ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

II. DIE SEMITISCHE GÖTTERDREIHEIT UND DER DREIEINIGE GOTT

[ocr errors]

KAPITEL 5.

Vater, Sohn und Mutter.

ei allen semitischen Völkern, bei den Äthiopen, Südarabern und Nordarabern, bei den Phöniziern, Hebräern, Aramäern, Assyrern und Babyloniern treffen wir eine Göttertrias, die aus drei göttlichen Personen, zwei Göttern und einer Göttin besteht. Der eine Gott wird stets als alter Mann gedacht, der andere als Kind oder junger Mann, und alle drei Göttergestalten bilden eine Götterfamilie als Vater, Sohn und Mutter, indem die Göttin als Gattin des älteren Gottes erscheint und mit ihm den als Knabe oder jungen Mann gedachten Sohn gebiert.

In der weiterentwickelten semitischen Mythologie wird diese gemeinsemitische Grundvorstellung in verschiedener Weise modifiziert und variiert1), aber die erwähnte Urform

1) Bei den Nordsemiten, wo der junge Gott, der Sohn, wie bei den Ägyptern auf allen Gebieten die Rolle des Vaters übernimmt und diesen allmählich ganz in Schatten stellt, tritt z. B. der Sohn als junger Mann (Adonis) mit der Göttin in Liebesverhältnis. In der babylonischen Theologie sind beide, die Göttin und der junge Gott, Kinder des alten Gottes, des Gott-Vaters. Im späteren Judentum wie im Islam

des Mythus behauptete sich dennoch überall in der semitischen Volks religion mehrere Jahrtausende hindurch bis in die späteste Zeit des semitischen Heidentums als die wichtigste aller Mythen.

Eine ähnliche Götterfamilie kommt auch bei den Nachbarvölker vor. Allgemein bekannt ist die ägyptische Göttertrias, Vater, Mutter und Sohn, die fast in jedem ägyptischen Tempel durch drei Bilder dargestellt ist. >> Die Zahl der Gottheiten pflegt drei zu sein, und entstehen auf diese Weise die sogenannten Triaden, zu denen meist zwei männliche und ein weibliches Wesen gehören; letzteres ist die Gattin des einen Mannes, mit der derselbe den zweiten männlichen Gott erzeugt hat. Dieser Sohn ist dem Vater gleich, er ist bestimmt, an dessen Stelle zu treten« (Abbildung 1).

Diese Dreiheit hat Stoff zu der beliebten Mythe von Osiris, Isis und Horus. abgegeben, wie es scheint die Grundmythe der ägyptischen Religion. Diese Mythe war in der historischen Zeit bei allen Ägyptern, in Unter- wie in Oberägypten, verbreitet, sie ist schon im 5. Jahrtausend vor Chr. belegt und wird uns von Plutarch im 1. Jahrhundert nach Chr. überliefert. Die ganze ägyptische Religion hat von der ältesten historischen Zeit ab unter dem Banne dieser Mythe gestanden. Sie bildete die mythologische Unterlage für die ägyptische Unersterblichkeits- und Auferstehungslehre, für den ägyptischen Königskultus und für die ganze Morallehre. Die Vatergestalt war als der unsterbliche Osiris »der Herr der Ewigkeit, der Männern und Weibern Wiedergeburt gibt, der Bürge für die Auferstehung, man schöpfte »die Über

konzentriert sich die religiöse Verehrung um den Gott-Vater, die beiden anderen Gestalten werden aus der Religion eliminiert oder werden zu blassen Abstraktionen.

[graphic]

Abb. 1. Die Götterdreiheit nach ägyptischer Auffassung. (Ny Carlsberg Glyptothek, Kopenhagen, ägyptische Abteilung)

zeugung von einer Fortdauer nach dem Tode aus dem Glauben an Osiris, der König war der fleischgewordene Gottessohn Horus, und die ganze Götterfamilie, die Gerechtigkeit, Weisheit und Liebe des göttlichen Vaters, die Gattentreue und Mutterliebe der Muttergöttin, die kindliche Pietät und Frommheit des Gottessohnes bildeten das erhabene ethische Vorbild für die menschliche Familie1).

Über die Götter der verschiedenen kleinasiatischen Völker wissen wir nicht viel, »trotzdem scheint es, dass sich neben den lokalen Sonderkulten die ursprüngliche Einheit der Halbinsel . . . auch auf religiösem Gebiet noch deutlich erkennen lässt«. In späterer Zeit tritt unter verschiedenen Namen, »die grosse Mutter, Kybele, Rhea u. a. am deutlichsten hervor eine Muttergöttin mit ihrem Sohn, gewöhnlich Attis genannt, aber dieser Sohn hat natürlich einen Vater gehabt, und in der Tat begegnet uns in äl

1) A Wiedemann: Die Religion der alten Ägypter (Darstellungen aus dem Gebiete der nichtchristlichen Religionsgeschichte 3. Bd.) Münster in W. 1890, S. 59. Kap. 8: Osiris und sein Kreis, S. 109---119. Kap. 9: Die Osirianische Unsterblichkeitslehre, S. 123–139. - - G. Maspero: Études de mythologie et d'archéologie Égyptiennes, Tome 2, Paris 1893 (Bibliothèque Égyptologique, Tome 2) Sur l'énnéade S. 337 -393 besonders S. 386-390. E. A. Wallis Budge: Egyptian Ideas of the future Life, London 1899 (Books on Egypt and Chaldæa, Vol. 1) besonders chapter 2: Osiris the God of the Resurrection, S. 41-83 (S. 71-72). A. H. Sayce: The Religions of ancient Egypt and Babylonia, Gifford Lectures, Edinburgh 1903, Part 1. Lecture VII. Osiris and the Osirian Faith, S. 153-180. A. Erman: Die ägyptische Religion, 2. Aufl., Berlin 1909 (Handbücher der königlichen Museen zu Berlin), Kap. 2, S. 38-44, S. 47-48. Die Entwicklung des Götterglaubens in älterer Zeit, S. 38-44, S. 47-48. H. Ranke im Handwörterbuch > Die Religion in Geschichte und Gegenwarts, Bd. 1, Tübingen 1909. Artikel ›Ägypten, II, Religion, Sp. 174-202, besonders Sp. 176-184, und im Handbuche Altorientalische Texte und Bilder zum Alten Testament», herausgegeben von H. Gressmann, Tübingen 1909. Ägyptische Texte. Der Verstorbene lebt wie Osiris, S. 185–186.

terer Zeit, so z. B. bei den Hittitern um die Mitte des 2. vorchr. Jahrtausends, neben diesen auch eine dritte männliche ältere Gottheit, die wahrscheinlich als Vater des Sohnes aufzufassen ist. Reliefbilder vom hittitischen Bergheiligtum Iasilikaïa bei Boghazköi zeigen uns diese

[graphic][merged small]

Götterdreiheit in hittitischer Tracht (siehe Abbildung 2). >> Sandsynligvis har vi paa Reliefferne i den større Helligdom (3: im hittitischen Bergheiligtum bei Boghazköi) en Gude-Trehed bestaaende af Fader, Moder og Søn. Sønnen holder sig nærmere til Moderen end til Faderen «<. » Den unge skægløse Gud... der antages for at være den guddommelige Søn, genfindes paa hellenistiske Mynttyper fra

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »