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In Phönizien, dem Mutterland der Karthager, ist zwar der junge Gott Ba'al der Hauptgott, aber die Muttergöttin 'Astart tritt dennoch, wie es scheint, hier stärker hervor als gewöhnlich bei den Semiten. In einer Inschrift aus Byblus, wohl aus dem 4. oder 5. vorchr. Jahrhundert, weiht Jehaw-melk, König von Gebal, der Grossen (Göttin), der Herrin von Gebal, einen Altar, in der TabnitInschrift (3. Jahrh. v. Chr.) ist Tabnit, der König der Sidonier, der Priester der Astart, kôhen'Aštart, und seine Frau Em'aštart, nach der Esmun-azar Inschrift, Zeile 14-15, Priesterin der 'Aštart1). Für Autrans neue These, dass die Phönizier ursprüng

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Abb. 54. Eine karthagische Priesterin.

1) Corpus inscript. semiticar. Pars I, Tomus I, Nr. 1 und 3. G. A. Cooke: A text-book of North-Semitic inscriptions, Oxford 1903, Nr. 3-5. Vgl. George A. Barton: The semitic Ištar Cult, § 8, Ashtart of Phoenicia, Mentions of Ashtart in Phoenicia, in der amerikanischen Zeitschrift Hebraica Vol. X 1893-1894, S. 28-36. Of the details of her worship at Sidon our material gives us no information. We are, however, assured of the high esteem in which Aštart was held there. Bod-Aštart speaks of subduing Sharon (ein Stück Land) to Aštart, as an Israelitish king would speak of subduing it to Yahweh, or an Assyrian king, to Assur. This indicates that at Sidon Aštart was almost the supreme divinity (S. 32), vgl. ferner: S. R. Driver, Artikel Ashtoreth < in Hastings: Dictionary of the Bible, Vol. 1 Sp. 167-168.

Nach Mabel Moore: Carthage of the Phoenicians in the Light of modern Excavation, London 1905, S. 146.

lich ein nichtsemitisches Volk aus Kleinasien waren1), könnte man vielleicht in dieser Tatsache eine Stütze finden. Auch hier wird die Muttergöttin

mit einer Taube dargestellt (Abb. 55).

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Die Muttergöttin hat sich also in derselben Weise wie die Vatergestalt entwickelt. Sie hat mehr und mehr von der Naturseite ihres Wesens abgestreift, ist von einer Naturgottheit zu einem persönlichen menschenähnlichen Wesen umgeformt worden. Diese göttliche Person ist ferner zu einer durchaus ethischen Gestalt geworden, das Idealbild eines menschlichen Weibes. Ursprünglich Göttin der Heirat und der Geburt, Muttergöttin in höchster Potenz mit unendlich vielen Kindern, sie ist allmählich mit der fortschreitenden höheren Kultur zu einer keuschen Jungfrau geworden und hat als solche Doppelgestalt, zu gleicher Zeit Jungfrau und Mutter, den ersten Platz im menschlichen Herz erobert.

Abb. 55. Die phōnizische Aštart mit Taube (Louvre). Nach Rawlinson: History of Phönizia, S. 327.

Merkwürdigerweise hat sich gleichzeitig ein ganz anderer Typus dieser Gestalt entwickelt, ein diametraler Gegensatz zur heiligen unberührten Jungfrau, der gewiss, wenn es sich um eine männliche Gottheit gehandelt hätte, von den modernen Religionshistorikern als eine völlig

1) C. Autran: Phéniciens, Essai de contribution à l'histoire antique de la Méditerrannée, Paris 1920.

verschiedene Gestalt, als eine ganz andere Gottheit aufgefasst worden wäre. Die Namen und andere Merkmale der Göttin lassen aber keinen Zweifel aufkommen, dass wir es hier nur mit einer neuen Variante derselbe Göttin zu tun haben.

In Babylonien und Kanaan erscheint die semitische Ištar nicht als verheiratete Frau mit Kind oder Kindern, sondern als unverheiratete kinderlose Liebesgöttin, als Göttin der sinnlichen Liebe und Wollust, die mit verschiedenen Göttern Liebesverhältnisse anknüpft. Häufig wird sie direkt als Hure geschildert und ist von einer Schaar von Priesterinnen oder Tempelmädchen (Hierodulen) umgeben, die in ihrem Dienste sich der Unzucht hingeben. Im Gilgameš-Epos wird z. B. die Ištar von Uruk (Erech) in Südbabylonien in derber Weise als ein solches Hurenweib geschildert, die allen ihren Buhlen Verderbnis bringt, die öffentliche Prostitution wurde hier wie in Korinth und anderswo unter den Schutz der Göttin gestellt, und die Bezeichnung für » Dirne < ist gewöhnlich von kultischer Art. Sie heisst wie im Alten Testament kadištu (hebr. kedêša) » die heilige oder reine«<, ursprünglich ein Name der Ištar selbst, oder direkt istarîtu Ištar-Mädchen«.

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Abb. 56. Nackte Ištar. Tontäfelchen. Louvre. Nach Jastrow Nr. 23.

Nach Herodot I 199 soll nicht allein die Dirne, sondern jedes babylonisches Weib wenigstens einmal im Leben im Tempelhof der Ištar (Aphrodite) der Göttin ihre Keuschheit als Opfer bringen, in Byblos soll nach Lucian

(De Syria Dea § 6) eine ähnliche Sitte geherrscht haben, und in Palästina wird die schamlose Unzucht des Aštartekultus (Hoseas 414) oder der Kedešen«, der heiligen Dirnen (Gen. 38 21-22) durch das Alle Testament bezeugt.

Zahlreiche babylonischen Bilder, Terracotta- und Alabaster-Figuren sowie Darstellungen auf Siegel-Zylindern, zeigen uns diesen Ištar-Typ, wo die Nacktheit der Göttin, häufig mit Hervorhebung der Vulva, und obszöne Gesten den unsittlichen Charakter der Göttin illustrieren (Abb. 56)1), und es ist bezeichnend für die laszive Art des vorexilischen hebräischen Kultus, dass in Palästina, wo sonst die Ausgrabungen wenige Götterbilder zutage gefördert haben, dennoch viele Astarte-Bilder dieses Typs gefunden sind (Abb. 57)2).

Von Kanaan wanderte diese nackte Aštarte, die Göttin der freien Liebe, nach Cypern und in idealisierter Gestalt als Idealbild der weiblichen Schönheit unter dem Namen Aphrodite nach Griechenland.

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Abb. 57. Astarte-Bild aus Palästina (tell ta'annak).

1) William Hayes Ward: The Seal Cylinders of Western Asia, Washington 1910, chapter 26: The naked goddess, S. 161-162. Vgl. chapter 50: The goddess with robe withdrawn (who exposes her nudity by lifting her garments), S. 296-302. Mit vielen Illustrationen. Morris Jastrow: Bildermappe zur Religion Babyloniens und Assyriens, Giessen 1912, Nr. 22, 23. 25. C. Contenau: La déesse nue babylonienne, Étude d'iconographie comparée, avec 127 figures dans le texte, Paris 1914. Die Nacktheit kann nicht wie Contenau meint mit kultischer Nacktheit oder

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der Nacktheit der Sklaven zusammengestellt werden.

2) Hugues Vincent: Canaan d'après l'exploration récente, Paris 1907 (Études bibliques) Pl. III Nr. 9, 10, 11, S. 158-166. Hugo Gressmann: Altoriental. Texte und Bilder zum Alt. Testam., Tübingen 1909, 2. Bd. Religionsgeschichtliche Bilder, S. 81-83.

Diese griechische Göttin, die ebenfalls nackt dargestellt wird, gehört, wie man längst erkannt hat, nicht zum ursprünglichen griechischen Götterkreis, sondern ist wie die keusche Jungfraumutter mit dem Kinde orientalischen Ursprungs1).

Die semitische Göttin hat also im Laufe der Jahrtausende nicht allein als Naturgottheit, sondern auch als menschenähnliche Person eine ganze Skala von verschiedenen scharf hervortretenden Entwicklungsstufen durchgemacht. Der Vater tritt im überlieferten Material als Naturgott selten hervor, aber die Mutter ist als Naturgottheit ebenso deutlich Sonnengöttin, wie Venusgöttin und Erdgöttin, als göttliche Person ist sie zwar immer weiblich und wird nie wie der Sohn als Kind gedacht oder dargestellt, aber als fruchtbare Mutter mit vielen Kindern, als keusche Jungfrau und ausschweifendes Hurenweib kommt sie dennoch in sehr verschiedenen Typen vor). Da man nun gewöhnlich darüber einig ist, dass wir es überall mit wie ja schon die Namen lehren derselben Göttin zu tun haben, so ist es kein Wunder,

1) Vgl. die Ausführungen von S. R. Driver im Artikel » Ashtoreth, Hastings Dictionary of the Bible, Vol. 1 S. 167-171. Roscher und Furtwängler, Artikel Aphrodites in Roschers Lexikon der griech.röm. Mythologie, 1. Bd. 1884—-90, Sp. 390-419. Eduard Meyer: Artikel Astarte ib. Sp. 645-655. C. Blinkenberg: Artikel Afrodite und Astarte in Salmonsens Konversationslexikon, Bd. 1, 1915, S. 270-272, Bd. 2, 1915, S. 280-281.

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2) Dies zeigen schon die verschiedenen Namen, welche die Griechen für die semitische Göttin verwenden. Sie wird, je nachdem die eine oder die andere Seite ihres Wesens hervortritt, der Demeter, Hera, Selene, Urania, Artemis, Athene oder Aphrodite gleichgesetzt.

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