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Wie war nun das ursprüngliche Wesen dieses Gottes, der im semitischen Altertum mindestens 4000 Jahre und später mit Jesus identifiziert im Christentum nahezu 2000 Jahre verehrt wurde? Die bisher behandelten Namen, Malik (Melek [Molok], Melk, Milk), Ba'al (Bel), Adon, Mar und Kyrios, bezeichnen ja alle nur den Titel des Gottes, sein eigentlicher Name ist noch nicht gefunden.

Die semitischen Götter waren alle ursprünglich Naturgötter, mit der fortschreitenden Kultur wird aber die Naturseite des Gottes mehr und mehr vergessen, während die aus der Naturgrundlage entstandene göttliche Person mehr und mehr Realität gewinnt1).

In diesem Bande, wo nur die historische Entwicklung der göttlichen Personen geschildert werden soll, ist soweit tunlich die Naturseite der Göttergestalten ausser Acht gelassen, weil das dazu gehörige reichliche Material im 2. Bande gesammelt ist. Bei dem Gott-Vater konnte dieses Prinzip leicht durchgeführt werden. Die Naturseite tritt hier sehr früh zurück, hat für die weitere Entwicklung des Gottes keine wesentliche Rolle gespielt und ist deshalb auch von der modernen Forschung wenig beachtet worden. Anders liegt die Sache bei dem Sohne. Er ist viel länger Naturgott geblieben, hat mehrmals als Naturgott Gestalt gewechselt, und diese Veränderung hat für die Auffassung der göttlichen Person so grosse Bedeutung gehabt, dass die Naturseite schon hier kurz be

ist, wie sonst so oft griechisch durch das paulinische o zúgos qμár, nur verstanden sein der erhöhte Jesus. Die Formel Marana tha ist eine klassische Formel des Jesuskultes.<

1) Dieser Entwicklungsprozess ist richtig und klar formuliert von Joh. Hehn: Die biblische und die babylonische Gottesidee, Leipzig 1913, S. 100: Die Götter treten als Naturerscheinungen und -Kräfte zurück und gehen in übermenschliche, mit sittlichen Eigenschaften ausgestattete Persönlichkeiten über.<

rührt werden muss. Die ausführlichen Belege werden dann im 2. Bande gegeben werden.

Es unterliegt keinem Zweifel, und ist auch von der Wissenschaft längst erkannt, dass der mächtige nordsemitische Hauptgott, der König« und der »Herr«, ursprünglich mit dem ebenso mächtigen nordsemitischen Sonnengott ganz identisch war und noch um die Zeit Christi seinen solaren Charakter nicht ganz abgestreift hatte.

Dass der Sonnengott Šamas, dessen Name einfach >> Sonne<< bedeutet, in Babylonien vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis an die Zeit Christi der wichtigste Gott war, hat man lange gewusst, aber auch im »>Westlande« war er, wie Hehn neulich überzeugend dargetan hat, von Alters her der Hauptgott1). Hier führt er allerdings, weil die mythische Personifikation weiter fortgeschritten ist, gewöhnlich die Namen » König« und »Herr«. Aber es lässt sich nachweisen, dass dieser König und Herr mit dem Sonnengott identisch ist, wie umgekehrt der Sonnengott in keilinschriftlichen Quellen nicht allein den Titel König und Herr trägt, sondern auch mit dem Gott Bel (Ba'al) identisch ist. Der Sonnengott wurde nämlich bei den Semiten nicht allein als Naturgott verehrt. Aus der grossen babylonischen Hymnen-Literatur, wie aus zahlreichen Epitheten ersehen wir, dass der Gott des Lichtes, ähnlich wie Horus und Mithra, als König und Richter zugleich als Hüter der Wahrheit und Gerechtigkeit gedacht wurde. >> Aus solchen Namen wird deutlich, dass der Babylonier nicht bloss Furchtideen gegenüber der Gottheit kannte,

1) Johannes Hehn: Die biblische und die babylonische Gottesidee, Kap. II-III, S. 16–149. Das Zentrum der religiösen Verehrung ist die Sonne. Es herrscht praktisch in Babylonien ein gewisser solarer Monotheismus, S. 98, aber auch im Westen bildet das dominierende Element die Sonnes, S. 103.

sondern dass sein Herz auch auf freudigere und zuversichtlichere Töne gestimmt sein konnte. Wenn je einem babylonischen Gott gegenüber ein innigeres Verhältnis sich anzubahnen schien, eine höhere ethische Auffassung Platz griff, so war es in bezug auf Samas der Fall.«1) Die Hymnen und Gebete an Samaš gehören zu dem Besten innerhalb der religiösen Literatur der alten Babylonier. In einem babylonischen Hymnus an Šamas heisst

es z. B.:

Samaš, König Himmels und der Erde,

Ordner des das droben und des das drunten

Unbestechlicher Richter, Ordner der Menschen,
hoher Spross des Herrn des glänzenden Aufgangs"),
gewaltiger, herrlicher Sohn, Licht der Länder,

Schöpfer von allem im Himmel und auf Erden,
Samaš bist ja du!

