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Auch in Kleinasien, wo die magna mater, Cybele, als eine allmächtige barmherzige Mutter mit ihrem Sohn Attis eifrig verehrt wurde, wird sie als Muttergöttin mit dem kleinen Kind dargestellt (Abb. 44), und wie nun auch das Verhältnis zwischen der iranischen Muttergöttin Anâhita

Abb. 43. Die semitische Muttergöttin mit dem Gottessohn. Berliner Museum, Vorderas. Abteil. 2408. Nach A. Jeremias: Handbuch der altorient. Geisteskultur S. 254 Abb. 1552).

und dem jungen Gott Mithra ursprünglich war, in späterer Zeit wurden diese beiden gewiss in Anlehnung an Cybele und Attis als Mutter und Kind gedacht1).

Wie die göttliche Mutter auf semitischem Boden als einzige Göttin überall eine leicht erkennbare Gestalt ist, die unter den wechselnden Namen und Formen ihr zentrales Wesen als Muttergöttin niemals verleugnet, immer zusammen mit dem jungen göttlichen Sohn erscheint, und so ein deutlicher Beweis für die ursprüngliche Einheit der semitischen Religion ist, so tritt auch die innige Verwandtschaft zwischen ägyptitischer, semitischer, kleinasiatischer und persischer Religion in

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1) Fr. Cumont: Les mystères de Mithra, 2. edition, Bruxelles 1902, Chap. VI S. 152: On avait reconnu dans l'union de Mithra et d'Anâhita l'equivalent de la liaison qui existait entre les grandes divinités indigènes, Attis et Cybèle, et l'accord entre les deux couples sacrés persista en Italie.<

2) In einer Beschreibung von Götterbildern wird dieser IštarTypus so geschildert: Ihre Brust ist offen, auf ihrer Linken trägt sie ein Kind, das an ihrer Brust sich nährt, während sie mit ihrer Rechten es segnet. Jeremias: loco citato S. 253.

dieser Gestalt deutlich zutage. Die Namen variieren nach Ort und Zeit, aber es ist von Haus aus dieselbe mythische Figur, die mit dem kleinen Sohn uns überall in diesem Kulturkreise begegnet, was schon daraus deutlich hervorgeht, dass sie von der Kunst im gleichen Typus dargestellt wird. Als später diese orientalischen Religionen sich über das grosse Römerreich verbreiteten und dort mit einander wetteiferten, wurden nicht allein diese Muttergöttinnen von den Römern konfundiert, auch die mitgebrachten orientalischen Priesterschaften alliierten sich häufig gegenseitig in dem richtigen Bewusstsein, dass die verschiedenen Muttergöttinnen im Grunde genommen einunddieselbe Muttergöttin bedeuteten. Wir haben soeben gesehen, dass Cybele in Kleinasien und Italien mit Anahita identifiziert wurde, es gab auch Priester, die zu gleicher Zeit der Isis und der Mater Deum (M. D.), d. h. der Cybele dienten (Abb. 45).

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Abb. 44. Die kleinasiatische Muttergöttin mit ihrem Sohn. Nach H. Graillot: Le culte de Cybèle, S. 326 Pl. VII. 2. Lampe en terre cuite avec bustes de Cybèle et d'Attis . . . Au musée de Trieste.

Die nahe Verwandtschaft, die auf eine ursprüngliche Identität zurückgeht, kann nun nicht als »Völkergedanke«, als ein natürliches Produkt natürlicher menschlicher Verhältnisse, erklärt werden. Dieser gemeinsame Muttergöttin-Typus ist vielmehr ein bizarres Kunstprodukt eines ganz bestimmten Kulturkreises, die Frucht einer höchst sonderbaren mythischen Entwicklung, die damals überall

in Ägypten und Vorderasien stattgefunden hat. Das Verhältnis zwischen der göttlichen Mutter und ihrem Kind

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Abb. 45. Grab des Valerius Firmus, Priester der Isis
und Cybele in Ostia.

