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die Mutterwirksamkeit der magna mater, die selbst ohne Mutter ist, sehr stark zum Ausdruck. Mais, par un divin mystère, la dispensatrice de fécondité reste la Vierge. < Als Jungfraumutter wurde sie später in Italien mit der Jungfrau Maria identifiziert, und viele Kirchen, der heiligen Jungfrau Maria geweiht, waren an einem Ort gebaut, wo in alter Zeit die jungfräuliche magna mater verehrt wurde. » Julien qualifie Cybèle de Vierge Mère, Parthenos; pour plus d'un chrétien des premiers siècles, la Mère du Christ fut la Nouvelle Cybèle, Nea Kubele. Elle est restée en Italie la » Gran Madre < Magna Mater. «1)

Tatsache ist also, dass die fruchtbare, ewig empfangende und gebärende Mutter des Alls, mit den zahllosen Kindern überall innerhalb dieses Kulturkreises zu einer keuschen Jungfrau geworden ist. Die Ursache zu dieser Verwandlung muss wahrscheinlich in demselben Prozess gesucht werden, der den vielzeugenden Vater zum nichtzeugenden Schöpfer umformt. Dem ethischen Gefühl einer höheren Kultur ist der Gedanke, dass die Götter wie die Menschen in geschlechtlichem Verkehr leben, widerwärtig, wie überhaupt der Gedanke, dass die schwachen sterblichen Menschenkinder in phy

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Abb. 47. Ištar als Mutter und Jungfrau. Nach Layard: Niniveh and Babylon. London 1853, S. 477.

1) Henri Graillot: Le culte de Cybèle, mère des dieux, à Rome et dans l'empire Romain. Thèse. Paris 1912. S. 203, S. 552-554. > Le culte métroaque avait préparé le culte marial. Répondant luimème à un éternel besoin de l'humanité, il avait développé la notion d'une Mère divine, source de vie, symbole de tendresse, d'indulgence et d'infinie bonté, qui trône à la droite du Tout-Puissant S. 553-54.

sischer Weise von den mächtigen unsterblichen Göttern abstammen, mit dem weiterentwickelten religiösen Gefühl sich nicht mehr vertragen kann.

In der primitiven Stammes- und Volksreligion, wo die ganze Existenz des Stammes oder Volkes auf vielen Nachkommen beruht, ist das Ideal das Zeugen vieler Kinder und Fruchtbarkeit, drum hat auch das oberste Götterpaar hier eine zahlreiche Schar von Kindern, die Himmel und Erde bevölkern1). Die Religion kümmert sich nicht um die ethische Entwicklung des Einzelnen. Für eine individuelle Ethik ist in der kollektivistischen Religion ebenso wenig Platz wie für ein individuelles Gottesverhältnis oder für eine persönliche Unsterblichkeit. In den höheren individualistischen Religionsformen wird aber sexuelle Abstinenz, die Unterdrückung der animalischen Seite des Menschenlebens, ein Gradmesser der inneren Kultur, und Keuschheit eine Tugend, die auch den Göttern zugeschrieben wird. Muhammed wendet sich mit Abscheu und Entsetzen gegen den Gedanken, dass Gott zeugt2), und die göttliche Mutter ist ebenfalls rein und unbefleckt. Sie ist nicht physische Mutter, sondern Schöpferin der Menschen, nur im übertragenen Sinne ihre Mutter, und ebenso keusch wie die Vatergestalt. In der Volksreligion

1) Vgl. die Ausführungen oben in Kap. 6 über Kollektivismus und Kommunismus, S. 169-170.

2) Sure 1991-94: Und sie (die Christen) sprechen: Gezeugt hat der Erbarmer einen Sohn. Wahrlich, ihr behauptet ein ungeheuerlich Ding. Fast möchten die Himmel darob zerreissen und die Erde möchte sich spalten, und es möchten die Berge stürzen in Trümmer, dass sie dem Erbarmer einen Sohn beilegen, dem es nicht geziemt einen Sohn zu zeugen. Keiner in den Himmeln und auf Erden darf sich dem Erbarmer anders nahen wie als Sklave. Sure 6101: Der Schöpfer der Himmel und der Erde, woher sollte er Kinder (walad) haben, da er keine Frau (ṣaḥiba) hat. Sure 1123: Er zeugt nicht, lam jalid.

war der Entmannte verachtet und unwürdig am Kultus teilzunehmen (Deut. 231), in den individualistischen und universalistischen Mysterienreligionen, die um die Wende unserer Zeitrechnung nach Westen vordrangen, war Entmannung und Keuschheit ein religiöses Ideal. Im Dienste der grossen Mutter aus Kleinasien waren z. B. eine Menge Verschnittener, Askese, Geisselung und Entmannung spielten hier eine grosse Rolle im Kultus1). Drum wird die grosse Mutter für eine Jungfrau gehalten.

Als Rest der ehemaligen Zeugungs- und Geburtsmythologie ist aber der göttliche »eingeborene« Sohn verblieben. Die Dreiheit der Götter stand fest, und ausserdem hatte der Sohn als Auferstehungsgott und Messias eine grosse Bedeutung für das religiöse Leben gewonnen, ihn konnte man nicht eliminieren. So verbindet sich wie gewöhnlich die alte und neue Auffassung durch einen künstlichen Harmonisierungsversuch. Die göttliche Jungfrau hat wohl einen Sohn, aber er ist ohne Zeugung, ohne Vater, durch ein Wunder geboren. Erleichtert wurde diese Auffassung durch den Umstand, dass der Vater in späterer Zeit im praktischen Kultus gewöhnlich verschwindet, sodass hier Mutter und Sohn allein ohne Vater erscheinen.

