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Mit der Zeit steigt die Bedeutung dieses Herrn. wurde früh der eigentliche nordsemitische Hauptgott, der allmählich fast alle Funktionen des Vaters übernahm, weshalb auch die Griechen ihn gewöhnlich mit Zeus gleichsetzten, und der Kultus sammelt sich mehr und mehr um diesen Gott, bis er schlieslich um die Zeit

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Abb. 26. Ausgrabungen im Innern des Tempelhofes zu Nippur.

Christi fast in monotheistischer Weise verehrt wird. Schon in der Verehrung des Bel-Marduk in Babylon klingt manchmal ein monotheistischer Grundton, in Karthago hat dieser >> Herr als Ba'al Hamman den Vater vollständig zur Seite geschoben, aber namentlich in Syrien beherrscht er in nachchristlicher Zeit in den palmyrenischen Inschriften als Ba'al Šamin der Herr des Himmels« fast das ganze religiöse Leben. Er trägt hier Namen wie

»Der Herr des Himmels, der Herr der Welt«, »dessen Name in Ewigkeit gepriesen ist«, »der Gute und Barmherzige«, in griechischen Paralleltexten Zevs péyiotos oder Ζεὺς ὕψιστος και επήκοος, hat also hier einen merkwürdig geistigen und sittlichen Charakter1).

Dadurch bekommt dieser Gott und dieser Gottesname eine Bedeutung, die über das semitische Heidentum weit hinausreicht. Bousset hat nämlich in einem epochemachenden Werke, das die Geschichte des Urchristentums in ein ganz neues Licht stellt, die ausserordentlich wich

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tige Beobachtung gemacht, dass der Name »> Herr << xúqoç als Ehrenname des Jesus auf jüdischem Kulturboden nicht vorkommt, er taucht erst ausserhalb Palästinas in den heidenchristlichen Gemeinden Syriens auf und zwar in solchen liturgischen Formeln, dass man sehen kann, dass dieser Titel nicht für Jesus neu geprägt, sondern als althergebrachter Kultname von der früheren heidnisch semitischen Religion übernommen worden ist. »Ich errinnere kurz an die semitischen Bezeichnungen Baal, Adon

1) Vogüé: Syrie centrale, Inscriptions sémitiques, Paris 1868-77, Nr. 73-124, S. 53-75, vgl. Friedr. Baethgen: Beiträge zur semitischen Religionsgeschichte, Berlin 1888, S. 81-83.

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von Alters her

(von Byblos), Mar, Mar 'Olam, auch an das phönizische Baalsamin (bei Philo von Byblos = zúgios tav ovgavæv)«1). κύριος τῶν In der Tat hat innerhalb des Judentums, wo in den letzten Jahrhunderten v. Chr. der Begriff »>Sohn Gottes< ganz verschwunden war, ein Jesuskult nie stattgefunden; aber ausserhalb palästinensischen Kulturbodens in Kleinasien und Syrien, wo der Kultus des >>Herrn << noch blühte, und wo wie wir sehen werden jede hervorragende religiöse Persönlichkeit als der inkarnierte >> Herr« und »Sohn Gottes betrachtet wurde, war eine Jesus-Verehrung nach der damaligen mythologischen Lebensanschauung nur als Jesus-Kultus denkbar. Jesus musste hier als der inkarnierte göttliche König und »Herr < angesehen werden, der nach seinem Tode seine ursprüngliche Würde als himmlischer Gott wieder einnahm, und deshalb fortab als » Herr« und » Gott« verehrt wurde. Als

1) Wilhelm Bousset: Kyrios Christos, Geschichte des Christusglaubens von den Anfängen des Christentums bis Irenæus, Göttingen 1913 (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments, Neue Folge, 4. Heft) besonders Kap. III Die heiden christliche Urgemeinde, S. 92-125 (S. 116). Vgl. von demselben Verfasser: Jesus der Herr, Nachträge und Auseinandersetzungen zu Kyrios Christos, Göttigen 1916 (Ibidem, Neue Folge, 8. Heft). Der Gebrauch des Kyriostitels als Kriterium für die Quellenscheidung in der ersten Hälfte der Apostelgeschichte, Zeitschr. für die neutestam. Wissensch. 15. Jahrg. 1904, S. 141-162, den Artikel Heidenchristentum « Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 2. Bd. 1910, Sp. 1950, den Artikel Christologie des Urchristentums, von Johannes Weisz, ibidem, 1. Bd. 1909 1 C Der Herr, Sp. 1716-1718. A. Harnack: Lehrbuch der Dogmengeschichte, 4. Anfl., 1. Bd. Tübingen 1909, Jesus, der Herr, S. 203: »So fest wie der Name zúgios hat kein anderer an Christus gehaftet, Anm. 1. A. Deissmann: Die Urgeschichte des Christentums im Lichte der Sprachforschung, Tübingen 1910, S. 34: An Stelle des Messiastitels tritt... immer mehr das Kultwort > Herr, und Johannes Weisz: Das Problem der Entstehung des Christentums, Archiv für Rel.wissenschaft, 16. Bd. 1913, S. 423-515.

solcher wird er von Gott-Vater unterschieden, denn »wir haben Einen Gott, den Vater und Einen Herr

(zúgios) Jesum Christum«, 1 Kor. 86.

.

Dass dieser uralte nordsemitische Gott im griechischen Neuen Testament mit zúgios wiedergegeben wird1), stimmt mit der gewöhnlichen Praksis der damaligen Inschriften, wo der semitische Mar in griechischer Sprache durch zúgios ersetzt wird, weil eben der Name auf semitischem Kulturboden seine appellativische Bedeutung nicht verloren hatte. Man wusste, dass der Gottesname > Herr < bedeutete. Die Übereinstimmung geht aber noch weiter. Von Alters her wird der semitische Himmelskönig vorzugsweise »Der Herr oder Unser Herr genannt, und gerade diese Termini sind auf heidnischem Kulturboden die gewöhnliche Titulatur, die für den erhöhten Jesus als Gott verwendet wird), besonders ist >> Unser Herr« Dominus noster, im Christentum, von der Zeit des Symbolum Apostolicum bis auf den heutigen Tag, der stehende Ausdruck für den Glauben an Jesus als Gott3).

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»

Dass das neutestamentliche zúgios wirklich den semitischen Gottesnamen Mar » Herr oder Mar(a)na >> Unser Herr<«< in griechischer Übersetzung darstellt, lässt sich endlich zur Evidens erheben durch die Tatsache, dass an zwei Stellen der urchristlichen Literatur der damalige semitische Name des Gottes erhalten ist. In der Apostellehre (Didache 106), einer apokryphen Schrift aus Syrien,

1) Vgl. die Statistik von Sven Herner: Die Anwendung des Wortes zipios im Neuen Testament, Lund 1903 (Lunds Universitets Års-skrift, Bd. 38 Afdel. 1 Nr. 4.

2) Siehe: Erwin Preuschen: Handwörterbuch zum Neuen Testament, Giessen 1910, sub zúgios Sp. 642.

3) Symbolum Apostolicum: Credo in Deum, Patrem omnipotentem et in Jesum Christum, Filium eius unicum Dominum nostrum.

die zwischen 50 und 160 n. Chr. verfasst sein soll1), sowie am Schlusse des kanonischen ersten Briefes des Apostel Paulus an die Korinther-Gemeinde (1 Kor. 1622) findet sich eine alte liturgische Formel, Maranata, mit griechischen Buchstaben geschrieben pagava Já »Unser Herr ist gekommen« oder » Unser Herr, komm! « 2)

Dieser Marana »Unser Herr« ist der semitische Name des alten nord semitischen Hauptgottes, dessen Kult, im Judentum längst verschwunden, damals überall in Syrien in voller Kraft blühte. Wenn dieser Gottesname vom himmlischen Jesu verwendet wird, so haben wir darin einen endgiltigen Beweis dafür, dass der Jesuskult seinen mythologischen Apparat nicht vom Judentum, sondern von der syrischen Religion übernommen hat, indem ein syrischer nach jüdischem Sprachgebrauch heidnischer Gott mit Jesus identifiziert wird. Paulus hat natürlich nicht diesen Gott oder diesen Gottesnamen erfunden, er hat existiert etliche Jahrtausende, bevor Paulus geboren wurde. >Die blendende These, Paulus sei der eigentliche Stifter des Christentums, zerschellt an dem Granit der aramäischen Hieroglyphe Marana tha.«3)

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1) Camden M. Cobern: The new archeological discoveries and their bearing upon the New Testament and upon the life and times of the primitive church. Second edition, New York and London 1917, Part I, IV 4. The Didache or Teaching of the Twelve Apostles S. 260-271 (S. 268).

2) Wird gewöhnlich im Anschluss an die Apokalypse 22 20 ozov, zvou 'Inoov, getrennt Marana ta Unser Herr, komm!<

3) A. Deissmann: Die Urgeschichte des Christentums im Lichte der Sprachforschung, Tübingen 1910, S. 28. Vgl. S. 27: >Nun kann unter dem Mar, dem Herrn, der als Marana, als Unser Herr bezeichnet

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