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Abb. 19. Raffaels Gott Vater. (Vatikan, Die Loggien).

alters wie in den Bilderbibeln der neuesten Zeit wird Gottvater stets nach altsemitischer Art als Ȁltester d. h. als alter Mann mit langem wallenden Bart dargestellt1) (Abb. 19).

1) Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben, Bd. I Raffael, 4. Aufl. Stuttgart und Berlin 1919, S. 169. Die Erschaffung des Weibes, S. 169, vgl. Raffaels andere Vatertypen S. 167. 168, Michelangelos Gott-Vater: Klassiker der Kunst. Bd. VII 4. Aufl., 1912, S. 27, 28, 29, 30, 31, und Perugino's Vatertypen: ibidem, Bd. XXV, 1914, S. 51, 80, 87, 113, 142, 165. M. Didron: Iconographie Chrétienne, Histoire de Dieu, Paris 1843 (Collection de documents inédits sur l'histoire de France, 3. série, Archeologie), Dieu le père, S. 172-239. >Il fallait que les grands artistes italiens de la renaissance, Le Pérugin, Raphaël et MichelAnge, vinssent au monde pour créer cette admirable figure de l'Éternel,

Wenn wir nicht aus der Religionsgeschichte wüssten, dass der christliche Gott Vater, seinem Charakter und innerem Wesen nach, von den alten Semiten herrührt, so könnte man schon aus dem Darstellungstypus konstatieren, dass er weder römischen, griechischen noch ägyptischen Ursprungs ist, sondern vom semitischen Altertum herrührt.

Die griechisch-römische Vatergestalt zeigt allerdings mythologische Berührungspunkte mit der semitischen. Zeus führt den Beinamen » Vater лario (Juppiter), er ist der Vater der Götter und Menschen, лατὴρ ἀνδρῶν τε θεῶν τε, wenn auch dieser Gedanke in der Religion nicht so ausgenutzt wird, und die Gestalt nicht das ethische Gepräge hat, wie bei den Semiten1). Die griechischen Götter geniessen aber eine ewige Jugend, und so wird Zeus nie als Greis, sondern stets in voller Manneskraft dargestellt (Abb. 20). Der ägyptische Vater, Osiris, unterscheidet sich vom semitischen nicht nur darin, dass er als Auferstehungsgott

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Abb. 20. Vater Zeus. (Büste von Otricoli, Vatikan).

de Jehovah, de ce Veillard divin... (S. 235). J. E. Wessely: Iconographie Gottes und der Heiligen, Leipzig 1874. Die Trinität und die . drei göttlichen Personen S. 1-8, Gott Vater S. 8-9. > Er ist als kräftiger Greis dargestellt, und seine Thätigkeit besteht gewöhnlich darin, dass seine Rechte segnet.< Max Schlesinger: Geschichte des Symbols, Berlin 1912. Gottvater, S. 365. Gustave Doré: Bibelen i Billeder, Dänische Ausgabe, København 1884. Vgl. Fr. Delitzsch: Babel und Bibel, zweiter Vortrag, Stuttgart 1903, S. 29-30, Abb. 18. 1) A. Dieterich: Eine Mithrasliturgie, 2. Auflage, Leipzig und Berlin 1910, II 3 Die Gotteskindschaft. Der Gott als Vater im Altertum S. 141-143.

stirbt und wieder lebendig wird, sondern auch darin, dass er wie Zeus nicht als Greis, sondern als jüngerer Mann dargestellt wird (Abb. 21).

Das Bild des christlichen Gott Vaters ist uns von den alten Semiten überliefert worden. Es ist von nordsemitischen, wahrscheinlich babylonischen, Künstlern modelliert, aber die Gestalt selbst, die Auffassung des Gottes als » Vater« und »Ältester<< ist unter den Beduinen der arabischen Steppen entstanden.

Ein kulturhistorisches Element von höchster Altertümlichkeit, das uns direkt in das Stammesleben der altarabischen Nomaden hineinführt, ist uns in dieser Gestalt bewahrt worden. Das greisenhafte Alter des >> Vaters << kann nämlich nicht aus seiner Funktion als Familienvater, aus seiner Stellung als Vater eines erwachsenen Sohnes, erklärt werden. Zeus und Osiris haben auch erwachsene Söhne, und die Mutter des semitischen Gottessohnes wird im nordsemitischen Kulturkreise regelmässig als ganz junge Frau dargestellt. Dazu kommt, dass der Sohn in der ältesten semitischen Kulturstufe, welche die ursprüngliche Form der heiligen Familie geschaffen hat und das hohe Alter des Vaters so stark betont, als kleines Kind gedacht wird. Diese alte Form der heiligen Familie ist bis in die neueste Zeit von den christlichen Künstlern treu festgehalten worden. Die

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Abb. 21. Vater Osiris. (Ny Carlsberg Glyptothek, Kopenhagen, ägyptische Abteilung).

ganze Götterfamilie wird nämlich im Christentum völlig vermenschlicht, indem Jesus wie so viele andere historische Personen im semitischen Altertum als Sohn Gottes

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aufgefasst wird, Maria und Joseph im Bilde der Muttergöttin und des Gott-Vaters dargestellt werden. Dabei wird aber Joseph regelmässig in merkwürdigem Kontrast zur jungen Frau und zum kleinen Kinde in hohem Greisenalter dargestellt, obwohl die Bibel keinen Anhaltspunkt

für eine solche Auffassung bietet. Der herkömmliche >Stab des Greises fehlt auch nicht (Abb. 22)1).

Der Vater wird als alter Mann dargestellt, nicht weil er Familienvater oder Stammvater ist, sondern weil er bei den altarabischen Nomaden als Stammesältester oder Scheich gedacht wurde. Dieselbe Wechselwirkung zwischen dem irdischen Vertreter des Gottes und dem himmlischen Gott selbst tritt bei dem zweiten männlichen Gott deutlich zutage. Der König wird als der auf Erden geborene Gottessohn verehrt, demzufolge werden die mythologischen Qualifikationen des himmlischen Gottessohnes auf den König übertragen, nachher wird aber der himmlische Gottessohn als König aufgefasst, er wird in der Kunst als König dargestellt und alle Eigenschaften des Königs werden ihm beigelegt (Siehe S. 95-103). Es war ganz natürlich, dass auf der ältesten semitischen Kulturstufe, im primitiven altarabischen Stammesleben, das ursprünglich keinen König kennt, das Oberhaupt des Stammes als Vertreter oder Organ des obersten Gottes aufgefasst wurde, nachher wird aber der oberste Gott als himmlischer Ältester oder Scheich vorgestellt. Er heisst der »Alte«, ist wie der Älteste weis und klug, ist als Ältester vor allem Gesetzgeber (S. 159-160, 166) und wird später bis auf den heutigen Tag in der Kunst als Ältester dargestellt.

In der altsemitischen Kunst werden nämlich die drei göttlichen Personen, wenn es sich um Darstellung in menschlicher Gestalt handelt, selten als kosmische Mächte oder Weltgötter, sondern mit Vorliebe in ihrer sozialen, politischen Funktion als Oberhaupt des Stammes oder Volkes dargestellt. Den Ältesten und den König hatte

1) Klassiker der Kunst, Raffael, Bd. I, 4. Aufl., 1919, S. 39, vgl. S. 30, Michelangelo, Bd. VII, 4. Aufl., 1912, S. 16, Rubens, Bd. V, 1905, S. 66, 281, 296, 420, und öfters.

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