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schen, der aus Liebe zu den Menschen seinen Sohn zu der Erde geschickt hatte. Unter den heiligen Schriften der ersten christlichen Gemeinden in Syrien finden wir deshalb nicht das Alte Testament, und als die erste christliche Bibel später gesammelt wurde, schliesst man das Alte Testament aus. Von syrischen Christen beeinflusst sammelte Marcion um die Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. den ersten neutestamentlichen Kanon, der nur aus dem Lukasevangelium und zehn paulinischen Briefen bestand, und diese Bibel wurde im Orient mehrere Jahrhunderte gebraucht1). Es ist eine denkwürdige Tatsache, dass die älteste christliche Bibel nicht das Alte Testament unter die heiligen Schriften aufgenommen hat, und diese Tatsache, wie überhaupt der Umstand, dass die älteste, syrische Kirche sich so feindlich gegen das Judentum verhielt, wird nur verständlich, wenn man weiss, dass diese Kirche seine historischen Wurzeln nicht im Judentum hat.

Paulus, der unermüdliche Missionär des jungen Christentums, war aber nicht allein im Judentum aufgewachsen, sondern war auch ein jüdischer Schriftgelehrter mit guter theologischer Bildung, und von ihm rührt der theologische Harmonisierungsversuch her, der später für die katholische Kirche massgebend wurde und sie auch

90s kommt auch in Paulus' Rede zu Athen vor (Acta 1722-31), worüber E. Norden: Agnostos Theos, Leipz. u. Berlin 1913, gehandelt hat.

1) A. Harnack: Lehrbuch der Dogmengeschichte, 4. Aufl. 1. Bd. 1909. 1. Theil, 4. Kap. Die Versuche der Gnostiker, eine apostolische Glaubenslehre und eine christliche Theologie zu schaffen oder: die acute Verweltlichung des Christentums, S. 243–392. 5. Kap. Das Unternehmen des Marcion, die Kirche auf paulinischer Grundlage mit Beseitigung des A. T.'s zu reformieren, S. 392-309. Derselbe: Marcion: Das Evangelium vom fremden Gott, Leipzig 1921. (Der Inhalt dieses Werkes ist mir nur aus einer Voranzeige aus der I. C. Hinrich'schen Buchhandlung bekannt).

veranlasste, gegen die Marcioniter das Alte Testament in die Bibel aufzunehmen. Trotz der grossen prinzipiellen, scheinbar unüberbrücklichen, Gegensätze zwischen Judentum und Christentum, trotz der unleugnbaren Feindschaft, die zu Pauli Zeit wie noch heute zwischen diesen beiden Religionen herrscht, wird dennoch die vorchristliche Entwicklungsgeschichte des Judentums von der späteren christlichen Kirche als Vorgeschichte und religionshistorische Vorbereitung zum Christentum betrachtet. Die kirchliche Theologie sieht im Christentum das Produkt und Endziel des Judentums und demgemäss im Neuen. Testament die natürliche Vollendung das Alten Testaments 1). Wie das Neue Testament in der Bibel dem Alten folgt, so sei es auch aus diesem erwachsen.

Die Reste des Polytheismus, die noch im Alten Testament vorhanden sind, vor allem die Messiasmythologie, werden als Anfänge und Keime zu der tritheistischen Götterlehre betrachtet, die sich erst deutlich im Neuen Testament entfaltet. Die wirkliche historische Entwicklung wird also auf den Kopf gestellt, denn tatsächlich sind nicht allein die Juden, sondern sämtliche semitischen Völker von diesem Polytheismus aus allmählich zum Monotheismus gekommen. Sogar das Zeremonialgesetz, das jüdische Bollwerk gegen den Polytheismus, das doch tatsächlich in mehr als 2000 Jahren den jüdischen Monotheismus geschützt hat, wird als Erzieher zum Christos, d. h. im paulinischen Sinne Erzieher zu der Annahme eines zweiten göttlichen Wesens, aufgefasst *).

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Erst in den letzten Jahrzehnten, wo auch andere

1) Diesem Prinzip hat schon Augustin einen klassischen Ausdruck gegeben: Vetus Testamentum in Novo patet, Novum Testamentum in Vetere latet.

2) Vgl. die Ausführungen im Römerbrief Kap. 2–10 und im Galaterbrief Kap. 3-4. Paidagogos eis ... Christon (Gal. 324).

vorderasiatische Religionen bekannt geworden sind, wird es allmählich möglich, diese traditionelle, dogmatische Auffassung zu korrigieren. Die Assyriologen, vor allen Delitzsch, A. Jeremias und Zimmern, haben gezeigt, dass die Hauptstücke der christlichen Götterlehre schon in der babylonischen Religion vorhanden sind1). In der vorliegenden Arbeit hat der Verfasser den Nachweis versucht, dass diese Götterlehre in der vorchristlichen Zeit auch in Syrien zu Hause war und von dort in modifizierter vergeistigter Form direkt in die christliche Kirche eingedrungen ist. Wie der christliche Kultus erst im Lichte uralter primitiver Gebräuche erklärt werden kann, die im Judentum nicht mehr zu Hause sind (Kap. 3-4), so ist auch die christliche Götterlehre nur als Überbleibsel uralter fundamentaler Elemente der altsemitischen, nichtjüdischen Mythologie historisch verständlich. Es ist aber erwähnungswert, dass ganz andere Wissenschaften, unabhängig von dieser religionshistorischen Forschung, zum ausserjüdischen Ursprung der christlichen Theologie gekommen sind.

Im Anschluss an die traditionelle Auffassung, welche die Religion des Neuen Testaments als eine Fortsetzung der alttestamentlichen Religion betrachtet, hat man bisher auch in der Sprache des Neuen Testaments eine literarische Fortsetzung und Weiterbildung der alttestamentlichen religiösen Terminologie gesehen. Die griechische Sprache des Neuen Testaments weicht in vielen Punkten von der klassischen, attischen Schriftsprache ab, und diese Abweichungen wurden bisher auf Kosten der Bibel

') Wichtig ist auch die kleine Schrift von Hugo Radau: Bel, the Christ of ancient Times, Chicago 1908, und die populäre Darstellung von Martin Brückner: Der sterbende und auferstehende Gottheiland in den orientalischen Religionen und ihr Verhältnis zum Christentum (Religionsgeschichtliche Volksbücher, 1. Reihe, 16. Heft), Tübingen 1908.

sprache geschrieben, sie waren entweder Hebraismen oder Judengriechisch, oder die neue Religion hatte in vielen Fällen mit dem neuen Inhalt ganz neue Termini geschaffen.

A. Deissmann hat aber in einer Reihe von bahnbrechenden Arbeiten erwiesen, dass die neutestamentliche Sprache einfach die griechische (hellenistische) Volkssprache ist, die sogenannte Koine, wie sie damals überall in Vorderasien und Ägypten vom gemeinen Mann gesprochen wurde und noch in den Denkmälern, vor allen in den vielen neuentdeckten griechischen Papyri aus Ägypten, erhalten ist1). Früher rechnete man mit etwa 550 griechischen Wörtern, die für das Neue Testament eigentümlich sein sollten, von diesen haben Deissmann und seine Schüler bis jetzt über 500 Wörter in der damaligen Volksliteratur nachgewiesen 2).

Diese sprachgeschichtlichen Untersuchungen haben ein besonderes religionshistorisches Interesse, wenn es sich um die religiöse Terminologie handelt. Der Ausdruck >> Sohn Gottes<, der später für die kirchliche Christologie eine so grosse Rolle spielte, ist z. B. dem Heidentum zur

1) Adolf Deissmann: Bibelstudien. Beiträge, zumeist aus den Papyri und Inschriften, zur Geschichte der Sprache, des Schrifttums und der Religion des hellenistischen Judentums und des Urchristentums, Marburg 1895. Neue Bibelstudien, sprachgeschichtliche Beiträge, zumeist aus den Papyri und Inschriften zur Erklärung des Neuen Testam., ibid. 1897. Licht vom Osten. Das Neue Testam. und die neuentdeckten Texte der hellenistisch-römischen Welt, 2. und 3. Aufl. Tübingen 1909. Die Urgeschichte des Christentums im Lichte der Sprachforschung, ib. 1910.

2) A. T. Robertson: Grammar of the Greek New Testament in the Light of Historical Research, 1914, Camden M. Cobern: The New Archeological Discoveries and their Bearing upon the New Testament and upon the Life and Times of the primitive Church, 2. Edit., New York and London 1917. Besonders Part I. I The Story of Modern Discoveries of Papyri, S. 3-97. II New Light from the Papyri upon the Language of the New Testam., S. 98-131.

Jesu Zeit ebenso geläufig, wie er dem damaligen Judentum unbekannt war. In zahlreichen Inschriften wird der römische Cäsar »Sohn Gottes«, 9e viós, genannt (Abb. 66). Auch die Titel, »Herr«, zúgios, und »Heiland«, Gore, wurden nicht allein für den himmlischen Gottessohn, sondern auch für den König oder Kaiser, d. h. für den inkarnierten Gottessohn verwendet1).

Unabhängig von diesen Untersuchungen und mit noch weiterem historischen Überblick hat E. Norden neulich gezeigt, dass die religiöse Terminologie und Redetype der

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Abb. 66. Marmorsockel aus Pergamon mit Ehreninschrift für Augustus. (Berliner Museum).

Nach Deissmann: Licht vom Osten, 2. Aufl., Abb. 53, S. 260.

gnostischen und altchristlichen Literatur sich in festen Formeln bewegt, die von der alten vorderasiatisch-ägyptischen Religion vererbt sind). Wenn z. B. in solchen

1) A. Deissmann: Licht vom Osten, 2. Aufl. IV 9. Christus und die Caesaren: Die Parallelität der technischen Sprache des Christusund des Caesarenkultes, S. 260-276. Camden M. Cobern: The New Archeological Discoveries, 2. Edit. S. 127-128, Vgl. R. Reitzenstein: Poimandres, S. 175-180.

2) Eduard Norden: Agnostos Theos. Untersuchungen zur Formengeschichte religiöser Rede, Leipzig-Berlin 1913. Die Areopagrede der Acta Apostolorum (Acta 1722-31), S. 1–140. Untersuchungen zur Stilgeschichte der Gebets- und Prädikationsformeln, S. 143-308. Besonders: II 3 Die Herkunft dieser Stilformen (Babyloniaca, Aegyptiaca), S. 207-220. II 4 Religionsgeschichtliche Folgerungen, S. 220–223. II 5 Stilgeschichtliche Folgerungen, S. 223–239. III 2 Liturgisches im Paulinischen Schrifttum, S. 250–254. III 3 Das apostolische Glaubensbekenntnis, S. 263-276. » Als gesichertes Ergebnis der beiden Abhandlungen dieses Buches betrachte ich den Nachweis des festen Bestandes

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