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sam«. »Dass der Mensch sich mit einem Gotte vereinigen kann, dadurch, dass er ihn oder Stücke von ihm isst, bewährt sich immer wieder als uralter, aus der Tiefe ursprünglichster religiöser Anschauung empordrängender Glaube. So kann man auch hier lernen, wie alles religiöse Denken ursprünglich sozusagen ganz sinnlich, körperlich ist« 1).

Bei dem Tod des jungen Gottes verhält die Muttergöttin sich vorwiegend passiv. Sie trauert um den Ver

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Nach Cumont: Textes et monuments figurés relatifs aux mystères de Mithra, Tome I, S. 175, vgl. S. 320-322.

lust des Sohnes, nimmt in den babylonischen Tammuzliedern an der allgemeinen Wehklage Teil und wird überhaupt wie auf phönizischen Skulpturen und im christlichen Madonnakult als mater dolorosa dargestellt.

Das Leiden und Sterben des göttlichen Sohnes wird, nachdem die Naturgrundlage des Mythus allmählich ver

1) A. Dieterich: Eine Mithrasliturgie, 2. Aufl., II 1. Vereinigung mit dem Gotte durch Essen des Gottes, S. 100, Das Essen im Mithraskult S. 102, im Attiskult S. 103, im christlichen Kult S. 106, Ev youτ eivaι S. 109. Vgl. S. 98, S. 100 und S. 108.

gessen wurde, und die mythische Person in den Vordergrund tritt, unter einen ethischen Gesichtspunkt gerückt. Der Tod ist kein planloser Naturvorgang, sondern ein ethischer radikaler Akt vom Sohne, um die Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch herzustellen und den Mensch von der Gewalt des Todes zu retten. Dass sein Tod als Opfer betrachtet wurde, ist schon mit der Tatsache gegeben, dass sein Leib und Blut in der heiligen Kommunion rein physisch als Opfermaterial verwendet wurden. Durch seinen Tod bekommt der Mensch ewiges Leben, indem zunächst dadurch die magische Speise, der wunderbare göttliche Stoff, hergestellt wird, der dem Menschen ewiges Leben gibt. Dieses Opfer wird dann allerdings auch, wie das blutige Opfer überhaupt, bei den Semiten als stellvertretendes Schuldopfer, satisfactio vicaria, betrachtet. Der Sohn nimmt die Strafe auf sich, die der Mensch eigentlich leiden musste. Er trägt als Opferlamm die Sünde der Welt, Joh. 129 (Siehe S. 46-51).

In den überlieferten Resten der alten nordsemitischen Mythologie ist die Vatergestalt in diesem Mythus in den Hintergrund gedrängt, aber es gibt doch Anzeichen dafür, dass er die eigentliche Ursache zum Tode des Sohnes ist, und dass er den Sohn als Opfer hingibt. In der phönizischen Mythologie, die Eusebius im ersten Buche De præparatione evangelica I C. 10, IV C. 16, aufgenommen hat, opfert El oder Kronos seinen »einzigen Sohn < als Brandopfer. Man hat schon längst diesen Mythus in Verbindung mit dem berüchtigten kananäischen Kinderopfer gesetzt und mit Abrahams Opferung von seinem »einzigen, geliebten Sohn« Isak, Gen. 22, die als Vorbild des Opfertodes Christi betrachtet wird. Die Tatsachen, die hier in Betracht kommen, sind folgende.

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Es ist aus dem Altertum allgemein bekannt, dass die Phönizier zahlreiche Kinderopfer vollzogen. Dieser

Kultus, der die Römer und Griechen mit Entsetzen füllte, war hier so tief eingewurzelt, dass die barbarische Sitte in Karthago lange nach dem Fall der Stadt fortdauerte, obwohl die Römer, wie früher die Perser und Griechen, mit allen Mitteln sie zu beseitigen suchten1). Die Kultsitte war ein Bestandteil der phönizischen Religion, weshalb auch der phönizisehe Gott Melkart den Beinamen » Kindermörder führte. Nach 2. Kön. 3 27 opferte der moabitische König seinen erstgeborenen Sohn (ben-o habekôr) als Brandopfer. In der humanen, kinderfreundlichen babylonischen Religion hat dieses barbarische Opfer - wie es scheint sich niemals eingebürgert, aber viele Stellen im Alten Testament deuten mit Bestimmtheit darauf hin, dass es einst ebenso gewöhnlich bei den Hebräern wie bei den Phöniziern war. Man hat nicht daran glauben wollen, aber die Ausgrabungen haben eine Fülle von Kinderopfern ans Licht gebracht.

So entdeckte Macalister bei dem alten Heiligtum von Gezer, an der Strasse von Jaffa nach Jerusalem, einen merkwürdigen Kinderkirchhof. Die hier begrabenen Kinder waren alle neugeboren, nach anatomischen Untersuchungen, keines älter als eine Woche. Nur zwei Kinder waren von ungefähr sechs Jahren, deren Skelette trugen deutliche Spuren von Feuer, während man an den anderen Leichen keinerlei Art von Verstümmelung finden konnte. Als Särge waren grosse Tonkrüge verwendet. Dieser auffällige Kirchhof ist keine gewöhnliche Beerdigungsstätte. Erstens werden die Leichen sonst nie in solchen Krügen begraben, zweitens finden wir hier fast ausschlieslich neugeborene Kinder, und drittens ist der Ort kein gewöhn

1) Das hierhergehörige klassische Material hat schon Friedrich Münter: Religion der Karthager, Kopenhagen 1821, S. 17-27 gesammelt.

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Abb. 33. Tonkrüge mit Kinderleichen aus Megiddo. Nach Schumacher: Tell el-Mutesellim I S. 121.

licher Begräbnisplatz, sondern eine Kultusstätte. Man vermutet deshalb, dass die Kinder hier dem Gotte als Erstgeburtsopfer dargebracht wurden. Ähnliche Krüge mit Kinderleichen hat man auch in Megiddo (Tell elMutesellim) und Taanak gefunden (Abb. 33 und 34)1).

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1) E. Sellin: Der Ertrag der Ausgrabungen im Orient für die Erkenntnis der Entwicklung der Religion Israels, Leipzig 1905. D. Die Ergebnisse der Ausgrabungen in Palästina, S. 30-31. Kinderopfer müssen vollständig an der Tagesordnung gewesen sein. Ich deckte ein Feld auf, in dem einige zwanzig Kinder (vom neugeborenen bis zum zweijährigen) in grossen Krügen mit Beigaben von Tellern und kleinen Krügen beigesetzt waren. Die Kinder waren höchst wahrscheinlich sämtlich geopfert... Es dürften meistens Erstgeburten sein, und das Vorkommen von grösseren Kinderopfern sich aus einem zeitweiligen Proteste der Eltern oder dem Zuwarten, bis ein zweites geboren, erklären. Vgl. Hugues Vincent: Canaan d'après l'exploration récente, Paris 1907 (Études bibliques), Chap. III § 3. Pratiques religieuses, S. Hugo Gressmann: Die Ausgrabungen in Palästina und das Alte Testament, Tübingen 1908 (Religionsgeschichtliche Volksbücher, III. Reihe, 10. Heft). S. 37-38. Derselbe: Altorientalische Texte und Bilder zum Alten Testament, 2. Bd., Tübingen 1909, S. 51-53, Abb.

188-204.

Nun fordert tatsächlich in einem alten Gesetz Jahwe den erstgeborenen Sohn als Opfer1), und zahlreiche Stellen im Alten Testament zeigen, wie gewöhnlich dieses Opfer einst bei den Hebräern war. Später wurde aller

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Abb. 34. Kinderleiche aus Megiddo. Nach Schumacher: Tell el-Mutesellim I S. 25.

dings die barbarische Sitte dahin gemildert, dass ein Lamm als Ersatz für die menschliche Erstgeburt geopfert werden

85-87. Wilh. Schencke: Hvad Jorden gjemte, Kristiania und København 1911. Utgravninger i Palæstina. III. Gudefabrikation og Menneskeofring i det hellige Land, S. 62-64. W. M. Flinders Petrie: Eastern Exploration, Past and Future, London 1918, S. 18.

1) Exod. 22 28-29: Den Erstgeborenen (bekôr) deiner Söhne sollst du mir geben. So sollst du auch tun mit deinem Rind und deinem Schaf. Vgl. Mika 67: Soll ich meinen erstgeborenen Sohn (bekôr-i) für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für die Sünde meiner Seele ? <

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