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vor andern die Gabe der Beredtsamkeit ver liehen. Und so ist noch heute dem einen Prediger vor andern diese, einem andern jene Gabe verliehen. Wie man nun an einem Haushalter nicht eigene Güter, sondern nur die Güter seines Herrn sucht, so soll auch eine Gemeinde an ihrem Prediger nicht diese oder jene, sondern nur die gerade ihm von Gott verliehene Gabe suchen. Sucht sie mehr, so ist das nicht nur eine Unbilligkeit, ja, Grausam keit, sondern sie wird auch dann selbst Schuld daran, daß ihr Prediger sein Amt unter ihr nicht mit Freuden, sondern mit Seufzen verwaltet; und das ist ihr nicht gut, denn dann genießt sie durch ihn den vollen Segen nicht, den ihr Gott zugedacht hat.

Doch wenn es in unserm Texte warnend heißt, an einem Prediger solle man nicht mehr“ suchen, „denn daß er treu erfunden werde", so begehrt der Apostel damit zugleich, daß eine Gemeinde hingegen auch nicht weniger, als dieses, bei ihm suche. So wichtig die Treue in Lehre und Leben an einem Prediger ist, so wichtig ist es, daß die Gemeinde dieselbe auch von ihm fordere. Wehe einer Gemeinde, wenn zwar ihr Prediger treu sein will in der Lehre des Wortes Gottes, wenn hingegen sie, die Gemeinde, fordert, daß er ihr etwas anderes, als Gottes reines Wort, öffentlich oder sonderlich predige! Wehe einer Gemeinde, wenn zwar ihr Prediger treu sein will in Widerlegung alles seelengefährlichen Irrthums, wenn hingegen sie, die Gemeinde, von ihm fordert, daß er um zeit lichen Friedens willen davon schweige! Wehe einer Gemeinde, wenn zwar ihr Prediger treu sein will im Strafen alles ungöttlichen Wesens, wenn hingegen sie, die Gemeinde, von ihm fordert, wie einst die Juden zu Jesaias Zeit von ihren Propheten: Prediget uns sanft, schauet uns Täuscherei"! Wehe einer Gemeinde, wenn zwar ihr Prediger treu sein will in Handhabung der von Christo vorgeschriebenen Kirchenzucht, wenn hingegen sie, die Gemeinde, nur den Löse-, nicht aber den Bindeschlüssel gebraucht wissen will! Wehe einer Gemeinde, wenn zwar ihr Prediger darin tren sein will, keinen bösen Unterschied unter seinen

Zuhörern zu machen, wenn hingegen sie, die Gemeinde, von ihm fordert, daß er Person ansehe! Wehe der Gemeinde endlich, wenn zwar ihr Prediger treu sein will auch in einem christlich-gottseligen Leben, wenn hingegen sie, die Gemeinde, entweder von ihm vollkommene Engelsheiligkeit fordert und selbst keine Schwachheit an ihm tragen will, oder wenn sie im Gegentheil von ihm fordert, nur ein guter Gesellschafter zu sein und mit ihr der Welt und dem Fleische zu dienen!

Gottes Gnade hat es in einem gewissen Sinn auch in unsere Hände gelegt, ob das Amt, welches unser Prediger unter uns führt, gesegnet oder ungesegnet sei. Er selbst, unser Prediger, muß als Gottes Haushalter eine furchtbare Caution stellen, daß er treu sein wolle; er muß nämlich uns, der ganzen Kirche und seinem Gott nichts Geringeres als seiner Seelen Seligkeit dafür verpfänden; o laßt uns darum nicht von ihm fordern, was Gott ihm verbietet, oder ihm verbieten, was Gott von ihm fordert! Gott spricht zu ihm: Predige mein Wort ohne Abthun und Zuthun! o laßt uns daher auch von ihm nur Gottes Wort und zwar das ganze Wort, den ganzen Rath Gottes zu unserer Seligkeit fordern! Gott spricht zu ihm: „Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune, und verkündige meinem Volk ihr Uebertreten und dem Hause Jakob ihre Sünde!" o laßt uns daher unsers Predigers Wort aufnehmen mit Sanftmuth, auch wenn er uns straft. Gott spricht zu ihm: „Schäme dich des Evangeliums von Christo nicht, denn es ist eine Kraft Gottes selig zu machen alle, die daran glauben"; o laßt uns für diese Freudenbotschaft als arme Sünder allezeit unsere Herzen und Ohren aufthun und sie im Glauben annehmen!

