ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Ist Gott mit seiner Kirche am Ziele, dann wird er zeigen, daß diese Welt nur ein Pilgerhaus für die Glieder seiner Kirche war; dann wird Gott dieses Pilgerhaus abbrechen und seine Kirche einführen in eine neue Erde mit einem neuen Himmel, darinnen Gerechtigkeit wohnet.

So spricht nämlich der Apostel: „Aber was spricht die Schrift? Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn; denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien." Hiermit weist uns der Apostel auf das ewige Ziel der Kirche hin. Er will sagen: Wie einst, nachdem der Spötter Ismael dem rechtmäßigen Sohne des Hauses, dem Isaak, viel Herzeleid zugefügt hatte, dieser endlich sammt seiner Sclavenmutter mit einer Flasche Wassers und einem Stücklein Brodes aus dem Hause in die Wüste verstoßen und der Sohn der Freien allein Erbe des Vaters wurde: so wird es auch mit der falschen und wahren Kirche gehen.

Und so ist es: die Hagarskirche der Geseyes- und Sündenknechte stolzirt jezt herrlich einher, sie brüstet sich hoch mit ihrer Freiheit und Weisheit; sie herrscht, und die wahre Kirche ist ihr unterworfen; sie frohlocket, und die wahre Kirche klagt und seufzet; sie schwebt in hohen Ehren, und die wahre Kirche liegt in Schmach, Schande und Verachtung. Aber nur Geduld! Die Kirche hat nicht nur das Ziel auf Erden, bis ans Ende unüberwindlich zu leiden und zu streiten, sie hat auch das höhere Ziel, endlich ewig zu triumphiren. Es kommt ein Tag, da wird es endlich von der ganzen Hagarskirche heißen: „Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn; denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien." Dies wird vollkommen geschehen am jüngsten Tage. Da wer den alle, welche Christum verworfen haben, hinausgestoßen werden in die äußerste Finsterniß hinaus, ach, selbst ohne Hagars Brodkrumen und Wasserflasche! Hingegen die Kirche der Verheißung wird dann das Wort ihres Königs hören: „Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt."

Mel.: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.
HErr, laß dir befohlen sein
Der Christen heilge Kirchgemein,
Erhalte sie auf Erden

Im Krieg und Sieg, in Leid und Freud,
Bis dort die Himmelsherrlichkeit
Wird offenbaret werden. Amen.

Freitag.

Offenb. 21, 1.: Und ich jahe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr.

Daß der in dieser Welt wallenden und streitenden Kirche eine herrliche Wohnung in einer andern Welt bereitet sei, in welche sie, wenn sie ihre Wallfahrt in diesem Lande der Prüfung vollendet haben wird, eingehen soll, dies ist eine Wahrheit, welche Gott den Menschen nicht erst in dem lezten Buche seiner Offenbarungen entdeckt hat. Schon die ersten Menschen, die um der Sünde willen aus dem Paradiese vertrieben worden waren, bekamen durch die Verheißung eines Erlösers zugleich die Hoffnung, daß dieser Erlöser die verschlossenen Pforten des Paradieses ihnen wieder öffnen, ja, sie in ein gewiß noch schöneres, überirdisches Eden einführen werde. Auch von Abraham, dem Vater der Gläubigen, wird daher bezeugt: „Er war ein Fremdling in dem. verheißenen Lande und wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, welcher Banmeister und Schöpfer Gott ist." David nennt dies das Land der Lebendigen, Salomo aller Himmel Himmel und Jesaias den neuen Himmel und die neue Erde. Noch deutlicher aber redet Christus hiervon; er spricht deutlich von vielen Wohnungen, die dort in seines Vaters Hause seien, und von einer Stätte, die er da den Seinigen bereitet habe; er spricht von ewigen Hütten, in welche sie aufgenommen werden; er spricht von einem Paradiese, in welches der sterbende Schächer mit ihm eingehen. solle; er spricht von himmlischen Scheuern, in welche er seinen Weizen, nämlich die Kinder seines Reiches, einsammeln, und von einem Hochzeitssaale, in welchen er die klugen Jungfrauen einlassen wolle. Diesem gemäß spricht

St. Paulus: „Wir wissen, so unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben von Gott erbauet, ein Haus nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel." Ferner spricht St. Petrus: „Wir warten eines neuen Himmels und einer neuen Erde, nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnt." Und in unserm Texte sagt Johannes: „Und ich sahe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr."

O, eine herrliche Aussicht, die allen Gläubigen in Christo oder seiner Kirche eröffnet wird! Sobald der Gerichtstag zu Ende, die Bücher der Vergeltung zugeschlagen und allen Menschen das Urtheil gefällt sein wird, sobald wird nun die Welt mit ihrer Lust, der Him mel mit seinen Sternen, die Erde mit ihren Bergen und Thälern und das Meer mit seinen Gewässern und Strömen und Bächen vergehen und nicht mehr sein. O selige und abermal selige Menschen, welche hier im Glauben treu blieben und daher dann geschrieben erfunden sein werden in dem Buche des Lebens! Mag immerhin diese Erde mit ihrem Himmel und ihrem Meere vergangen sein, sie verlieren dadurch nichts, eine unbeschreiblich herrlichere Wohnung ist ihnen bereitet von Anbeginn der Welt, von welcher Johannes spricht: „Und ich sahe einen neuen Himmel und eine neue Erde." Jene Wohnung heißt aber darum eine neue Erde und ein neuer Himmel, weil unsere jezige sichtbare Welt ein Vorbild jener unsichtbaren Welt ist, in welcher einst die Kirche Christi von ihren Kämpfen ausruhen und ihre ewigen Triumphe feiern wird. Was daher Schönes, Süßes, Liebliches, Bewunderungswürdiges in dieser irdischen Welt von uns geschaut und genossen wird, das werden die Seligen dort alles wie derfinden; nur das Unvollkommene wird dann davon abgestreift sein. Wie daher hier das Firmament am Tage mit seiner lieblichen Bläne und des Nachts mit seinen leuchten den Körpern uns strahlend umgibt, so werden auch dort wieder die Seligen von einem mit unnennbarer Pracht geschmückten Licht

himmel umgeben sein; und wie hier die Erde sich vor uns ausbreitet gleich einer von Gott selbst gedeckten Tafel, so werden die Seligen auch dort wandeln auf himmlischen Auen, voll von unversiegbaren, klaren Quellen der Seligkeit, voll von Bäumen des Lebens, an denen lauter Früchte himmlischer Erquickung wachsen. Was für ein Sonnenschein wird dort sein, wo Gott selbst die Sonne sein will! Was für ein Funkeln der Sterne wird dort sein, wo Millionen Selige selbst in Sternenglanz leuch= ten werden! Was für ein Morgenthau wird dort von dem neuen Himmel herab fallen! was für Blumen auf der neuen Erde blühen! Was für ein Anblick wird es sein, wenn die ganze neue Schöpfung mit ihren ewigen Herrlichkeiten vor den verklärten Augen der Seligen daliegt!

Mel.: Herzlich thut mich verlangen.

Du aber, meine Freude,
Du, meines Lebens Licht,
Du zeuchst mich, wenn ich scheide,
Hin vor dein Angesicht,

Ins Haus der ewgen Wonne,
Da ich stets freudenvoll,
Gleich als die helle Sonne,
Nächst andern leuchten soll.

Da will ich immer wohnen,
Und nicht nur als ein Gast,
Bei denen, die mit Kronen.
Du ausgeschmücket hast;
Da will ich herrlich singen
Von deinem großen Thun

Und, frei von schnöden Dingen,
In meinem Erbtheil ruhn. Amen.

Samstag.

Offenb. 21, 3. 4.: Und (ich) hörete eine große Stimme von dem Stuhl, die sprach: Siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen; und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Wären die Seligen in dem neuen Jerusalem allein, wohnte Gott nicht mit ihnen

|

darin, so würden sie freilich auch in der schö- seliger Zustand derjenigen, die endlich nen Himmelsstadt doch nicht selig, ja, diese aus dem Thränenthale heimgegangen sind ins würde ihnen mit allem ihrem himmlischen ewige Vaterhaus! Hier hört ihr's, ihr ChriGlanze und ihrem Freudenbrunnen doch nur sten: Dort habt ihr ausgeweint auf immer; ein einsames, ödes Trauerhaus sein. Aber durch den Tod seid ihr eingegangen in das das wird eben ihren Zustand so vollkommen Leben, denn dort ist kein Tod, keine Krankselig machen, daß Gott bei ihnen wohnen wird heit mehr; dort gibt's keine vom Alter gewie ein lieber Vater mitten unter seinen Kin- beugten Greise mehr, dort herrscht eine ewige dern. Denn dort werden die Seligen den drei Jugend; dort seufzet ihr auf keinem Siechbette einigen Gott nicht nur immer von Angesicht mehr; dort steht ihr nicht mehr leidtragend zu Angesicht schauen, sondern Gott wird sie an den Särgen eurer Lieben, denn dort ist auch nie mit Zorn, sondern allein mit ewiger keine Trennung; dort drückt euch keine ArLiebe anblicken; sein Antlig wird nie von einer muth, keine Theuerung, keine Hungersnoth Wolke verhüllt sein wie hier so oft, nein, wie mehr; denn dort sind alle reich, und alle haben eine stets unumwölkte Sonne der Huld, Gnade die Schlüssel zu Gottes unerschöpflichen Schatzund Freundlichkeit wird er über ihnen leuchten. kammern; dort drückt euch kein eisiger Winter, Da wird daher alle knechtische Furcht auf keine kalte Nacht mehr, denn dort lacht euch immer und ewig entschwunden sein und alle ein ewiger Frühling des Himmels; dort drückt als Kinder des himmlischen Vaters ihn ihren euch keine Niedrigkeit, keine Verachtung, keine süßen Abba nennen. Schande mehr, denn dort wird, was hier niedrig war, zu Gottes Thron erhöhet; dort seid ihr alle Priester, Könige und Propheten, von Gott gelehrt, angethan mit priesterlichem Schmucke, gekrönt mit der Krone der Ueberwinder. Alle Wehklage, alle Seufzer sind dort verstummt, denn das Erste ist vergangen. Halleluja!

Ower mag die Herrlichkeit des Zustandes derjenigen beschreiben, welche einst Glieder dieser triumphirenden Gemeine, Glieder die ser heiligen, seligen Gottesfamilie sein werden! Für dieses Gemälde hat diese Welt keine Farben, hierzu hat keine Sprache der Menschen Worte, denn es hat's noch kein Auge gesehen und kein Ohr gehöret, ist auch noch in keines Menschen Herz gekommen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.

Selbst ein Paulus, als er einstmals in dieses himmlische Paradies entzückt worden war, bezeugt, er hörete unaussprechliche Worte, die kein Mensch sagen kann"; und selbst ein Johannes konnte, so lange er noch im Staube lebte, keinem Menschen eigentlich beschreiben, was Gott ihn sehen ließ; er erzählt daher in unserm Terte nur noch, was dort aufhören wird, und spricht: „Und Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen."

Es ist noch eine Ruh vorhanden,

Auf, müdes Herz, und werde Licht!
Du seufzest hier in schweren Banden

Und deine Sonne scheint dir nicht.
Sieh auf das Lamm, das dich mit Freuden
Dort wird auf seinem Stuhle weiden,

Wirf hin die Last, und eil ihm zu!
Bald ist der saure Lauf vollendet,
Bald, bald der schwere Kampf geendet,
So gehst du ein zu deiner Ruh.

Mel.: Valet will ich dir geben.

Nun, JEsu, mein Vergnügen,
Komm, hole mich zu dir,
In deinem Schoß zu liegen,
Komm, meiner Seelen Zier,
Und sebe mich aus Gnaden
In deine Freudenstadt,
So kann mir niemand schaden,
So bin ich reich und satt. Amen.

Sonntag.

Woche Judica.

