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man jeden Tag vor Augen, dieser Typus drang von selbst hervor. Auch wenn man die Augen nach den himmlischen Göttern richtete, dachte man sich sie unwillkürlich im Bilde ihrer irdischen Repräsentanten. Wir haben

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schon gesehen, dass der himmlische Gott seinem Charakter und innerem Wesen nach als Ältester und König gedacht wurde, kein Wunder dass er auch in der Kunst als solcher dargestellt wird. Schlieslich war es auch für den Künstler eine leichtere Aufgabe, den Gott in diesem Typus, der jedermann vertraut war, darzustellen, als ihn

als Weltenherr zu charakterisieren, so wird z. B. noch im Mittelalter, genau wie im altsemitischen Heidentum, Gott Vater häufig als Gemeindeältester oder Papst, d. h. als die oberste menschliche soziale Autorität gedacht und als solcher in der Kunst dargestellt (Abb. 23)1).

Der Kulturfortschritt bei den nordsemitischen Völkern zeigt sich auch darin, dass der Vater« — jedenfalls in literarisch gebildeten Kreisen zu Schöpfer umgebildet wird. In der primitiven semitischen Religion sind die Götter keine überweltliche Wesen, sondern haben als Naturgötter ihren Platz innerhalb der Welt. Die Kultur ist hier nicht so weit fortgeschritten, dass der Mensch über den Ursprung des Weltgebäudes spekuliert, Himmel und Erde und alles Nicht-lebendige — d. h. alles was sich nicht regt waren von Anfang an da und sind ebenso alt oder wohl älter als die Götter. Die grössten Himmelskörper werden als Götter verehrt und haben alle lebendigen Wesen gezeugt (Siehe S. 79). Der Kulturmensch kann aber einen Naturgott nicht anbeten, er stellt sich seinen Gott als ein persönliches menschenähnliches Kulturwesen vor, mit übermenschlicher Kraft und Klugheit

1) M. Didron: Histoire de Dieu, Paris 1843 (Collection de documents inédites sur l'histoire de France, 3. série, Archéologie, Iconographie chrétienne), S. 224 Abb. 62: Le père, créateur, en vieillard et en pape. S. 225: Le Pêre est en pape, comme on le représente assez souvent à cette époque; sa figure est celle d'un vieillard à longue barbe, a longs cheveux. S. 231: Les Français adoptèrent cette idée et, quand ils figurèrent Dieu en pape, ils lui mirent une tiare sur la tête, et une tiare à trois couronnes Le Père est vêtu d'une aube, d'une tunique, d'une chape et d'une tiare, comme le pape. Vgl. S. 232 Abb. 63: Dieu le père en pape, coiffé d'une tiare à cinq couronnes.

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ausgerüstet; gleichzeitig sucht er auch eine Erklärung für die Entstehung der Welt zu finden, und das Welträtsel wird dann so erklärt, dass Gott oder die Götter die Welt und alle lebendigen Wesen nicht erzeugt, sondern geschaffen oder gemacht haben. Die Götter rücken dadurch in eine überweltliche Ferne zurück, sie sind nicht mehr sichtbare konkrete Naturgötter innerhalb der Welt, von den Naturgesetzen gebunden, sondern werden zu transcendent unsichtbaren Wesen, die über die Natur nach freiem Belieben walten. Sie sind allerdings nicht abstrakte, geistige Mächte, sondern gewaltige, physische, menschenähnliche Wesen, aus Fleisch und Blut wie die Menschen, die über das ganze Weltall regieren und im Morgen der Zeiten die ganze Welt aufgebaut haben.

So wird der babylonische Schöpfergott als ein gewaltiger Held geschildert, der den Weltdrachen tötet, die Welt aufbaut und die Menschen aus Erde oder Thon tîțu bildet, wie der Töpfer eine Thonfigur1), und in ähnlicher Weise »baute (bara') in der biblischen Schöpfung Gott Vater als ein tüchtiger Baumeister, nachdem er zuvor das Chaosungeheuer getötet hat, Himmel und Erde aus einem schon verhandenen Stoff) und bildete den Menschen aus Erde (afar)3).

1) Auch in der griechischen und ägyptischen Mythologie bilden die Götter die Menschen aus Thonerde. Wie der babylonische Schöpfergott der Töpfer heisst, so sieht man auf einem ägyptischen Bilde, wie der Gott den Menschen auf der Töpferscheibe modelliert.

2) Die Creatio ex nihilo ist eine spätere dogmatische Konstruktion (Chr. E. Luthardt: Kompendium der Dogmatik, 9. Aufl., Leipzig 1893, § 33: Die Lehre von der Schöpfung, S. 131-136). Das Verbum bara' bedeutet in Altarabischen bauen und wird in den südarabischen Bauinschriften regelmässig als Synonym von bana(i) bauen verwendet.

3) Das babylonische Siebentafel-Epos Enuma eliš. L. King: The Seven Tablets of Creation, London 1902. Über babylonische Schöpfungs

Auch bei den Griechen gehört die Auffassung, dass die Götter die Menschen aus Erde oder Thon gebildet haben, einer späten Zeit an. Die ältere Anschauung ist, dass die Götter die Menschen in physischem Sinne erzeugt haben, sodass also Zeus, τῶν ἁπάντων Ζευς πατὴρ, der wirkliche Vater der Menschen war1).

berichte und deren Ähnlichkeit mit biblischen Schöpfungsvorstellungen vgl. man L. King: Babylonian Religion and Mythology. 2. impression, London 1903 (Books on Egypt and Chaldæa, Vol. IV) Chap. III: The Legends of Creation, S. 53-120. Gunkel und Zimmern: Schöpfung und Chaos in Urzeit und Endzeit, Göttingen 1895. Friedr. Delitzsch: Das babylonische Weltschöpfungsepos, Leipzig 1896 (Abh. der phil.hist. Classe der kön. sächs. Gesellsch. der Wissensch., 17. Bd., 1897, Nr. 2). P. Jensen: Die Kosmologie der Babylonier, Strassburg 1890. Die Weltschöpfung und Weltbildung, S. 261-364, Mythen und Epen in Keilinschriftliche Bibliothek, Band VI 1, Berlin 1900. Schöpfungsmythen, S. 2-43. Heinr. Zimmern: Biblische und babylonische Urgeschichte, 3. Aufl., Leipzig 1903 (Der alte Orient, 2. Jahrg. Heft 3), Schöpfung S. 5-19. Derselbe: Die Keilinschriften und das Alte Testament, 3. Aufl., Berlin 1903, Babylonische Mythen, Weltschöpfung, S. 488-514. A. Jeremias: Das alte Testament im Lichte des alten Orients, 3. Aufl., Leipzig 1916, II, Die ausserbiblischen Kosmogonien S. 6-34, III Der biblische Schöpfungsbericht, S. 34–49, IV Der Kampf Jahve's mit dem Drachen, S. 57-60. Über ähnliche Schöpfungsmythen bei anderen Völkern vgl. man J. G. Frazer: Folk-Lore in the old Testament, Vol. 1, London 1918. Chapt. I, The creation of man, S. 3—44.

1) Vgl. Robertson Smith: Religion der Semiten, 2. Kap. Die Auffassung der Gottheit als Vater, S. 28-29. L. Preller: Griechische Mythologie, 1. Bd. Theogonie und Götter, 4. Aufl., bearbeitet von Carl Robert, Berlin 1894, 1. Abschnitt 4. Die Menschheit a, Ursprung und Vorzeit, S. 78-82: Eine zweite ... Anschauung leitete das Geschlecht der Menschen . . von den olympischen Göttern ab. . . Zeus ist für Homer πατήρ ἀνδρῶν τε θεών τε, was im Sinne des Dichters durchaus wörtlich zu nehmen ist . . . (S. 80). Verhältnissmässig jung ist die dritte Vorstellung, nach welcher die Menschen von einem göttlichen Wesen aus Erde geformt sind, wie Thonfiguren von einem Künstler... Die Vorstellung . muss schon im 5. Jahrhundert verbreitet gewesen sein; ausfürlich berichtet sie Platon (S. 81).

Die Schöpfung bedeutet eigentlich ein völliger Bruch mit dem Kern und der Grundidee der früheren Religion, denn die ganze altsemitische Religion, die Mythologie und die heiligen Institutionen, vor allem das Opfermahl, das Vertrauen zu der Liebe Gottes und das ethische Verhalten anderen Menschen gegenüber, war ja auf der Tatsache basiert, dass der Mensch als Kind Gottes im wirklichen realen Sinne von Gott physisch gezeugt war und so zur Götterfamilie gehörte. Man sollte meinen, dass der innerste Nerv der Religion, worauf ihre ganze Lebenskraft beruhte, durch die neue Schöpfungslehre, welche die physische Verwandtschaft mit Gott aufhebt, zerschnitten wurde.

Es ist aber eine Grundregel der Religionsgeschichte, dass die Entwickelung der Religion mit der allgemeinen Kulturentwickelung nicht Schritt hält. Der Konservatismus hält an religiösen Gebräuchen und Vorstellungen einer früheren Kulturstufe fest, die in die neuen Kulturverhältnisse garnicht hineinpassen, und so bleibt das alte ständig neben dem neuen stehen (Siehe S. 34-35).

Diese Grundregel lässt sich besonders deutlich in der semitischen Religion beobachten, weil diese eine mehrtausendjährige Entwickelungsgeschichte hinter sich hat und mehrere stark verschiedene Kulturperioden durchlaufen hat. Schon in der Geschichte des semitischen Kultus haben wir gesehen, wie die alten nomadischen Gebräuche noch in der höheren Ackerbaukultur, ja bis auf den heutigen Tag im Christentum lebendig sind. Im semitischen Opfer hat z. B. das alte nomadische Fleischund Blutritual sich Jahrtausende lang in der höheren nordsemitischen Ackerbaukultur erhalten, obwohl das Opfermaterial hier von ganz anderer Art ist. Brot und Wein wird hier durch Symbolik und Allegorie in Fleisch

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