Mel.: JEsu Leiden, Pein und Tod.

Sorg und laß dein Wort uns auch
Bis an unser Ende,

Daß der Sacramente Brauch
Nie sich von uns wende:
Sorge für die Obrigkeit,
Diener deines Wortes
Und dazu für alle Leut

Jedes Stands und Ortes. Amen.

Sonntag.

Vierte Adventswoche.

Joh. 1, 19-28.: Und dies ist das Zeugniß Johannis, da die Juden sandten von Jerusalem Priester und Leviten, daß sie ihn fragten: Wer bist du? Und er bekannte, und leugnete nicht; und er be kannte: Ich bin nicht Christus. Und sie fragten ihn: Was denn? bist du Elias? Er sprach: Ich bin's nicht. Bist du ein Prophet? Und er antwortete: Nein. Da sprachen sie zu ihm: Was bist du denn? daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach: Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Richtet den Weg des HErrn, wie der Prophet Jejaias gesagt hat. Und die gesandt waren, die waren von den Pharisäern, und fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufest du denn, so du nicht Christus bist, noch Elias, noch ein Prophet? Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennet. Der ist's, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist, deß ich nicht werth bin, daß ich seine Schuhriemen auflöse. Dies geschah zu Bethabara, jenseit des Jordans, da Johannes taufete.

Johannes hatte seine Jugend in einer jüdischen Wüste zugebracht; angethan mit einem rauhen Kleid von Kameelshaaren, hatte er in bewunderungswürdiger Sebstverleugnung sein Leben allein mit Heuschrecken und wildem Honig kümmerlich gefristet. Durch das Außerordentliche in seiner Erscheinung hatte er schon bald die Augen des ganzen Volkes auf sich gezogen; und als er nun endlich, in das Mannesalter getreten, anfing Buße zu predigen, die Nähe des längst erwarteten messianischen Reiches zu verkündigen und denjenigen, welche seinen Predigten glaubten, die Taufe zu ertheilen, da entstand fast allenthalben unter dem Volke der Gedanke, Johannes werde wohl der verheißene Messias selbst sein oder vielleicht Elias, von dem sie meinten, daß er in den Tagen des Messias wieder in das Leben zu rückkehren werde, oder der große Prophet, der nach einem damals allgemein herrschen den Wahne noch neben dem Messias auftreten

sollte. Johannis Ansehen wuchs mit jedem Tage unter dem Volke so, daß selbst die höchste Obrigkeit sich genöthigt sah, um des Volks willen an ihn eine vornehme Gesandtschaft von Priestern und Leviten mit der Frage abzufertigen: „Wer bist du?" Hätte Johannes hierauf geantwortet: „Ich bin Christus, ich bin der verheißene Messias“, so würde ihn ohne Zweifel das bereits erregte Volk in voller Begeisterung als seinem langersehnten Retter und König sogleich gehuldigt haben und keine Obrigkeit würde im Stande gewesen sein, den losbrechenden Strom des Aufruhrs aufzuhalten, hätte sich sodann Johannes an die Spize des Volkes gestellt. Aber was spricht Johannes? Es heißt: „Und er bekannte, und leugnete nicht; und er bekannte: Ich bin nicht Christus."

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Doch die Gesandten fragen ihn nun weiter: „Was denn? Bist du Elias? Er sprach: Ich bin es nicht." Sie fragen ferner: Bist du ein Prophet? Und er antwortete: Nein." War denn Johannes Wardenn nicht wirklich nach Christi eignem Ausspruch der Elias, der dem Messias vorausgehen sollte, und war er nicht ebenfalls nach Christi eignem Zeugniß wirklich ein Prophet, ja größer als alle Propheten? Allerdings in einem gewissen Sinne. Und doch leugnet er beides? — Aus diesem Verhalten Johannis ersehen wir, wie sorgfältig man im Bekenntnisse seines Glaubens sein müsse. Die Juden meinten nämlich, Johannes sei wirklich der Elias, der schon einmal gelebt hatte; Johannes hieß aber Elias, nur weil er ein Mann ,,im Geist und in der Kraft" Eliä war. Er antwortete da= her seinen Fragern nach dem Sinne, in welchem sie ihn gefragt hatten, nicht aber unehrlich nach dem Sinne, welchen er im Herzen hatte, und den er nach dem Wortlaute der Rede seiner Frager hineinlegen konnte. Dieselbe Bewandtniß hat es auch mit der Antwort auf die Frage, ob er der Prophet sei.

