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entspricht genau die nachchristliche Steigerung des Madonnakults bei den indogermanischen Völkern. Im Jesusbilde der christlichen Kirche ist, trotz der starken Mythologisierung, die Jesus wie jeder andere Messias erfahren hat, dennoch viel vom historischen Jesus übrig geblieben,

aber im katholischen Mariabilde erinnert fast nur der Name an Jesus Mutter, alles übrige ist altorientalische Mythologie, indem die altorientalische Muttergöttin, wie man Punkt für Punkt nachweisen kann, in der nachchristlichen Zeit bei den Katholiken unter dem Namen Marias weiter verehrt wurde. Im ältesten semitischen Christentum finden wir aber nur wenig Madonnakultus, weil eben in der damaligen semitischen Religion die Muttergöttin eine unbedeutende Gestalt war. Die Mutter Jesus wird in der Epistelliteratur garnicht, in den ältesten Evangelien nur selten erwähnt. Sie war offenbar wie seine ganze Familie gegen seine Lehrtätigkeit), und eine Gestalt wie Jesus Mutter, die als

Abb. 48. Die semitische Muttergöttin, fürbittend für die Menschen. Bas-Relief aus Thon, gefunden zu Telloh, jetzt im Louvre-Museum 1).

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') Nach Jastrow: Bildermappe zur Religion Babyloniens und Assyriens, Nr. 20 Tafel 6.

Matth. 1246-50

2) Vgl. Stellen wie Markus 321 oder Mark. 332-35 Einen sehr instruktiven Artikel über dieses Thema hat I. B. Mayor

verheiratete Frau mindesten 7-8 Kinder hatte'), passt auch so schlecht wie möglich zum überlieferten Bilde von der göttlichen asketischen und keuschen Jungfrau. Aber im späteren indogermanischen Christentum, wo der Kult der Muttergöttin im Volke tiefe und starke Wurzeln hatte. wächst die Madonnaverehrung. Die Namen und die Bilder der heiligen Jungfrau, die allerdings nicht nach der Priesterlehre, sondern im Volksleben die wichtigste Gottheit war, zeigen deutlich, dass die historische Mutter Jesus nicht der Ausgangspunkt für diese Entwicklung war, sondern dass wir hier mit der Jahrtausend alten mythischen Gestalt der heiligen Jungfrau zu tun haben, die nachträglich mit der Jungfrau Maria identifiziert wird2).

geschrieben in Hastings: Dictionary of the Bible, Vol. 1. Artikel: > Brethren of the Lord, Sp. 320-326. Soeben kommt mir ein neuerschienes deutsches Buch in die Hand: Ursprung und Anfänge des Christentums von Eduard Meyer (Stuttgart u. Berlin 1921), wo der Verfasser im 2. Kap. Die Jugendgeschichte Jesu, Jesus und seine Familie, S. 70-77, dieselbe Auffassung ausführlich begründet.

1) Matth. 135-56: Ist dieser (Jesus) nicht des Baumeisters tov TÉZTOPOs) Sohn? Heisst seine Mutter nicht Maria und seine Brüder Jakob und Joseph und Simon und Judas? Und seine Schwestern, sind sie nicht alle (лcoα) bei uns? Mark. 63.

2)Sie heisst genau wie die alte vorchristliche Muttergöttin: Him- ` melskönigin, Morgenstern, Mutter, Herrin (Madonna), Mutter des eingeborenen Sohnes, die heilige sündlose Jungfrau, die himmlische unbefleckte Jungfrau, virgo cœlestis, immaculata, die schmerzhafte Mutter, mater dolorosa u. s. w. >Es ist in der Tat die alte Göttermutter, die in der Göttin Maria wieder zu vollem Leben erwacht ist; ja man kann sagen, dass in ihr die kleinasiatische Religion die Welt erobert hat. Alle Hauptzüge teilt sie mit der grossen Göttin Kleinasiens, ja in der Madonna von Lourdes ist sogar der spezielle Charakter als Berggöttin auf sie übertragen: wie unter den Bäumen und spriessenden Blumen wird Maria auch in der Felsgrotte dargestellt, mitten im Waldgebirge, in dem ihr Kind sich tummelt; . . . Die dominierende Stellung Marias ist so gewaltig, dass sie nicht nur in die officiellen Gebetsformeln der Kirche als beherrschende Gestalt aufgenommen ist das Ave Maria

Genau das gleiche Schicksal hatte in vorchristlicher Zeit die altorientalische Göttin auf ihrer Wanderung nach Westen. Überall auf indogermanischem Kulturboden wurde sie eifriger verehrt als der Gottessohn, wie Graillot, wohl der beste Kenner der nicht-semitischen Form dieser Muttergöttin, richtig urteilt: »Le culte d'une Mère divine. est l'un des plus anciens que nous connaissions dans le bassin de la mer Égée. Il fut l'un de ceux en qui le paganisme gréco-romain mit ses dernières espérances. Nous pouvons suivre ainsi le cours de ses destinnées pendant près de vingt siècles, dont six appartiennent à l'histoire de Rome . . . A côté d'elle, on adorait un dieu, son fils et son époux; mais la primauté restait à la Mère...<1)

