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Ašur, wie man aus zahlreichen Belegen in den assyrischen Königsannalen ersehen kann, für die Assyrer gegen andere Völker und Volksgötter, und Jahwe für die Hebräer. Als ein solcher Kriegsgott ist Ašur mit Bogen bewaffnet und Jahwe mit Schild und Lanze (Psalm. 352-3) oder mit Schwert und Bogen (Psalm. 713-14)1). Solche Ausdrücke werden von den Theologen in übertragener, geistiger Weise aufgefasst und zwar mit einem gewissen Recht, denn in späterer Zeit wurden sie gewiss bildlich gemeint, aber ursprünglich wurden sie nicht symbolisch, sondern ganz realiter und physisch gedacht, denn die Bilder der altsemitischen Nationalgötter sind als Kriegshelden mit

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verschiedenen Wappen ausgerüstet (Abb. 13), und ihre Bilder und Symbole wurden in den Krieg mitgenommen. Bei den kriegerischen Assyrern folgte der Nationalgott

sche Quartalschrift, 99. Jahrgang, 1917-18, S. 196-225, S. 378-421). > Hier liegt eine raffinierte Fälschung vor, S. 197. Auffallend ist jedenfalls die Schreibung des Jahwe-Namens als Tetragram Jhwh auf einem Denkmal, das aus dem 9. Jahrh. v. Chr. sein soll (Vgl. meine Schrift > Der sabäische Gott Ilmukah (Mitteil. der Vorderas. Gesellschaft, 14. Jahrg., 19004, S. 4 Anm. 1).

1) Robertson Smith: Religion der Semiten, Kap. 2, Die Nationen und ihre Götter, S. 24-25. Friedrich Delitzsch: Babel und Bibel, Zweiter Vortrag, Stuttgart 1903, S. 35-37. Dritter (Schluss-) Vortrag, ibid. 1905, S. 38-46. D. Nielsen: Der sabäische Gott Ilmukah (Mitteil. der Vorderas. Gesellsch., 14. Jahrg. Heft 4), Leipzig 1909. Der Hauptgott, S. 64-65.

auf einer Standarte oder Fahne (Abb. 14) stets dem Heere1).

Bei den Israeliten wurde die Lade Jahwes ebenfalls in die Schlacht mitgetragen, denn Jahwe gibôr milḥama, >> Jahwe ist ein Kriegsheld«, Psalm 248, er ist Jahwe elohe ha-şebaôt oder Jahwe sebaôt der » Gott der Kriegsscharen«, die Kriege Israels sind milḥamot Jahwe die Kriege Jahwes«2), 1 Sam. 1817, 2528. In einem alten Lied, Exod. 15, wird Jahwe als > Krieger< 'is milḥama (V. 3) gepriesen: Jemin-ka jahwe tir aş 'ôjeb »Deine rechte Hand, o Jahwe! zerschmettert die Feinde<<

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1) Die Statue des Gottes Wadd wird z. B. folgendermassen beschrieben: >>Er war gebildet wie ein sehr grosser Mann ... er hatte ein Schwert um und einen Bogen auf der Schulter, vor sich einen kurzen Speer mit einer Fahne und einen Köcher mit Pfeilen (J. Wellhausen: Reste arabischen Heidentums, 2. Ausg., S. 16-17). Auf den assyrischen Reliefs sehen wir, vor und über dem königlichen Heerführer, sei es im Schlachtgewühl, sei es bei der siegreichen Heimkehr, das Symbol des Gottes Asur. Und wie Jahwe dichterisch vorgestellt wird als bewaffnet.. ... so erscheint auch Asur mit dem Bogen bewaffnet: geht es zur Schlacht, so schnellt er von der Sehne den totbringenden Pfeil; ist der Sieg errungen, so senkt er den Bogen (Abb. 13) (Delitzsch: Babel und Bibel III, S. 42-43, vgl. M. Jastrow: Die Religion Babyloniens und Assyriens, 1. Bd. Aschur, S. 205-207. Bildermappe, Tafel 15 Abb. 50-51).

Abb. 14. Der assyrische Kriegsgott auf einer MilitärStandarte.

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2) Num. 21 14 wird ein vorloren gegangenes Buch erwähnt, dessen Titel lautet: Sefer milhamôt Jahwe: Das Buch der Kriege Jahwes.

(V. 6). Kein Wunder dass der Name dieses Volkes Jisra-el >> Gott streitet ausgelegt wird.