In dem Sinne nämlich, in welchem man ihn darnach fragte, war Johannes freilich der Prophet nicht; darum antwortet er ohne Zau dern mit einem entschiedenen Nein! Er wollte also in seinem Bekenntnisse auch die geringste Zweideutigkeit vermeiden.

Doch die Gesandten fahren fort und spre chen: Was bist du denn? Daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach: Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Richtet den Weg des HErrn; wie der Prophet Jesaias gesagt hat." Auch aus dieser Antwort ersehen wir, wie ernstlich Johannes darauf bedacht war, so zu antworten, daß er dabei auch das Mindeste nicht verleugnete, auch die Wahrheiten nicht, die den Gesandten ärgerlich sein mußten; darum sagte nämlich Johannes nicht allein, er sei der Herold, der Vorläufer des Messias, sondern auch, er sei dazu da, die Herzen erst für den Messias durch die Predigt der Buße zuzubereiten.

Jezt verwandelt sich die vorige Freundlichkeit der Gesandten in einen drohenden Ernst. Sie sprechen nämlich nun endlich: „Warum taufest du denn, so du nicht Christus bist, noch Elias, noch ein Prophet?" Mit Freuden aber ergreift nun Johannes die ihm hiermit gegebene Gelegenheit, ein recht deutliches Zeugniß von dem verachteten JEsus von Nazareth, daß dieser der Christus oder Messias sei, und daß auch er zu den Unterthanen seines Reiches gehöre, abzulegen; er antwortet nämlich: „Ich taufe mit Was ser; aber er ist mitten unter euch getreteu, den ihr nicht kennet. Der ist's, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist, deß ich nicht werth bin, daß ich seine Schuhriemen auf löse."

Mel.: Meinen JEsum laß ich nicht.
Laß mich, HErr, bis an den Tod
Meinen JEsum recht befennen
Und mich in der lezten Noth
Seines Leibes Gliedmaß nennen;
Leb und sterb ich nur auf ihn,
Weiß ich, daß ich jelig bin. Amen.

Montag.

Röm. 10, 10.: So man von Herzen glaubet, so wird man gerecht; und so man mit dem Munde be kennet, jo wird man selig.

Wollen wir Christen sein, so haben wir auch den Beruf, Herolde Christi zu sein und seinen Namen mit Wort und Werk, ja mit unserm ganzen Leben zu verklären. Schon das zweite Gebot verpflichtet jeden Menschen dazu, den Namen Christi nie unnüßlich zu führen, was eben durch jede Verleugnung Christi geschieht. So oft wir die zweite Bitte beten, bitten wir Gott um Beistand, Christi Namen zu heiligen, das heißt, seinen Namen vor aller Welt zu bekennen. Und als wir einst getauft wurden, da haben wir uns in das Heer der Streiter Christi unter seine Fahne zum Kampfe für seine Ehre anwerben lassen. So oft wir daher Christum verleugnen, übertreten wir ein heiliges Gebot Gottes, verspotten wir unser eignes tägliches Vaterunser, so brechen wir unsern Taufbund, verlassen wir die unter Christi Kreuze stehende Schaar der gläubigen Bekenner und werden treulose Ueberläufer in das Lager seiner Feinde, der Welt und des Satans. Mag uns daher unsere Vernunft oder unser Herz unter noch so gutem Scheine die Verleugnung irgend einer Wahrheit anrathen, so müssen wir Gottes Gebot und unser heiliges Gelübde, so lieb uns Gottes Huld und unsere Seligkeit ist, stets höher achten.

Hätten wir es aber auch Christo nicht schon versprochen und Gott es uns auch nicht schon geboten, so sollte uns doch schon die Liebe und der Dank, den wir Christo schuldig sind, dazu bewegen, ihn unter keinem Verhältniß und unter keiner Bedingung zu verleugnen. Achten wir es nicht schon für höchst schändlich, wenn ein Freund sich des menschlichen treuen Freun des schämt und hinter seinem Rücken ihn ableugnet? Wie viel schändlicher müssen wir es daher achten, unsern besten Freund im Himmel und auf Erden, der für uns sein Leben, ja, den Himmel und seine Herrlichkeit verlassen hat, der uns aus Tod und Hölle durch ein ganzes Leben voll Schmach und Leiden und endlich durch Vergießung seines Blutes bis