Der stehende Name magna mater, »Die grosse Mutter<, den sie überall in Kleinasien und im Westen führt, bezeich

hat bekanntlich im Rosenkranz weitaus den Vorrang vor dem Vater unser..., sondern dass die römische Kirche schliesslich ihre göttliche Geburt unter ihre Glaubenssätze aufgenommen hat ... Es ist die ungeheure Bedeutung der Reformation, dass sie nicht nur mit all diesen Anschauungen gebrochen, sondern sie wirklich bei ihren Anhängern völlig ausgetilgt hat. << Eduard Meyer: Ursprung und Anfänge des Christentums, 1. Bd. Die Evangelien, 1921, II. Exkurs über den Mariakult, S. 80-81.

2) Henri Graillot: Le culte de Cybèle, S. 555. Graillot hat erkannt, dass diese Göttin mit der ägyptischen Isis und der semitischen Ištar im Grunde identisch ist, S. 2-4, aber ce qui distingue la Mère ou peut-être Vierge Mère crétoise, c'est sa suprematie. Dans la religion égéenne prédomine l'aspect féminin de la divinité S. 5. Les Minoens enfin croient à une survie d'outre-tombe. La déesse mère et le dieu fils, qui a subi la mort et qui l'a vaincue, étendent sur cet autre monde leur suzeraineté. . . . Cette religion n'était point particulière aux Eteocrètes. Elle semble avoir été commune à toutes les populations de même race, ou de même civilisation, qui habitaient le continent grec, les îles égéennes et l'Asie Mineures, S. 7. (Die Aushebungen von mir.)

net wohl die Göttin als Hauptgottheit im Gegensatz zu der orientalischen weniger hervortretenden Muttergöttin. Als Hauptgottheit wird sie häufig allein (ohne den Sohn) dargestellt, und Bilder aus der hellenistischen Zeit zeigen uns die mächtige, allesbeherrschende Kybele als eine idealisierte jungfräuliche Gestalt, wo nur die Ähren in der rechten Hand an ihren ehemaligen Charakter als die fruchtbare Mutter Erde erinnern. (Abb. 49)1).

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Abb. 49. Kybele aus Antiochia. (Vatikan).

wo auf ernstlichen Widerstand stiess, denn der Gott, den er predigte, war ja seit Jahrtausenden hier im Leben und

1) Nach Hans Lietzmann: Bilderanhang, in Paul Wendland: Die hellenist.-röm. Kultur, Taf. II oben. Andere Kybele-Bilder finden sich bei Graillot: Le culte de Cybele. Eine Kybele Statue aus Marmor ist in der Ny-Carlsberg Glyptothek, Kopenhagen.

Tode der wichtigste Gott, der jedermann vertraut war und dessen Inkarnation als Messias seit langem heiss ersehnt war. Das Neue in Paulus Predigt war nur, dass ein jüdischer Prophet mit diesem Gott und dem erwarteten Messias identifiziert wurde. Für die grosse kleinasiatische Jungfraumutter, wie überhaupt für die Muttergöttin, war aber in Paulus Theologie kein Platz, und so kam es in Ephesus zu einem grossen Aufruhr gegen den Mann, der eine Göttin nicht anerkannte, deren Majestät » ganz Asia (d. h. Kleinasien) und der ganze Weltkreis verehrt (Acta 1927).

Die Episode, die in Acta 1923-40 ausführlich geschildert wird, wirft ein interessantes Streiflicht auf den Kult der grossen ephesischen Göttin im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Sie zeigt, dass die Jungfraumutter hier wie anderswo auf indogermanischem Kulturboden im religiösen Bewusstsein wie im Kultus die erste und wichtigste Stelle inne hatte, überhaupt das Zentrum der ganzen Religion war.

>> Es erhob sich aber zu jener Zeit eine nicht geringe Unruhe über die Lehre. Denn einer mit Namen Demetrius, ein Silberschmied, welcher silberne Tempel der Artemis verfertigte, und denen vom Handwerk nicht geringen Verdienst zuwandte, versammelte dieselben, sowie die Arbeiter des Handwerks und sprach: Ihr Männer wisset, dass wir einen grossen Wohlstand haben aus diesem Handwerk, und seht und hört nun, dass nicht allein zu Ephesus, sondern auch fast in ganz Asien dieser Paulus viel Volks abfällig macht, indem er überredet und sagt, das seien keine Götter, die mit Händen gemacht sind. Aber es läuft nicht allein dieser unser Handel Gefahr in Verruf zu kommen, sondern auch der Tempel der grossen Göttin Artemis für nichts geachtet zu werden, und es droht ihre Majestät vernichtet zu werden, welche doch

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