wie die Vatergestalt nationale, sondern die gewöhnlichen internationalen Namen 'Attar ('Aštart, Ištar) und Šams (Šamaš) tragen. Sie treten mehr in Beziehung zum einzelnen Individ und zur einzelnen Familie, während der Vater der Schutzgott des ganzen Stammes oder Volkes ist (H. Winck

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