auf den lezten Tropfen so sauer erlöst und, liche Schande eine ewige Ehre, für die zeitliche uns von Ewigkeit geliebt hat, zu verleugnen? Pein eine ewige Freude und Seligkeit erben. Ihn, der, als es unsere Seligkeit galt,,,unter - Wohlan, so habe denn JEsus vor allem Pontio Pilato bezeuget hat ein gutes Be- durch den Glauben unser Herz; aber nicht nur kenntniß“, obwohl er wußte, daß er dafür unser Herz, sondern auch unsern Mund, ja, werde gegeißelt, verspottet, verspeiet, mit Dor- alles, was wir sind und haben! Bekennen nen gekrönt und endlich an das Kreuz geschla- wir ihn aber in solchem Glauben, so werden gen werden? Welch ein geringer Dank für wir auch des Glaubens Ende erlangen, die diese Liebe ist unser mit ein wenig Schmach ewige Seligkeit, denn dann wird Christus dort verbundenes Bekennen! sich auch zu uns bekennen; denn also bezeugt uns der heilige Apostel durch den Heiligen Geist: „So man von Herzen glaubet, so wird man gerecht; und so man mit dem Munde bekennet, so wird man selig.“

Und sind wir es nicht auch unsern Mit brüdern und Miterlösten schuldig, Christum und seine Wahrheit nie vor ihnen zu verleugnen? Sagt Christus nicht: „Die Wahrheit wird euch frei machen"? Sind wir also unserm Nächsten nicht stets schuldig, ihm die volle Wahrheit zu bekennen? Ist es nicht ein greulicher Betrug unsers Herzens, wenn wir meinen, durch Verleugnung einer Wahrheit unserm Nächsten eine Liebe erweisen zu können, da ihn allein die Wahrheit wahrhaft frei und also selig macht?

Endlich aber hat Christus nicht nur die herrliche Verheißung gegeben: „Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater", sondern er hat auch die erschreckliche Drohung hinzugesezt: „Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. Und wer sich Und wer sich mein und meiner Worte schämt, deß wird sich des Menschen Sohn auch schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und seines Vaters und seiner heiligen Engel." Was hülfe es uns also, wenn wir auch durch unsere Verleugnung Christi die Gunst aller Menschen, die Güter der ganzen Erde, ja, die ganze Welt erwürben und gewönnen? Endlich würden wir doch in unserm Tode dies alles wieder verlieren, und nach unserm Tode würden wir erfahren, daß wir Seele und Seligkeit auch verscherzt hätten und dann auf ewig verloren gehen müßten. Was schadet es uns hingegen, wenn wir selbst, wie Johannes der Täufer, weil wir Christum auch nicht mit einem Worte verleugnen wollten, unser Blut vergießen müß ten, denn dann würden wir für das verlorne zeitliche Leben ein ewiges Leben, für die zeit

Mel.: Meinen JEsum laß ich nicht.

Fordert man von mir den Grund
Dessen, das ich hoff und gläube,
Deffne selbsten meinen Mund,
Daß er bei der Wahrheit bleibe
Und ein gut Bekenntniß thut;
Gib dazu mir Kraft und Muth. Amen.

Dienstag.

Ps. 116, 10.: Ich glaube, darum rede ich.

So spricht David und bezeugt hiermit, daß er, da er den Glauben in seinem Herzen trage, daher auch mit seinem Munde davon reden müsse. Etwas Aehnliches bezeugt von sich der Prophet Jeremias im 20. Capitel sei= ner Weissagungen. Er erzählt nämlich_da= selbst, als er dem abgefallenen Volke Israel habe sein Unglück weissagen müssen und dafür nichts als den bittersten Hohn und Spott eingeerntet habe, so habe er sich einstmals vorgenommen, hinfort ganz zu schweigen. „Aber", sezt er hinzu, „es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, in meinen Gebeinen verschlossen, daß ich es nicht leiden konnte, und wäre schier vergangen.“

Aus diesen beiden Beispielen ersehen wir: der wahre Glaube ist eine in dem Herzen des Menschen von Gott selbst angezündete Flamme, die aber, wo sie wirklich brennt, wie ein verschlossenes Feuer sich mit Gewalt Bahn macht, und in feurigen Bekenntnissen des Mundes herausschlägt.

