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Messias als >>Herr«, Gottessohn und Gott kultisch verehrt wurde. In diesem Gebiete hören wir niemals von Verfolgungen, weil eben das Christentum in dieser Form hier keine neue Religion war, diese syrischen Gemeinden, welchen Paulus sich anschloss, waren die Basis für Pauli Missionstätigkeit. Sie waren aber nicht von ihm geschaffen und werden auch nicht zu seinem Missionsgebiet gerechnet1).

Jedermann weiss, dass die christliche Religion sich bald nach ihrer Entstehung in Judenchristentum und Heidenchristentum spaltete, aber der Vorgang wird gewöhnlich nach der kirchlichen Tradition so aufgefasst, dass Paulus, der Heidenmissionar, die neue Religion vom Mutterboden des Judentums losgelöst hat und das Heidenchristentum geschaffen hat, indem er Jesu Lehre dem Heidentum angepasst und unter den Heiden verbreitet hat.

So idyllisch und glatt ist nun die Sache nicht abgelaufen. Der feindliche Gegensatz zwischen Judenchristentum und Heidenchristentum geht auf die beiden Religionen zurück, die damals in Syrien einander auf Leben und Tod bekämpften, Judentum und Heidentum, JahweReligion und >> Herr <-Religion. Beide haben Jesu Person und Lehre in ihr System aufgenommen, aber nur im Gebiete der >> Herr«-Religion hat das Evangelium sich schnell und anhaltend verbreiten können. Nach der Bibel waren hier schon vor Pauli Bekehrung christliche Gemeinden, die damals - wie noch ein Jahrhundert später dem Judentum und Judenchristentum feindlich gegenüberstanden, aber unter den kultischen mythologi

1) Johannes Weiss: Das Urchristentum, Göttingen 1917. Kap. 24: Syrien, S. 575-601. >> Wir haben hier eine Art Mittelglied zwischen dem palästinensischen Judenchristentum und der paulinischen MissionsKirche und damit ein geschichtlich höchst wichtiges und lehrreiches Beobachtungs-Objekt. S. 576.

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schen Formen der Herr«-Religion oder der »Herr«-Mysterien, die den Mithra-, Attis- und Isismysterien und dem damaligen Prophetenkultus nahe verwandt waren, hat das Evangelium die ganze antike Welt erobert, was für eine jüdische Sekte wie das Judenchristentum nicht möglich gewesen wäre.

Lehrreich ist z. B. die ausserordentlich schnelle Verbreitung in Ägypten, weil hier die Lehre von den drei göttlichen Personen und von der Inkarnation des Sohnes von Alters her dem Volke vertraut war1). Die Gottesmutter Isis und ihr kleiner Sohn (Abb. 69) wird hier wie die kleinasiatische Grosse Mutter und ihr Sohn einfach mit Jungfrau Maria und Jesus identifiziert. Die ganze christliche Mythologie war ja aus dem Mutterschoss der alten vorderasiatischägyptischen Götterlehre erwachsen, die sich auch vielfach mit der griechischrömischen berührt, und viele polytheistische, mythologische Motive, wie z. B. die Jungfraugeburt des göttlichen Sohnes, seine leibliche Auferstehung und sein Kampf mit dem Drachen (Abb. 70), werden im Christentum direkt auf Jesus übertragen.

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Abb. 69. Isis mit dem Horus-Kinde. British Museum. (Elfenbein.)

Diese mythischen Formen waren eine notwendige

1) E. A. Wallis Budge: Egyptian Ideas of the Future Life, London 1899 (Books on Egypt and Chaldæa, Vol. 1 Egyptian Religion) S. 81: > In Osiris the Christian Egyptians found the prototype of Christ, and in the pictures and statues of Isis suckling her son Horus, they perceived the prototypes of the Virgin Mary and her child. Never did Christianity find elsewhere in the world a people whose minds were so thoroughly well prepared to receive its doctrines as the Egyptians.<

Akkommodation der damaligen Zeit, das Christentum hat aber alle andere damaligen Religionen, die in dieselben oder ähnlichen mythischen Formen gekleidet waren, besiegt, weil es mehr als Mythologie bot. Das Christentum hat gesiegt, weil sein Kern, die eigentümliche Lehre Jesus, allen anderen Religionen weit überlegen war, und dieser Kern wird sich behaupten, wenn einmal seine mythologischen Formen der fortschreitenden Kultur weichen müssen.

Vom Schicksal des Christentums im Orient, besonders in seiner eigentlichen Heimat, im semitischen Orient, darf man wohl auf seine Zukunft in den Kulturländern des Abendlandes einen Analogieschluss ziehen.

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Abb. 70. Christus besiegt den Drachen. Stickerei vom 4. Jahrh. n. Chr.') Vgl. Abb. 30, 58 und 59.

Der semitische Orient war ja stets in der Religionsgeschichte der Lehrmeister des Occidents. In der grossen religiösen Reform des Islams, die wenige Jahrhunderte nach dem Sieg des Christentums im | Abendlande erfolgte, ist die Hauptmasse der Semiten dem Beispiel des Judentums gefolgt und hat die Reste der hergebrachten Mythologie aus der Religion ausgemerzt. Das Christentum musste dann hier dem Islam weichen, dessen religiöse und kulturelle Qualität sonst tief unter dem Christentum steht, weil die mythologischen, polytheistischen Elemente

1) Nach P:son Wetter: Det romerska Världsväldets Religioner, S. 401, Bild 36.

des Christentums abstossend wirkten. Für die Muhammedaner ist Jesus zwar ein grosser Prophet, der hohes Ansehen geniesst, aber er ist kein Gott wie im Christentum.

Im Abendlande haben wohl verschiedene Reformen die krassesten Formen des christlichen Polytheismus beseitigt, aber dennoch wird die Einheit Gottes nicht in der Weise betont wie im Judentum und im Islam, und viel Mythologie ist auch im offiziellen Christentum übrig geblieben.

Durch das Trinitätsdogma vom nizänischen Konzil 325 n. Chr. versuchte die Kirche der Lehre von den drei göttlichen Personen einen monotheistischen Anstrich zu geben, weil das junge Christentum schon damals wegen seines Polytheismus scharf angegriffen wurde. Die Trinitäts- oder Dreifaltigkeitslehre, dass die drei Personen im Grunde genommen nur Eine Person sind, kommt nirgends in der Bibel vor. Sie ist ein späteres spekulatives, theologisches Postulat, das dem Volk und der praktischen Frömmigkeit stets unverständlich und fremd. bleiben musste, etwa wie bei den Indern die drei Götter Brahman, Wischnu und Schiwa, von den Theologen als eine » Dreieinigkeit«, Trimurti, aufgefasst werden. Sie ist einer von den vielen Harmonisierungsversuchen, die in künstlicher Weise das Neue mit dem Alten verbinden will, und die wir in der vorgehenden religionshistorischen Entwicklung oft genug beobachtet haben1).

In der von Luther und Zwingli ausgehenden Reform wird die grobe Abendmahlsmythologie der katholischen Kirche beseitigt, und unter den Protestanten fassen heute

1) Ägyptische Trinitäts-Parallelen erwähnt Maspero: Études de mythologie et d'archéologie Egyptiennes, Tome 2. (Bibliotheque Egyptologique, Tome 2), Paris 1893, S. 387 Les trois divinités de la triade se ramenaient à un dieu unique en trois personnes. Über Dreieinheit bei den Klassikern siehe Usener: Dreiheit. Rhein. Museum 1903, S. 36.

nicht allein die Unitarier oder Antitrinitarier, die besonders in Amerika und England zahlreich sind, sondern auch sonst grosse Kreise wie die Juden und Muhammedaner, Jesus nicht als Gott, sondern als gottbegnadeten Menschen auf, indem sie seine übernatürliche Geburt und leibliche Auferstehung in Abrede stellen. Damit fällt die ganze altsemitische Versöhnungslehre oder sogenannte >> Bluttheologie« zu Boden, dass Jesus als stellvertretendes, göttliches Opfer durch sein Blut die Sünden gesühnt habe.

Die antimythologische Bewegung schreitet aber hier langsamer vorwärts als auf semitischem Kulturboden, wo jedenfalls die offizielle Lehre des Islams mit aller Mythologie längst gebrochen hat. Hier, wo man mehr in Kontakt mit den früheren vorchristlichen semitischen Phasen der Religion war, wusste man nämlich, dass diese Elemente von der gahilijje d. h. von der früheren heidnischen Zeit, der Zeit der »Unwissenheit« oder » Barbarei« überliefert waren. Das Abendland kann erst in neuester Zeit sich diese Erkentniss aneignen, wo die Ausgrabungen im Orient und die religionshistorische Forschung die geschichtlichen Anfänge unserer Religion blosslegen.

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