Nun wird allerdings in der hochentwickelten komplizierten babylonischen Mythologie, wo viele nichtsemitische Göttergestalten neben den alten in den Götterkreis aufgenommen sind, die Bezeichnung » König« und »Herr« auch für andere Götter gebraucht, wie in den späteren monotheistischen Religionsformen derselbe Titel als Epithet Jahwes und Allahs verwendet wird. Dies kann uns aber über die ursprüngliche Sachlage nicht täuschen. In der alten gemeinsemitischen Mythologie gab es einen einzelnen bestimmten Gott, der den Namen König als nomen proprium führte, und dieser Gott ist bei den Nordsemiten mit dem Sonnengott identisch, wie ja auch nur der Sonnengott bei den Babyloniern den Namen Bel führt.

1) Anastasius Schollmeyer: Sumerisch-babylonische Hymnen und Gebete an Samaš, Paderborn 1912 (Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums, 1. Ergänzungsband), S. 11.

2) d. h. Sohn des Mondgottes Sin. Vgl. H. Zimmern: Babylonische Hymnen und Gebete in Auswahl (Der alte Orient, 7. Jahrg. 1905, Heft 3), S. 14.

Aus den zahlreichen Belegen dafür, dass der phönizisch-hebräische Gott Melek oder Melk (Molok) der » König< und Ba al der »Herr< den Sonnengott darstellt, können hier nur ein paar angeführt werden. Melek ist als Melkart, der Ba'al von Tyrus, der phönizische Herakles, sicher Sonnengott. Die Epitheten des Ba'al charakterisieren ihn deutlich als Sonnengott, Ba'al Samim »Der Herr des Himmels<< ist z. B. nach Philo Byblius die Sonne, Ba'al Hamman bedeutet der >> Herr der Sonnenhitze1) und der Ba'al selbst ist deutlich eine solare Gestalt, weshalb er auch mit Sonnenstrahlen um das Haupt abgebildet wird. (Abb. 28), und der Kultusort Ba'albek in Syrien von den Griechen Heliopolis genannt wird.

Dass der nordsemitische Ba'al oder Melek (Molok) als Sonnengott mit Samas (Šemes) identisch war, galt früher in der Wissenschaft für eine ausge

machte Sache2). Als die Theorie Abb. 28. Ba'al als Sonnengott.

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1) Der dänische Missionar Oluf Höyer in Südarabien, der sich lebhaft für altarabische Inschriften interessiert und mir während des Krieges eine Sammlung unedirte Inschriften in Abklatschen geschickt hat, erklärt in einer brieflichen Mitteilung den südarabischen Beinamen der solaren Gottheit Dat-Hmj gewiss richtig als Herrin der Sonnenhitzes. Der Stamm hmm (südarab. hmj) wird in allen semitischen Sprachen von der Sonnenhitze gebraucht, im Hebräischen bedeutet Hamma Glut der Sonne und Sonne<.

2) Schon der dänische Bischof Fr. Münter hat z. B. vor Hundert Jahren dies deutlich ausgesprochen (Religion der Karthager, 2. Aufl. Kopenhagen 1821, S. 5-7), ebenso Movers: Die Phönizier, 1. Bd.,

von dem lokalen Ursprung der Götter in die semitische Religionswissenschaft ihren Einzug hielt, wurde es Mode, von einer unendlichen Reihe lokaler Baalen zu reden, die von Haus aus mit einander garnichts zu tun hatten, eine Ansicht, die in den gewöhnlichen Handbüchern noch stark verbreitet ist. Durch die neuesten Funde und Forschungen haben die Belege für die ursprünglich solare Natur des Melek und Baal sich so stark vermehrt, dass man zur alten Auffassung wiederkehrt 1).

Wenn man nur phönizische oder hebräische Spezialstudien treibt, tritt allerdings der solare Charakter nicht so stark hervor2), aber wenn man den Horizont erweitert und die babylonischen und aramäischen Quellen vergleicht, so verschwindet jeder Zweifel. Man muss ja auch erinnern, dass der ägyptische Gottessohn Horus, der

Bonn 1841, S. 180-185, und B. P. Scholz: Götzendienst und Zauberwesen bei den alten Hebräern und benachbarten Völkern, Regensburg 1877. 2. Abschnitt § 14, Der westsemitische Baal, S. 141-148. § 18, Moloch, S. 194-197.

1) Siehe z. B. Conrad von Orelli: Allgemeine Religionsgeschichte, 2. Aufl., 1. Bd., Bonn 1911, C II, Religion der Phönizier, Kanaaniter, Karthager, 1. Vorstellungen von der Gottheit, S. 249-258. Fr. Jeremias in Chantepie de la Saussaye's Lehrbuch der Religionsgeschichte, 3. Aufl., 1. Bd., Tübingen 1905, § 30. Phönizische Lokalkulte, S. 372373. Joh. Hehn: Die biblische und die babylonische Gottesidee, Leipzig 1913, III. Kap. 1-2 S. 102-111. Alfr. Jeremias: Das alte Testament im Lichte des alten Orients, 3. Aufl., Leipzig 1916. Kap. 16, Zur Religion im vorisraelitischen Kanaan, S. 247-250.

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2) Graf Baudissin, wohl gegenwärtig der beste Kenner der phōnizisch-kananäischen Religion, hat jedoch die solare Natur des Gottes richtig erkannt. Das jedoch ist unverkennbar, dass seit irgendwelcher Zeit die Phönizier ihrem Baal oder ihren Baalen in weitem Umfang solaren Charakter beilegten, Artikel Baal und Bel in Herzog-Hauch's Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, 3. Aufl., 2. Bd., 1897, S. 332.

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