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Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten.

Copyright 1922 by Gyldendalske Boghandel,

København.

Nielsen & Lydiche (Axel Simmelkiær). Kopenhagen.

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VORWORT

>>Geistige Befreiung kommt nicht von Mathematik und Naturwissenschaft, sondern von geschichtlicher Forschung.◄

H. Usener: Dreiheit. Rhein. Mus. für Philologie. Neue Folge. 58. Bd. 1903. S. 4.

LS ich vor 20 Jahren im Auslande die Untersuchungen an

Als ich vor hatte, die in der vorliegenden Arbeit einen vor

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läufigen Abschluss bekommen haben, fragte mich ein bayrischer Student, was ich denn eigentlich studierte. Ich untersuche, wie alt die Dreifaltigkeit ist. O, entgegnete er, die ist gerade so alt wie die Einfältigkeit. Diese Antwort ist typisch für weite Kreise der modernen gebildeten Welt, denen die christliche Religion in ihrer überlieferten kirchlichen Gestalt fremd geworden ist. Sie sehen in der christlichen Glaubenslehre nur unnütze Priesterspekulationen, die der gesunden Vernunft widersprechen. Andererseits ist das Dogma von der Dreieinigkeit für viele Menschen mit dem heiligsten religiösen Gefühl verbunden, es ist die Hauptlehre der christlichen Religion, das Panier Judentum und dem Islam gegenüber, und hat noch heute eine ungeheure Macht über die Geister.

Nun muss dieses Dogma wohl einmal einen Sinn gehabt haben, aber wenn man seinem Ursprung historisch nachgeht, macht man gewöhnlich bei dem Neuen Testament oder dem neutestamentlichen Zeitalter Halt. Man weiss, dass die Lehre von der Einheit der drei göttlichen Personen eine künstliche theologische Spekulation aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert ist, die weder im Neuen Testament noch in der neutestamentlichen Zeit belegt ist, aber woher kommen die drei göttlichen Personen, Vater, Sohn und heiliger Geist?

Wie ist eine Gestalt wie der heilige Geist zu erklären, der neben dem Vater und dem Sohne sich so wunderlich ausnimmt?

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Der Sohn hat ja nach der christlichen Glaubenslehre von der Urzeit ab neben dem Vater im Himmel existiert und muss also nicht allein einen himmlischen Vater, sondern auch eine himmlische Mutter gehabt haben. Warum erscheint aber in der zu erwartenden göttlichen Dreiheit Vater-Sohn- Mutter der heilige Geist an Stelle der Muttergöttin? Woher stammt die merkwürdige Lehre von der Inkarnation oder Fleischwerdung des Gottessohnes? Woher die Jungfraugeburt, der Opfertod als Sühne für die Schuld der Menschen und die leibliche Auferstehung? Woher kommt die mysteriöse Sakramentslehre des Christentums, das Essen und Trinken des Leibes und des Blutes des göttlichen Sohnes im heiligen Abendmahl, die Wiedergeburt in der Taufe, wie überhaupt die eigentümliche Auffassung vom Mensch als Kind Gottes, die für das Christentum im Gegensatz zum Judentum und dem Islam so charakteristisch ist u. s. w.? Auf alle diese Fragen geben uns die alt- und neutestamentliche Wissenschaft oder die Dogmengeschichte keine befriedigende Antwort.

Die traditionelle kirchliche Auffassung von der geschichtlichen Vorbereitung der christlichen Dogmen im Alten Testament hat die moderne Wissenschaft längst aufgegeben. Das Judentum zu Christi Zeit verehrte nicht drei göttliche Personen, sondern nur Einen Gott und hatte keine Sakramentslehre. Dagegen hat die neutestamentliche Wissenschaft verschiedene Stadien in der Entwicklungsgeschichte des jungen Christentums schon im ersten nachchr. Jahrhundert erwiesen.

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Die literarische Kritik hat die Einheit des Neuen Testaments aufgelöst. Das Neue Testament ist nicht mehr ein einheitliches Offenbarungsdokument, kein vom Himmel gefallenes Buch, sondern ein Ausschnitt der altchristlichen Literatur, eine Sammlung von Schriften, in verschiedenen Zeiten und Orten unter den gewöhnlichen historischen Bedingungen solcher Literatur entstanden, worin verschiedene Auffassungen vom Christentum und von Jesu Person zum Vorschein kommen. Innerhalb der Evangelien-Literatur stellt z. B. die älteste Schrift, die dem Markusevangelium zugrunde liegt, eine menschliche Jesus-Gestalt dar, diese Gestalt wird in den späteren Matthäus- und Lukasevangelien durch wunderbare Geburt und andere Legenden zu einer Art Halbgott verwandelt, bis sie schliesslich im noch späteren Johannesevangelium völlig als Gott, als ein von der Urzeit neben dem Vater im Himmel existierender göttlicher Sohn erscheint.

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Der Ausgangspunkt für den Kultus des Gottessohnes, für die zweite Person der göttlichen Dreiheit, wäre demnach der historische Jesus. Das Aufkommen der dritten göttlichen Person, des heiligen Geistes, und der Sakramentsmystik bleibt aber dabei rätselhaft, und dieser Entwicklungsgeschichte des göttlichen Sohnes widerspricht die Tatsache, dass die paulinische Literatur, wo Jesus wie im Johannesevangelium völlig als Gott erscheint, und wo fast das ganze irdische Leben Jesu eliminiert ist, zeitlich vor Markus, Mathäus und Lukas anzusetzen ist. Bei Paulus, der, ausserhalb Palästinas geboren, mit der damaligen hellenistisch-heidnischen Kultur und Religion durchaus vertraut war, erscheint Jesus wenige Jahre nach seinem Tod plötzlich als Gott und Gottessohn, während er im palästinensischen Judentum und Judenchristentum stets als Mensch aufgefasst wurde. і Es müssen also andere Faktoren als rein zeitliche hier mitgewirkt haben. Ein Entwicklungsschema, nur auf den neutestamentlichen Schriften aufgebaut, schwebt in der Luft, wenn man nicht dabei das geschichtliche Milieu, d. h. die beiden grundverschiedenen damaligen semitischen Religionen, das monotheistische Judentum und das polytheistische Heidentum, berücksichtigt. Im selben Augenblick, wo das Evangelium den palästinensischen Kulturboden verlässt, wird es zu einer ganz anderen Religion, verbindet sich mit polytheistischen Elementen, die ihm ursprünglich ganz fremd waren.

Diese akute Hellenisierung des Christentums hat A. Harnack im ersten Buche des ersten Bandes seiner Dogmengeschichte stark betont. Die sogenannte Gnosis, eine Religion oder Reli- ' gionsphilosophie, die damals ausserhalb Palästinas überall in Vorderasien und Ägypten herrschte und die altorientalische Religion mit der griechischen Philosophie zusammenschmelzen wollte, hat die Dogmen des jungen Christentums geschaffen. Die Gnostiker waren die Theologen des ersten nachchristlichen Jahrhunderts, sie haben zuerst das Evangelium in ein System von Lehren (Dogmen) verwandelt; sie haben zuerst die Tradition und die christlichen Urkunden wissenschaftlich bearbeitet; sie haben das Christentum für die hellenische Kultur erobert und es dem Judentum und dem Alten Testament bestimmt entgegengesetzt. So ist das Evangelium hier eine nichtjüdische mysteriöse Theosophie geworden, durchwaltet von platonischem Geist und aus den Bausteinen altorientalischer Religion gebaut. Dabei urgiert Harnack hauptsächlich den Einfluss der griechischen

Philosophie, das dogmatische Christentum ist ein Werk des griechischen Geistes auf dem Boden des Evangeliums«.

Nun wird aber mehr und mehr anerkannt, dass die gnostische Religion und das damit eng verbundene Mysterienwesen in starkem Massstabe altorientalische Motive verwenden, und in der Tat haben die Assyriologen längst erwiesen was seit dem Babel-Bibel-Streit allgemein bekannt geworden ist, dass wichtige Elemente der christlichen Glaubenslehre schon in der alten babylonischen Religion vorhanden sind. Der Versuch wäre also berechtigt, ob nicht die vorchristliche semitische Religion in weiterem Umfange Beiträge zu der Vorgeschichte und der Erklärung der immer noch dunklen Momente der christlichen Glaubenslehre geben konnte.

Schon im Jahre 1908, als ich dieses Thema in einer Vorlesung an der Universität zu Kopenhagen behandelte, wurde mir klar, dass die ziemlich komplizierte babylonische KulturReligion nur eine sekundäre Sonderentwicklung einer einfachen Naturreligion war, die seiner Zeit über das ganze semitische Gebiet verbreitet war, und deren Kern die Verehrung dreier Göttergestalten, Vater, Mutter und Sohn, bildete. Die Hauptquelle für diese Religion sind die vorchristlichen semitischen Denkmäler, besonders die in neuester Zeit gefundenen, zahlreichen altarabischen Inschriften, die in so vielen Hinsichten ein ganz unerwartetes Licht auf die älteste semitische Kulturund Religionsgeschichte geworfen haben. Da ich in den folgenden Jahren Material zu einem »Handbuch der südsemitischen Epigraphik sammelte1), und mich so intensiver mit diesen interessanten Texten beschäftigte, meinte ich die Grundform dieser gemeinsemitischen Religion in diesen Inschriften zu finden.

Als ich in einer späteren Vorlesung die weitere Entwick| lung dieser altsemitischen Göttergestalten verfolgte, stellte sich heraus, dass sie noch zu Jesus und Paulus Zeit in der Volksreligion Syriens in vergeistigter Form verehrt wurden, während in Palästina der Gottessohn und die Muttergöttin damals längst verschwunden waren, und so ist allmählich diese Arbeit ent

1) Nachdem die Herren Geh. Hofrat Prof. Dr. Fritz Hommel in München und Prof. Dr. Nikolaus Rhodokanakis in Graz diesem umfassenden Werke ihre wertvolle Mitarbeit zur Verfügung gestellt haben, und der dänische Rask-Ørsted Fond die Sache unterstützt, wird das Handbuch hoffentlich bald erscheinen können.

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