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ganz Asien und die ganze Welt verehrt. Als sie das aber hörten, wurden sie voll Zornes, und riefen laut: >> Gross ist die Artemis der Epheser« (Acta 1923-28).

Fremde Götternamen werden von griechischen Autoren gewöhnlich mit griechischen Namen wiedergegeben. Die ephesische magna mater wird hier wie auch sonst bei den Griechen') Artemis genannt, weil sie wie diese Jungfrau ist. Der Ruf: »Gross ist die Artemis der Epheser!« der nach V. 34 von der ganzen Menge in zwei Stunden wiederholt wird, ist wohl der gewöhnliche Kultruf, und zeigt, dass sie wirklich die grosse Mutter war.

Die

Abb. 50. Die Artemis von Ephesus. Alabasterstatuette in Neapel.

> Grösse oder » Majestät« (μεɣαLeóns), das Charakteristikum dieser Göttin, wird auch in V. 27 hervorgehoben. Für die grosse Menge war wohl der Kultus hauptsächlich Bilderdienst; der Tempel, die Weihgegenstände und besonders

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1) So wird z. B. die grosse Mutter, die in Karthago auch den Namen Tanit führt, im griechischen Texte einer phönizisch-griechischen Bilingue zu Athen gefunden, dort Artemis genannt. Corpus inscript. semit. Pars prima, Tomus I Nr. 116, S. 141-142. Abdtanitus græce Apreuidwoos redditur. Nomen deæ quæ in punicis tantum titulis reperiri solet, habes hic in nomine viri Sidonii... In titulo præcedenti pro 'Abd'aštart habes græce Apoodiolos (S. 142).

das vom Himmel gefallene Bild (doлETEç) spielen, wie vielfach auch im Madonnakultus, eine grössere Rolle als die Göttin selbst: »Welcher Mensch ist, der nicht wisse, dass die Stadt Ephesus die Tempelhüterin ist für die grosse Artemis und ihr vom Himmel gefallenes Bild?< (V. 35). Dies stimmt zu dem, was wir anderweitig von dem Kultus der heiligen Jungfraumutter zu Ephesus erfahren1). Wie es besonders alte, heilige und berühmte Madonna bilder gibt, so war auch das uralte Bild der heiligen Jungfrau zu Ephesus im Altertum weithin berühmt und wurde vielfach abgebildet und nachgemacht (Abb. 50). Die vielen Brüste (rokýμαovoç, multimammia), die bei der ephesischen Jungfraumutter noch erhalten waren, sind ein altertümliches Überbleibsel aus der Zeit, wo die Göttin nicht als Jungfrau, sondern als vielgebärende, fruchtbare Mutter mit überaus vielen Kindern verehrt wurde.

Dieselbe Göttin wurde auch bei den semitischen Kolonisten in Karthago als die grosse Mutter«, Em rabbat, oder die Grosse « Rabbat, eifrig verehrt. Über 2000 Weihinschriften sind ihr und dem begleitenden jungen Gotte geweiht 2).

1) Vgl. Gustav Ad. Zimmermann: Ephesos im ersten christlichen Jahrhundert. Dissertation 1874. Kap. 4. Der religiöse Zustand von Ephesos unter dem Principate der gens Julia-Claudia (30 a. Chr.— 70 p. Chr.) § 1. Der Cultus der Artemis, S. 87-120. W. H. Roscher: Ausführliches Lexikon der griechischen u. römischen Mythologie, 1. Bd. 1884-86, Artikel Artemis, § 16 Ephesische Artemis, Sp. 588–593. Paul Wendland: Die hellenistisch-römische Kultur, Tübingen 1907. Bilderanhang von Hans Lietzmann, Kleinasiatische Gottheiten, S. 186 Taf. VII 1.

2) Corpus inscriptionum Semiticarum, Pars prima, Tomus I, S. 274 ff. Nr. 180 et sequentes. >Hic enim incipit longus ordo titulorum Tanitidi et Baali Hammoni dicatorum, quorum numerus in tantam molem crevit, ut nullum exemplum habeas nec in titulis phoeniciis, nec apud Græcos Latinosve, numinum in qualibet urbe tam assiduo

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Abb. 51. Weihinschrift aus Karthago mit hebräischer Transskription.' Corp. inser. semit. Pars I Tomus I Nr. 180.

In Übersetzung:

Für die » Grosse«, für Tnt, das Angesicht Ba'al's und Für den Herrn«, für Ba'al Hammôn, welches weihte Azruba'al, Sohn des Hano, Sohn des 'Az

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ruba al, Sohn des Ba'aljaton; weil sie erhörte seine Stimme. Möge sie ihn segnen!

Bemerkenswert ist, was auch Renan im Corpus hervorhebt, dass in so vielen Texten nur die beiden Gottheiten, die grosse Göttin und der junge Gott, Ba'al Ḥammôn, erscheinen. Im Kultus kamen also nur diese beiden Gottheiten vor. Die Göttin wird aber stets an erster Stelle genannt, der Weihende betet gewöhnlich zu ihr, und sie erhörte seine Stimme. Seltener wendet er sich an alle beide.

Sie steht also im Vordergrund wie in Kleinasien. Der Vater, der in Karthago »der Alte genannt wurde, ist

Die Inschrift Nr. 180

cultu, exclusis aliis omnibus, celebratorum.< wird im Corpus S. 289 von Renan übersetzt: Domina Tanitidi, faciei Baalis, et Domino Baali Hammoni, quod vovit Azrubaal, filius Hannonis, filii Azrubaalis, filii Baaljatonis; quia audivit vocem eius, benedicat ei.

hier wie in Kleinasien im Kultus scheinbar ganz vergessen. In Kleinasien kam er aber, wie bei den Phōniziern in älterer Zeit, neben den beiden anderen Gottheiten vor, bei den Hithitern unter dem Namen Tešup, und in Karthago lebt er noch in Erinnerung als der alte Heil- und Schlangengott Esmun-Asklepios1). Auf der rechten Hälfte des Silberbandes von Batna, wohl aus dem Anfang unserer Zeitrechnung, (Abb. 52), ist die ganze karthagische Göttertrias insofern angedeutet, als die heilige Schlange, das Symbol des alten Heilgottes, neben

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Abb. 52. Ein Stück des Silberbandes von Batna. (Nach Baudissin: Adonis und Esmun, Taf. VI.)

der Göttin und dem jungen Gott dargestellt ist. Die ganze Trias ist auch sonst belegt).

Im Kultus treten aber nur die Göttin und der junge Gott hervor. Die Göttin trägt gewöhnlich den dunklen Namen Tnt, heisst auch einfach, wie sonst bei den Semiten, 'Astart oder einfach Allat »die Göttin«. Sie trägt

1) Siehe oben Kap. 1 S. 70-73, S. 107-111.

2) So Philippe Berger: La Trinité Carthaginoise, mémoire sur un bandeau trouvé dans les environs de Batna (Extrait de la Gazette archéologique), Paris 1880, vgl. W. Wilh. Baudissin: Adonis und Esmun, Leipzig 1911, S. 269-270, S. 282-286 (Der karthagische Iolaos), S. 331-334 und Tafel VI).

auf dem Silberbande dieselbe charakteristische Mauerkrone wie die grosse kleinasiatische Jungfraumutter, wird als >> himmlische Jungfrau«, virgo coelestis, charakterisiert, wie ja auch die babylonische Muttergöttin Istar »der Schmuck des Himmels«, Jungfrau

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genannt wurde1), und wird auf einem Votivdenkmal (C. I. S. I Nr. 183) im oben angeführten Typus in ähnlicher Weise dargestellt wie das Weib, die himmlische Muttergöttin, in der Offenbarung des Johannes Kap. 121 >>mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füssen « erscheint. Hier in Karthago trägt die himmlische Jungfrau Sonne und Mond in den Händen, während unten die Taube, ihr heiliges Tier, abgebildet ist (Abb. 53).

In Karthago, wie sonst, wo die Muttergöttin verehrt wurde, war sie wohl vornehmlich die Schutzgöttin der Weiber und hatte neben den männ

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Ein

lichen Priestern auch eine weibliche Priesterschaft. Bild vom Deckel eines karthagischen Sarkophags zeigt uns eine solche Priesterin (Abb. 54).

1) M. Jastrow: Die Religion Babyloniens und Assyriens, 1. Bd., Giessen 1905, Kap. 17, S. 530.

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