Nun wird auch die Jungfrau-Geburt auf die Geburt des irdischen Gottessohnes, auf den König oder auf den Messias übertragen, denn dieser ist ja in allen Punkten mit dem himmlischen Gottessohn identisch, und muss also in ähnlicher Weise ohne natürliche physische Zeugung durch eine wunderbare magische Kraft oder unbefleckte Empfängnis geboren sein. Er ist nicht allein »erstgeboren «

1) Darauf anspielend heisst es im Math. 1912: Es sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreichs willen (vgl. 1. Kor. Kap. 6—7).

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oder eingeboren«, sondern auch »geboren von einer Jungfrau«. Dadurch bekommt seine göttliche Abstammung eine Stütze, denn es ist ja ganz ausgeschlossen, dass er einen menschlichen Vater haben kann, wenn er von einer unverheirateten Jungfrau und nicht von einer verheirateten Frau, die vielleicht andere Kinder hat, geboren ist.

Die Mutter des Erlöserkönigs ist also Jungfrau im doppelten Sinne, sie ist nicht allein unberührt von einem menschlichen, männlichen Wesen, sondern auch im mythologischen Sinne. Ursprünglich wurde sie durch wirklichen physischen congressus vom obersten Gott befruchtet (S. 292-296), jetzt wird diese grobe sinnliche Vorstellung, wie in der Geburtsgeschichte Jesus, Matth. 118-20, Luc. 126-38, und vieler anderer orientalischen Messiasgestalten, zu einer geheimnisvollen übernatürlichen Kraft umgedeutet. Das mythologische Jungfraumutter-Motiv, auf die menschliche Messiasmutter übertragen, gibt ferner Anlass zu weiterer Mythologisierung und Vergöttlichung der irdischen Jungfraumutter. In babylonischen und besonders in assyrischen Inschriften erscheint die irdische Mutter des Messias in mythischem Nimbus als eine göttliche Gestalt, ja wird schliesslich direkt — wie später die Jungfrau Maria mit der himmlischen Muttergöttin identifiziert 1).

1) Wichtiges hierhergehöriges religionshistorisches Material aus der vorchristlichen Zeit ist gesammelt von dem jungen dänischen Gelehrten Nicolai Blædel: Født af Jomfru Maria, København 1910 (Religionshistoriske Smaaskrifter II), III. Religionshistorisk Belysning, S. 29-49. Vgl. ferner Hermann Gunkel: Zum religionsgeschichtlichen Verständnis des Neuen Testaments, Göttingen 1903 (Forschungen zur Rel. und Literatur des Alt. u. Neuen Testam. 1. Heft), S. 64-69. A. Jeremias: Babylonisches im Neuen Testament, Leipzig 1905, Kap. 2. Die geheimnisvolle Herkunft des Erlöserkönigs, S. 28–30. Derselbe: Handbuch der altoriental. Geisteskultur, Leipzig 1913, Kap. 102: Der Erretter als vergöttlichter Mensch, S. 209--211.

Unter den drei göttlichen Personen hat in späterer Zeit der ursprüngliche Hauptgott, der Vater, nur in Ägypten im praktischen Kultus als Auferstehungsgott eine wesentliche Bedeutung. Auf Osiris, den Todesüberwinder und Erlöser, der selbst stirbt aber wieder lebendig wird, vertraut der fromme Ägypter, wenn er das irdische Leben verlassen muss. Deshalb hat er einen wichtigen Platz im Kultus wie im Tempel und wird auch zusammen mit den beiden anderen göttlichen Personen abgebildet (Abb. 1 S. 70). Bei den Nordsemiten hat der Sohn sehr früh diese und andere Funktionen des Vaters übernommen. Die bekannte semitische Geringschätzung des Weibes, die in allen Kulturperioden von der ältesten Zeit bis auf den heutigen Tag, in der altsemitischen Religion wie im Judentum, Christentum und Islam, bemerkbar ist, verhindert, dass die Muttergöttin hier neben einer männlichen Gottheit, sei es dem Vater oder dem Sohn, aufkommen kann. Sie legt wie die Jungfrau Maria später im Christentum -Fürbitte bei dem obersten männlichen Gott für den Menschen ein (Abb. 48), aber ist nicht selbst die oberste Gottheit. Aber auf nichtsemitischem Kulturboden, in Kleinasien und Karthago, wahrscheinlich schon in der uralten kretisch-ägäischen Kultur, ist die dritte Person der göttlichen Dreiheit, die bei den Semiten im Rang immer die letzte Stelle einnimmt1), als die barmherzige, jungfräuliche Mutter der Menschen die wichtigste Gottheit geworden. Sie erscheint wohl zusammen mit dem jungen Sohn, aber geht in Bedeutung dem Sohne voran.

Diesem Hervortreten der Muttergöttin in der vorchristlichen Zeit, sobald sie semitischen Kulturboden verlässt,

1) Vgl. die Ausführungen oben Kap. 6 S. 85 und 113 und M. Jastrow: Die Religion Babyloniens und Assyriens, 1. Bd., Giessen 1905, V. Die Göttergemahlinnen, S. 99-100.

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