Nach Graillot: Le culte de Cybêle, S. 246 Pl. VI.

ist nämlich nicht das natürliche, sondern so unnatürlich und abnorm wie irgend möglich.

Es ist bereits berührt und wird im Folgenden näher ausgeführt werden, wie der göttliche Sohn als junger Mann

der Gatte seiner eigenen Mutter wird, wohl eine Folge davon, dass der göttliche Vater in diesem Kulturkreis sehr früh vom Schauplatz verschwindet, während der Sohn in allen Funktionen an die Stelle des Vaters tritt. Ein weiteres unnatürliches Verhältnis zwischen Mutter und Sohn liegt in der Tatsache, dass die göttliche Mutter den eingeborenen Sohn nicht in natürlicher Weise, sondern als Jungfrau, d. h. unberührt vom Manne, geboren hat. Obwohl sie ein Kind hat, so ist sie dennoch die unbefleckte, immaculata. Sie ist nicht vom Vater in natürlicher Weise befruchtet, sondern durch einen geheimnisvollen, wunderbaren Akt. Dass die allgebärende, ewiggebärende Muttergöttin, die ursprünglich in einem monatlichen congressus mit dem Vater verkehrte, und deren ursprüngliches Wesen in geschlechtlicher sinnlicher Liebe, im Zeugen und Gebären bestand, sich in eine Jungfrau verwandelt hat, wird so übereinstimmend überall im überlieferten Material berichtet, dass an der Tatsache nicht gezweifelt werden kann. Sie wird auch von allen Gelehrten anerkannt und hervorgehoben, obwohl eine Erklärung für diese auffallende Erscheinung bis jetzt nicht gegeben ist.

In der ägyptischen Mythologie ist Isis erst nach dem Tode des Osiris durch eine geheimnisvolle Kraft, die von diesem Gotte ausging, schwanger geworden und gebar so ihren Sohn Horus durch unbefleckte Empfängnis als Jungfrau1). Auch die iranische Muttergöttin, die wie die

1) A. Erman: Die ägyptische Religion, 2. Aufl. S. 40, Verschiedene Variationen dieser wunderbaren Geburt des Gottessohnes führt Friedr. Zimmermann an: Die ägyptische Religion nach der Darstellung der Kirchenschriftsteller und der ägyptischen Denkmäler, Paderborn 1912 (Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums, V. Bd. 5/6. Heft), S. 26-27, vgl. auch die Ausführungen über die keusche Isis und die Keuschheitszeiten im römischen Isiskulte, S. 49-50.

ägyptische ursprünglich als Naturgöttin in sehr drastischer Weise als immer empfangende und gebärende Göttin gedacht wird, heisst Anâhita, d. h. »die Unbefleckte, immaculata1). Die semitische Ištar, ebenfalls ursprünglich Göttin der sinnlichen Liebe, des Zeugungslebens und der

Abb. 46. Ištar als Jungfrau (verschleiert). Gefunden bei Ras-el-'ain in Mesopotamien3).

Fruchtbarkeit, »die Mutter der Gebärenden«, ummu alidâte, wird in starkem Kontrast dazu auch als Jungfrau gedacht und dargestellt. Sie wird mit dem Sternbild der Jungfrau identifiziert, und verschleiert, d. h. als Jungfrau dargestellt (Abb. 46).

Bemerkenswert ist, dass sie auch als Mutter mit dem kleinen Kind dennoch den Schleier trägt und also Jungfrau geblieben ist (Abb. 47, vgl. Abb. 4 S. 105).

Auch bei den Nabatäern war der Gottessohn Dusara Sohn einer göttlichen Jungfrau-Mutter, wie die Muttergöttin Tanit

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bei den Karthagern die himmlische Jungfrau < virgo coelestis genannt wurde. Im kleinasiatischen Kultus kommt.

1) Chr. Bartholomae: Altiranisches Wörterbuch, Strassburg 1904, Sp. 125.

2) Max von Oppenheim: Der Tell Halaf und die verschleierte Göttin, Leipzig 1908 (Der Alte Orient, 10. Jahrgang, Heft 1), Abb. 15, S. 36-43.

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