Daß dem wirklich so sei, hat sich zu allen Zeiten durch die Erfahrung deutlich erwiesen; denn so oft nur der Glaube in der Christenheit mehr als sonst aufflammte, so oft finden wir auch unter den Christen einen besonderen Eifer im entschiedensten und freimüthigsten Bekenntniß. Mit welchem Eifer sehen wir in der allerersten Zeit die heiligen Apostel jede Gele genheit wahrnehmen, wo sie aussprechen konn ten, was in ihrem Herzen lebte! Mit welcher Frendigkeit hören wir den heiligen Paulus, obwohl in Ketten und Banden, selbst vor dem Landpfleger Felix und Festus und vor dem König Agrippas und seiner königlichen Gemahlin Bernice Christum, den Gekreuzigten, bekennen! Mit welcher Unerschrockenheit sehen wir die Apostel Petrus und Johannes vor dem Hohenrathe zu Jerusalem' stehen, indem sie ihnen zurufen: Ihr Obersten des Volkes, und ihr Aeltesten von Israel! Euch und allem Volk von Israel sei kund gethan, daß in dem Namen JEsu Christi von Nazareth, welchen ihr gekreuzigt habt, stehet dieser allhier vor euch gesund. Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist." Und da man sie ernstlich bedroht, daß sie hinfort keinem Menschen von diesem Namen sagen sollten, da antworten sie mit fröhlich leuchtenden Augen: „Wir können es ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehöret haben.“

Einen solchen Eifer im Bekenntniß finden wir in den ganzen drei ersten Jahrhunder ten unter den Christen. Kein Scheiterhaufen, kein vom Blute der Bekenner noch gefärbtes Schwert, kein drohender Löwenrachen, ja, keine noch so schreckliche Pein und Marter konnte in dieser Zeit die glaubensstarken Christen abhalten, selbst vor den grausamsten Machthabern zu bekennen: „Wir sind Christen!" Selbst schwache Weiber und zarte Jungfrauen, ja, Kinder stellten sich furchtlos und felsenfest allen Drohungen der Gewaltigen der Erde mit ihrem Glaubensbekenntniß gegenüber.

Und als vor dreihundert Jahren das Evangelium wieder über tausend und aber tausend Herzen den Geist des Glaubens ausgoß,

das Bekenntniß wieder von tausend und aber tausend Lippen. Mochte der römische Bischof zürnend seine Bannstrahlen über die Häupter der evangelischen Christen herabschleu= dern, mochte der Kaiser über sie die sonst so gefürchtete Reichsacht aussprechen, mochte das Bekenntniß: „Ich bin ein lutherischer Christ", mit Gefahr Leibes und Lebens verbunden sein, man konnte nicht mit dem Munde verschweigen, weß das Herz voll war. Es hieß auch damals: „Ich glaube, darum rede ich.“

Vergleichen wir nun hiermit unsere Zeit, müssen wir da nicht ausrufen: Ach, wo seid ihr hin, ihr schönen goldenen Zeiten jener treuen Bekenner? Wird nicht jezt gerade von den meisten unter denen, welche sich Christen nennen, vielmehr nennen, vielmehr Christus gelästert, anstatt bekannt? Leugnen nicht jeßt die meisten sogenannten christlichen Prediger, daß Christus der wahrhaftige Gott und der Versöhner aller Sünder sei? Wohl sind zwar seit einigen

Jahren wieder große herrliche Erweckungen zum Glauben auch unter uns Deutschen geschehen, aber wo ist das freimüthige Bekenntniß zur ganzen Wahrheit, wie wir es bei den ersten Christen und unter unsern Vätern finden? Verlangt man jezt nicht von einem Christen, daß er jeden Glauben für gleich gut erkenne und bekenne? und erklärt man nicht vielfach denjenigen für einen stolzen, hoffärtigen Menschen, der es bekennen will: Gott hat mich die Wahrheit finden lassen, gegen welche alles andere Irrthum ist? — Ach, Christus wird wahrlich öfter verleugnet, als man wähnt!

Mel.: Meinen JEsum laß ich nicht.

David gläubt und redet auch,
Beides muß beijammen stehen,
Das ist wahrer Christen Brauch,
Die nicht Heuchelei begehen,
Und vor der behüte mich,
Heucheln ladet Zorn auf sich. Amen.

Mittwoch.

Phil. 4, 5.: Der HErr ist nahe.

So ruft der heilige Apostel Paulus aus.

was geschah? - Siehe, da ertönte auch bald Was er damit sagen wolle, ist nicht schwer zu

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