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göttliche Vater in der Familienmythologie wie als soziales Oberhaupt in der ältesten semitischen Kulturperiode weitaus der wichtigste Gott und büsst erst diese Stellung ein, als der Sohn in der höheren nordsemitischen Ackerbaukultur auf beiden Gebieten als Verwandter wie als König — die Führerstellung des Vaters übernimmt. Schon deshalb ist est naheliegend, den Vater mit dem Mondgott zu identifizieren, diese Vermutung kann durch zahlreiche monumentale Belege zur Gewissheit erhoben werden, und dadurch wird erwiesen, dass die verschiedenen semitischen Volksgötter ursprünglich aus Einem Gott hervorgewachsen sind.

Derjenige Gott, den wir als König und Sonnengott kennen gelernt haben, ist in der nordsemitischen Familienmythologie der Sohn des Mondgottes Sin und der Muttergöttin Ištar, wie der ägyptische Himmelskönig und Sonnengott Horus-Re als Sohn des Osiris und der Muttergöttin Hathor-Isis gedacht wird, wie der kleinasiatische Attis der Sohn der magna mater ist, den sie wohl mit

geschichte... Der Mond Sin ist historisch das ältere und am frühesten hervorragende Kultusobjekt des alten akkadischen Reichs, und je weiter man in der Geschichte vorwärts schreitet, desto überwiegender zeigt sich der Kultus des Mondes... Im späteren assyrischen Reiche hört dieser vorwiegende Vorrang des Mondes sukzessive auf, er wird durch die Sonne verdrängt, neben welcher der Mond zu einer Gottheit zweiten Ranges herabsinkt ... Und wenn Šamaš, die Sonne ... der Sohn des Sin, des Mondgottes genannt wird, so deutet dies, wie der gelehrte deutsche Dolmetsch der Keilinschriften bemerkt (E. Schrader: Die Höllenfahrt der Istar, Giessen 1874, S. 45), wohl auf die historisch frühere Verehrung des Mondgottes gegenüber dem des Sonnengottes in Babylonien hin, loco citato S. 80, S. 88 und S. 90.

dem früh vergessenen Vater gezeugt hat (S. 72 Abb. 2), und wie der persische Sonnengott Mithra wohl auch als Sohn des Ahura-mazda und der Muttergöttin Anâhita (Spenta Armaiti) gedacht wird 1).

Wir müssen nämlich stets im Auge behalten, dass die beiden männlichen Gestalten der altsemitischen Göttertrias drei verschiedene Funktionen ausüben. Von Haus aus Naturgötter werden sie in der Familienmythologie, die den Ursprung des Menschengeschlechts erklären soll, als Verwandte der Menschen gedacht, während sie als soziales Oberhaupt, d. h. als Ältester und König, rein politische Figuren sind.

Als » Sohn oder Bruder der Menschen tritt dieser Gott bei den Nordsemiten weit stärker hervor als im südsemitischen Kulturkreise. Der Mythus vom Sterben und von der Auferstehung des jungen Gottes, wo der Vater den Sohn zum Tode hingibt, wo die Mutter um den Ver- · lust des Sohnes trauert, und wo die Menschen sich an den Sohn klammern und hoffen, an der Auferstehung des Bruders teilhaft zu werden, hat eine mächtige Bedeutung für die Religion gehabt. Die zahlreichen theophoren Personennamen, wo der Gott gerade als » Bruder« (ah) angerufen wird, zeigen zur Genüge, wie fruchtbar dieser Gedanke für das religiöse Leben geworden war.

Um die eigenartigen Namen, Beinamen und Epitheten zu verstehen, die ihm als >Sohn Gottes beigelegt werden, ist es notwendig, das Weltbild der ältesten Semiten in Kürze zu skitzieren, weil diese Gestalt aus einem Naturmythus entstanden ist. Das ganze hierhergehörige Material kann allerdings erst im 2. Bande vorgeführt werden.

1) Franz Cumont: Textes et monuments figurés relatifs aux Mystères de Mithra. Tome I. Bruxelles 1899. Première Partie. Chap. V. Les monuments XI § 1. Naissance de Mithra, S. 159-163. Deuxième Partie. Conclusions. Chap. VI S. 333-336.

Die Welt, d. h. Himmel und Erde, wird in der ganz primitiven Kulturstufe als ewig vorausgesetzt, wie sie entstanden ist, erklärt der Mythus nicht. Schöpfungsmythen kommen erst in der höheren nordsemitischen Kulturreligion vor. Dagegen erklärt der Naturmythus, wie alle lebenden Wesen des Himmels und der Erde entstanden sind, sie sind vom grossen Götterpaar Mond und Sonne nicht geschaffen, sondern gezeugt. Zu diesen lebenden Wesen gehören nicht allein Tiere und Menschen, sondern auch die Sterne. Die Sterne sind überall auf der Erde auf einer primitiven Kulturstufe lebendige mythische Personen und Kinder von Mond und Sonne. So auch in der primitiven Mythologie der alten Semiten, was schon aus dem Alten Testament demonstriert werden kann.

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Die Sterne (kokabim) werden hier im Ausdrucke >> Das Heer des Himmels« (şeba ha-samajim) als eine kollektive Masse bezeichnet, aber sie sind redende und handlende mythische Personen, die auch in die menschliche Geschichte eingreifen 1). In der Familienmythologie sind sie wie die Menschen die Söhne Gottes «), indem sie mit demselben mythologischen Ausdruck bezeichnet werden, der auch für Menschen verwendet wird. Als solche Kinder Gottes sind sie mit den Menschen wesens verwandt, weshalb sie auch in der Urzeit die Töchter der Menschen heirateten, Gen. 62,4, und die Bewohner der Erde mit demselben Namen (seba) wie die Sterne genannt werden, Gen. 21.

Im Ausdrucke mal'ake elohim, »Die Boten Gottes«<, in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments durch ἄγγελλοι, arrello, Engels, wiedergegeben, haben diese Gestalten

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1) Hiob 387: Da mich die Morgensterne mit einander lobeten, und jauchzeten alle Kinder Gottes. Richter 520: Vom Himmel ward wider sie gestritten; die Sterne in ihren Läuften stritten wider Sisera. 2) Bene elohim Hiob 16, 21, 387, bene elim Psalm 291, 897.

sich noch mehr von der Naturgrundlage entfernt und sind zu einem himmlischen Hofstaat Gottes geworden. Es ist aber bekannt, dass die biblische Engelvorstellung aus der altsemitischen Religion übernommen worden ist, im alten Babylonien wurden z. B. die Engelgestalten von den Künstlern in ähnlicher Weise dargestellt wie später im Christentum (Abb. 29)'), und

es kann nachgewiesen werden, dass diese Gestalten ursprünglich mit den Sternen identisch waren). Wie die obersten Götter bei den Semiten aus Mond und Sonne entstanden sind, SO ist das Engelheer aus dem Sternenheer herausgewachsen, und das Alte Testament charakterisiert deshalb richtig die Abgötterei, d. h. die damalige heidnische semitische Religion, als Dienst von Sonne, Mond und Sternen, dem ganzen Heer des Himmels, welche Jahwe »verordnet hat allen Völkern unter dem ganzen Himmel (Deut.

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Abb. 29. Engel.

1) Friedr. Delitzsch: Babel und Bibel, Leipzig 1902, S. 41-43. Alfred Jeremias: Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients, 3. Aufl. Leipzig 1916, S. 322-323, S. 392-393. Hermann Gunkel: Genesis, 2. Aufl. Göttingen 1902 (Nowacks Handkommentar zum Alten Testament, III. Abteil. 1. Bd.), S. 49-51.

2) Sie werden z. B. gelegentlich genau wie die Sterne als das >Heer des Himmels< bezeichnet (1 Kön. 2219, Psalm. 1482, Luk. 213) wie in Dan. 325, 28 Engel Gottessohn genannt wird, vgl. H. Gunkel loco eitato S. 49. Heinr. Zimmern: Die Keilinschriften und das Alte Testament, 3. Aufl. Berlin 1903, S. 456-458, 624-635.

419, 173), und es wird auch zugegeben, dass die Hebräer ursprünglich dieselbe Gestirnreligion hatten (Jerem. 82).

Für uns Nordländer gibt es zwei grosse Gestirne, Sonne und Mond, und unendlich viele kleine; wir reden von Sonne, Mond und Sternen. Unter den Sternen fällt besonders Venus als Morgen- oder Abendstern auf; dieser Stern ist grösser und heller als die anderen, aber ist doch für das Volk ein Stern unter anderen. Nicht so in den Tropen; hier strahlt dieser Stern mit so starkem Licht, dass er Schatten wirft. Auf dem Meere spielen die Venusstrahlen wie Mondschein. Man soll dort in der Nacht bei dem Licht vom Venusstern allein eine Zeitung lesen und gewöhnliche Schrift niederschreiben können. Am Tage ist er der einzige Stern, der neben Sonne und Mond mit blossem Auge gesehen werden kann. Er bildet nämlich für das Auge nicht einen Punkt wie die anderen Sterne, sondern bereits eine kleine Scheibe; er sieht aus wie ein kleiner Mond. Vega in der Leier (a Lyræ) ist der hellste Stern der nördlichen Himmelshälfte, der Glanz des Venussternes ist aber etwa 50 mal heller. Graphisch könnte man also die populäre europäische Auffassung der Gestirne durch zwei Scheiben und viele Punkte darstellen O O......, die tropische dagegen, etwa bis 40° n. oder s. Breite durch 3 Scheiben und viele Punkte

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Für unser Bewustsein wäre eine Gestirnreligion mit Sonne und Mond als Hauptgöttern ohne weiteres verständlich, man versteht aber, dass in Arabien und Nachbarländern nicht mit zwei, sondern mit drei Hauptgestirnen gerechnet werden muss. Der grosse hellstrahlende Venusstern tritt hier neben Sonne und Mond.

Deshalb ist dieser Stern bei Homer κάλλιστος ἐν 'ovoava dorio Ilias 22, 318, Ovid besingt ihn als den hell

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