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der altsemitischen Religion nicht erkannt und noch keine organische Verbindung zwischen ihr und den späteren daraus entstandenen Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam nachgewiesen.

Die Eigenart dieser Religionen soll natürlich nicht geleugnet werden, aber die Bibel und der Koran, sowie die jüdischen, christlichen und muslimischen Theologen betrachten diese Religionsformen als anderen semitischen Religionen völlig wesensfremd, obwohl sie auf historischem Wege sich aus der altsemitischen »heidnischen Religion entwickelt haben und vieles mit ihr gemeinsam haben. Diese vererbte dogmatische Ansicht wird gewissermassen von der separatistischen Methode der modernen semitischen Religionswissenschaft gestützt, so dass noch in neuerer Zeit ein Forscher, der durch eine wirklich sachliche Methode die Religion Israels mit den anderen semitischen Religionen, sowie sie von der modernen Spezialforschung dargestellt werden, vergleicht, zu dem Resultat kommt, »dass der Gottesglaube Israels von Alters her spezifisch verschieden war von dem seiner Stammesverwandten. «1)

Gegenüber dieser fragmentarischen und isolierenden Betrachtungsweise muss als ein Fortschritt bezeichnet werden, dass einige Richtungen innerhalb dieser Disziplin den Blick über die Grenzen des einzelnen Landes hinauswerfen und in der bunten Mannigfaltigkeit auch gemeinsame Elemente suchen. Leider verfährt man dabei sehr unkritisch, indem man die Religion eines willkürlich gewählten Volkes als Typus der ur- oder altsemitischen

ris 1905. 524 S. gr. 8vo. Graf Wolf Baudissin: ZDMG Bd. 57, 1903 S. 813-814. S. 837 ähnlich in Archiv f. Rel.-Wissensch. 16. Bd. 1913, S. 389-392.]

1) Fr. Baethgen: Beiträge zur semitischen Religionsgeschichte. Der Gott Israels und die Götter der Heiden, Berlin 1888, Einleit. S. 7.

Religion betrachtet und diese bei allen anderen semitischen Völkern finden will. Solche Versuche sind daher stets gescheitert, weil sie mit den Tatsachen in Widerspruch geraten sind.

Wie bekannt betrachtet die Bibel die hebräische Religion, d. h. die reformierte monotheistische hebräische Religion als die Urreligion aller Völker, und seit den ersten Anfängen der semitischen Religionsgeschichte hat man deshalb häufig diese Religionsform als die ursemitische Religion betrachtet und den Versuch gemacht, sie bei den anderen semitische Völkern zu belegen, wie es ja auch eine Zeit gegeben hat, wo man die hebraische Sprache als Ursprache aller Semiten auffasste. Dieser Hebraismus war nicht allein in dogmatisehen Ursachen begründet, sondern hing auch damit zusammen, dass diese Religion früher am besten gekannt war. Das wenige, was man von den anderen semitischen Religionen wusste, wurde bewusst und unbewusst im Lichte der alttestamentlichen Religion gesehen. Renans Theorie von einem ursprünglichen Monotheismus als Grundlage aller semitischen Religionen war nur ein Versuch, dieser überlieferten Lehre eine mehr wissenschaftliche Form zu geben. Sie hat bis auf den heutigen Tag ihre Nachwirkungen geübt, trotzdem sie von allen historischen Dokumenten widerlegt wird.

In neuerer Zeit haben die assyrisch-babylonischen Ausgrabungen eine ganz unerwartede Fülle von uralten Denkmälern ans Licht gebracht.

Seit dem Aufkommen dieses Materials, etwa seit 1860-70, kann man in der semitischen Religions- und Kulturgeschichte einen wachsende Babylonismus beobachten: Das Studium der babylonisch-assyrischen Inschriften is jetzt so stark in der Vordergrund getreten, dass man sämtliche andere semitische Religionen und

Kulturen im Lichte dieser Denkmäler betrachtet und überall die alte babylonische Kultur als Grundlage voraussetzt. Man nimmt gewöhnlich an, dass diese uralte Religionsform in sehr alter Zeit d. h. schon im 2. Jahrtausend vor Chr. infolge der allesbeherrschenden Macht der babylonischen Kultur sich als »Entlehnung zu allen anderen semitischen Völkern ausgebreitet hat.

Ursprünglich war diese Tendenz an keinen Namen geknüpft. Sie hat lange Zeit unbewusst gewirkt als eine natürliche Folge des vielen neuaufgedeckten uralten Materials. Erst in allerjüngster Zeit ist sie als wissenschaftliche Theorie formuliert und begründet, nachdem sie in den letzten Dezennien der ganzen semitischen Wissenschaft ihren Stempel aufgedrückt hat.

Der Spezialforscher lässt sich gewöhnlich von solchen Modetheorien, die so zu sagen in der Luft liegen, völlig beherrschen, weil er in der Regel über Fragen von allgemeinerer Art selten nachdenkt. Sie wirken deshalb aller Logik zum Trotz mit der Kraft eines religiösen Dogmas, weil es nun einmal so sein muss, und weil alle anderen von ihrer Richtigkeit ausgehen.

So betrachtet schon Osiander um diese Tendenz hier mit ein paar Beispielen zu belegen im Jahre 1866 das assyr.-babyl. Gebiet als »die Wiege des Semitismus < und meint, dass der Gott Aṭṭar, die südsemitische Venusgottheit, durch babylonische Vermittlung von den Persern zu sämtlichen Semiten gekommen ist. Scholz sucht ebenfalls die Heimat des Astartekults im Tiefland zwischen Eufrat und Tigris. Mordtmann und Baethgen finden im altarabischen 'Attar-Kult assyrischen Einfluss, nach Lagrange ist die babylonisch-assyrische Istar sogar nach Äthiopien gewandert. >> Der Gott Bel in Südarabien bei den Sabäern ist wahrscheinlich meint der bekannte holländische Religionshistoriker C. P. Tiele

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>>aus Babylonien eingeführt«, Sin, 'Attar und mehrere westsemitische Götter ebenfalls. Nach Hommel ist 'Attar »in uralter Zeit von Babylon her entlehnte, wie der hadramautische Gott Sin »ebenfalls eine babylonische Entlehnung ist, und wie der katabanische Gott Anbai der babylonische Nebo d. h. Merkur ist. Auch Zimmern betrachtet den südarabischen Mondgott Sin als »alte Entlehnung aus Babylonien «<. >Il est donc probable< meint Et. Comte »que les populations de l'Arabie ont adoré un dieu de la lune emprunté au panthéon babylonien.<< Sayce endlich leitet den ganzen arabischen und westsemitischen Gestirnkult aus Babylonien her. Der südarabische 'Attar, wie der Mondgott und Götterbote, >>was due to the influence of Babylonian culture, die erste Gottheit rührt von den nicht-semitischen Babyloniern her, >> her worship was carried by Babylonian culture to the more purely Semitic peoples of the West. In Arabia and Moab she became a male deity. Der südarabische Mondgott ist auch ein babylonischer Gott, denn »the people of Hadramaut borrowed the name of Sin from Babylonia«. »Samas, the sun, has become a goddes, the moon-god has taken the foremost place in the pantheon, and the sun has accordingly been transformed into his colourless reflection. As in the case of Istar so too in that of the sun-god, the genderless grammar of Summerian facilitated the change. Der männliche babylonische Šamas ist also in Südarabien zu einer weiblichen Gottheit geworden. Der ganze westsemitische und arabische Gestirndienst ist fremdes Import, »It must have been the result of contact with Babylonian civilisation « 1).

1) Ernst Osiander: ZDMG, Bd. 20, 1866, S. 281. Paul Scholz: Götzendienst und Zauberwesen bei den alten Hebräern und den benachbarten Völkern, Regensburg 1877, § 24, S. 263. I. H. Mordtmann: Sabäische Denkmäler, Wien 1883, S. 66. Fr. Baethgen: Beiträge zur

In ähnlicher Weise werden nun auch nordsemitische Religionsformen wie die aramäische, phönizische und hebräische Religion direkt als babylonische Entlehnung betrachtet.

Besonders die hebräische Religionsgeschichte hat, seitdem George Smith 1872 in der Bibliotek Asurbanipals den babylonischen Sinflutsbericht aufdeckte, unter dem Banne des Babylonismus gestanden. Briefe in Keilschrift und in babylonischer Sprache geschrieben von palästinensischen Kleinfürsten an den ägyptischen Pharao, die unter den sogenannten Amarna-Tafeln 1887 in einem ägyptischen Stadtarchiv gefunden wurden, wurden als Beweis für die Alleinherrschaft der babylonischen Kultur in Kanaan schon im 2. Jahrtausend vor Chr. angesehen. Wirkliche wie vermeintliche Berührungen zwischen der hebräischen und babylonischen Religion erregten zu Anfang dieses Jahrhunderts im Babel-Bibel Streit eine mächtige Sensation, wie die einseitige Herleitung der hebräischen Religion aus verwandten babylonischen Vorstellungen in der 3. Ausgabe des verbreiteten Werkes : >> Die Keilinschriften und das Alte Testament« und in

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semitischen Religionsgeschichte, Berlin 1888, S. 118. Marie-Joseph Lagrange: Études sur les religions Sémitiques, 2. édition, Paris 1905, S. 450. O. P. Tiele: Geschichte der Religion in Altertum. Deutsche Übersetzung von G. Gehrich, 1. Bd., Gotha 1896, S. 231. Geschiedenis van den Godsdienst tot aan de heerschapij der wereldgodsdiensten, Leiden 1876. Dänische Übersetzung von Fr. Buhl (Titel Kortfattet Religionshistorie <), København 1884, S. 83-84, 85. Fritz Hommel: Altisralitische Überlieferung in inschriftlicher Beleuchtung, München 1897, S. 79-80. Aufsätze und Abhandlung II, München 1900, S. 156157. Eberhard Schrader: Die Keilinschriften und das alte Testament, 3. Aufl. neu bearbeitet von H. Zimmern und H. Winckler, Berlin 1903, S. 361 Anm. Et. Combe: Histoire du culte de Sin, Paris 1908, S. 85. A. H. Sayce: Gifford lectures. The religions of ancient Egypt and Babylonia, Edinburgh 1903, S. 322, 337, 482-485.

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