Joh. 8, 46–59.: Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? So ich euch aber die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht? Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort. Darum höret ihr nicht; denn ihr seid nicht von Gott. Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist und hast den Teufel? JEsus antwortete: Ich habe keinen Teufel, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr unehret mich. Ich juche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie suchet und richtet. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich. Da sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, daß du den Teufel hast. Abraham ist gestorben, und die Propheten, und du sprichst: So jemand mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich. Bist du mehr denn unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? und die Prophe ten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst? JEjus antwortete: So ich mich selber ehre, io iit meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehret, welchen ihr sprecht, er sei euer Gott, und kennet ihn nicht, ich aber kenne ihn. Und so ich würde sagen, ich kenne ihn nicht, so würde ich ein Lügner, gleichwie ihr seid. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort. Abraham, euer Vater, ward froh, daß er meinen Tag sehen sollte; und er jahe ihn und freuete sich. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahr alt und hast Abraham gesehen? JEsus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehe denn Abraham ward, bin ich. Da huben sie Steine auf, daß sie auf ihn würfen. Aber JEjus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus, mitten durch sie hinstreichend.

Wenn Christus spricht: Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? So ich euch aber die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht?" so bezeugt hiermit Christus, daß die Ursache davon, daß die Ju- | den nicht an sein Evangelium glaubten, nicht in einem Mangel dieses seines Evangeliums zu suchen sei, denn niemand könne ihn erstlich einer Sünde zeihen, auch rede er nur untengbare Wahrheit. Die wahre Quelle ihres Un

glaubens gibt aber sodann Christus selbst mit den Worten an: „Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort: darum höret ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott." Christus will hiermit sagen: Wer göttlich gesinnt ist, der nimmt auch gewiß die göttliche Wahrheit, die ich predige, mit Freuden an; weil ihr aber nicht göttlich gesinnt seid, weil ihr boshaft seid, weil ihr ein böses Herz habt, weil ihr die Sünde und Finsterniß lieb habt und nicht lassen wollet, darum höret ihr mein Wort nicht, darum wollt ihr mir nicht glauben.

Hier haben wir den ersten Wink Christi, wo wir die wahre Quelle des Unglaubens zu suchen haben, nicht allein in den Juden, sondern in allen, welche die Bibel und insonderheit das theure Evangelium von Christo verwerfen. Wir haben sie hiernach nirgends anders zu suchen als in der Menschen verderbten Herzen. Gott hat sein Wort nicht so gegeben, daß es ein Mensch desto eher anneh= men könnte, je flüger, je gebildeter, je gelehrter er ist, sondern je mehr sein verderbtes Herz verändert ist. Christi Evangelium ist so beschaffen, daß, wer es annehmen will, dann alle eigne Weisheit für Thorheit halten, alle eigne Gerechtigkeit für ein unfläthiges Kleid erfen= nen, Gott allein die Ehre in allem geben und vor der Welt ein Narr werden muß. Christi Evangelium sezt bei allen, die daran glauben, Armuth des Geistes, Zerknirschung des Herzens, Verlengnung alles eignen Lichts, alles Ruhmes von Wissenschaft und Kunst, aller eignen Würdigkeit, Ehre, Kraft, Tugend und guter Werke voraus; es erfordert gründliche Veränderung nicht nur des Lebens und des äußerlichen Wandels, sondern des ganzen Herzens und Sinnes, mit allen seinen Gedanken, Wünschen, Begierden und Kräften; es erfor= dert bei dem größten Eifer in der Heiligung vor allem die vor der Welt allerverächtlichste Tugend, die Demuth. Es erfordert die Reinigung von allem weltlichen, eitlen, irdischen

Sinn und eine Wiedergeburt der Seele zu einem geistlichen, göttlichen, himmlischen Sinn. Das war die Ursache, warum einst die Juden von Christo, ihrem verheißenen Messias, nichts wissen wollten, und das ist noch jezt die wahre Ursache alles Unglaubens: daß nämlich das Herz des Menschen von Natur ein Grauen vor der Veränderung hat, die das Evange lium von Christo erfordert; daß das Herz von Natur das liebt, was es bei Annahme des Evangeliums hassen müßte, und daß das Evangelium alles zu Schanden macht, worauf der Mensch von Natur stolz ist. Könnten die Ungläubigen ihren Stolz überwinden, könnten sie die Liebe des Irdischen sich aus dem Herzen reißen, könnten sie der Sünde Abschied geben, so würden bald alle ihre Scrupel wegen der Göttlichkeit der Bibel und insonderheit des Evangeliums verschwunden sein.

