ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Gottessohn heisst es z. B. in einem religiösen Text, wo ein Zwiegespräch zwischen Vater und Sohn geführt wird:

> Ea antwortet seinem Sohne Marduk:
Mein Sohn! Was wüsstest du nicht,
was könnte ich dir noch mehr sagen?

Was ich weiss, das weisst auch du. <1)

Er bekommt das Wesen und den

Vaters:

» Fürwahr, er soll wie ich Ea heissen!

Namen seines

Zusammen soll er alle meine Gebote überbringen

und alle meine Befehle soll er übermitteln ! <2)

Der göttliche Sohn ist aber nicht allein der einzige physische leibliche Sohn des Vaters, sondern spielt auch bei der Schöpfung die Hauptrolle.

Auch hier stimmt die semitische Götterlehre in bemerkenswerter Weise mit der ägyptischen, kleinasiatischen und persischen Mythologie überein. Diese Religionen haben dieselbe Götterdreiheit, Vater, Sohn, Mutter, wie die semitische, und von Haus aus ist der Vater überall der Hauptgott. Im Laufe der Zeit drängt sich aber in allen diesen Religionen der »Sohn« auf Kosten des Vaters hervor und wird auf allen Punkten allmählich der oberste und wichtigste Gott. In Ägypten wurde der Sohn, Horus, Amon-Re, »mit den vielen Namen ohne Zahl< im >> neuen Reich< (1580-1320) der eigentliche Hauptgott,

1) Alfr. Jeremias: Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients, 2. Aufl. Leipzig 1906. Kap. 2 S. 97-98. Handbuch der altorientalischen Geisteskultur, Leipzig 1913, Kap. 12, S. 239-240. Heinr. Zimmern: Vater, Sohn und Fürsprecher in der babylonischen Gottesvorstellung. Leipzig 1896. Die Keilinschriften und das Alte Testament, 3. Aufl., Berlin 1903, S. 372, 378.

2) Joh. Hehn: Die biblische und die babylonische Gottesidee, Leipzig 1913, S. 53 ff.

weshalb auch Amenophis IV, der den Monotheismus einführen wollte, ihn als Naturgott (Aten »Sonnenscheibe«) zum einzigen Gott machte, in Kleinasien ist um die Zeit Christi der Vater fast ganz verschwunden, und dasselbe ist mit der persischen Mithra-Religion der Fall, indem der junge Mithra zu dieser Zeit den alten Ahura-mazda ganz in Schatten gestellt hat1).

Nun haben wir schon gesehen, dass der Gottessohn bei den Semiten als König und absoluter »Herr«, Baal, an Macht und Würde den altsemitischen »Vater‹ und Ältesten ganz überflügelt, eine Entwickelung, die im überwuchernden Königskultus der ägyptischen Religionsgeschichte eine nahestehende Parallele hat, und dieselbe Machtverschiebung findet auch auf dem Gebiete der eigentlichen Mythologie statt. Die Sonderstellung des Gottessohnes als einziger leiblicher Sohn hebt ihn über die grosse Masse der vielen Brüder hinaus, die zunehmende Würde bekommt eine mythologische Unterlage, und bei der Schöpfung tritt er allmählich an die Stelle des Vaters als der eigentliche Weltschöpfer.

Wie der göttliche Sohn in Persien (Mithra, Tistrya) und Ägypten (Amon-Re) die grosse Schlange oder den Drachen erlegt und nachher die Welt aufbaut, so erzählen die babylonischen Schöpfungsmythen, besonders das Siebentafel-Epos Enuma-eliš, wie der semitische Gottessohn (Marduk) den grossen Weltdrachen tötet, Himmel, Erde, Menschen und Tiere schafft und nachher 50 verschiedene

1) Theodor Kluge: Der Mithrakult, seine Anfänge, Entwicklungsgeschichte und seine Denkmäler, Leipzig 1911 (Der alte Orient, 12. Jahrg., Heft 3), S. 17: Mithra selbst wird im Laufe der Zeit immer mehr der religiöse Mittelpunkt der Religion. Alle Taten, alle Legenden, die in der Frühzeit auch von andern vollbracht worden sind, werden auf ihn übertragen.< >Mithra ist Vermittler (wie Christus) zwischen dem unsehbaren und unsichtbaren Gott und dem Menschengeschlecht.<

Ehrennamen erhält, die ihn als deum summum charakterisieren. Zahlreiche bildliche Darstellungen auf babylonischen Denkmälern veranschaulichen diesen Drachenoder Schlangenkampf, ein mythologisches Motiv, das bekanntlich auch im Judentum und Christentum wiederkehrt (Abb. 30).

In den älteren Phasen der vorderasiatischen Reli

[graphic][merged small]

gionen, wo der Vater noch als Hauptgott erscheint, im babylonischen Kultus des Gottes Sin, im Judentum und in der persischen Avesta-Religion ist der Gott-Vater der Schöpfer und der Bekämpfer des Weltdrachen, in der Marduk-Religion, wie in der persischen Mithra-Religion und im Christentum übernimmt der Sohn diese Rolle. Auch wo die Drachen- oder Schlangenmythologie überwunden ist, tritt der Sohn als Weltschöpfer an die Stelle des Vaters. Im Alten Testament ist Gott-Vater der Schöpfer,

aber im Neuen Testament ist die Welt durch den Sohn geschaffen, (Joh. 13, Kol. 116, Hebr. 12).

>

Die letzte Stufe im Avancement « des Sohnes besteht darin, dass der göttliche Sohn auch in der Familienmythologie völlig an die Stelle des Vaters tritt. Wie er als soziale Autorität (König), als Naturgott und als Schöpfer die Rolle des Vaters übernimmt, so wird er schlieslich an einigen Orten selbst als Vater und Gemahl der Muttergöttin gedacht. Der babylonische Gottessohn Bel-ŠamasMarduk ist der Schöpfer, als solcher wird er in übertragenem Sinne als »Vater« angerufen1) und wird wie Horus nicht allein als Sohn, sondern auch als Gemahl der Muttergöttin aufgefasst. Im Tammuz-Adonis Mythus erscheint er ebenfalls als Buhle der Muttergöttin Ištar, ohne dass jedoch die ältere Auffassung, wonach er der Sohn der Muttergöttin ist wie gewöhnlich in der Religionsgeschichte aufgegeben ist. Wie die beiden Auffassungen des Gottes als Sohn und Gatte in demselben Mythus unvermittelt neben einander laufen, so wird er auch hier, wie vielfach sonst in der nordsemitischen Mythologie, zugleich als klein« und »gross als Kind und Erwachsener gedacht 2).

[ocr errors]

In den späteren Phasen der kleinasiatischen und phönizischen Religion ist die ursprüngliche Vatergestalt jedenfalls im praktischen Kultus scheinbar ganz vergessen. Bei den Karthagern finden wir z. B. in mehr als 2000

1) Vgl. Personennamen wie z. B. Šamaš-bani »Šamaš ist Schöpfer, Šamaš-abuni › Šamaš ist unser Vater, Bel-abu > Bel ist Vater, Belbani » Bel ist Schöpfer, Marduk-abi Marduk ist mein Vater".

[ocr errors]

2) W. Baudissin: Adonis und Esmun, Leipzig 1911, S. 178— 179, S. 364-367. > Allem Anschein nach sind hier zwei verschiedene Auffassungsweisen des Tammuz mit einander kombiniert, eine, die ihn als Kind, und eine andere, die ihn als Erwachsenen denkt (S. 366). Mit Recht hält Baudissin die erste für die ältere.

Weihinschriften nur die Muttergöttin Tnt und den Herrn < Ba'al-Hamman als paredros. Wie das Verhältnis zwischen diesen beiden gedacht wurde, ist nicht ganz klar, aber der > Herr«, der doch ursprünglich als Sohn aufgefasst wurde, ist hier, wie vielfach bei den Babyloniern, völlig im Bilde des Vaters aufgefasst, er ist sitzend als älterer Mann dargestellt und trägt auch Hōrner, damit stimmt, dass die Griechen gewöhnlich den semitischen Gott Ba'al (Bel) dem Zeus gleichsetzen.

Dieser Prozess, der den ursprünglichen Vater ganz zu eliminieren droht, indem die beiden Personen in der Gestalt des Sohnes mehr und mehr zusammenfliessen, wird aber neutralisiert von einem sehr wichtigen Mythus, der dem Sohn dem Vater gegenüber eine selbständige Individualität verleiht und ihm ein besonderes Schicksal gibt, das ihn vom Vater deutlich unterscheidet. Es ist dies der Mythus vom sterbenden und wieder auferstehenden Gottessohne.

Der Vater und die Mutter altern nicht und sterben nicht. Sie stehen ausserhalb des Einflusses der Zeit und sind ewige anfangslose Wesen1). Der Vater, der sich selbst erzeugt oder erschaffen hat), wird stets als alter

1) In der Priesterspekulation der babylonischen Theologie wird allerdings die Muttergöttin (Ištar) in künstlicher Weise, um den Ursprung des Daseins auf Einen Gott zurückzuführen, als Tochter des Vaters (Sin) erklärt, die volkstümliche gemeinsemitische Auffassung, wonach sie seine Gemahlin ist, findet sich aber auch in der babylonischen Literatur. Ištar wird auch nie wie der Sohn als Kind dargestellt.

2) Vgl. die Mondhymne (Handerhebung vor Sin) von Ur IV R. 9 Zeile 23 sa ina ramanišu ibbanu der sich selbst erzeugt hat. Die

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »