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waren transportable Zeltheiligtümer oder offene Plätze im Freien1), die semitischen Götterbilder waren ursprünglich einfache unbehauene Steine, und so kann die ganze materielle Kultur der Semiten auf das primitive Nomadenleben zurückgeführt werden. Die Zeitrechnung lässt noch in späterer Zeit ihre nomadische Herkunft deutlich erkennen, die semitische Staatsverfassung und das altsemitische Recht, so wie es im mosaischen Gesetze und im Hammurabi-Kodex niedergelegt ist, ebenfalls. Jeder semitische Staat, dessen Urspung wir historisch ermitteln können, kam nämlich ursprünglich aus den arabischsyrischen Wüsten als ein nomadischer Stamm oder Stammverband.

Es ist also kein Wunder, dass für die Semiten die Helden der Vorzeit, wie z. B. die hebräischen Patriarchen, Nomaden sind, und dass man das goldene Zeitalter der Urzeit im freien umherstreifenden Nomadentum suchte. Für die Griechen und Römer war das ruhige sesshafte Leben des Ackerbauers der glückliche Zustand der alten unschuldigen Menschheit, für die Semiten war der Ackerbau ein Fluch (Gen. 3), der Ackerbauer eine unsympathische Person, der Nomade aber und sein Opfer war Gott wohlgefällig, wie die Geschichte von Kain und Abel lehrt (Gen. 4)). Die semitischen Vorstellungen von Paradies, Himmel und Hölle sind auch in den überhitzten, sonnenverbrannten syrisch-arabischen Steppen entstanden, daher

1) Wie das hebräische Volk nach der Bibel vom Haus aus ein Nomadenvolk war, so war z. B. nach der Bibel der berühmte Salomotempel zu Jerusalem ursprünglich ebenfalls ein solches tragbares Zeltheiligtum, nach dem Muster einer offenen Kultusstätte nordwestarabischer Nomaden eingerichtet.

2) Ignaz Goldziher: Der Mythos bei den Hebräern und seine geschichtliche Entwickelung, Leipzig 1876, 4. Kapitel: Nomadismus und Ackerbau, S. 95-106.

ist das Paradies ein kühler, schattiger Garten, und Hölle mit Hitze identisch.

Die semitische Religion ist dementsprechend ursprünglich eine Nomadenreligion und der Übergang zur Bauernreligion und Kulturreligion lässt sich deutlich historisch verfolgen. Diese Tatsache ist natürlich im Zeitalter des Babylonismus und Panbabylonismus nicht allgemein anerkannt, um so energischer wird sie aber von einzelnen neueren Forschern hervorgehoben. Für den semitischen Kultus hat Robertson Smith, für die semitische Naturmythologie haben Goldziher und Hommel den nomadischen Grundcharakter betont, und neuere Funde altarabischer Inschriften haben diese Auffassung bestätigt. Den nomadischen Grundcharakter hat aber diese Religion eigentlich nie völlig eingebüsst, denn noch in den späteren vergeistigten Religionsformen, besonders im Christentum, haben sich, in verschleierter und umgedeuteter Form, viele nomadische Elemente erhalten. Wir müssen nämlich im Auge behalten, dass die Entwickelung der Religion nicht mit der allgemeinen Kulturentwickelung Schritt hält. Kein Faktor im menschlichen Kulturleben ist so konservativ wie gerade die Religion. Religiöse Gebräuche und Vorstellungen, die einer längst überwundenen uralten Kulturstufe angehören, finden sich bekanntlich häufig in modernen hoch entwickelten Kulturreligionen1). Es wird

1) > Die Überreste früherer Stufen, welche an dem menschlichen Geiste bei seiner unablässigen Häutung und Erneuerung haften bleiben, leisten oft auch den schärfsten Waffen des Geistes und Witzes lange beharrlichen Widerstand, und es bedarf des ganzen Rüstzeuges geschichtlicher Tatsachen, um den abgestorbenen und doch noch immer

an

unserem Leben teilnehmenden Rest zu lösen und abzustossen. Geistige Befreiung kommt nicht von Mathematik und Naturwissenschaft sondern von geschichtlicher Forschung. H. Usener: »Dreiheit, Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 58. Bd. 1903, S. 4.

sich sicher lohnen bei der Erforschung einer Religion wie der semitischen, die durch mehrere verschiedene Kulturperioden eine mehrtausendjährige Entwickelung durchlaufen hat, eine historische Methode anzuwenden die sich besonders an die verschiedenen Kulturstufen anlehnt, aber dem ultrakonservativem Charakter der Religion muss man dabei stets Rechnung tragen.

Anstatt der üblichen Methode, die wir als Spezialforschung und Babylonismus charakterisiert haben, werden wir also nun versuchen auf gemeinsemitischer Basis durch historische Methode die Verbindungslinien zwischen dem Christentum und den anderen Entwickelungsphasen der semitischen Religion klarzulegen.

I. SEMITISCHER UND

CHRISTLICHER KULTUS

KAPITEL 3.

Das ursemitische Opfer und das christliche Abendmahl.

E

inen guten
gemacht.

Anfang hat hier W. Robertson Smith Seine bahnbrechenden »Lectures on the Religion of the Semites«, schon im Jahre 1889 in Cambridge erschienen'), erörtern nicht die Geschichte der einzelnen semitischen Religionen sondern gerade » Die Religion der Semiten als ein Ganzes nach ihren gemeinsamen Zügen und ihrem allgemeinen Charakter« (Kap. 1, S. 1).

Der Verfasser hat nämlich die Einheit und Gleichartigkeit der semitischen Rasse«, die sich so deutlich in der Sprache kundgibt, auch in der Religion erkannt (S. 3—9), und sieht in den gemeinsamen Zügen »>die uns in auffallender Gleichmässigkeit in allen Teilen des semitischen Gebiets begegnen« »nicht in den Dingen, die von Ort zu Ort, von Zeit zu Zeit sich wandeln« die Stärke der semitischen Religion und den Kern, der in den späteren positiven, aus dem semitischen Heidentum ent

1) Autorisierte deutsche Übersetzung nach der 2. Auflage des Werkes von R. Stübe: Die Religion der Semiten, Freiburg in B. 1899. Die folgenden Citate sind dieser letzten Ausgabe entnommen.

standenen monotheistischen« Religionen, Judentum, Christentum und Islam, sich erhalten hat (S. 11).

Er warnt vor der Methode in Babylonien den Ausgangspunkt für eine vergleichende Erforschung des religiösen Glaubens und Brauches der semitischen Völker zu suchen, eine Ansicht, die schon damals zu »einiger Geltung gelangt war, denn wir dürfen die ursprünglichste Gestalt der semitischen Religion nicht in einem Gebiete suchen, dessen Kulturverhältnisse nicht ursprünglich waren. Eine historische Methode wird vielmehr in der primitiven altarabischen Religion, »die der primitiven und unveränderlichen Art des nomadischen Lebens entspricht < die Wurzeln der semitischen Religion erkennen (S. 10-11).

In eine solche Gesamtauffassung der semitischen Religion gehört auch die vorexilische hebräische Religion und die vergeistigte Religion des Alten und Neuen Testaments. Diese Religionsformen werden zwar von den jüdischen und christlichen Theologen als völlig verschieden vom semitischen Heidentum dargestellt, aber sie haben sich dennoch auf historischem Wege aus den primitiveren semitischen Religionsformen entwickelt und können deshalb ohne sie nicht verstanden werden. » >> In der Geschichte des alten Israel vor der Gefangenschaft tritt nichts deutlicher hervor, als dass es für die breite Masse des Volks die grösste Schwierigkeit hatte, eine scharfe Scheidung zwischen ihrer nationalen Religion und derjenigen der umgebenden Völker aufrecht zu erhalten. << > Das ist ein Beweis dafür, dass . . . die natürliche Basis der Gottesverehrung in Israel . . . aufs Engste mit den benachbarten Kulten verwandt war«, wie ja auch das Volk selbst mit den heidnischen Völkerschaften Syriens und Arabiens eng verwandt war. Da nun auch gerade die Grundideen des Christentums demselben Boden entwachsen sind, so gelangen wir zu dem Ergebniss » dass keine der Religionen

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