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ist auch eine Ähre das Attribut der Ištar. Im Sternbild der Jungfrau, das mit dieser Göttin identifiziert wird, hält sie eine Ähre, Spica, in der Hand.

Für die mythische Personifikation haben diese Metamorphosen fast gar keine Bedeutung gehabt, und die von den Himmelkörpern und Naturgottheiten ausgehende Tiersymbolik hat ebenfalls für die weitere Entwiklung dieser Gestalt auf semitischem Boden eine ganz minimale Rolle gespielt. Tierkult und ausgedehnte Tiersymbolik kommen in der ägyptischen Religion vor, aber bei den Semiten ist das Tier nur eine Beigabe oder Attribut der als Mensch vorgestellten Gottheit (S. 138-139).

Da der Vater als Mondgott und Stier mit Hörnern dargestellt wurde (S. 202-206), so verstehen wir, dass die Muttergöttin als seine Gattin in Ägypten als Kuh abgebildet wird (Abb. 41).

Eine sonderbare Mischgestalt von Tier und Mensch, wie sie für ägyptische Göttertypen charakteristisch ist, liegt vor in der menschlichen Hathor-Gestalt mit Kuhkopf, Kuhohren oder Kuhhörnern1), Auf semitischem Boden wird Ištar sehr selten als Kuh dargestellt, häufiger als menschliche Gestalt mit Hörnern, aber in der Regel völlig als eine menschliche Frau, deren heiliges Tier eine Taube ist2).

1) Vgl. die Bilder bei A. Jeremias: Handbuch der altoriental. Geisteskultur, S. 254 Abb. 156. A. Erman: Die ägyptische Religion, 2. Aufl., S. 15 Abb. 12.

2) Ausser den öfters genannten allgemeinen Handbüchern über semitische Religion, wo die Muttergöttin Ištar-Aštart gewöhnlich einen breiten Raum einnimmt, wären von Monographien über diese Gestalt noch besonders hervorzuheben W. Baudissin: Artikel Astarte und Aschera in Herzog-Hauchs Realencyclopädie für protestantische Theologie und Kirche, 3. Aufl. 2. Bd. 1897, S. 147-161, Atargatis ibid. S. 171–177, wie gewöhnlich in Baudissins Arbeiten mit sehr ausführlichen Literaturangaben. S. R. Driver: Artikel Aschtoreth in Hastings

Als solche hat sie eine Entwicklung durchgemacht, die in den Hauptzügen mit der ethischen Entwicklung der Vatergestalt übereinstimmt, wie sie oben in Kap. 6 (S. 145-229) geschildert worden ist. Sie ist die Urmutter des Menschengeschlechts, bânat tênišeti »Gebärerin der Menschen, ummu rîmnîtum ša nišê, »die barmherzige Mutter der Menschen, die in der Sintflutmythe über den Untergang ihrer Nachkommen weint, wie sie auch über den frühzeitigen Tod des Gottessohnes trauert.

Sie kommt wohl in vielen Lokalformen vor und wird in Beziehung zu verschiedenen Städten und Kultusörtern gesetzt, aber wird von der Nationalisierungsprozess wenig berührt. Der Stamm wird stets nach dem göttlichen Vater benannt, die Mutter des Stammes tritt in der Religion fast niemals hervor, und auch als Mutter des Volkes tritt sie neben dem Vater ganz zurück. Dennoch finden sich Anzeichen dafür, dass sie als Mutter Erde mit dem Boden des Vaterlandes identifiziert wird, die terra als alma mater wird zu patria, die ja auch gewöhnlich nach alten mythologischen Vorstellungen weiblich ist (Germania, la France, Italia u. s. w.). So lässt sich wohl erklären, dass sie als Volksgottheit bei einem Kriegervolke wie den Assyrern als Kriegsgöttin erscheinen kann. Die barmherzige Muttergöttin wird belit taḥazim, »Die Herrin der Schlacht<< und wird mit Kriegswappen dargestellt wie der semitische Volksgott (S. 182-185).

Dictionary on the Bible, Vol. I, 1906, S. 167–171. Nils Nilsson: Études sur le culte d'Ichtar in Archives d'Études Orientales, Vol. 2, Upsala 1911 (Angezeigt ZDMG Bd. 67, 1913, S. 379-383), und Efraim Briem: Studier över Moder- och Fruktbarhetsgudinnorna i den sumerisk-babyloniska Religionen, Lund 1918. In diesen Arbeiten wird freilich wie gewöhnlich die südsemitische Form der Muttergöttin nicht näher untersucht, als Parallele wird nur der südsemitische männliche Attar herangezogen.

Die typische semitische Muttergöttin ist aber nicht die nationale, sondern die universelle, die Mutter der ganzen Schöpfung, die Mutter aller Menschen. Natürlich wird sie in der Kulturreligion, der eine physische Zeugung des Menschengeschlechts aus einem Götterpaar anstössig ist, und die den götttichen Vater zum Schöpfer umwandelt, zugleich als Schöpferin bezeichnet1), aber dies ändert nicht ihr Wesen als barmherzige ethische Mutter, wie ja der Vater auch als Schöpfer in übertragenem Sinne der barmherzige Vater der Menschen ist (S. 214–229).

