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während die Süd- und Ostseite weniger schwer zu ersteigen ist. Besonders im Osten ist das Terrain ziemlich eben. Um seiner Stadt eine gleichmässige Grundlage zu schaffen, errichtete Tigranes eine Steinterrasse, auf der sich dann die dicken, fünfzig Ellen hohen Mauern erhoben, in deren Inneren er, um den Platz auszunutzen, Pferdeställe und Magazine anbrachte. Im Westen und Norden war die Mauer nur einfach, von Zeit zu Zeit durch riesige Türme verstärkt. Im Osten dagegen erbaute er eine zweifache Mauer von besonderer Stärke. So konnte seine Hauptstadt fast als uneinnehmbar gelten. In der Stadt selbst, mehr im westlichen Teil, erhob sich der fünfzehn Meter hohe Burgberg, der die äusserst starke Zitadelle trug. Von hier konnte man das ganze Vorland des Gebirges überblicken bis an den Batman-Su und im Süden an die Berge, die die Nordgrenze der grossen mesopotamischen Tiefebene bilden. In der Nähe der Stadt entspringt der Farkin-Su, der um die Mauern geleitet einen natürlichen Festungsgraben bildete. Vor der Stadt legte Tigranes ein Schloss an, jedoch ohne feste Mauern, und Lustgärten, Jagdschlösser und Teiche. In der Nähe errichtete er noch ein festes Kastell), wohl zum Schutze der Wasserversorgung für seine Hauptstadt, dessen Ruinen man noch heute erkennen kann 2).

Dieses war die Lage der neuen grossen Hauptstadt des armenischen Reiches, von deren Grösse und Festigkeit noch heute die Ruinen von Mayafarkin einen deutlichen Beweis liefern. Um diese antike Grossstadt in angemessener Weise zu bevölkern, musste Tigranes zu energischen Gewaltmassregeln greifen. So überfiel er im Jahre 77 Kappadokien und schleppte 300 000 Einwohner nach Armenien, die er zum Teil in seiner neuen Hauptstadt ansiedelte 3). Besonders Mazaka1) hatte hierunter zu leiden und über den Taurus hinaus bis nach Kilikien und Phönikien dehnte Tigranes seine Beutezüge aus). Im ganzen wurden zwölf blühende griechische Städte von dem Geschick betroffen, die Gründung des armenischen Eroberers zu bevölkern"). Auch Assyrer, Adiabener und Gordyener nennt Plutarch) unter den Bewohnern von Tigranokerta.

Suchte er so die Griechen heim, um einen guten Bürgerstamm für seine neue Stadt zu erhalten, so mussten auch die Edelsten seines Landes gegen die Strafe der Gütereinziehung ihren Wohnsitz dort aufschlagen, damit es auch an der Entfaltung von Pracht und Luxus nicht fehle ). Auch für die Kunst sorgte er dadurch, dass er eine griechische Schauspielertruppe zur Eröffnung des grossen, prächtigen Theaters nach Tigranokerta berief).

1) Für diese ganze Beschreibung des Stadtbaues vergl. Appian, Mithr. c. 84. 2) Vergl. Belek a. a. O. S. 272. 3) Appian, Mithr. c. 67 und Plut. Luc. c. 21. 4) Strabo XII 2,9 (539). - 5) Strabo XIV 5,2 (669) 6) Strabo XI 14, 15 (532). 7) Luc. c. 27.

8) Appian, Mithr. c. 87 u. Plut. Luc. c. 27.

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9) Plut. Luc. c. 29.

So erreichte er mit Gewalt und Ausdauer, dass aus der kleinen, unbedeutenden Stadt, über die schon seine Ahnen geherrscht hatten, wie durch einen Zauberschlag eine neue, blühende Stadt entstand, die in jeder Beziehung würdig war, die Hauptstadt des durch glückliche Siege vergrösserten und verstärkten Armeniens zu werden, deren Bewohner mit Leichtigkeit ihren Lebensunterhalt aus der fruchtbaren und wasserreichen Umgebung erlangen konnten. So schien die Stadt für die Ewigkeit gegründet zu sein, und doch war sie noch nicht einmal ganz vollendet, als sie gleich bei dem ersten feindlichen Angriff, den ihre Mauern zu bestehen hatten, der Zerstörung zum Opfer fiel.

§ 3. Der Kulturzustand Armeniens.

