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sollte. In den gesetzlichen Bestimmungen wird aber immer damit gerechnet, dass der erstgeborene Sohn eigentlich Jahwe gehört, und in den Kultsagen, die den neuen Ritus motivieren sollen, wie die Tötung der Erstgeburt bei dem Auszug aus Ägypten, Exodus 11-13, und Abrahams Opferung von seinem Sohn, Gen. 22, tritt derselbe Gedanke deutlich hervor. Es ist somit kein Zweifel verhanden, dass dieser schaurige Kultus einst bei den Phōniziern und Hebräern wirklich geübt wurde.

Beweisen lässt sich natürlich hier nichts. Aber auf jedem Punkt unserer Untersuchung haben wir gesehen, wie innig Kultus und Mythus zusammenhängen, indem der Kultus stets eine mythologische Motivierung hat. Ein solcher Zusammenhang wäre besonders hier zu erwarten, denn ein Opfer wie dieses, das dem innigsten menschlichen Gefühle so stark widerstrebt, bildet sich nicht ohne besondere zwingende religiöse Motive heraus. Der dem Erstgeburtopfer zugrundeliegende Gedanke ist dann vielleicht dieser: Der göttliche Vater opfert selbst seinen erstgeborenen oder einzigen Sohn, ein solches Opfer muss daher dem Gott besonders wohlgefällig sein, und ein menschliches Kind, das wie der göttliche Sohn als Opfer stirbt, darf sicher hoffen, der Auferstehung des Gottessohnes teilhaft zu werden. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass der Mythus von Gottes Opferung seines eigenen Sohnes nur in der kananäischen Mythologie vorkommt, gerade bei dem Volke, wo das Opfer des eigenen Kindes so stark belegt ist.

Ein anderer Mythus, der den Sohn noch stärker vermenschlicht und ihn noch weiter vom Vater unterscheidet, ist der Mythus von der Inkarnation oder Fleischwerdung

des Sohnes. Der göttliche Sohn, der wie ein Mensch geboren ist, wie ein Mensch stirbt und zum neuen Leben wieder aufsteht, nimmt eine menschliche Gestalt an und lässt sich auf Erden gebären.

Allgemein bekannt ist der Königskult bei den alten Ägyptern und Semiten. Der König wurde hier als Gott tituliert, als Gott verehrt und als Gott angebetet. Weniger bekannt ist, dass der semitische König nicht als Gott im Allgemeinen, sondern als ein bestimmter, konkreter Gott betrachtet wurde. Die semitische Mythologie kennt überhaupt nicht den Begriff Gott im Allgemeinen, sondern nur verschiedene individuelle Göttergestalten. Es war eine solche konkrete Göttergestalt, die in der Person des Königs verkörpert war, und diese Gestalt war auf ägyptischem wie auf nordsemitischem Kulturboden diejenige göttliche Person, die wir soeben als König, Sonnengott und Gottessohn kennen gelernt haben.

In Ägypten, »dem klassischen Lande der Königsvergötterung, galt der König als die irdische Verkörperung oder Inkarnation des Sonnengottes. >> Da ist der König der irdische Sonnengott, sein Palast ist der Horizont, wenn er sich zeigt, geht er auf, stirbt er, so geht er unter. Als Diadem trägt er die feuerspeiende Schlange, die der Sonnengott an seiner Stirn führt, und die seine Feinde. vernichtet. Und wieder gleicht der König dem Horus, dem Sohne des Osiris, denn wie dieser ist er seinem Vater auf dem Throne gefolgt als der Erste der Lebenden. Daher heisst er dann Horus, der Herr des Palastes, und sein Palast selbst heisst die Einsamkeit, weil Horus in der Einsamkeit aufgewachsen ist. «1) Sein Thron ist

1) A. Erman: Die ägyptische Religion, 2. Aufl., Berlin 1909, S. 49, vgl. H. Ranke: Artikel Aegypten II Religion. Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 1. Bd. 1909, Sp. 184, J. Lieblein: Gammelægyptisk Religion, 2. Del, Kristiania 1884. 7. Kongedyrkelse, S. 109.

der >>Sitz des Horus«, er trägt die Doppelkrone, den Sonnen-Falken und die anderen Embleme des Horus (Abb. 35), hat die Gestalt des Horus, ist mit Horus identisch,

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Abb. 35. König Chefren (2800 v. Chr.) als Inkarnation des Sonnengottes.

> Horus og farao er altsaa identiske, dog forsaavidt forskellige som farao er paa jorden, hvad Horus er paa himmelen. W. Max Müller: Der Anspruch auf göttliche Inkarnation in den Pharaonennamen, Oriental. Literaturzeitung, 12. Jahrg. Nr. 1, Januar 1909, Sp. 1-5, 15. Jahrg. Nr. 7, Juli 1912, Sp. 308-309. Der König beansprucht göttlicher Abkunft, oder vielmehr direkte Inkarnation der Sonnengottheit zu sein. Das Wort hapr d. h. die Inkarnation kommt fast in allen Königstiteln vor.

ist kurzum der irdische Gottessohn, der denselben Titel deus bonus, der »gute Gott« führt, wie der Gottessohn in südsemitischen Inschriften.

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So ist auch der nordsemitische König eine Inkarnation des Sonnengottes. Vom altbabylonischen König Dungi heisst es >(Gott) Dungi ist der Sonnengott, BurSin, ein anderer altbabylonischer König, nennt sich »der rechtmässige Gott, die Sonne seines Landes <<. Hammurabi ist ebenfalls mit dem Sonnengott identisch. Hammurabi - (il) Šamsi Hammurabi ist mein Sonnengott << lautet ein babylonischer Personenname, in seinem Gesetze geht er wie die Sonne über die Menschen auf, er ist der Sonnengott von Babel, der ausstrahlen lässt Licht über das Land, und als irdischer Vertreter der himmlischen Sonne die Gesetze vom himmlischen Sonnengott empfängt, wie am oberen Teile der Hammurabi-Stele dargestellt ist (Abb. 36). In den Amarnabriefen ist der König stets der Sonnengott, »der aufgeht über die Länder Tag für Tag«. Demnach ist der König eine irdische Verkörperung des himmlischen Gottessohnes, und wenn der babylonische König sich den geliebten Sohn des Sin« nennt, so ist er nicht der Sohn des göttlichen Vaters in der Weise, wie

Abb. 36. Der babylonische König Hammurabi (c. 2000 v. Chr.) als irdischer Stellvertreter des Sonnengottes.

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jeder Mensch sich Sohn Gottes nennen kann, d. h. als Nachkomme, er ist der Gottessohn selbst, weshalb auch die semitischen Könige in ihrer Titulatur das Prädikat des Gottessohnes bakur erstgeborener Sohn tragen. Er trägt die Namen des himmlischen Gottessohnes (Šamaš, Marduk, Bel) und ist mit diesem Gott identisch, ist das Ebenbild, șalam, dieses Gottes, wie in Ägypten der König mit Horus identisch ist. Die verstorbenen Könige werden auch als Tammuz angesehen 1).

Es ist bekannt, dass diese orientalische Königsmythologie später von den römischen Caesaren adoptiert wurde. Der Kaiser wurde als eine Inkarnation des Sonnengottes (Mithra) betrachtet, und trägt dessen Titel invictus und aeternus. Er ist deus et dominus natus, hat wie der ägyptische und semitische König vor seiner Geburt auf Erden als Gott im Himmel gelebt und kehrt nach seinem Tode wieder nach dem Himmel zurück2).

Wie findet nun diese Inkarnation statt? Wie war es möglich, dass der irdische Vertreter des himmlischen

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1) P. Dhorme: La religion assyro-babylonienne, Paris 1910. Le roi fils du dieu, S. 166-168, Le roi image du dieu, S. 168-169, Le roi dieu S. 169-171. Joh. Hehn: Die biblische und die babylonische Gottesidee, Leipzig 1913, S. 332-336. Der König ist dort (in Babel und im Orient überhaupt) der lebendige Repräsentant, die Inkarnation der Gottheit« (S. 332-333), er fühlt sich als Sohn der Gottheit (S. 335). Alfr. Jeremias: Handbuch der altorientalischen Geisteskultur, Leipzig 1913. Das Gottkönigtum, S. 171-178. Christliebe Jeremias: Die Vergöttlichung der babylonisch-assyrischen Könige, Leipzig 1919 (Der alte Orient, 10. Jahrg. Heft 3-4).

3) Fr. Cumont: Textes et monuments figurés relatifs aux mystères de Mithra, Tome I, 2. partie, chap. 3: Mithra et le pouvoir impérial S. 279-292. Le soleil et l'empereur sont consubstantiels S. 290. Ils sont devins, car ils ont en eux certains élements du soleil, dont ils sont en quelque sorte l'incarnation passagère. Descendus des cieux étoilés, ils y remonteront après leur mort pour y vivre éternellement avec les dieux leurs egaux.< (S. 291-292).

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