Gerade als solche Mutter entfaltet diese Gestalt im Altertum die edelsten Züge ihres Wesens. Die altsemitische Religion war ja von Anfang an auf das Verwandtschaftsgefühl aufgebaut. Wie das Band der Verwandtschaft zu gleicher Zeit das primitivste und edelste Gefühl des Menschenlebens ist, das unter allen wechselnden Kulturformen das innigste menschliche Gefühl verbleibt, so war auch die Familienmythe oder das Verwandtschaftsgefühl zwischen Gott und Mensch der älteste Keim der semitischen Religion und verblieb unter den verschiedenen wechselnden Entwicklungsphasen der feste unveränderliche Kern der Religion, weil eben diese Lehre oder dieses Gefühl für das religiöse und sittliche Leben eine zentrale Bedeutung hatte. Von der ältesten historischen Zeit ab, d. h. vom 4. Jahrtausend v. Chr., traten die semitischen Götter als Vater, Bruder und Mutter den Menschen entgegen, und unter den vielen Metamorphosen einer mehrtausendjährigen Entwicklung wurde diese Auffassung treu festgehalten, wie sie ja noch heute im dreieinigen Gott des Christentums für ca. 560 Millionen Menschen, d. h. für mehr als ein Drittel der Bevölkerung der Erde,

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1) Eigentlich Töpferin, Thonbildnerin (P. Jensen: Keilinschr. Bibliothek, Bd. VI 1, 1900, Mythen und Epen, S. 544), da die Menschen aus Erde oder Thon gebildet werden (Siehe oben S. 215-216).

das heiligste religiöse Dogma ist. Der Vater ist und bleibt der Vater, ob er nun als Mondgott oder Himmelsgott, als Vater des Stammes, Volkes oder des einzelnen Menschen, als physischer Erzeuger, Schöpfer oder Adoptivvater vorgestellt wird. Der Sohn ist und bleibt in allen wechselnden Gestalten der Bruder, ob er im Venusstern, in der Sonne, im Ertrag des Feldes oder in der Gestalt eines Menschen inkarniert ist, und so verblieb auch die Muttergöttin die zentrale weibliche Gottheit sowohl als Sonnengöttin wie als Venus- oder Erdegöttin, ja selbst wenn sie bisweilen unter dem Bild eines Tieres vorgestellt wurde1).

Kein Verwandtschaftsverhältnis enthält eine so innige, zärtliche und zu gleicher Zeit feste und dauernde Beziehung, eine solche Fülle von Liebe und selbstloser Hingabe, wie das Verhältnis zwischen Mutter und Kind, und so finden wir auch diese ethische Seite bei der religiösen Mutterschaft stark ausgeprägt.

Im grossen kultischen Apparat der ägyptischen Religion, unter den zahllosen äusseren mechanischen Mitteln, die das Gottesverhältnis befestigen und dem Menschen die göttliche Unsterblichkeit verleihen sollten, spielt die zärtliche Liebe der göttlichen Mutter eine grosse Rolle. Als Himmelsgöttin, Nut (Neith), die Mutter der Sterne, >> die zuerst gebar, ehe denn geboren wurde«, nahm sie sich des armen Toten an, machte ihn wieder lebendig, wie sie einst Osiris neu belebt hat, fügte die Glieder wieder zusammen, gab ihm einen neuen verklärten Leib, reichte ihm Essen und Wasser, und liess ihn fortan als glänzenden Stern unter den Sternen, seinen Brüdern, am Himmel wandern). Als Hathor-Isis, die Mutter des ägyp

1) Zu Ištar als Muttergöttin und Kuh vgl. man Alfr. Jeremias: Handbuch der altorientalischen Geisteskultur, S. 210, 254.

3) A. Erman: Die ägyptische Religion, 2. Aufl. 1909, S. 14-17. 27-28, S. 35, 104, 111.

tischen Gottessohnes Horus, war sie in einer mehr vermenschlichten Gestalt das Ideal einer selbstlosen zärtlichen Mutter, vornehmlich Schützgöttin der Frauen und Kinder und das Vorbild für das

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Mutter und Kind. Die Menschen werden. wohl gewöhnlich nur in übertragenem Sinne als ihre Kinder gedacht, aber ein wirkliches, physisches Kind hat sie behalten. Der kleine Gottessohn ist hier wie bei den Semiten keine Schöpfung, sondern ein leibliches Kind der Muttergöttin, und wird überaus häufig mit der Mutter in der Kunst dargestellt. »Kein Bild ist dem ägyptischen Volke lieber gewesen, als das dieser Gottesmutter, die ihren Säugling auf dem Schosse hält) (Abb. 42).

Derselbe Bildtypus, Vorbild für den späte

Abb. 42. Isis mit dem kleinen Horus.

Ny Carlsberg Glyptothek.

Originalaufnahme.

ren Madonna-Typus, ist auch häufig in Babylonien gefunden worden (Abb. 43, siehe schon Abb. 4 S. 105).

1) A. Erman: Die ägypt. Religion, 2. Aufl., S. 41, vgl. S. 170-172.

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