Doch an einen derartigen Ausgang dachte Tigranes noch nicht, als sein Schwiegervater ihn um Hilfe anging. Da stand er ja noch auf der Höhe seiner Macht, und sein Stolz und sein Dünkel kannten keine Grenzen. Waren doch die Könige von Media Atropatene und von Adiabene seine Vasallen1), der Fürst von Gordyene mit seiner ganzen Streitmacht zur Heeresfolge verpflichtet und die Albaner und Iberer durch ein Bündnis. mit ihm verbunden 2). Dazu kamen noch die Araber am Persischen Golf und viele kleinere Völkerschaften, die Tigranes teils unterworfen, teils durch Verträge gewonnen hatte. Anschaulich schildert uns Plutarch 3) das Leben an diesem asiatischen Königshofe. Eine Menge unterworfener kleiner Könige hatte er zur täglichen Aufwartung um sich, von denen ihn vier als Trabanten zu Fuss in kurzen Gewändern überallhin begleiteten und bei einer Audienz mit gefalteten Händen umstanden, um dadurch ihre Knechtschaft und blinde Unterwürfigkeit zum Ausdruck zu bringen. Auch in seiner Kleidung verleugnete er nicht den asiatischen Despoten. Ueber dem purpur- und weissgestreiften Untergewande trug er einen ganz purpurnen, faltigen Mantel, die Kandys, auf dem Kopfe die Tiara mit dem Diadem, der Stirnbinde der asiatischen Herrscher1).

Mit diesem halbbarbarischen Asiatentum suchte er hellenische Bildung und Kultur zu vereinigen. Aber die Art, auf die er sie einzuführen suchte, und wie er selbst in seinem gewohnten asiatischen Treiben fortlebte, zeigt deutlich, dass ihr Wert ihn selbst nicht durchdrungen hatte, dass er sie nur als äusserliche Tünche gebrauchte, deren Vorteile er sich zwar bediente, doch ohne dabei ihre Segnungen zu verstehen und zu würdigen. Anstatt durch den Verkehr die Griechen in sein Land zu ziehen, überfällt er ihre blühenden Städte und verpflanzt die Bürger durch einen Befehl in seine neue Hauptstadt, um hier die Vorzüge griechischen Bürgertums zu geniessen, ohne zu bedenken, wie viel blühende Kultur er

1) Plut. Luc. c. 26 u. 27.

2) Plut. Luc. c. 26. 3) Plut. Luc. c. 21.

4) Cassius Dio, B. 36 c. 35. Diesen typischen Kopfschmuck zeigen die armenischen Münzen. Vergl. Abbildg. bei Reinach nach S. 69.

durch diese Methode vernichtet hatte, und dass er sich so nie die Liebe und Zuneigung seiner griechischen Untertanen erringen würde. Allerdings stand er hierin durchaus nicht allein da. Schon lange vor ihm sind fast alle grossen Städte Asiens dadurch entstanden, dass ihre Herrscher zahlreiche Dörfer rücksichtslos vereinigten. Nur waren es hier griechische Fürsten, die im griechischen Gebiete von Nation gleichartige Untertanen mit einander verschmolzen, während Tigranes, ein fremder Machthaber, die Griechen in ein fremdes Land verpflanzte. Und als Lukullus Tigranokerta eroberte, zeigten sich die Folgen seines Tuns. Die Griechen hatten sich nur der Gewalt gehorchend dort angesiedelt, ohne jedoch eine neue Heimat gefunden zu haben. Die Zeit war auch viel zu kurz, um sich an das neue Heimwesen zu gewöhnen und, wie so oft an anderen Orten, auch hier im Barbaren volk ein Bollwerk griechischer Kultur zu schaffen. So kehrten sie mit Jubel in ihre alten Städte zurück, als ihnen dazu Gelegenheit geboten wurde, und priesen den Lukullus als ihren Neugründer und Wohltäter1).

Und doch scheint die Gattin des Tigranes, Kleopatra, die Tochter des Mithradates, für griechische Bildung empfänglich gewesen zu sein. Sie hatte den Redner Amphikrates aus Athen an den armenischen Hof gezogen, und er hatte diesem Rufe gern Folge geleistet, obwohl er es abgelehnt hatte, sich in Seleukeia am Tigris niederzulassen. Doch auch er hielt sich nicht in der Gunst des Halbbarbaren. Er starb, wie Plutarch berichtet, eines qualvollen Hungertodes, indem er jegliche Nahrung verweigerte, weil er den Verdacht des Tigranes auf sich gelenkt hatte und in Ungnade gefallen war 2). Nach seinem Tode jedoch liess ihn Kleopatra ehrenvoll beerdigen und ihm bei Sapphe ein Denkmal errichten.

Auch Metrodoros von Skepsis, der Berater des Mithradates, fand anfangs seine Zuflucht am armenischen Hofe vor dem Zorne seines Herrn, bis Tigranes ihn dem pontischen König preisgab, der ihn dann sofort hinrichten liess3). Zwar veranstaltete ihm Tigranes ein prunkvolles Leichenbegängnis, um ihn zu ehren, doch konnte er sich von dem Makel des Verrates dadurch nicht reinigen. Dass er auch eine griechische Schauspielertruppe für sein Theater geworben hatte, ist oben erwähnt.

So hatte sich Tigranes, allerdings auf seine Art, bemüht sein Reich zu hellenisieren. Aber auch dieser Prozess war wie der Bau seiner neuen Hauptstadt noch nicht halb vollendet, als Lukullus einbrach, und damit alles griechische Wesen dem so schnell entwickelten Reiche den Rücken kehrte. Vielleicht aber hätte Tigranes doch sein Ziel erreicht, wenn ihm der siegreiche Römer Zeit dazu gelassen hätte.

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3) So Plut. Luc. c. 22. Vergl. auch Strabo: XIII 1,55 (609/10). Hiernach starb er auf der Flucht, doch lässt es Strabo unentschieden, ob durch Krankheit oder auf Veranlassung des Mithradates.

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Kurt Eckhardt, Die armenischen Feldzüge des Lukullus.

$ 4. Die Natur Armeniens.

Bevor wir zur Darstellung der armenischen Feldzüge des Lukullus übergehen, wollen wir noch einen Blick auf das alte Stammreich des Tigranes werfen. Im allgemeinen genügt das, was uns Strabo 1) über dieses Land berichtet. Die geographische Südgrenze bildet der Taurus, der Armenien von Mesopotamien trennt. Aus dieser Angabe Strabos geht hervor, dass er nicht nur das Land zwischen Euphrat und Tigris als Mesopotamien bezeichnet, wie es bei uns allein üblich ist, sondern auch die ebenen Teile des linken Tigrisufers mit unter diese Bezeichung einbegreift, so dass hierdurch die Ansicht von Lehmann-Haupt noch mehr gestützt wird. Im Osten grenzte Armenien an Grossmedien und Media Atropatene, im Norden an das Land der Albaner und Iberer und an das hohe moschische Randgebirge des Schwarzen Meeres. Die Westgrenze bildet der Paryadris und der Euphrat.

Diese Grenzen schliessen ein Gebirgsland ein, in dem äusserst fruchtbare Flussebenen mit unwegsamen und kalten Gebirgsrücken abwechseln. Dieses trotz seines gebirgigen Charakters reiche Land war nach Plinius 2) in 120 Strategien eingeteilt. Im Norden blühte der Bergbau, sogar Gold fand sich bei Kaballa in der Syspiritis, und berühmt war die Zucht der armenischen Rosse, die hauptsächlich in den Landschaften Komisene und Orchistene betrieben wurde. So war denn auch die Panzerreiterei der Armenier, die Kataphrakten, von denen weiter unten die Rede sein wird, weit gefürchtet. Die Adligen des Landes sassen, wie auch bei uns im Mittelalter, auf festen Burgen 3), von denen aus sie das platte Land beherrschten, und taten als schwergepanzerte Reiter im Korps der Kataphrakten Kriegsdienste. Schon Reinach) hat darauf hingewiesen, dass die Panzerreiter sich aus dem armenischen Adel rekrutierten, und wir haben so ein Analogon für unsere mittelalterlichen Ritterheere. Diese Panzerreiter scheinen eine durchaus asiatische Eigentümlichkeit zu sein, denn wir finden sie auch in gleicher Weise bei den Persern wie bei den Parthern"). Auch für einen reichlichen Kriegsschatz war gesorgt. Die Schatzhäuser Olane und Babyrsa in der Araxesebene und am Euphrat Artagera) waren wohl gefüllt.

So konnte denn Tigranes allerdings auf seine Macht und seinen Reichtum pochend hochmütig auf seinen landesflüchtigen Schwiegervater herabsehen und ihm die Erlaubnis verweigern an seinen Hof zu kommen. Aber schon die Aufnahme des Mithradates in seinem Lande sollte ihn mit den Römern in einen Krieg verwickeln.

1) Strabo XI 14,1 (526/27). 2) Nat. hist. VI, 27.

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3) Tacitus, Ann. XV, c. 27.

4) A. a. O. S. 340. 5) Vergl. u. a. Plutarch, Crassus c. 24.

6) Dieser Ort erlangte später die traurige Berühmtheit, dass hier durch die Hand eines heimtückischen Verräters am 9. September 2 nach Christi Geburt C. Cäsar, ein Enkel des Augustus, die Wunde empfing, die dann später seinen Tod herbeiführte. Velleius Paterculus II 102 u. Florus Epit. II 32.

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Hat Miltiades am Skythenzug teilgenommen?

Herodot IV 138 besagt:

Von E. Obst.

Ἔσαν δὲ οὗτοι οἱ διαφέροντές τε τὴν ψῆφον καὶ ἐόντες

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Diese Liste ist nach geographischen Gesichtspunkten geordnet und auf der gleichen Dreiteilung basiert, wie IV 89, wo es heisst τὸ γὰρ δὴ ναυτικὸν ἦγον Ιονες τε καὶ Αἰολέες καὶ ̔Ελλησπόντιοι, wenn auch hier die Anordnung etwas anders ist. In unserer Liste gibt für die Reihenfolge offenbar die Teilnehmerzahl in jeder der drei Gruppen den Ausschlag, während es in IV 89 von Süd nach Nord geht. Im übrigen ist auch in obiger Liste innerhalb der Gruppen mit mehreren Flottenführern die geographische Aufeinanderfolge gewahrt, und zwar geht sie daselbst von West nach Ost. Die Mittelspalte gibt uns die Namen der Führer an, die letzte Spalte den dazu gehörigen Wohnsitz; beides steht durchgängig im Nominativ. Auffallender Weise aber fehlt in der ersten Gruppe,

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