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Wir haben schon gesehen, dass die alten Israeliten ursprünglich die gleiche Göttertrias, Vater, Sohn und Mutter, verehrten wie die anderen Semiten, und dass diese Götterdreiheit die gewöhnlichen semitischen Namen trug. Wir haben ferner gesehen, dass Gott-Vater in Palästina wie anderswo bei den Semiten als alter Mann in der gleichen äusseren Gestalt gedacht wurde wie sonst auf semitischem Kulturboden (S. 111). In diesem Kapitel sind nun Belege dafür gegeben, dass der hebräische Gott-Vater die einzige Gestalt, die die monotheistische Reform überlebte auch seinem Wesen nach ursprünglich ein gewöhnlicher altsemitischer Gott war. Die spätere eigenartig ethische Auffassung dieses Gottes soll natürlich nicht in Abrede gestellt werden, sie hat sich organisch aus dem primitiven altarabischen Gottesbegriff entwickelt, aber ursprünglich war dieser Gott, der bis auf den heutigen Tag die Juden als sein auserwähltes Volk betrachtet, ein gewöhnlicher semitischer Volksgott. Als solcher ist er noch heute nicht der Vater des Einzelnen sondern in kollektivistischer Weise Vater des Volkes, von dem Einzelnen wird er noch heute wie in der primitiven altarabischen Kultur vorwiegend als Richter und Gesetzgeber betrachtet, dessen Kultus in mechanischer ritueller Observanz besteht. Endlich war dieser Gott wie der moabitische, aramäische und assyrische Nationalgott ursprünglich ein beduinischer Kriegsgott. Der Nationalgott stellt in der Volksreligion eine Individualisierung des Volksgeistes dar, und da das jüdische Volk in seiner späteren Entwicklung kein Kriegervolk, sondern ein Handelsvolk geworden ist, so kommt diese Seite seines Wesens nicht mehr zum Vorschein, aber in Allah des Islams, der durch das Schwert und den

>> heiligen Krieg« sich ausbreitet, lebt der altarabische Kriegsgott noch heutzutage.

Die Auffassung, die Gott als »Vater des Menschengeschlechts und jeden der Menschen als >>Bruder<< betrachtet, ist einer der ideellsten und sittlich fruchtbarsten Gedanken, die jemals in der Geschichte der Religion ausgesprochen worden sind, aber es braucht wohl nicht näher ausgeführt werden, dass die gewaltigen sittlichen Impulse, die in diesem Gedanken liegen, stark herabgemindert werden durch den mythologischen Prozess, der den universellen internationalen Vater in einen engherzigen Partei- und Nationalgott verwandelt. Der barmherzige Vater, dessen Kinder alle Menschen sind, wird zu einem barbarischen, bluttriefenden Kriegsgott, der seine Lust an der Niedermetzelung der nationalen Gegner findet und für die überwundenen Feinde kein Mitleid hat, sondern wie Jahwe im Alten Testament (Num. 31) oder Kemoš in der Mesa-Inschrift aus religiösen Motiven auch die Tötung der Weiber und Kinder des Feindes fordert.

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Der schrankenlose Nationalhass wird durch die Religion legalisiert, innerhalb des Volkes oder des Stammes wird zwar der Nächste als » Bruder betrachtet, aber ausserhalb dieser Grenzen hören mit einem Schlage alle ethischen Gebote auf, es wird sogar eine religiöse Pflicht, den » Bruder« zu töten, wenn er einer anderen Nation angehört1).

') Diese Verengerung der mythologischen Familie innerhalb der nationalen Grenzen, die in sittlicher Hinsicht ein Fluch für die Menschheit geworden ist, prägt auch den semitischen Sprachgebrauch. Wie der universelle, internationale Gott-Vater als Nationalgott einen be

Auf nordsemitischem Kulturboden finden wir Ansätze dazu, diesen unheilvollen Kollektivismus und Partikularismus zu neutralisieren und den individualistischen universalistischen Zug, der im Wesen der Naturreligion liegt, in Praxis durchzuführen.

Babylon hat sich nämlich schon im 3. Jahrtausend v. Chr. zu einem Metropol des damaligen Welthandels mit grossem internationalem Handelsverkehr entwickelt1). Der Handelsweg ging hier vom persischen Golf durch Babylonien und Assyrien in einem Bogen nördlich von der syrischen Wüste bis Syrien und Kanaan, wo die Phönizier die Waren nach Ägypten und den anderen Mittelmeerländern brachten. Der rege internationale Handelsverkehr dieser Gegenden ist ein wichtiger Kulturfaktor gewesen. Hier entstanden auch die grossen Weltreiche. Die Babylonier und Assyrer, wie später die Perser, Griechen und Römer zertrümmerten die vielen semitischen Kleinstaaten und bildeten ein grosses Weltreich, das seiner Idee nach alle Völker der Erde umfassen sollte. Handel beseitigte aber die nationalen Scheidewände auch da, wo die Soldaten des Welteroberers nicht vordringen konnten, so fand z. B. im 1. Jahrtausend v. Chr. auf dem Karawanenweg in Westarabien über die Handelsplätze Mekka und Medina ein reger Handelsverkehr nach Ägypten und kananäischen Exportplätzen (Gaza u. a.) statt, und denjenigen arabischen Stämmen, die am westlichen und nördlichen Rande der Halbinsel wohnten, brachte dieser Verkehr eine höhere materielle und geistige

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sonderen nationalen Namen trägt, so bekommt auch Bruder‹, ursprünglich in internationalem Sinne von jedem Menschen als Näch ster verwendet (Siehe S. 146 Anm. 1), in der Volksreligion die engere nationale Bedeutung Stammesgenosse <, >Volksgenosse<.

1) Friedrich Delitzsch: Handel und Wandel in Altbabylonien. Mit 30 Abbildungen. Stuttgart 1910. S. 26-34.

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