Doch Christus gibt uns hierbei noch einen Wink in unserm Evangelio, wenn er darin zu den ungläubigen Juden spricht: „Es ist aber mein Vater, der mich ehret, welchen ihr sprechet, er sei euer Gott, und kennet ihn nicht." Christus erklärt hiermit den Juden, daß sie ganz blind seien, daß sie wohl viel von Gott als ihrem Vater redeten, daß sie ihn aber nicht kenneten, und das sei die Ursache, warum sie nicht an ihn, den Sohn des Vaters, glauben wollten. Hier erfahren wir die zweite wahre Ursache des Unglaubens, es ist die natürliche Blindheit aller Menschen.

Christi Evangelium ist nämlich so beschaf fen, daß es kein natürlicher Mensch fassen und begreifen kann, daß es ihm vielmehr als eine Thorheit vorkommen muß. Soll ein Mensch daran glauben, so muß ihn erst Gott erleuchten; er muß ihm nämlich vor allem sein Sünden elend aufdecken; er muß ihm offenbar machen, daß alle menschliche, natürliche Gerechtigkeit und Ehrbarkeit vor Gott nichts tauge; er muß ihm erst dadurch zeigen, wie sehr er eines Heilandes bedürfe, wie schwerlich er nämlich Gott beleidigt und erzürnet habe mit seinen Sünden, und wie er Gott selbst nicht wieder versöhnen und also sich selbst selig machen könne. Wird der Mensch von der Blindheit über sein sündliches Herz geheilt, wird es in ihm dar

[ocr errors]

über Licht, daß er ein verirrter und verlorner Sünder sei, dann ist das größte Hinderniß des Unglaubens gefallen, dann findet auch der Weiseste und Klügste dieser Welt, auch der vormals Selbstgerechteste, auch der vormals ärgste Verächter und Spötter, das Evangelium so voll Weisheit, voll Trost, voll Kraft, voll Seligkeit, so erhaben und doch so lieblich, so geheimnißvoll und doch so passend für sich, daß dann alle Zweifel schwinden; der Mensch fällt dann als ein beschämter Sünder, wie Thomas, Christo zu den Füßen, und ruft, durch die Kraft der göttlichen Wahrheit überwunden, wohl mit bitteren Reuethränen aus: „Mein HErr, und mein Gott!"

Mel.: Eins ist noth, ach HErr, dies Eine.

Aller Weisheit höchste Fülle
In dir ja verborgen liegt.

Gib nur, daß sich auch mein Wille
Fein in solche Schranken fügt,

Worinnen die Demuth und Einfalt regieret
Und mich zu der Weisheit, die himmlisch ist,
führet.

Ach, wenn ich nur JEsum recht kenne und weiß,
So hab ich der Weisheit vollkommenen Preis.

Amen.

Montag.

Marc. 3, 28. 29.: Wahrlich, ich sage euch, alle Sünden werden vergeben den Menschenkindern, auch die Gotteslästerung, damit sie Gott lästern; wer aber den Heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung ewiglich, sondern ist schuldig des ewigen Gerichts.

Hiernach gibt es also eine Sünde, die, während sonst alle Sünden vergeben werden können, allein nicht vergeben werden kann, weder in dieser noch in jener Welt, weder in der Zeit noch in der Ewigkeit, von keiner Creatur im Himmel und auf Erden, ja weder von Gott noch von Menschen: es ist das die Sünde in den Heiligen Geist.

Wer diese Sünde begangen hat, dessen Buße und Bekehrung ist nicht nur schwer, sondern durchaus unmöglich. Für einen solchen Menschen ist, obgleich er noch auf Erden lebt, dennoch bereits die ihm bestimmte Gna

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »