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vorübergehende Episode in dieser Mythologie, wo noch dazu wie bei Simon Magus und Mani die göttliche Natur auf Kosten der menschlichen stark hervorgehoben wird1). Der menschliche Jesus war ausserdem auf diesem Kulturboden eine fremde Gestalt aus einem fremden Lande und einer fremden Religion. - Die palästinensische JesusLiteratur ist nicht allein frei von jeder Art Mythologie und Vergöttlichung, sondern auch von Jesus Landsleuten geschrieben und rührt von Männern her, die für Jesus Predigt Verständnis hatten. Etliche haben ihn wohl auch persönlich gekannt. Wir müssen daher zum Schluss den historischen Jesus im Lichte des damaligen Judentums kurz betrachten.

1) So ist auch für Paulus der himmlische Jesus die Hauptsache. Er hatte Gelegenheit genug, sich über den irdischen Jesus zu informieren, verkehrte in Palästina mit Männern, die Jesus nahegestanden sind und von seinem Leben wie von seiner Lehre erzählen konnten. Davon erfahren wir aber in seinen Briefen fast garnichts. Für die Judenchristen, die uns den Grundstock der drei ersten Evangelien überliefert haben, lag das Heil darin, die eigentümliche Persönlichkeit Jesus kennen zu lernen und nach seinen Worten zu leben. Für Paulus hängt alles vom Glauben an die überlieferte heidnische Mythologie ab, vor allem vom Glauben an den stellvertretenden Opfertod des Gottessohnes, der mit Jesus identifiziert wird. Nicht der Fromme, der nach Jesus Worten lebt, wird selig, sondern der Gläubige, der an die Existenz des himmlischen Gottessohnes glaubt. Kein grösserer Fehler könnte wohl hier gemacht werden, als Paulus, so wie wir ihn aus seinen Schriften kennen, als Juden zu betrachten. Er war Jude, wie Luther Katholik war, im Judentum erzogen hat er als erwachsener Mann den Monotheismus, das Grundprinzip des Judentums, aufgegeben, und die Existenz mehrerer göttlicher Wesen angenommen. Die Trinitätslehre, welche diese göttlichen Personen in monotheistischem Sinne auffasst, war zu Pauli Zeit noch nicht erfunden. Sie ist auch nicht in der Bibel belegt, sondern kommt erst ein paar hundert Jahre später auf.

Der Nerv des Judentums war damals wie jetzt das Festhalten an dem einen nationalen Gott und an seinen Gesetzen. Die ganze Kraft der Nation wurde auf diese Aufgabe eingesetzt.

Im 2. Jahrh. v. Chr. unter der grichischen Herrschaft versuchte König Antiochus Epiphanes mit Gewalt den jüdischen Monotheismus auszurotten. Die frommen Juden wählten aber schon damals lieber die Todesstrafe, als von ihrem Glauben abzufallen. Unter den Makkabäerkämpfen fielen an einem Sabbat über 1000 Juden, weil sie sich lieber ohne Kampf niedermetzeln liessen, als zu den Waffen zu greifen und so das Sabbatgebot übertreten.

Unter der Römerherrschaft bis zum Jahre 70 n. Chr., als die Juden ungestört ihren Kultus ausüben konnten, gab es auf jüdischem Boden nur eine Strafe für Abfall von diesem Glauben, nämlich den Tod. Der reine Jahweglaube durfte nicht mit heidnischem Wesen befleckt werden. An den Marmorschranken des inneren Tempelraumes in Jerusalem waren Inschriften angebracht, welche Nichtjuden den Eintritt bei Todesstrafe verboten. Ein Steinblock, der eine solche Inschrift trägt, die Jesus wohl auch oft gelesen hat, befindet sich jetzt im Neuen Museum zu Konstantinopel (Abb. 67). Die Inschrift lautet:

>> Kein Andersbürtiger eintrete in das um das Heiligtum gehende Gitter und Gehege! Wer dabei ergriffen wird, wird sich selbst die Folge zuschreiben müssen, den Tod.)

Eine solche Kluft trennte damals das Judentum vom Heidentum und vom Kultus des Gottessohnes, des wichtigstén Gottes des damaligen semitischen Heidentums, sowohl

1) Vgl. A. Deissmann: Licht vom Osten. Das neue Testament und die neuentdeckten Texte der hellenistisch-römischen Welt. 2. und 3. Aufl., Tübingen 1909, S. 51-52 Abb. 6.

in seiner himmlischen wie in seiner irdischen menschlichen Gestalt. Als Stephanos, wohl ein hellenisierter Jude, seinen Glauben an einen himmlischen Gottessohn bekennt, wurde er z. B. sofort von den Juden gesteinigt, (Acta 755-60). Der strenge jüdische Monotheismus duldet nicht den Gottessohn.

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Abb. 67. Kalksteinblock mit Warnungsinschrift vom Herodianischen Tempel in Jerusalem, früheste Kaiserzeit.

Die Erkenntnis von dieser Tatsache ist wichtig für eine richtige Beurteilung von Jesu Lehre. Es ist unwahrscheinlich, nach allem was wir vom Judentum wissen, dass ein palästinensischer Jude sich damals für den Sohn Gottes im physischen, mythologischen oder heidnischen Sinne ausgeben konnte. Gans ausgeschlossen ist aber, dass er unter den Juden Anhänger für eine solche Lehre finden und sie unbehelligt in den Synagogen predigen konnte.

Seit der grossen monotheistischen Reform fühlte jeder Jude sich als Vorkämpfer für den Monotheismus, und die Synagogen waren die offiziellen jüdischen Gotteshäuser, WO zu Jesu Zeit wie noch heute die Einheit Jahwes ständig eingeschärft wurde, indem das Schema«, das jüdische Glaubensbekenntnis, feierlich zu Anfang des Gottesdienstes am Sabbat rezitiert wurde. Damals gab

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Abb. 68. Reste einer galiläischen Synagoge.

Nach P:son Wetter: Det romerska Världsväldels Religioner, S. 217.

es in jeder Stadt in Palästina eine solche Synagoge, und Reste von solchen galiläischen Synagogen, in welchen Jesus gepredigt hat, stehen noch heute (Abb. 68), aber ihre künstlerische Ausschmückung ist ebenso unberührt vom Polytheismus (Götterbilder und dergleichen) wie die damalige jüdische Religion.

Man wende nicht ein, dass Jesus auch als angeblicher Sohn Gottes und Gotteslästerer von den Juden getötet wurde. Jesus wurde nicht wegen seiner Religion und

nicht von der jüdischen Obrigkeit, sondern als politischer Aufrührer von der römischen Regierung hingerichtet. In der altchristlichen nicht-jüdischen Literatur werden freilich die Juden als Jesu Mörder dargestellt, aber dies rührt sicher vom späteren Gegensatz und Hass zwischen Judentum und Christentum her und ist eine tendenziöse Verdrehung der historischen Tatsachen. Genau in der gleichen Weise wird ja auch in dieser Literatur die Auffassung von Jesu als Sohn Gottes in die palästinensischen Quellen eingetragen, ja Jesus selbst in den Mund gelegt, obwohl Jesus niemals, auch nicht von den späteren Judenchristen, auf diesem Kulturboden als solcher gedacht wurde1). Bei den Juden gab es nur Eine Strafe für Gotteslästerung, nämlich Steinigung, aber Jesus wurde ja nicht wie z. B. Stephanos gesteinigt, sondern gekreuzigt; diese Strafe war nicht jüdisch, sondern römisch, der Exekution der Strafe ging ein Prozess in regelrechten römischen Formen voraus, weil eben nur die römische Regierung damals in Palästina das jus gladii, die Macht über Leben und Tod hatte.

Stephanus wurde durch eine Art Lynch-Justiz ohne gerichtliches Verfahren von den Juden selbst getötet. Es handelte sich hier um religiöse Streitigkeiten, die für die Römer kein Interesse hatten, aber die von Jesus ausgegangene Bewegung war für die Römer von politischer Art und wurde als Aufruhr gegen den Kaiser betrachtet.

Für die Staatsgewalt war nämlich der menschliche Messias ebenso gefährlich wie der göttliche. Im Islam, wo der messianische Prophet, der Mahdi oder »rechtgeleitete <<, in orthodoxen Kreisen auch als Mensch gedacht wird, ist die ganze Geschichte von Muhammed bis auf den heutigen Tag voll von gefährlichem Mahdi-Aufruhr. Die Erhebung unter dem Mahdi oder Messias von Sudan,

1) Vgl. P:son Wetter: Der Sohn Gottes, S. 142-146.

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